4. Mörser, die zum Werfen, namentlich von Brandkugeln, dienten. Diese waren meist gegossen.
Diese Maximilianische Haupteinteilung blieb die Grundlage aller der vielen nachfolgenden "Geschlechts"einteilungen der Geschütze, nur wurden die Grenzen durch die zahllosen Unterarten, für welche es verwirrend viele Namen und Bezeichnungen gab, verwischt.
Karl V. bemühte sich gleichfalls viel um das Geschützwesen, und unter ihm wurde eine noch genauere Kalibrierung durchgeführt. Künstler und Mathematiker widmeten ihre Kräfte dem Artillerie- wesen und schufen die Artilleriewissenschaft. Wir nennen unter diesen, ausser Kaiser Max selbst, Albrecht Dürer, Jacob Preussz, Hartmann, Biringuccio und Tartaglia.
Kaiser Maximilian I. that persönlich viel für die Verbesserung des Geschützwesens, sowohl für Material und Konstruktion, als besonders für die Beweglichkeit der Feldartillerie. Die Artillerie war seine Lieblingswaffe, und er wurde in seinen Bestrebungen von tüchtigen Büchsenmeistern unterstützt, wie von Hans Apolt- zeller, Hans Schnell (siehe Bd. I, S. 934), Hans Sarls (Bd. I, S. 931) und besonders von Freiesleben. Vor seiner Zeit wurden die plumpen Geschütze fast ausnahmslos noch auf schweren Karren gefahren, von denen sie erst mit grosser Mühe abgeladen werden mussten, um in Position gebracht zu werden. Maximilian führte die Lafetten ein und verbesserte dieselben wesentlich. Hierdurch erst erlangte die Artillerie, die bis dahin fast nur für den Festungs- kampf gedient hatte, ihre Bedeutung im offenen Kampfe. Bei seinem Feldzuge gegen Venedig führte Maximilian bereits 106 Räder- geschütze. Für diese Art Geschütze waren die alten, unförmigen, aus schmiedeeisernen Stäben zusammengefügten Rohre nicht zu gebrauchen, sondern man bedurfte leichter gegossener Rohre, und wenn auch der Bronze hierfür der Vorzug gegeben wurde, so fing man doch bereits an, auch Geschützrohre aus Eisen zu giessen. Die Verdienste Maximilians um das Geschützwesen werden im "Weiss-Kunig" gepriesen. Es wird hervorgehoben, dass er Geschütze machen liess, mit denen er nur Eisen schoss, die "scharfen Metzen" genannt wurden. "Er hat auch anderes neues Geschütz erdacht und giessen lassen und genannt Nachtigall, Singerin und Dorntral und sie haben auch nichts anders geschossen denn Eisen". -- "Ferner hat er ganze eiserne Büchsen schmieden und in das ganze Eisen das Rohr bohren lassen. Diese eisernen Büchsen haben die andern Eisenbüchsen, die auf den Kern geschmiedet waren, weit übertroffen."
Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
4. Mörser, die zum Werfen, namentlich von Brandkugeln, dienten. Diese waren meist gegossen.
Diese Maximilianische Haupteinteilung blieb die Grundlage aller der vielen nachfolgenden „Geschlechts“einteilungen der Geschütze, nur wurden die Grenzen durch die zahllosen Unterarten, für welche es verwirrend viele Namen und Bezeichnungen gab, verwischt.
Karl V. bemühte sich gleichfalls viel um das Geschützwesen, und unter ihm wurde eine noch genauere Kalibrierung durchgeführt. Künstler und Mathematiker widmeten ihre Kräfte dem Artillerie- wesen und schufen die Artilleriewissenschaft. Wir nennen unter diesen, auſser Kaiser Max selbst, Albrecht Dürer, Jacob Preuſsz, Hartmann, Biringuccio und Tartaglia.
Kaiser Maximilian I. that persönlich viel für die Verbesserung des Geschützwesens, sowohl für Material und Konstruktion, als besonders für die Beweglichkeit der Feldartillerie. Die Artillerie war seine Lieblingswaffe, und er wurde in seinen Bestrebungen von tüchtigen Büchsenmeistern unterstützt, wie von Hans Apolt- zeller, Hans Schnell (siehe Bd. I, S. 934), Hans Sarls (Bd. I, S. 931) und besonders von Freiesleben. Vor seiner Zeit wurden die plumpen Geschütze fast ausnahmslos noch auf schweren Karren gefahren, von denen sie erst mit groſser Mühe abgeladen werden muſsten, um in Position gebracht zu werden. Maximilian führte die Lafetten ein und verbesserte dieselben wesentlich. Hierdurch erst erlangte die Artillerie, die bis dahin fast nur für den Festungs- kampf gedient hatte, ihre Bedeutung im offenen Kampfe. Bei seinem Feldzuge gegen Venedig führte Maximilian bereits 106 Räder- geschütze. Für diese Art Geschütze waren die alten, unförmigen, aus schmiedeeisernen Stäben zusammengefügten Rohre nicht zu gebrauchen, sondern man bedurfte leichter gegossener Rohre, und wenn auch der Bronze hierfür der Vorzug gegeben wurde, so fing man doch bereits an, auch Geschützrohre aus Eisen zu gieſsen. Die Verdienste Maximilians um das Geschützwesen werden im „Weiſs-Kunig“ gepriesen. Es wird hervorgehoben, daſs er Geschütze machen lieſs, mit denen er nur Eisen schoſs, die „scharfen Metzen“ genannt wurden. „Er hat auch anderes neues Geschütz erdacht und gieſsen lassen und genannt Nachtigall, Singerin und Dorntral und sie haben auch nichts anders geschossen denn Eisen“. — „Ferner hat er ganze eiserne Büchsen schmieden und in das ganze Eisen das Rohr bohren lassen. Diese eisernen Büchsen haben die andern Eisenbüchsen, die auf den Kern geschmiedet waren, weit übertroffen.“
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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
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Diese waren meist gegossen.
Diese Maximilianische Haupteinteilung blieb die Grundlage aller
der vielen nachfolgenden „Geschlechts“einteilungen der Geschütze,
nur wurden die Grenzen durch die zahllosen Unterarten, für welche
es verwirrend viele Namen und Bezeichnungen gab, verwischt.
Karl V. bemühte sich gleichfalls viel um das Geschützwesen, und
unter ihm wurde eine noch genauere Kalibrierung durchgeführt.
Künstler und Mathematiker widmeten ihre Kräfte dem Artillerie-
wesen und schufen die Artilleriewissenschaft. Wir nennen unter
diesen, auſser Kaiser Max selbst, Albrecht Dürer, Jacob Preuſsz,
Hartmann, Biringuccio und Tartaglia.
Kaiser Maximilian I. that persönlich viel für die Verbesserung
des Geschützwesens, sowohl für Material und Konstruktion, als
besonders für die Beweglichkeit der Feldartillerie. Die Artillerie
war seine Lieblingswaffe, und er wurde in seinen Bestrebungen
von tüchtigen Büchsenmeistern unterstützt, wie von Hans Apolt-
zeller, Hans Schnell (siehe Bd. I, S. 934), Hans Sarls (Bd. I,
S. 931) und besonders von Freiesleben. Vor seiner Zeit wurden
die plumpen Geschütze fast ausnahmslos noch auf schweren Karren
gefahren, von denen sie erst mit groſser Mühe abgeladen werden
muſsten, um in Position gebracht zu werden. Maximilian führte
die Lafetten ein und verbesserte dieselben wesentlich. Hierdurch
erst erlangte die Artillerie, die bis dahin fast nur für den Festungs-
kampf gedient hatte, ihre Bedeutung im offenen Kampfe. Bei seinem
Feldzuge gegen Venedig führte Maximilian bereits 106 Räder-
geschütze. Für diese Art Geschütze waren die alten, unförmigen, aus
schmiedeeisernen Stäben zusammengefügten Rohre nicht zu gebrauchen,
sondern man bedurfte leichter gegossener Rohre, und wenn auch der
Bronze hierfür der Vorzug gegeben wurde, so fing man doch bereits an,
auch Geschützrohre aus Eisen zu gieſsen. Die Verdienste Maximilians
um das Geschützwesen werden im „Weiſs-Kunig“ gepriesen. Es wird
hervorgehoben, daſs er Geschütze machen lieſs, mit denen er nur
Eisen schoſs, die „scharfen Metzen“ genannt wurden. „Er hat auch
anderes neues Geschütz erdacht und gieſsen lassen und genannt
Nachtigall, Singerin und Dorntral und sie haben auch nichts anders
geschossen denn Eisen“. — „Ferner hat er ganze eiserne Büchsen
schmieden und in das ganze Eisen das Rohr bohren lassen.
Diese eisernen Büchsen haben die andern Eisenbüchsen, die auf den
Kern geschmiedet waren, weit übertroffen.“
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/344>, abgerufen am 23.11.2024.
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