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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
mehr und mehr in den Schatten. Die Kaisermacht wurde aber in
Deutschland selbst zur Ohnmacht durch die Politik der Landesfürsten,
welche unter sich uneins und gespalten das heilige römische Reich
deutscher Nation der Auflösung entgegenführten und es zum Spott der
einigen, jugendkräftigen Nachbarnationen machten.

Die deutschen Landesfürsten suchten Industrie und Handel nur
in ihren eigenen Territorien zu entwickeln und selbständig zu machen,
und wirkten dadurch bewusst und unbewusst dem nationalen Wirken
des Hansabundes entgegen.

Noch ein anderes Moment hat zur raschen Auflösung des Bundes
und seiner Macht beigetragen, das war die Art seines Handels. Die
Hanseaten handelten fast ausschliesslich mit den Rohprodukten der
Länder und vermittelten deren Austausch. Sie haben weder Industrieen
geschaffen, noch Kolonieen angelegt, wie später die Engländer. Des-
halb verschwand auch ihre Spur, nachdem die beteiligten Völker
ihren Handel selbst in die Hände nahmen, so gänzlich.

Demungeachtet stand mit dem Eintritte des 16. Jahrhunderts
die deutsche Hansa noch als eine grossartige Macht da, aber ringsum
von Verderben bedroht, welches denn auch im Laufe des Jahrhunderts
auf sie hereinbrach. Die Ereignisse, welche das bewirkten, gehören,
soweit sie die Geschichte des Eisens berühren, der Lokalgeschichte
an. Wir wollen nur eine chronistische Übersicht hier geben:

1501 Lübeck und die wendischen Hansastädte kämpfen im Bunde
mit den Sture gegen Dänemark.
1511 Krieg des Bundes mit Dänemark und Holland.
1512 Beendigung des dänischen Krieges durch den Frieden von
Malmö.
1515 die Dänen errichten einen Freihafen zu Kopenhagen zum
grossen Nachteile der hanseatischen Ostseestädte.
1516 neuer Krieg mit Dänemark, von welchem sich aber Ham-
burg ausschliesst, das sich dadurch sehr bereichert.
1520 Kongress mit England in Brügge.
1522 unterstützen die Hanseaten Gustav Wasa bei der Er-
oberung Stockholms.
1525 durch ihre Verbindung mit Wasa und ihren Reichtum ge-
winnt die Hansa wieder grossen Einfluss im Norden.
1527 wird Sten Sture der jüngere auf eine Anklage Gustav
Wasas
in Lübeck als Dieb enthauptet.
1532 Lübeck, das sich im Streite mit Holland befindet, sucht im
Bunde mit König Friedrich von Dänemark die Holländer gänzlich von

Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
mehr und mehr in den Schatten. Die Kaisermacht wurde aber in
Deutschland selbst zur Ohnmacht durch die Politik der Landesfürsten,
welche unter sich uneins und gespalten das heilige römische Reich
deutscher Nation der Auflösung entgegenführten und es zum Spott der
einigen, jugendkräftigen Nachbarnationen machten.

Die deutschen Landesfürsten suchten Industrie und Handel nur
in ihren eigenen Territorien zu entwickeln und selbständig zu machen,
und wirkten dadurch bewuſst und unbewuſst dem nationalen Wirken
des Hansabundes entgegen.

Noch ein anderes Moment hat zur raschen Auflösung des Bundes
und seiner Macht beigetragen, das war die Art seines Handels. Die
Hanseaten handelten fast ausschlieſslich mit den Rohprodukten der
Länder und vermittelten deren Austausch. Sie haben weder Industrieen
geschaffen, noch Kolonieen angelegt, wie später die Engländer. Des-
halb verschwand auch ihre Spur, nachdem die beteiligten Völker
ihren Handel selbst in die Hände nahmen, so gänzlich.

Demungeachtet stand mit dem Eintritte des 16. Jahrhunderts
die deutsche Hansa noch als eine groſsartige Macht da, aber ringsum
von Verderben bedroht, welches denn auch im Laufe des Jahrhunderts
auf sie hereinbrach. Die Ereignisse, welche das bewirkten, gehören,
soweit sie die Geschichte des Eisens berühren, der Lokalgeschichte
an. Wir wollen nur eine chronistische Übersicht hier geben:

1501 Lübeck und die wendischen Hansastädte kämpfen im Bunde
mit den Sture gegen Dänemark.
1511 Krieg des Bundes mit Dänemark und Holland.
1512 Beendigung des dänischen Krieges durch den Frieden von
Malmö.
1515 die Dänen errichten einen Freihafen zu Kopenhagen zum
groſsen Nachteile der hanseatischen Ostseestädte.
1516 neuer Krieg mit Dänemark, von welchem sich aber Ham-
burg ausschlieſst, das sich dadurch sehr bereichert.
1520 Kongreſs mit England in Brügge.
1522 unterstützen die Hanseaten Gustav Wasa bei der Er-
oberung Stockholms.
1525 durch ihre Verbindung mit Wasa und ihren Reichtum ge-
winnt die Hansa wieder groſsen Einfluſs im Norden.
1527 wird Sten Sture der jüngere auf eine Anklage Gustav
Wasas
in Lübeck als Dieb enthauptet.
1532 Lübeck, das sich im Streite mit Holland befindet, sucht im
Bunde mit König Friedrich von Dänemark die Holländer gänzlich von
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[581/0601] Der Eisenhandel und die deutsche Hansa. mehr und mehr in den Schatten. Die Kaisermacht wurde aber in Deutschland selbst zur Ohnmacht durch die Politik der Landesfürsten, welche unter sich uneins und gespalten das heilige römische Reich deutscher Nation der Auflösung entgegenführten und es zum Spott der einigen, jugendkräftigen Nachbarnationen machten. Die deutschen Landesfürsten suchten Industrie und Handel nur in ihren eigenen Territorien zu entwickeln und selbständig zu machen, und wirkten dadurch bewuſst und unbewuſst dem nationalen Wirken des Hansabundes entgegen. Noch ein anderes Moment hat zur raschen Auflösung des Bundes und seiner Macht beigetragen, das war die Art seines Handels. Die Hanseaten handelten fast ausschlieſslich mit den Rohprodukten der Länder und vermittelten deren Austausch. Sie haben weder Industrieen geschaffen, noch Kolonieen angelegt, wie später die Engländer. Des- halb verschwand auch ihre Spur, nachdem die beteiligten Völker ihren Handel selbst in die Hände nahmen, so gänzlich. Demungeachtet stand mit dem Eintritte des 16. Jahrhunderts die deutsche Hansa noch als eine groſsartige Macht da, aber ringsum von Verderben bedroht, welches denn auch im Laufe des Jahrhunderts auf sie hereinbrach. Die Ereignisse, welche das bewirkten, gehören, soweit sie die Geschichte des Eisens berühren, der Lokalgeschichte an. Wir wollen nur eine chronistische Übersicht hier geben: 1501 Lübeck und die wendischen Hansastädte kämpfen im Bunde mit den Sture gegen Dänemark. 1511 Krieg des Bundes mit Dänemark und Holland. 1512 Beendigung des dänischen Krieges durch den Frieden von Malmö. 1515 die Dänen errichten einen Freihafen zu Kopenhagen zum groſsen Nachteile der hanseatischen Ostseestädte. 1516 neuer Krieg mit Dänemark, von welchem sich aber Ham- burg ausschlieſst, das sich dadurch sehr bereichert. 1520 Kongreſs mit England in Brügge. 1522 unterstützen die Hanseaten Gustav Wasa bei der Er- oberung Stockholms. 1525 durch ihre Verbindung mit Wasa und ihren Reichtum ge- winnt die Hansa wieder groſsen Einfluſs im Norden. 1527 wird Sten Sture der jüngere auf eine Anklage Gustav Wasas in Lübeck als Dieb enthauptet. 1532 Lübeck, das sich im Streite mit Holland befindet, sucht im Bunde mit König Friedrich von Dänemark die Holländer gänzlich von

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/601>, abgerufen am 22.11.2024.