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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Schlosserei im 16. Jahrhundert.
erhielt er dafür im Jahre 1509 den Betrag von 532 Gulden ausbezahlt 1).
Isaac und Josias Habrecht lieferten die kunstvolle Eisenarbeit
zu der weltbekannten Uhr des Dissipodius auf dem Strassburger Münster.
Berühmte astronomische Uhren fertigte Gerhard Emmoser für die
Kaiser Ferdinand I. und Max II., sowie Georg Roll unter Rudolf II.
Und Hans Leo Hasler erfand "die durch Uhrwerk selbst schlagenden
Werke". Auch die Taschenuhren, die bekannten "Nürnberger Eier"
erfand gleichfalls ein Schlosser, Peter Hele, im Jahre 1510. Sie
fanden allgemeine Verbreitung und waren nur unbequem durch ihre
Grösse; man musste sie in den Hosentaschen tragen. Aber nicht
lange danach machte Peter Heinlein (alias Andreas Heinlein)
bereits so kleine Uhrwerke, dass er sie in den damals gebräuchlichen
Bisamknöpfen anbrachte 2).

Ein Zeitgenosse des Georg Heuss, welch letzterer 1524 zu
Nürnberg, hochbetagt und allgemein betrauert, verstarb, war der
nicht minder berühmte Hans (Jacob) Bullmann (Büllmann,
Püllmann
3), ein gewöhnlicher Schlosser ohne tiefere Bildung, aber
von so grosser Geschicklichkeit und Erfindungsgabe, dass sein Ruf
sich weit über die Mauern seiner Vaterstadt verbreitete. Er erwarb
sich besonderen Ruhm durch seine Schnellwaagen, wie durch
mancherlei mechanische Spielereien 4) und Kunstwerke. Zu den
letzteren gehört namentlich das von ihm erfundene Planetolabium
nach ptolemäischem System. Die Bewegung der Planeten um die
Sonne wurde durch einen Mechanismus und ein Gewicht von 80 Pfund
bewirkt. Das Kunstwerk wurde allgemein angestaunt und nachgeahmt,
und einem anderen Nürnberger Schlosser, Andras Heinlein 5), gelang
es im Jahre 1545, ein gleiches Kunstwerk von vereinfachter Kon-
struktion mit nur dem fünften Teile des Gewichtes zum Aufziehen zu
verfertigen. Als Hans Bullmann, der im Jahre 1535 starb, schon
hochbetagt war, erhielt er von König Ferdinand einen Ruf nach
Wien zu kommen, um ein künstliches Uhrwerk daselbst zu reparieren.

1) Der Vertrag ist abgedruckt in Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen
Geschichte. Bd. III, S. 32.
2) Siehe Neudörfer, S. 723.
3) Vergl. Neudörfer, a. a. O., S. 65. Sohn des Schlossers Jacob Pülmann,
hatte zwei Brüder, einen, Hanns zu Werd, unterhalb Regensburg, und Caspar
zu Berlin.
4) Z. B. ein gehend Jungfraubild, Uhrwerke, Manns- und Weibes-Bilder, die
umgingen und schlugen ihre Mensur auf der Lauten und Pauken, siehe Neu-
dörfer
, S. 66.
5) Alias Peter Heinlein, siehe Neudörfer, a. a. O., S. 71.

Die Schlosserei im 16. Jahrhundert.
erhielt er dafür im Jahre 1509 den Betrag von 532 Gulden ausbezahlt 1).
Isaac und Josias Habrecht lieferten die kunstvolle Eisenarbeit
zu der weltbekannten Uhr des Dissipodius auf dem Straſsburger Münster.
Berühmte astronomische Uhren fertigte Gerhard Emmoser für die
Kaiser Ferdinand I. und Max II., sowie Georg Roll unter Rudolf II.
Und Hans Leo Hasler erfand „die durch Uhrwerk selbst schlagenden
Werke“. Auch die Taschenuhren, die bekannten „Nürnberger Eier“
erfand gleichfalls ein Schlosser, Peter Hele, im Jahre 1510. Sie
fanden allgemeine Verbreitung und waren nur unbequem durch ihre
Gröſse; man musste sie in den Hosentaschen tragen. Aber nicht
lange danach machte Peter Heinlein (alias Andreas Heinlein)
bereits so kleine Uhrwerke, daſs er sie in den damals gebräuchlichen
Bisamknöpfen anbrachte 2).

Ein Zeitgenosse des Georg Heuſs, welch letzterer 1524 zu
Nürnberg, hochbetagt und allgemein betrauert, verstarb, war der
nicht minder berühmte Hans (Jacob) Bullmann (Büllmann,
Püllmann
3), ein gewöhnlicher Schlosser ohne tiefere Bildung, aber
von so groſser Geschicklichkeit und Erfindungsgabe, daſs sein Ruf
sich weit über die Mauern seiner Vaterstadt verbreitete. Er erwarb
sich besonderen Ruhm durch seine Schnellwaagen, wie durch
mancherlei mechanische Spielereien 4) und Kunstwerke. Zu den
letzteren gehört namentlich das von ihm erfundene Planetolabium
nach ptolemäischem System. Die Bewegung der Planeten um die
Sonne wurde durch einen Mechanismus und ein Gewicht von 80 Pfund
bewirkt. Das Kunstwerk wurde allgemein angestaunt und nachgeahmt,
und einem anderen Nürnberger Schlosser, Andras Heinlein 5), gelang
es im Jahre 1545, ein gleiches Kunstwerk von vereinfachter Kon-
struktion mit nur dem fünften Teile des Gewichtes zum Aufziehen zu
verfertigen. Als Hans Bullmann, der im Jahre 1535 starb, schon
hochbetagt war, erhielt er von König Ferdinand einen Ruf nach
Wien zu kommen, um ein künstliches Uhrwerk daselbst zu reparieren.

1) Der Vertrag ist abgedruckt in Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen
Geschichte. Bd. III, S. 32.
2) Siehe Neudörfer, S. 723.
3) Vergl. Neudörfer, a. a. O., S. 65. Sohn des Schlossers Jacob Pülmann,
hatte zwei Brüder, einen, Hanns zu Werd, unterhalb Regensburg, und Caspar
zu Berlin.
4) Z. B. ein gehend Jungfraubild, Uhrwerke, Manns- und Weibes-Bilder, die
umgingen und schlugen ihre Mensur auf der Lauten und Pauken, siehe Neu-
dörfer
, S. 66.
5) Alias Peter Heinlein, siehe Neudörfer, a. a. O., S. 71.
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[471/0491] Die Schlosserei im 16. Jahrhundert. erhielt er dafür im Jahre 1509 den Betrag von 532 Gulden ausbezahlt 1). Isaac und Josias Habrecht lieferten die kunstvolle Eisenarbeit zu der weltbekannten Uhr des Dissipodius auf dem Straſsburger Münster. Berühmte astronomische Uhren fertigte Gerhard Emmoser für die Kaiser Ferdinand I. und Max II., sowie Georg Roll unter Rudolf II. Und Hans Leo Hasler erfand „die durch Uhrwerk selbst schlagenden Werke“. Auch die Taschenuhren, die bekannten „Nürnberger Eier“ erfand gleichfalls ein Schlosser, Peter Hele, im Jahre 1510. Sie fanden allgemeine Verbreitung und waren nur unbequem durch ihre Gröſse; man musste sie in den Hosentaschen tragen. Aber nicht lange danach machte Peter Heinlein (alias Andreas Heinlein) bereits so kleine Uhrwerke, daſs er sie in den damals gebräuchlichen Bisamknöpfen anbrachte 2). Ein Zeitgenosse des Georg Heuſs, welch letzterer 1524 zu Nürnberg, hochbetagt und allgemein betrauert, verstarb, war der nicht minder berühmte Hans (Jacob) Bullmann (Büllmann, Püllmann 3), ein gewöhnlicher Schlosser ohne tiefere Bildung, aber von so groſser Geschicklichkeit und Erfindungsgabe, daſs sein Ruf sich weit über die Mauern seiner Vaterstadt verbreitete. Er erwarb sich besonderen Ruhm durch seine Schnellwaagen, wie durch mancherlei mechanische Spielereien 4) und Kunstwerke. Zu den letzteren gehört namentlich das von ihm erfundene Planetolabium nach ptolemäischem System. Die Bewegung der Planeten um die Sonne wurde durch einen Mechanismus und ein Gewicht von 80 Pfund bewirkt. Das Kunstwerk wurde allgemein angestaunt und nachgeahmt, und einem anderen Nürnberger Schlosser, Andras Heinlein 5), gelang es im Jahre 1545, ein gleiches Kunstwerk von vereinfachter Kon- struktion mit nur dem fünften Teile des Gewichtes zum Aufziehen zu verfertigen. Als Hans Bullmann, der im Jahre 1535 starb, schon hochbetagt war, erhielt er von König Ferdinand einen Ruf nach Wien zu kommen, um ein künstliches Uhrwerk daselbst zu reparieren. 1) Der Vertrag ist abgedruckt in Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen Geschichte. Bd. III, S. 32. 2) Siehe Neudörfer, S. 723. 3) Vergl. Neudörfer, a. a. O., S. 65. Sohn des Schlossers Jacob Pülmann, hatte zwei Brüder, einen, Hanns zu Werd, unterhalb Regensburg, und Caspar zu Berlin. 4) Z. B. ein gehend Jungfraubild, Uhrwerke, Manns- und Weibes-Bilder, die umgingen und schlugen ihre Mensur auf der Lauten und Pauken, siehe Neu- dörfer, S. 66. 5) Alias Peter Heinlein, siehe Neudörfer, a. a. O., S. 71.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/491>, abgerufen am 22.11.2024.