Eisen über die Hausthür gemacht, als wäre es von Messing gegossen" (Neudörfer). Am 1. April 1551 verstarb der für die Schlosserei so hochverdiente Meister, der, wie Neudörfer berichtet, "so überfleissig war, dass er mit seinem Nachdenken und Suchen seiner Nahrung vergass".
Mit den Schlossern zünftig waren auch die Winden- oder "Wendenmacher", und die Anfertigung von Hebwerkzeugen bildete einen wichtigen Teil der Schlosserei. Als ein berühmter "Wenden- macher" wird 1455 Leonhard Stark in Augsburg genannt. Die genialsten Erfinder und Verfertiger von Hebgeschirren waren aber die Brüder Hans und Leonhard Danner zu Nürnberg 1). Der erstere erfand für das Nürberger Zeughaus eine Maschine, die mit Hülfe von Schrauben ohne Ende schwere Geschütze in die Höhe winden und leicht auf ihre Lafetten bringen konnte. Er starb 1545 2). Sein Bruder Leonhard, "Schreiner und Schraubenmacher", erfand mehrere neue Sorten von Winden, namentlich aber um 1550 eine Maschine, die er "Brechschraube" nannte, mit welcher er Thüren sprengen und Mauern zerbrechen konnte, wenn er sie zwischen zwei unverrückbaren Gegenständen anbringen konnte 3). Er brachte eine Verbesserung an der Buchdruckerpresse an, wodurch der Drucker bei geringerem Kraftaufwande grössere Spannung erzeugen konnte. Aber auch als Kunstschmied leistete Leonhard Danner Vorzügliches. Berühmt war eine schmiedeeiserne Thür von ihm am Rathause zu Magdeburg, auf welcher eine Frau, am Bette eines Kranken stehend, dargestellt war. Es bezog sich dies auf ein eigenes Erlebnis zu Magdeburg in seinen Wanderjahren 4). Der erfindungsreiche Künstler starb, 88 Jahre alt, im Jahre 1585.
Georg Schmiedhammer und Hans Metzger lebten um 1540 in München und waren berühmt durch ihre Schlosserarbeiten. Metzger war auch der Verfertiger des prachtvollen, bewunderungs- würdigen Eisengitters um das Grabmal des Kaisers Maximilian I. in der Hofkirche zu Innsbruck.
In Wien arbeitete in der Mitte des 16. Jahrhunders Joseph Daunhofer, ein hervorragender Schlosser. Dieser verfertigte für eine der dortigen Kirchen ein Thürschloss, von dem besonders das Ein-
1) Siehe des Johann Neudörfers Nachrichten von Nürnberger Künstlern und Werkleuten von 1547 von Dr. Lochner, Wien 1875, S. 53.
2) Nach der Unterschrift seines Bildes 1573.
3) Siehe Abbildung bei Doppelmayer, Tafel XIII, n. 4 und 5.
4) Siehe Waechsle, a. a. O., S. 96.
Die Schlosserei im 16. Jahrhundert.
Eisen über die Hausthür gemacht, als wäre es von Messing gegossen“ (Neudörfer). Am 1. April 1551 verstarb der für die Schlosserei so hochverdiente Meister, der, wie Neudörfer berichtet, „so überfleissig war, daſs er mit seinem Nachdenken und Suchen seiner Nahrung vergaſs“.
Mit den Schlossern zünftig waren auch die Winden- oder „Wendenmacher“, und die Anfertigung von Hebwerkzeugen bildete einen wichtigen Teil der Schlosserei. Als ein berühmter „Wenden- macher“ wird 1455 Leonhard Stark in Augsburg genannt. Die genialsten Erfinder und Verfertiger von Hebgeschirren waren aber die Brüder Hans und Leonhard Danner zu Nürnberg 1). Der erstere erfand für das Nürberger Zeughaus eine Maschine, die mit Hülfe von Schrauben ohne Ende schwere Geschütze in die Höhe winden und leicht auf ihre Lafetten bringen konnte. Er starb 1545 2). Sein Bruder Leonhard, „Schreiner und Schraubenmacher“, erfand mehrere neue Sorten von Winden, namentlich aber um 1550 eine Maschine, die er „Brechschraube“ nannte, mit welcher er Thüren sprengen und Mauern zerbrechen konnte, wenn er sie zwischen zwei unverrückbaren Gegenständen anbringen konnte 3). Er brachte eine Verbesserung an der Buchdruckerpresse an, wodurch der Drucker bei geringerem Kraftaufwande grössere Spannung erzeugen konnte. Aber auch als Kunstschmied leistete Leonhard Danner Vorzügliches. Berühmt war eine schmiedeeiserne Thür von ihm am Rathause zu Magdeburg, auf welcher eine Frau, am Bette eines Kranken stehend, dargestellt war. Es bezog sich dies auf ein eigenes Erlebnis zu Magdeburg in seinen Wanderjahren 4). Der erfindungsreiche Künstler starb, 88 Jahre alt, im Jahre 1585.
Georg Schmiedhammer und Hans Metzger lebten um 1540 in München und waren berühmt durch ihre Schlosserarbeiten. Metzger war auch der Verfertiger des prachtvollen, bewunderungs- würdigen Eisengitters um das Grabmal des Kaisers Maximilian I. in der Hofkirche zu Innsbruck.
In Wien arbeitete in der Mitte des 16. Jahrhunders Joseph Daunhofer, ein hervorragender Schlosser. Dieser verfertigte für eine der dortigen Kirchen ein Thürschloſs, von dem besonders das Ein-
1) Siehe des Johann Neudörfers Nachrichten von Nürnberger Künstlern und Werkleuten von 1547 von Dr. Lochner, Wien 1875, S. 53.
2) Nach der Unterschrift seines Bildes 1573.
3) Siehe Abbildung bei Doppelmayer, Tafel XIII, n. 4 und 5.
4) Siehe Waechsle, a. a. O., S. 96.
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Die Schlosserei im 16. Jahrhundert.
Eisen über die Hausthür gemacht, als wäre es von Messing gegossen“
(Neudörfer). Am 1. April 1551 verstarb der für die Schlosserei so
hochverdiente Meister, der, wie Neudörfer berichtet, „so überfleissig
war, daſs er mit seinem Nachdenken und Suchen seiner Nahrung
vergaſs“.
Mit den Schlossern zünftig waren auch die Winden- oder
„Wendenmacher“, und die Anfertigung von Hebwerkzeugen bildete
einen wichtigen Teil der Schlosserei. Als ein berühmter „Wenden-
macher“ wird 1455 Leonhard Stark in Augsburg genannt. Die
genialsten Erfinder und Verfertiger von Hebgeschirren waren aber
die Brüder Hans und Leonhard Danner zu Nürnberg 1). Der
erstere erfand für das Nürberger Zeughaus eine Maschine, die mit
Hülfe von Schrauben ohne Ende schwere Geschütze in die Höhe
winden und leicht auf ihre Lafetten bringen konnte. Er starb 1545 2).
Sein Bruder Leonhard, „Schreiner und Schraubenmacher“, erfand
mehrere neue Sorten von Winden, namentlich aber um 1550 eine
Maschine, die er „Brechschraube“ nannte, mit welcher er Thüren
sprengen und Mauern zerbrechen konnte, wenn er sie zwischen zwei
unverrückbaren Gegenständen anbringen konnte 3). Er brachte eine
Verbesserung an der Buchdruckerpresse an, wodurch der Drucker bei
geringerem Kraftaufwande grössere Spannung erzeugen konnte. Aber
auch als Kunstschmied leistete Leonhard Danner Vorzügliches.
Berühmt war eine schmiedeeiserne Thür von ihm am Rathause zu
Magdeburg, auf welcher eine Frau, am Bette eines Kranken stehend,
dargestellt war. Es bezog sich dies auf ein eigenes Erlebnis zu
Magdeburg in seinen Wanderjahren 4). Der erfindungsreiche Künstler
starb, 88 Jahre alt, im Jahre 1585.
Georg Schmiedhammer und Hans Metzger lebten um 1540
in München und waren berühmt durch ihre Schlosserarbeiten.
Metzger war auch der Verfertiger des prachtvollen, bewunderungs-
würdigen Eisengitters um das Grabmal des Kaisers Maximilian I. in
der Hofkirche zu Innsbruck.
In Wien arbeitete in der Mitte des 16. Jahrhunders Joseph
Daunhofer, ein hervorragender Schlosser. Dieser verfertigte für eine
der dortigen Kirchen ein Thürschloſs, von dem besonders das Ein-
1) Siehe des Johann Neudörfers Nachrichten von Nürnberger Künstlern
und Werkleuten von 1547 von Dr. Lochner, Wien 1875, S. 53.
2) Nach der Unterschrift seines Bildes 1573.
3) Siehe Abbildung bei Doppelmayer, Tafel XIII, n. 4 und 5.
4) Siehe Waechsle, a. a. O., S. 96.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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