Stahl genannt. Die Hanseaten konnten diesen Handel um so eher monopolisieren, als sie den schwedischen Handel ganz in Händen hatten. Den Schweden kauften sie den rohen Osmund ab und ver- handelten ihnen dagegen deutsche Eisenwaren, Stabeisen und Stahl. Dieser Handel bewegte sich hauptsächlich über Lübeck.
Unter den Vergünstigungen der Kaufleute von Lübeck für Waren, welche sie nach Antwerpen fuhren, vom 5. Mai 1407, heisst es be- züglich der Zollabgaben 1):
Item van elken vate staels enen grote. Item van elken dusent ysers, tiene quintale vor en dusent gerekent, anderhaluen gr.
Leider ist bis jetzt nur wenig über den hochwichtigen Eisen- handel Lübecks veröffentlicht worden.
Ausser Lübeck war Danzig an dem Eisenhandel am meisten beteiligt. Dieses hatte namentlich den überseeischen Handel mit England in der Hand, und daher erklärt es sich, dass schwedisches Eisen in England lange als "Danzic iron" gehandelt wurde (Bd. I, S. 806).
Danzigs Handel, über den wir besser unterrichtet sind 2), giebt uns ein Bild des grossartigen hanseatischen Verkehrs der Ostseehäfen im Mittelalter (1343 bis 1454).
Von hervorragender Bedeutung war der Verkehr mit Portugal und Spanien. Danzigs Hauptausfuhrartikel war Schiffsbauholz, welches von allen seefahrenden Nationen gesucht wurde; aus Lissabon kamen dagegen südländische Waren: Öl, Rosinen, Wein, Pantherfelle u. s. w. Bei dem Verkehre mit Spanien unterschied man die beiden Land- schaften Galizien und Biskayen. Die Biskayer waren gefürchtete Seeräuber, die namentlich den preussischen Ordensleuten sehr feindlich gesinnt waren. Der Verkehr mit Galizien war besser, besonders durch die grossen Pilgerfahrten zum heiligen Jakob von Compostella. Diese wurden schon im 14. Jahrhundert auf eigenen preussischen Schiffen, die zugleich Handelszwecke verfolgten, unternommen. Die Fahrten nach der Pyrenäischen Halbinsel waren reich an Gefahren, die nicht nur von den Seeräubern, sondern auch von den konkurrierenden Nationen drohten. 1379 wurde der preussische Schiffer Tidemann Stricker auf der Rückkehr von St. Jakob in Galizien von drei eng-
1) Urkundenbuch der Stadt Lübeck, Bd. V, S. 160.
2) Besonders durch die treffliche Schrift von Dr. Theodor Hirsch, Danzigs Handels- und Gewerbegeschichte unter der Herrschaft des deutschen Ordens 1858.
Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Stahl genannt. Die Hanseaten konnten diesen Handel um so eher monopolisieren, als sie den schwedischen Handel ganz in Händen hatten. Den Schweden kauften sie den rohen Osmund ab und ver- handelten ihnen dagegen deutsche Eisenwaren, Stabeisen und Stahl. Dieser Handel bewegte sich hauptsächlich über Lübeck.
Unter den Vergünstigungen der Kaufleute von Lübeck für Waren, welche sie nach Antwerpen fuhren, vom 5. Mai 1407, heiſst es be- züglich der Zollabgaben 1):
Item van elken vate staels enen grote. Item van elken dusent ysers, tiene quintale vor en dusent gerekent, anderhaluen gr.
Leider ist bis jetzt nur wenig über den hochwichtigen Eisen- handel Lübecks veröffentlicht worden.
Auſser Lübeck war Danzig an dem Eisenhandel am meisten beteiligt. Dieses hatte namentlich den überseeischen Handel mit England in der Hand, und daher erklärt es sich, daſs schwedisches Eisen in England lange als „Danzic iron“ gehandelt wurde (Bd. I, S. 806).
Danzigs Handel, über den wir besser unterrichtet sind 2), giebt uns ein Bild des groſsartigen hanseatischen Verkehrs der Ostseehäfen im Mittelalter (1343 bis 1454).
Von hervorragender Bedeutung war der Verkehr mit Portugal und Spanien. Danzigs Hauptausfuhrartikel war Schiffsbauholz, welches von allen seefahrenden Nationen gesucht wurde; aus Lissabon kamen dagegen südländische Waren: Öl, Rosinen, Wein, Pantherfelle u. s. w. Bei dem Verkehre mit Spanien unterschied man die beiden Land- schaften Galizien und Biskayen. Die Biskayer waren gefürchtete Seeräuber, die namentlich den preuſsischen Ordensleuten sehr feindlich gesinnt waren. Der Verkehr mit Galizien war besser, besonders durch die groſsen Pilgerfahrten zum heiligen Jakob von Compostella. Diese wurden schon im 14. Jahrhundert auf eigenen preuſsischen Schiffen, die zugleich Handelszwecke verfolgten, unternommen. Die Fahrten nach der Pyrenäischen Halbinsel waren reich an Gefahren, die nicht nur von den Seeräubern, sondern auch von den konkurrierenden Nationen drohten. 1379 wurde der preuſsische Schiffer Tidemann Stricker auf der Rückkehr von St. Jakob in Galizien von drei eng-
1) Urkundenbuch der Stadt Lübeck, Bd. V, S. 160.
2) Besonders durch die treffliche Schrift von Dr. Theodor Hirsch, Danzigs Handels- und Gewerbegeschichte unter der Herrschaft des deutschen Ordens 1858.
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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Stahl genannt. Die Hanseaten konnten diesen Handel um so eher
monopolisieren, als sie den schwedischen Handel ganz in Händen
hatten. Den Schweden kauften sie den rohen Osmund ab und ver-
handelten ihnen dagegen deutsche Eisenwaren, Stabeisen und Stahl.
Dieser Handel bewegte sich hauptsächlich über Lübeck.
Unter den Vergünstigungen der Kaufleute von Lübeck für Waren,
welche sie nach Antwerpen fuhren, vom 5. Mai 1407, heiſst es be-
züglich der Zollabgaben 1):
Item van elken vate staels enen grote.
Item van elken dusent ysers, tiene quintale
vor en dusent gerekent, anderhaluen gr.
Leider ist bis jetzt nur wenig über den hochwichtigen Eisen-
handel Lübecks veröffentlicht worden.
Auſser Lübeck war Danzig an dem Eisenhandel am meisten
beteiligt. Dieses hatte namentlich den überseeischen Handel mit
England in der Hand, und daher erklärt es sich, daſs schwedisches
Eisen in England lange als „Danzic iron“ gehandelt wurde (Bd. I,
S. 806).
Danzigs Handel, über den wir besser unterrichtet sind 2), giebt
uns ein Bild des groſsartigen hanseatischen Verkehrs der Ostseehäfen
im Mittelalter (1343 bis 1454).
Von hervorragender Bedeutung war der Verkehr mit Portugal
und Spanien. Danzigs Hauptausfuhrartikel war Schiffsbauholz, welches
von allen seefahrenden Nationen gesucht wurde; aus Lissabon kamen
dagegen südländische Waren: Öl, Rosinen, Wein, Pantherfelle u. s. w.
Bei dem Verkehre mit Spanien unterschied man die beiden Land-
schaften Galizien und Biskayen. Die Biskayer waren gefürchtete
Seeräuber, die namentlich den preuſsischen Ordensleuten sehr feindlich
gesinnt waren. Der Verkehr mit Galizien war besser, besonders durch
die groſsen Pilgerfahrten zum heiligen Jakob von Compostella. Diese
wurden schon im 14. Jahrhundert auf eigenen preuſsischen Schiffen,
die zugleich Handelszwecke verfolgten, unternommen. Die Fahrten
nach der Pyrenäischen Halbinsel waren reich an Gefahren, die nicht
nur von den Seeräubern, sondern auch von den konkurrierenden
Nationen drohten. 1379 wurde der preuſsische Schiffer Tidemann
Stricker auf der Rückkehr von St. Jakob in Galizien von drei eng-
1) Urkundenbuch der Stadt Lübeck, Bd. V, S. 160.
2) Besonders durch die treffliche Schrift von Dr. Theodor Hirsch, Danzigs
Handels- und Gewerbegeschichte unter der Herrschaft des deutschen Ordens 1858.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/605>, abgerufen am 22.11.2024.
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