sein mögen, Meister, die aber in früherer Zeit arbeiteten, als die Rüstung thatsächlich entstanden ist. Heinrich Knopf, von dem sie gekauft wurde, war nur der Unterhändler, nicht der Verfertiger; er selbst war ein Goldschmied und "Konterfekter" in Nürnberg, von dem Schaugroschen bekannt sind, die er selbst gegossen. Von gleicher Hand wie diese Prachtrüstung und zum Teil mit gleichen Verzierungen geschmückt ist der in derselben Sammlung daneben stehende schwarze Prunkharnisch mit goldenen, getriebenen Ver- zierungen, welcher ein paar Jahre zuvor, nämlich 1604, von eben demselben Heinrich Knopf für den Herzog Johann Georg zu Sachsen, den Bruder des Kurfürsten Christian II. und nachmaligen Kurfürsten, erkauft wurde und welcher wiederum Übereinstimmung mit dem Prunkharnisch des Kaisers Rudolf II. (+ 1612) im Kaiserl. Königl. Artillerie-Arsenal-Museum zu Wien zeigt. Alle drei sind nach Zeichnungen eines der süddeutschen Maler Christof Schwarz (+ 1597), Hans Mielich (+ 1579), Johann von Aachen, Box- berger, Friedrich Suatris und anderer, welche Entwürfe für die Werkstätten der Waffenschmiede lieferten, angefertigt, und da sich nun aktenkundig ermitteln liess, dass die zweite derselben von "Antoni Pfeffern" (d. i. Anton Pfeffenhäuser) für Johann Georg I. zu Augsburg geschlagen worden, so hätten wir als den Meister aller dieser drei Prachtrüstungen den seiner Zeit schon hoch- berühmten Pfeffenhäuser in Augsburg -- dessen Bild auf einer Medaille erhalten ist -- gefunden, also denselben Meister, der schon zu Zeiten des Kurfürsten August, mehr aber noch zu denen der beiden Christiane der berühmteste Plattner in Augsburg sein musste, da alle besseren Rüstungen, die in den letzten 25 Jahren des 16. Jahrhunderts und den ersten des 17. von den äusserst kunst- sinnigen und prunkliebenden sächsischen Fürsten angeschafft wurden, ausschliesslich von ihm herrühren, und alle im Historischen Museum noch vorhandenen, ihm oder seiner Werkstatt sicher angehörenden, die höchste Vollkommenheit erkennen lassen. Jedenfalls hatte Pfeffenhäuser die tüchtigsten Kräfte zur Seite, deren ja immer mehrere zur Herstellung solcher Kunstwerke sich die Hand reichten: treffliche Zeichner, Treiber und Ätzmaler."
Im Paradesaale des Dresdener Museums befinden sich noch mehrere vorzügliche Rüstungen Anton Pfeffenhäusers, so der unter Nr. 1 aufgeführte vollständige, blankeiserne Prachtharnisch zum Freiturnier; Nr. 3 eine vollständige Rüstung für Mann und Ross zum Freiturnier, blank und reich verziert, für Kurfürst Christian I.,
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
sein mögen, Meister, die aber in früherer Zeit arbeiteten, als die Rüstung thatsächlich entstanden ist. Heinrich Knopf, von dem sie gekauft wurde, war nur der Unterhändler, nicht der Verfertiger; er selbst war ein Goldschmied und „Konterfekter“ in Nürnberg, von dem Schaugroschen bekannt sind, die er selbst gegossen. Von gleicher Hand wie diese Prachtrüstung und zum Teil mit gleichen Verzierungen geschmückt ist der in derselben Sammlung daneben stehende schwarze Prunkharnisch mit goldenen, getriebenen Ver- zierungen, welcher ein paar Jahre zuvor, nämlich 1604, von eben demselben Heinrich Knopf für den Herzog Johann Georg zu Sachsen, den Bruder des Kurfürsten Christian II. und nachmaligen Kurfürsten, erkauft wurde und welcher wiederum Übereinstimmung mit dem Prunkharnisch des Kaisers Rudolf II. († 1612) im Kaiserl. Königl. Artillerie-Arsenal-Museum zu Wien zeigt. Alle drei sind nach Zeichnungen eines der süddeutschen Maler Christof Schwarz († 1597), Hans Mielich († 1579), Johann von Aachen, Box- berger, Friedrich Suatris und anderer, welche Entwürfe für die Werkstätten der Waffenschmiede lieferten, angefertigt, und da sich nun aktenkundig ermitteln lieſs, daſs die zweite derselben von „Antoni Pfeffern“ (d. i. Anton Pfeffenhäuser) für Johann Georg I. zu Augsburg geschlagen worden, so hätten wir als den Meister aller dieser drei Prachtrüstungen den seiner Zeit schon hoch- berühmten Pfeffenhäuser in Augsburg — dessen Bild auf einer Medaille erhalten ist — gefunden, also denselben Meister, der schon zu Zeiten des Kurfürsten August, mehr aber noch zu denen der beiden Christiane der berühmteste Plattner in Augsburg sein muſste, da alle besseren Rüstungen, die in den letzten 25 Jahren des 16. Jahrhunderts und den ersten des 17. von den äuſserst kunst- sinnigen und prunkliebenden sächsischen Fürsten angeschafft wurden, ausschlieſslich von ihm herrühren, und alle im Historischen Museum noch vorhandenen, ihm oder seiner Werkstatt sicher angehörenden, die höchste Vollkommenheit erkennen lassen. Jedenfalls hatte Pfeffenhäuser die tüchtigsten Kräfte zur Seite, deren ja immer mehrere zur Herstellung solcher Kunstwerke sich die Hand reichten: treffliche Zeichner, Treiber und Ätzmaler.“
Im Paradesaale des Dresdener Museums befinden sich noch mehrere vorzügliche Rüstungen Anton Pfeffenhäusers, so der unter Nr. 1 aufgeführte vollständige, blankeiserne Prachtharnisch zum Freiturnier; Nr. 3 eine vollständige Rüstung für Mann und Roſs zum Freiturnier, blank und reich verziert, für Kurfürst Christian I.,
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
sein mögen, Meister, die aber in früherer Zeit arbeiteten, als die
Rüstung thatsächlich entstanden ist. Heinrich Knopf, von dem
sie gekauft wurde, war nur der Unterhändler, nicht der Verfertiger;
er selbst war ein Goldschmied und „Konterfekter“ in Nürnberg,
von dem Schaugroschen bekannt sind, die er selbst gegossen. Von
gleicher Hand wie diese Prachtrüstung und zum Teil mit gleichen
Verzierungen geschmückt ist der in derselben Sammlung daneben
stehende schwarze Prunkharnisch mit goldenen, getriebenen Ver-
zierungen, welcher ein paar Jahre zuvor, nämlich 1604, von eben
demselben Heinrich Knopf für den Herzog Johann Georg zu Sachsen,
den Bruder des Kurfürsten Christian II. und nachmaligen Kurfürsten,
erkauft wurde und welcher wiederum Übereinstimmung mit dem
Prunkharnisch des Kaisers Rudolf II. († 1612) im Kaiserl. Königl.
Artillerie-Arsenal-Museum zu Wien zeigt. Alle drei sind nach
Zeichnungen eines der süddeutschen Maler Christof Schwarz
(† 1597), Hans Mielich († 1579), Johann von Aachen, Box-
berger, Friedrich Suatris und anderer, welche Entwürfe für die
Werkstätten der Waffenschmiede lieferten, angefertigt, und da sich
nun aktenkundig ermitteln lieſs, daſs die zweite derselben von
„Antoni Pfeffern“ (d. i. Anton Pfeffenhäuser) für Johann
Georg I. zu Augsburg geschlagen worden, so hätten wir als den
Meister aller dieser drei Prachtrüstungen den seiner Zeit schon hoch-
berühmten Pfeffenhäuser in Augsburg — dessen Bild auf einer
Medaille erhalten ist — gefunden, also denselben Meister, der schon
zu Zeiten des Kurfürsten August, mehr aber noch zu denen der
beiden Christiane der berühmteste Plattner in Augsburg sein muſste,
da alle besseren Rüstungen, die in den letzten 25 Jahren des
16. Jahrhunderts und den ersten des 17. von den äuſserst kunst-
sinnigen und prunkliebenden sächsischen Fürsten angeschafft wurden,
ausschlieſslich von ihm herrühren, und alle im Historischen Museum
noch vorhandenen, ihm oder seiner Werkstatt sicher angehörenden,
die höchste Vollkommenheit erkennen lassen. Jedenfalls hatte
Pfeffenhäuser die tüchtigsten Kräfte zur Seite, deren ja immer
mehrere zur Herstellung solcher Kunstwerke sich die Hand reichten:
treffliche Zeichner, Treiber und Ätzmaler.“
Im Paradesaale des Dresdener Museums befinden sich noch
mehrere vorzügliche Rüstungen Anton Pfeffenhäusers, so der
unter Nr. 1 aufgeführte vollständige, blankeiserne Prachtharnisch
zum Freiturnier; Nr. 3 eine vollständige Rüstung für Mann und Roſs
zum Freiturnier, blank und reich verziert, für Kurfürst Christian I.,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/382>, abgerufen am 22.11.2024.
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