besonders die Augsburger Grosses in dieser Kunst. Das Zeichen der Augsburger Tauschierer war ein Pinienapfel (siehe unten).
Eine andere Kunst der Metallverzierung, in welcher die Italiener das Grösste geleistet haben, war das "Niello"1). Es ist dies etwas
[Abbildung]
Ähnliches, wie die Tauschierung. Bei ihr wurde eine dunkel gefärbte Metalllegierung in dem eingegrabenen hellen Metall- grunde eingeschmolzen. Diese Ausfüllungsmasse war meist ein Schwefelmetall, Schwefelsilber und Schwefelkupfer, oder ein Gemenge von Silber, Kupfer, Blei, Schwefel und Borax, wie es bei den sogenannten "Tulaarbeiten" noch gebräuchlich ist. Das Wort Niello (von nigellum, Schwärze) bedeutet ursprünglich eine aus Metallen und Schwefel zusammengeschmolzene schwarze Masse, welche von altersher angewendet worden ist, um Silber zu färben. Nach Plinius (Hist. nat. XXXIII, 46) bedienten sich schon die Ägypter zum Färben und Mat- tieren des Silbers einer Mischung von Silber, Kupfer und Schwefel zu gleichen Teilen. Des Theophilus Angaben sind im ersten Bande, S. 976 mitgeteilt. Cellini nahm 1 Unze Silber, 2 Unzen Kupfer, 3 Unzen Blei und Schwefel "soviel wie eine geballte Hand". Zur Zeit der Renais- sance grub man Linien und Zeichnungen in das Metall (Gold oder Silber), bedeckte diese gravierte Platte mit der zu kleinen Körnern zerstampften und mit Borax gemischten Niellomasse, brachte diese auf Holzfeuer in Fluss, putzte nach dem Erkalten diese Masse von der Oberfläche wieder weg und gab dem in den Vertiefungen fest- sitzenden Schwarz durch Politur Glanz. Solche dekorierte Metall- platten wurden Niello genannt 2)
Das "Niello" grenzte wieder unmittelbar an das "Email". Hier- für wurde ein leichtflüssiges, bunt gefärbtes Silikat ein- oder auf- geschmolzen. Diese Art der Verzierung war indessen für mittel- alterliche Bewaffnung, ihrer geringeren Haltbarkeit wegen, in nur beschränkter Anwendung.
Eine andere Kunst der Eisenbearbeitung, welche heutzutage fast ganz verschwunden ist, stand im 16. Jahrhundert auf der höchsten Stufe ihrer Entwickelung, es war dies die Schneidekunst oder Glyptik (scalptura). Diese mühevolle Technik ist hauptsächlich durch die Giesskunst verdrängt worden, bei welcher man die ver- zierten Formen modelliert, abgiesst und, wenn nötig, mit der Feile nacharbeitet. Bei der alten Schneidekunst aber verwendete man
1) Siehe Theophilus Presbyter, Bd. I, S. 977.
2)Bruno Bucher, Geschichte der technischen Künste, S. 7.
Beck, Geschichte des Eisens. 24
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
besonders die Augsburger Groſses in dieser Kunst. Das Zeichen der Augsburger Tauschierer war ein Pinienapfel (siehe unten).
Eine andere Kunst der Metallverzierung, in welcher die Italiener das Gröſste geleistet haben, war das „Niello“1). Es ist dies etwas
[Abbildung]
Ähnliches, wie die Tauschierung. Bei ihr wurde eine dunkel gefärbte Metalllegierung in dem eingegrabenen hellen Metall- grunde eingeschmolzen. Diese Ausfüllungsmasse war meist ein Schwefelmetall, Schwefelsilber und Schwefelkupfer, oder ein Gemenge von Silber, Kupfer, Blei, Schwefel und Borax, wie es bei den sogenannten „Tulaarbeiten“ noch gebräuchlich ist. Das Wort Niello (von nigellum, Schwärze) bedeutet ursprünglich eine aus Metallen und Schwefel zusammengeschmolzene schwarze Masse, welche von altersher angewendet worden ist, um Silber zu färben. Nach Plinius (Hist. nat. XXXIII, 46) bedienten sich schon die Ägypter zum Färben und Mat- tieren des Silbers einer Mischung von Silber, Kupfer und Schwefel zu gleichen Teilen. Des Theophilus Angaben sind im ersten Bande, S. 976 mitgeteilt. Cellini nahm 1 Unze Silber, 2 Unzen Kupfer, 3 Unzen Blei und Schwefel „soviel wie eine geballte Hand“. Zur Zeit der Renais- sance grub man Linien und Zeichnungen in das Metall (Gold oder Silber), bedeckte diese gravierte Platte mit der zu kleinen Körnern zerstampften und mit Borax gemischten Niellomasse, brachte diese auf Holzfeuer in Fluſs, putzte nach dem Erkalten diese Masse von der Oberfläche wieder weg und gab dem in den Vertiefungen fest- sitzenden Schwarz durch Politur Glanz. Solche dekorierte Metall- platten wurden Niello genannt 2)
Das „Niello“ grenzte wieder unmittelbar an das „Email“. Hier- für wurde ein leichtflüssiges, bunt gefärbtes Silikat ein- oder auf- geschmolzen. Diese Art der Verzierung war indessen für mittel- alterliche Bewaffnung, ihrer geringeren Haltbarkeit wegen, in nur beschränkter Anwendung.
Eine andere Kunst der Eisenbearbeitung, welche heutzutage fast ganz verschwunden ist, stand im 16. Jahrhundert auf der höchsten Stufe ihrer Entwickelung, es war dies die Schneidekunst oder Glyptik (scalptura). Diese mühevolle Technik ist hauptsächlich durch die Gieſskunst verdrängt worden, bei welcher man die ver- zierten Formen modelliert, abgieſst und, wenn nötig, mit der Feile nacharbeitet. Bei der alten Schneidekunst aber verwendete man
1) Siehe Theophilus Presbyter, Bd. I, S. 977.
2)Bruno Bucher, Geschichte der technischen Künste, S. 7.
Beck, Geschichte des Eisens. 24
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
besonders die Augsburger Groſses in dieser Kunst. Das Zeichen der
Augsburger Tauschierer war ein Pinienapfel (siehe unten).
Eine andere Kunst der Metallverzierung, in welcher die Italiener
das Gröſste geleistet haben, war das „Niello“ 1). Es ist dies etwas
[Abbildung]
Ähnliches, wie die Tauschierung. Bei ihr wurde eine dunkel
gefärbte Metalllegierung in dem eingegrabenen hellen Metall-
grunde eingeschmolzen. Diese Ausfüllungsmasse war meist
ein Schwefelmetall, Schwefelsilber und Schwefelkupfer, oder
ein Gemenge von Silber, Kupfer, Blei, Schwefel und Borax, wie es bei
den sogenannten „Tulaarbeiten“ noch gebräuchlich ist. Das Wort Niello
(von nigellum, Schwärze) bedeutet ursprünglich eine aus Metallen und
Schwefel zusammengeschmolzene schwarze Masse, welche von altersher
angewendet worden ist, um Silber zu färben. Nach Plinius (Hist. nat.
XXXIII, 46) bedienten sich schon die Ägypter zum Färben und Mat-
tieren des Silbers einer Mischung von Silber, Kupfer und Schwefel zu
gleichen Teilen. Des Theophilus Angaben sind im ersten Bande, S. 976
mitgeteilt. Cellini nahm 1 Unze Silber, 2 Unzen Kupfer, 3 Unzen Blei
und Schwefel „soviel wie eine geballte Hand“. Zur Zeit der Renais-
sance grub man Linien und Zeichnungen in das Metall (Gold oder
Silber), bedeckte diese gravierte Platte mit der zu kleinen Körnern
zerstampften und mit Borax gemischten Niellomasse, brachte diese
auf Holzfeuer in Fluſs, putzte nach dem Erkalten diese Masse von
der Oberfläche wieder weg und gab dem in den Vertiefungen fest-
sitzenden Schwarz durch Politur Glanz. Solche dekorierte Metall-
platten wurden Niello genannt 2)
Das „Niello“ grenzte wieder unmittelbar an das „Email“. Hier-
für wurde ein leichtflüssiges, bunt gefärbtes Silikat ein- oder auf-
geschmolzen. Diese Art der Verzierung war indessen für mittel-
alterliche Bewaffnung, ihrer geringeren Haltbarkeit wegen, in nur
beschränkter Anwendung.
Eine andere Kunst der Eisenbearbeitung, welche heutzutage fast
ganz verschwunden ist, stand im 16. Jahrhundert auf der höchsten
Stufe ihrer Entwickelung, es war dies die Schneidekunst oder
Glyptik (scalptura). Diese mühevolle Technik ist hauptsächlich
durch die Gieſskunst verdrängt worden, bei welcher man die ver-
zierten Formen modelliert, abgieſst und, wenn nötig, mit der Feile
nacharbeitet. Bei der alten Schneidekunst aber verwendete man
1) Siehe Theophilus Presbyter, Bd. I, S. 977.
2) Bruno Bucher, Geschichte der technischen Künste, S. 7.
Beck, Geschichte des Eisens. 24
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/389>, abgerufen am 22.11.2024.
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