mag damit nicht zögern, nicht, weil ich, o Vulkan, deine Blitze, deine Donner, deine tobenden Stürme fürchtete, aber ich lächle bei dem Gedanken, meine müde Seele für einige Zeit wachzurufen, und ihrem dichterischen Verlangen einen freien Aufschwung zu gestatten. Wolle du gnädig unser Unternehmen begünstigen, du mächtiger Schieds- richter der Welt, du, der einzige geschmückten Hauptes, der mit einem Losungswort uns schützen kann, denn du bist der höchste Gott: ver- leihe deinem jungen Kinde die erforderliche Kraft und Weisheit. --
Auf dem Gebiete von Vandeuvre giebt es einen Platz, worauf eine Eisenhütte (ce que nous nommons une forge) sich befindet. Sie liegt am Ufer des Flusses Barse, mitten in Wiesen und in der Nähe eines hohen Turmes, den einst vandalische Krieger errichtet hatten, wie dies die Geschichte und aufgefundene Monumente uns lehren; daher trägt jenes Gebiet den Namen Vandeuvre, dessen Nachbar- gebiet Langres grossen Ruhm erworben hat. Hier ist, wie ich sagte, der Platz, wo die Eisenhütte liegt; hier ist es, wo mein Vater Bour- bon (o möchten die gütigen Götter ihn mir erhalten) die Arbeit leitet. Zunächst wählt er sich Arbeiter aus, die es verstehen, Bäume zu fällen, lange Mühe zu ertragen und die Axt zu führen; diese führt er in den Wald. Die Steinesche, die sich leicht fällen lässt, die wilde Esche, sowie die andern Eschenarten, die Steineiche, die Fichte und die Buche, Baumarten, die schon den Alten zur Feuerung ge- dient haben, stürzen krachend unter den Streichen der Axthiebe. Der ganze Wald hallt davon wieder; Haufen von Holz erheben sich nach allen Seiten hin. Der erfahrene Holzhacker schont das Unter- holz, der unwissende hackt die Stechpalme mit, der Buchs lehnt sich auf: denn die Kohle, aus diesen Hölzern gebrannt, ist zu nichts nütze; und wenn man sie anzünden will, so prasselt sie auf, wie das Holz des Lorbeers, wirft eine leuchtende Flamme aus und erlöscht rasch; die Arbeit aber lässt nach und der Arbeiter schäumt vor Wut. Hat man nun gefunden, dass die Menge des geschlagenen Holzes genügt, so beginnen die Waldbewohner, arme Leute, nur schlecht bekleidet, aber stets zufrieden mit ihrem Los und geübt, Beschwerden zu er- tragen, das Holz zu messen, und die Holzhacker zählen die gefällten Stämme; sie beeifern sich aber, zu prüfen und die genaue Zahl auf- zunehmen, damit sie sich nicht irren bezüglich der Kohle, die sie meinem Vater abliefern, und dass anderseits mein Vater nicht mehr bezahle als sie verdienen.
Jetzt sucht ein jeder einen entblössten, völlig trockenen Platz, denn die Kohle brennt sich nicht gut auf feuchtem Boden und verzehrt
Einleitung.
mag damit nicht zögern, nicht, weil ich, o Vulkan, deine Blitze, deine Donner, deine tobenden Stürme fürchtete, aber ich lächle bei dem Gedanken, meine müde Seele für einige Zeit wachzurufen, und ihrem dichterischen Verlangen einen freien Aufschwung zu gestatten. Wolle du gnädig unser Unternehmen begünstigen, du mächtiger Schieds- richter der Welt, du, der einzige geschmückten Hauptes, der mit einem Losungswort uns schützen kann, denn du bist der höchste Gott: ver- leihe deinem jungen Kinde die erforderliche Kraft und Weisheit. —
Auf dem Gebiete von Vandeuvre giebt es einen Platz, worauf eine Eisenhütte (ce que nous nommons une forge) sich befindet. Sie liegt am Ufer des Flusses Barse, mitten in Wiesen und in der Nähe eines hohen Turmes, den einst vandalische Krieger errichtet hatten, wie dies die Geschichte und aufgefundene Monumente uns lehren; daher trägt jenes Gebiet den Namen Vandeuvre, dessen Nachbar- gebiet Langres groſsen Ruhm erworben hat. Hier ist, wie ich sagte, der Platz, wo die Eisenhütte liegt; hier ist es, wo mein Vater Bour- bon (o möchten die gütigen Götter ihn mir erhalten) die Arbeit leitet. Zunächst wählt er sich Arbeiter aus, die es verstehen, Bäume zu fällen, lange Mühe zu ertragen und die Axt zu führen; diese führt er in den Wald. Die Steinesche, die sich leicht fällen läſst, die wilde Esche, sowie die andern Eschenarten, die Steineiche, die Fichte und die Buche, Baumarten, die schon den Alten zur Feuerung ge- dient haben, stürzen krachend unter den Streichen der Axthiebe. Der ganze Wald hallt davon wieder; Haufen von Holz erheben sich nach allen Seiten hin. Der erfahrene Holzhacker schont das Unter- holz, der unwissende hackt die Stechpalme mit, der Buchs lehnt sich auf: denn die Kohle, aus diesen Hölzern gebrannt, ist zu nichts nütze; und wenn man sie anzünden will, so prasselt sie auf, wie das Holz des Lorbeers, wirft eine leuchtende Flamme aus und erlöscht rasch; die Arbeit aber läſst nach und der Arbeiter schäumt vor Wut. Hat man nun gefunden, daſs die Menge des geschlagenen Holzes genügt, so beginnen die Waldbewohner, arme Leute, nur schlecht bekleidet, aber stets zufrieden mit ihrem Los und geübt, Beschwerden zu er- tragen, das Holz zu messen, und die Holzhacker zählen die gefällten Stämme; sie beeifern sich aber, zu prüfen und die genaue Zahl auf- zunehmen, damit sie sich nicht irren bezüglich der Kohle, die sie meinem Vater abliefern, und daſs anderseits mein Vater nicht mehr bezahle als sie verdienen.
Jetzt sucht ein jeder einen entblöſsten, völlig trockenen Platz, denn die Kohle brennt sich nicht gut auf feuchtem Boden und verzehrt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0036"n="16"/><fwplace="top"type="header">Einleitung.</fw><lb/>
mag damit nicht zögern, nicht, weil ich, o Vulkan, deine Blitze, deine<lb/>
Donner, deine tobenden Stürme fürchtete, aber ich lächle bei dem<lb/>
Gedanken, meine müde Seele für einige Zeit wachzurufen, und ihrem<lb/>
dichterischen Verlangen einen freien Aufschwung zu gestatten. Wolle<lb/>
du gnädig unser Unternehmen begünstigen, du mächtiger Schieds-<lb/>
richter der Welt, du, der einzige geschmückten Hauptes, der mit einem<lb/>
Losungswort uns schützen kann, denn du bist der höchste Gott: ver-<lb/>
leihe deinem jungen Kinde die erforderliche Kraft und Weisheit. —</p><lb/><p>Auf dem Gebiete von Vandeuvre giebt es einen Platz, worauf<lb/>
eine Eisenhütte (ce que nous nommons une forge) sich befindet. Sie<lb/>
liegt am Ufer des Flusses Barse, mitten in Wiesen und in der Nähe<lb/>
eines hohen Turmes, den einst vandalische Krieger errichtet hatten,<lb/>
wie dies die Geschichte und aufgefundene Monumente uns lehren;<lb/>
daher trägt jenes Gebiet den Namen Vandeuvre, dessen Nachbar-<lb/>
gebiet Langres groſsen Ruhm erworben hat. Hier ist, wie ich sagte,<lb/>
der Platz, wo die Eisenhütte liegt; hier ist es, wo mein Vater Bour-<lb/>
bon (o möchten die gütigen Götter ihn mir erhalten) die Arbeit<lb/>
leitet. Zunächst wählt er sich Arbeiter aus, die es verstehen, Bäume<lb/>
zu fällen, lange Mühe zu ertragen und die Axt zu führen; diese führt<lb/>
er in den Wald. Die Steinesche, die sich leicht fällen läſst, die<lb/>
wilde Esche, sowie die andern Eschenarten, die Steineiche, die Fichte<lb/>
und die Buche, Baumarten, die schon den Alten zur Feuerung ge-<lb/>
dient haben, stürzen krachend unter den Streichen der Axthiebe.<lb/>
Der ganze Wald hallt davon wieder; Haufen von Holz erheben sich<lb/>
nach allen Seiten hin. Der erfahrene Holzhacker schont das Unter-<lb/>
holz, der unwissende hackt die Stechpalme mit, der Buchs lehnt sich<lb/>
auf: denn die Kohle, aus diesen Hölzern gebrannt, ist zu nichts nütze;<lb/>
und wenn man sie anzünden will, so prasselt sie auf, wie das Holz<lb/>
des Lorbeers, wirft eine leuchtende Flamme aus und erlöscht rasch;<lb/>
die Arbeit aber läſst nach und der Arbeiter schäumt vor Wut. Hat<lb/>
man nun gefunden, daſs die Menge des geschlagenen Holzes genügt,<lb/>
so beginnen die Waldbewohner, arme Leute, nur schlecht bekleidet,<lb/>
aber stets zufrieden mit ihrem Los und geübt, Beschwerden zu er-<lb/>
tragen, das Holz zu messen, und die Holzhacker zählen die gefällten<lb/>
Stämme; sie beeifern sich aber, zu prüfen und die genaue Zahl auf-<lb/>
zunehmen, damit sie sich nicht irren bezüglich der Kohle, die sie<lb/>
meinem Vater abliefern, und daſs anderseits mein Vater nicht mehr<lb/>
bezahle als sie verdienen.</p><lb/><p>Jetzt sucht ein jeder einen entblöſsten, völlig trockenen Platz,<lb/>
denn die Kohle brennt sich nicht gut auf feuchtem Boden und verzehrt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[16/0036]
Einleitung.
mag damit nicht zögern, nicht, weil ich, o Vulkan, deine Blitze, deine
Donner, deine tobenden Stürme fürchtete, aber ich lächle bei dem
Gedanken, meine müde Seele für einige Zeit wachzurufen, und ihrem
dichterischen Verlangen einen freien Aufschwung zu gestatten. Wolle
du gnädig unser Unternehmen begünstigen, du mächtiger Schieds-
richter der Welt, du, der einzige geschmückten Hauptes, der mit einem
Losungswort uns schützen kann, denn du bist der höchste Gott: ver-
leihe deinem jungen Kinde die erforderliche Kraft und Weisheit. —
Auf dem Gebiete von Vandeuvre giebt es einen Platz, worauf
eine Eisenhütte (ce que nous nommons une forge) sich befindet. Sie
liegt am Ufer des Flusses Barse, mitten in Wiesen und in der Nähe
eines hohen Turmes, den einst vandalische Krieger errichtet hatten,
wie dies die Geschichte und aufgefundene Monumente uns lehren;
daher trägt jenes Gebiet den Namen Vandeuvre, dessen Nachbar-
gebiet Langres groſsen Ruhm erworben hat. Hier ist, wie ich sagte,
der Platz, wo die Eisenhütte liegt; hier ist es, wo mein Vater Bour-
bon (o möchten die gütigen Götter ihn mir erhalten) die Arbeit
leitet. Zunächst wählt er sich Arbeiter aus, die es verstehen, Bäume
zu fällen, lange Mühe zu ertragen und die Axt zu führen; diese führt
er in den Wald. Die Steinesche, die sich leicht fällen läſst, die
wilde Esche, sowie die andern Eschenarten, die Steineiche, die Fichte
und die Buche, Baumarten, die schon den Alten zur Feuerung ge-
dient haben, stürzen krachend unter den Streichen der Axthiebe.
Der ganze Wald hallt davon wieder; Haufen von Holz erheben sich
nach allen Seiten hin. Der erfahrene Holzhacker schont das Unter-
holz, der unwissende hackt die Stechpalme mit, der Buchs lehnt sich
auf: denn die Kohle, aus diesen Hölzern gebrannt, ist zu nichts nütze;
und wenn man sie anzünden will, so prasselt sie auf, wie das Holz
des Lorbeers, wirft eine leuchtende Flamme aus und erlöscht rasch;
die Arbeit aber läſst nach und der Arbeiter schäumt vor Wut. Hat
man nun gefunden, daſs die Menge des geschlagenen Holzes genügt,
so beginnen die Waldbewohner, arme Leute, nur schlecht bekleidet,
aber stets zufrieden mit ihrem Los und geübt, Beschwerden zu er-
tragen, das Holz zu messen, und die Holzhacker zählen die gefällten
Stämme; sie beeifern sich aber, zu prüfen und die genaue Zahl auf-
zunehmen, damit sie sich nicht irren bezüglich der Kohle, die sie
meinem Vater abliefern, und daſs anderseits mein Vater nicht mehr
bezahle als sie verdienen.
Jetzt sucht ein jeder einen entblöſsten, völlig trockenen Platz,
denn die Kohle brennt sich nicht gut auf feuchtem Boden und verzehrt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/36>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.