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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Georg Agricola.
laboris." Und an einer andern Stelle: "Metallicus sic oportet mul-
tarum artium et disciplinarum non ignarus."

Dies schrieb er hauptsächlich gegenüber dem hochmütigen Dünkel
derjenigen, die ihre schwindelhafte Mystik für etwas Höheres hielten,
als die praktische Naturwissenschaft, und deren unwahrhaftige Hohl-
heit Agricola mit scharfen Worten geisselte. Er stand klar und
fest auf dem Boden der Beobachtung; die Spekulation ohne diese
Grundlage verwarf er, nur was er selbst gesehen und erkannt hat,
will er beschreiben: "Sic sane a me id praetermissum, quod nec ipse
vidi, neque legi, nec ex hominibus fide dignio cognovi; id profecto,
quod non vel vidi, vel lectum aut auditum suspendi, non est
scriptum
."

Von diesem Geist des wahren Naturforschers erfüllt, schrieb er
seine Werke 1), schrieb er besonders seine zwölf Bücher De re metal-
lica. Dieses Werk ist für uns das wichtigste. Wir haben bereits er-
wähnt, dass es erst nach seinem Tode im Jahre 1556 im Druck erschien,
obgleich die Widmung desselben an Kurfürst Moritz und Herzog August
von Sachsen schon von 1550 datiert ist. Jedenfalls feilte der ge-
wissenhafte Mann noch immer an diesem seinem Lieblingswerk, denn
das Horazische decem prematur in annis war auch sein Grundsatz.
Ja, so vollendet das Werk vor uns liegt, so scheinen doch noch Ab-
schnitte darin zu fehlen, wie dies aus einer Stelle hervorgeht, in der
er sagt, die Beschreibung der Formerkunst werde er in seinem Werke
"De re metallica" geben; -- diese ist er aber schuldig geblieben.

In der Widmung führt er zunächst die Bedeutung des Bergbaus
besonders mit Hinweis auf die Landwirtschaft aus. Freilich, fährt er
fort, sei es weit schwerer für ihn, über den Bergbau zu handeln als
dem Columella -- dessen Werk De re rustica, Libri XII ihm als
Vorbild gedient zu haben scheint und dem er Titel und Einteilung
nachbildete -- über die Landwirtschaft. Denn Columella habe noch
mehr als 50 griechische Schriften und 10 lateinische Werke als
Quellen benutzen können, während ihm von klassischen Schriften nur
die Bücher des Plinius zum Studium hätten dienen können.

"In unserer Sprache sind aber nur zwei Schriften verfasst, die
eine ""über die Aufsuchung der Metalle und metallischen Stoffe"", sehr
verworren und von unbekanntem Autor, die andere handelt über die
Erzgänge, über welche auch der Engländer Pandulphus gehandelt

1) Ausser den bereits angeführten noch eine medizinische Schrift "De peste".
Basel 1552.

Georg Agricola.
laboris.“ Und an einer andern Stelle: „Metallicus sic oportet mul-
tarum artium et disciplinarum non ignarus.“

Dies schrieb er hauptsächlich gegenüber dem hochmütigen Dünkel
derjenigen, die ihre schwindelhafte Mystik für etwas Höheres hielten,
als die praktische Naturwissenschaft, und deren unwahrhaftige Hohl-
heit Agricola mit scharfen Worten geiſselte. Er stand klar und
fest auf dem Boden der Beobachtung; die Spekulation ohne diese
Grundlage verwarf er, nur was er selbst gesehen und erkannt hat,
will er beschreiben: „Sic sane a me id praetermissum, quod nec ipse
vidi, neque legi, nec ex hominibus fide dignio cognovi; id profecto,
quod non vel vidi, vel lectum aut auditum suspendi, non est
scriptum
.“

Von diesem Geist des wahren Naturforschers erfüllt, schrieb er
seine Werke 1), schrieb er besonders seine zwölf Bücher De re metal-
lica. Dieses Werk ist für uns das wichtigste. Wir haben bereits er-
wähnt, daſs es erst nach seinem Tode im Jahre 1556 im Druck erschien,
obgleich die Widmung desselben an Kurfürst Moritz und Herzog August
von Sachsen schon von 1550 datiert ist. Jedenfalls feilte der ge-
wissenhafte Mann noch immer an diesem seinem Lieblingswerk, denn
das Horazische decem prematur in annis war auch sein Grundsatz.
Ja, so vollendet das Werk vor uns liegt, so scheinen doch noch Ab-
schnitte darin zu fehlen, wie dies aus einer Stelle hervorgeht, in der
er sagt, die Beschreibung der Formerkunst werde er in seinem Werke
„De re metallica“ geben; — diese ist er aber schuldig geblieben.

In der Widmung führt er zunächst die Bedeutung des Bergbaus
besonders mit Hinweis auf die Landwirtschaft aus. Freilich, fährt er
fort, sei es weit schwerer für ihn, über den Bergbau zu handeln als
dem Columella — dessen Werk De re rustica, Libri XII ihm als
Vorbild gedient zu haben scheint und dem er Titel und Einteilung
nachbildete — über die Landwirtschaft. Denn Columella habe noch
mehr als 50 griechische Schriften und 10 lateinische Werke als
Quellen benutzen können, während ihm von klassischen Schriften nur
die Bücher des Plinius zum Studium hätten dienen können.

„In unserer Sprache sind aber nur zwei Schriften verfaſst, die
eine „„über die Aufsuchung der Metalle und metallischen Stoffe““, sehr
verworren und von unbekanntem Autor, die andere handelt über die
Erzgänge, über welche auch der Engländer Pandulphus gehandelt

1) Auſser den bereits angeführten noch eine medizinische Schrift „De peste“.
Basel 1552.
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[32/0052] Georg Agricola. laboris.“ Und an einer andern Stelle: „Metallicus sic oportet mul- tarum artium et disciplinarum non ignarus.“ Dies schrieb er hauptsächlich gegenüber dem hochmütigen Dünkel derjenigen, die ihre schwindelhafte Mystik für etwas Höheres hielten, als die praktische Naturwissenschaft, und deren unwahrhaftige Hohl- heit Agricola mit scharfen Worten geiſselte. Er stand klar und fest auf dem Boden der Beobachtung; die Spekulation ohne diese Grundlage verwarf er, nur was er selbst gesehen und erkannt hat, will er beschreiben: „Sic sane a me id praetermissum, quod nec ipse vidi, neque legi, nec ex hominibus fide dignio cognovi; id profecto, quod non vel vidi, vel lectum aut auditum suspendi, non est scriptum.“ Von diesem Geist des wahren Naturforschers erfüllt, schrieb er seine Werke 1), schrieb er besonders seine zwölf Bücher De re metal- lica. Dieses Werk ist für uns das wichtigste. Wir haben bereits er- wähnt, daſs es erst nach seinem Tode im Jahre 1556 im Druck erschien, obgleich die Widmung desselben an Kurfürst Moritz und Herzog August von Sachsen schon von 1550 datiert ist. Jedenfalls feilte der ge- wissenhafte Mann noch immer an diesem seinem Lieblingswerk, denn das Horazische decem prematur in annis war auch sein Grundsatz. Ja, so vollendet das Werk vor uns liegt, so scheinen doch noch Ab- schnitte darin zu fehlen, wie dies aus einer Stelle hervorgeht, in der er sagt, die Beschreibung der Formerkunst werde er in seinem Werke „De re metallica“ geben; — diese ist er aber schuldig geblieben. In der Widmung führt er zunächst die Bedeutung des Bergbaus besonders mit Hinweis auf die Landwirtschaft aus. Freilich, fährt er fort, sei es weit schwerer für ihn, über den Bergbau zu handeln als dem Columella — dessen Werk De re rustica, Libri XII ihm als Vorbild gedient zu haben scheint und dem er Titel und Einteilung nachbildete — über die Landwirtschaft. Denn Columella habe noch mehr als 50 griechische Schriften und 10 lateinische Werke als Quellen benutzen können, während ihm von klassischen Schriften nur die Bücher des Plinius zum Studium hätten dienen können. „In unserer Sprache sind aber nur zwei Schriften verfaſst, die eine „„über die Aufsuchung der Metalle und metallischen Stoffe““, sehr verworren und von unbekanntem Autor, die andere handelt über die Erzgänge, über welche auch der Engländer Pandulphus gehandelt 1) Auſser den bereits angeführten noch eine medizinische Schrift „De peste“. Basel 1552.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/52>, abgerufen am 23.11.2024.