Vincis Dampfkanone haben wir bereits früher (Bd. I, S. 989) be- richtet; auch hatte derselbe bereits eine dunkle Idee von der Be- wegung eines Schiffes mittels Dampf skizziert. Diese Idee ging nicht verloren und wurde von einem spanischen Schiffskapitän Blasco de Garay im Jahre 1545 praktisch ausgeführt. Blasco de Garay wollte ein Schiff mittels Dampfkraft bewegen, welches zum Trans- port von Truppen über See dienen sollte. Er baute ein solches Fahrzeug von 200 Tonnen Last und machte damit eine Probefahrt vor dem kaiserlichen Hofe zu Barcelona, welche insofern erfolgreich ausfiel, als das Schiff ohne Segel einen Weg von etwa einer deutschen Meile zurücklegte, dagegen liess die Lenkbarkeit des Fahrzeuges soviel zu wünschen übrig, dass die Versuche nicht weiter fortgesetzt wurden. M. F. de Navarette hat in der "Correspondence astronomique et geographique" des Baron Zach (T. XIV, Nr. 1, p. 30) im Jahre 1826 dieses vergessene Ereignis wieder zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Er selbst verdanke die Mitteilung M. Thomas Gonzales, dem Di- rektor des königlichen Archives zu Simanca; dieselbe lautet 1):
Blasco de Garay, Kapitän zur See, erbot sich im Jahre 1543 dem Kaiser und König Karl V. eine Maschine zur Bewegung von Seefahrzeugen und grossen Transportschiffen selbst bei Windstille ohne Ruder und Segel herzustellen. Trotz der Hindernisse und Widersprüche, die diesem Projekt begegneten, befahl den- noch der Kaiser, dass ein Versuch da- mit in dem Hafen von Barcelona ge- macht werde, welcher dann auch wirk- lich am 17. Juni des genannten Jahres 1543 zur Ausführung kam.
Blasco de Garay, capitaine de mer, proposa, l'an 1543, a l'empereur et roi Charles Quint, une machine pour faire aller les batiments et les grandes embarcations, meme en temps de calme sans rames et sans voiles. Malgre les obstacles et les contraritetes, que ce project essuya, l'empereur ordonna que l'on en fit l'experience dans le port de Barcelona, ce que effectivement eut lieu le jour 17. du mois de juin de la dite annee 1543.
"Garay wollte seine Entdeckung nicht bekannt werden lassen. Indessen sah man doch bei der Probe, dass sie aus einem grossen Kessel mit siedendem Wasser und in Triebrädern, welche an den bei- den Enden des Schiffes befestigt waren, bestand.
"Garay ne voulut pas faire con- naeitre entierement sa decouverte. Cepen- dant on vit au moment de l'epreuve, qu'elle consistait dans une grande chau- diere d'eau bouillante et dans des roues de mouvement attachees a l'un et a l'autre bout du batiment.
Man machte den Versuch auf einem Schiff von 200 Tonnen, genannt die "Dreifaltigkeit", unter Kapitän Peter von Scarza, welches von Colibre mit Getreide zu löschen nach Barcelona ge- kommen war.
On fit l'experience, sur un navire de deux cents tonneaux, appelle la "Trincte", arrive de Colibre pour de- charger du ble a Barcelone, capitaine Pierre de Scarza.
Auf Befehl Karls V. waren bei dieser Probe anwesend Don Henriquez de To-
Par ordre de Charles-Quint assi- sterent a cette experience Don Henri de
1) Siehe Le Vieux-Neuf par Edouard Fournier, Paris, E. Dent, 1859, Cap. 29.
Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
Vincis Dampfkanone haben wir bereits früher (Bd. I, S. 989) be- richtet; auch hatte derselbe bereits eine dunkle Idee von der Be- wegung eines Schiffes mittels Dampf skizziert. Diese Idee ging nicht verloren und wurde von einem spanischen Schiffskapitän Blasco de Garay im Jahre 1545 praktisch ausgeführt. Blasco de Garay wollte ein Schiff mittels Dampfkraft bewegen, welches zum Trans- port von Truppen über See dienen sollte. Er baute ein solches Fahrzeug von 200 Tonnen Last und machte damit eine Probefahrt vor dem kaiserlichen Hofe zu Barcelona, welche insofern erfolgreich ausfiel, als das Schiff ohne Segel einen Weg von etwa einer deutschen Meile zurücklegte, dagegen lieſs die Lenkbarkeit des Fahrzeuges soviel zu wünschen übrig, daſs die Versuche nicht weiter fortgesetzt wurden. M. F. de Navarette hat in der „Correspondence astronomique et geographique“ des Baron Zach (T. XIV, Nr. 1, p. 30) im Jahre 1826 dieses vergessene Ereignis wieder zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Er selbst verdanke die Mitteilung M. Thomas Gonzales, dem Di- rektor des königlichen Archives zu Simanca; dieselbe lautet 1):
Blasco de Garay, Kapitän zur See, erbot sich im Jahre 1543 dem Kaiser und König Karl V. eine Maschine zur Bewegung von Seefahrzeugen und groſsen Transportschiffen selbst bei Windstille ohne Ruder und Segel herzustellen. Trotz der Hindernisse und Widersprüche, die diesem Projekt begegneten, befahl den- noch der Kaiser, daſs ein Versuch da- mit in dem Hafen von Barcelona ge- macht werde, welcher dann auch wirk- lich am 17. Juni des genannten Jahres 1543 zur Ausführung kam.
Blasco de Garay, capitaine de mer, proposa, l’an 1543, à l’empereur et roi Charles Quint, une machine pour faire aller les bâtiments et les grandes embarcations, même en temps de calme sans rames et sans voiles. Malgré les obstacles et les contraritétés, que ce project essuya, l’empereur ordonna que l’on en fit l’expérience dans le port de Barcelona, ce que effectivement eut lieu le jour 17. du mois de juin de la dite année 1543.
„Garay wollte seine Entdeckung nicht bekannt werden lassen. Indessen sah man doch bei der Probe, daſs sie aus einem groſsen Kessel mit siedendem Wasser und in Triebrädern, welche an den bei- den Enden des Schiffes befestigt waren, bestand.
„Garay ne voulut pas faire con- naître entièrement sa découverte. Cepen- dant on vit au moment de l’épreuve, qu’elle consistait dans une grande chau- dière d’eau bouillante et dans des roues de mouvement attachées à l’un et à l’autre bout du bâtiment.
Man machte den Versuch auf einem Schiff von 200 Tonnen, genannt die „Dreifaltigkeit“, unter Kapitän Peter von Scarza, welches von Colibre mit Getreide zu löschen nach Barcelona ge- kommen war.
On fit l’experience, sur un navire de deux cents tonneaux, appellé la „Trincté“, arrivé de Colibre pour dé- charger du blé à Barcelone, capitaine Pierre de Scarza.
Auf Befehl Karls V. waren bei dieser Probe anwesend Don Henriquez de To-
Par ordre de Charles-Quint assi- stèrent à cette éxperience Don Henri de
1) Siehe Le Vieux-Neuf par Edouard Fournier, Paris, E. Dent, 1859, Cap. 29.
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Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
Vincis Dampfkanone haben wir bereits früher (Bd. I, S. 989) be-
richtet; auch hatte derselbe bereits eine dunkle Idee von der Be-
wegung eines Schiffes mittels Dampf skizziert. Diese Idee ging nicht
verloren und wurde von einem spanischen Schiffskapitän Blasco de
Garay im Jahre 1545 praktisch ausgeführt. Blasco de Garay
wollte ein Schiff mittels Dampfkraft bewegen, welches zum Trans-
port von Truppen über See dienen sollte. Er baute ein solches
Fahrzeug von 200 Tonnen Last und machte damit eine Probefahrt
vor dem kaiserlichen Hofe zu Barcelona, welche insofern erfolgreich
ausfiel, als das Schiff ohne Segel einen Weg von etwa einer deutschen
Meile zurücklegte, dagegen lieſs die Lenkbarkeit des Fahrzeuges soviel
zu wünschen übrig, daſs die Versuche nicht weiter fortgesetzt wurden.
M. F. de Navarette hat in der „Correspondence astronomique et
geographique“ des Baron Zach (T. XIV, Nr. 1, p. 30) im Jahre 1826
dieses vergessene Ereignis wieder zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Er selbst verdanke die Mitteilung M. Thomas Gonzales, dem Di-
rektor des königlichen Archives zu Simanca; dieselbe lautet 1):
Blasco de Garay, Kapitän zur See,
erbot sich im Jahre 1543 dem Kaiser
und König Karl V. eine Maschine zur
Bewegung von Seefahrzeugen und groſsen
Transportschiffen selbst bei Windstille
ohne Ruder und Segel herzustellen. Trotz
der Hindernisse und Widersprüche, die
diesem Projekt begegneten, befahl den-
noch der Kaiser, daſs ein Versuch da-
mit in dem Hafen von Barcelona ge-
macht werde, welcher dann auch wirk-
lich am 17. Juni des genannten Jahres
1543 zur Ausführung kam. Blasco de Garay, capitaine de
mer, proposa, l’an 1543, à l’empereur
et roi Charles Quint, une machine pour
faire aller les bâtiments et les grandes
embarcations, même en temps de calme
sans rames et sans voiles. Malgré les
obstacles et les contraritétés, que ce
project essuya, l’empereur ordonna que
l’on en fit l’expérience dans le port de
Barcelona, ce que effectivement eut
lieu le jour 17. du mois de juin de la
dite année 1543.
„Garay wollte seine Entdeckung
nicht bekannt werden lassen. Indessen
sah man doch bei der Probe, daſs
sie aus einem groſsen Kessel
mit siedendem Wasser und in
Triebrädern, welche an den bei-
den Enden des Schiffes befestigt
waren, bestand. „Garay ne voulut pas faire con-
naître entièrement sa découverte. Cepen-
dant on vit au moment de l’épreuve,
qu’elle consistait dans une grande chau-
dière d’eau bouillante et dans des roues de
mouvement attachées à l’un et à l’autre
bout du bâtiment.
Man machte den Versuch auf einem
Schiff von 200 Tonnen, genannt die
„Dreifaltigkeit“, unter Kapitän Peter
von Scarza, welches von Colibre mit
Getreide zu löschen nach Barcelona ge-
kommen war. On fit l’experience, sur un navire
de deux cents tonneaux, appellé la
„Trincté“, arrivé de Colibre pour dé-
charger du blé à Barcelone, capitaine
Pierre de Scarza.
Auf Befehl Karls V. waren bei dieser
Probe anwesend Don Henriquez de To- Par ordre de Charles-Quint assi-
stèrent à cette éxperience Don Henri de
1) Siehe Le Vieux-Neuf par Edouard Fournier, Paris, E. Dent, 1859, Cap. 29.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/554>, abgerufen am 22.11.2024.
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