und wiederum auf den Amboss gebracht worden sind, fertigen die Schmiede quadratische Blöcke (Kolben), Pflugeisen, Radschienen, zu- meist aber Stangeneisen, von denen vier, sechs oder acht den fünften Teil eines Zentners wiegen: aus diesen pflegen sie dann abermals ver- schiedene Werkzeuge anzufertigen. Bei jedem Hammerschlag schüttet ein Junge mit einer Kelle Wasser auf das glühende Eisen, das die Schmiede formen: daher kommt es, dass diese Schläge einen so lauten Schall geben, dass man es weithin von der Hütte hört. Nachdem das "Stück" aus dem Ofen, in dem die Erze geschmolzen worden sind, herausgebrochen ist, bleibt im Tiegel hartes Eisen, das sich nur schwer strecken lässt, zurück: aus diesem kann man die Köpfe der Pochstempel (Pocheisen) und andere ganz harte Gegenstände machen.
(Stücköfen.) Aber für die Eisenerze, welche kupferhaltig sind oder nur schwer, wenn sie geschmolzen werden, fliessen, muss man mehr Arbeit und stärkeres Feuer anwenden, denn man muss sie nicht nur, um die metallischen Teile von den nicht metallischen zu trennen, unter einem trockenen Pochwerke zerkleinern, sondern sie auch rösten, wie die Erze anderer Metalle, damit die schädlichen Säfte sich ver- flüchtigen, und sie waschen, dass alles, was leicht ist, von ihnen ge- schieden werde. Sie sollen aber in einem Ofen, der dem ersten ganz ähnlich, nur viel höher und weiter, um viel Erz und Kohlen fassen zu können, geschmolzen werden; dieser wird nun ganz mit Erzen, welche nicht über nussgross sein dürfen, und mit Kohlen angefüllt, welche die Schmelzer auf Stufen, die auf der einen Seite des Ofens angebracht sind, hinauftragen und einwerfen. Aus solchem Erz, wenn es einmal oder zweimal geschmolzen ist, wird dann ein Eisen erhalten, das geeignet ist, in dem Herd eines Eisenofens von neuem ausgeheizt und unter jenem grossen Eisenhammer ausgebreitet und mit scharfen Eisen in Stücke zerschroten zu werden.
(Stahl.) So macht die Kunst mittels Feuer und Zuschlägen das Eisen und aus diesem den Stahl, welchen die Griechen stomoma nennen. Man wähle solches Eisen aus, das leicht fliesst, dabei hart ist und das sich leicht ausstrecken lässt. Denn wenn es auch aus Erzen, die mit andern Metallen gemischt sind, erblasen schmilzt, so ist es doch entweder weich oder spröde (fragile). Ein solches Eisen aber soll zuerst glühend in kleine Stücke zerschlagen, sodann mit zer- kleinerten, leichtflüssigen Zuschlägen vermischt werden: danach mache man in dem Frischherd einen Tiegel, aus demselben angefeuchteten Pulver, aus welchem man die Tiegel macht, die sich vor den Öfen,
Georg Agricola.
und wiederum auf den Amboſs gebracht worden sind, fertigen die Schmiede quadratische Blöcke (Kolben), Pflugeisen, Radschienen, zu- meist aber Stangeneisen, von denen vier, sechs oder acht den fünften Teil eines Zentners wiegen: aus diesen pflegen sie dann abermals ver- schiedene Werkzeuge anzufertigen. Bei jedem Hammerschlag schüttet ein Junge mit einer Kelle Wasser auf das glühende Eisen, das die Schmiede formen: daher kommt es, daſs diese Schläge einen so lauten Schall geben, daſs man es weithin von der Hütte hört. Nachdem das „Stück“ aus dem Ofen, in dem die Erze geschmolzen worden sind, herausgebrochen ist, bleibt im Tiegel hartes Eisen, das sich nur schwer strecken läſst, zurück: aus diesem kann man die Köpfe der Pochstempel (Pocheisen) und andere ganz harte Gegenstände machen.
(Stücköfen.) Aber für die Eisenerze, welche kupferhaltig sind oder nur schwer, wenn sie geschmolzen werden, flieſsen, muſs man mehr Arbeit und stärkeres Feuer anwenden, denn man muſs sie nicht nur, um die metallischen Teile von den nicht metallischen zu trennen, unter einem trockenen Pochwerke zerkleinern, sondern sie auch rösten, wie die Erze anderer Metalle, damit die schädlichen Säfte sich ver- flüchtigen, und sie waschen, daſs alles, was leicht ist, von ihnen ge- schieden werde. Sie sollen aber in einem Ofen, der dem ersten ganz ähnlich, nur viel höher und weiter, um viel Erz und Kohlen fassen zu können, geschmolzen werden; dieser wird nun ganz mit Erzen, welche nicht über nuſsgroſs sein dürfen, und mit Kohlen angefüllt, welche die Schmelzer auf Stufen, die auf der einen Seite des Ofens angebracht sind, hinauftragen und einwerfen. Aus solchem Erz, wenn es einmal oder zweimal geschmolzen ist, wird dann ein Eisen erhalten, das geeignet ist, in dem Herd eines Eisenofens von neuem ausgeheizt und unter jenem groſsen Eisenhammer ausgebreitet und mit scharfen Eisen in Stücke zerschroten zu werden.
(Stahl.) So macht die Kunst mittels Feuer und Zuschlägen das Eisen und aus diesem den Stahl, welchen die Griechen στόμωμα nennen. Man wähle solches Eisen aus, das leicht flieſst, dabei hart ist und das sich leicht ausstrecken läſst. Denn wenn es auch aus Erzen, die mit andern Metallen gemischt sind, erblasen schmilzt, so ist es doch entweder weich oder spröde (fragile). Ein solches Eisen aber soll zuerst glühend in kleine Stücke zerschlagen, sodann mit zer- kleinerten, leichtflüssigen Zuschlägen vermischt werden: danach mache man in dem Frischherd einen Tiegel, aus demselben angefeuchteten Pulver, aus welchem man die Tiegel macht, die sich vor den Öfen,
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[44/0064]
Georg Agricola.
und wiederum auf den Amboſs gebracht worden sind, fertigen die
Schmiede quadratische Blöcke (Kolben), Pflugeisen, Radschienen, zu-
meist aber Stangeneisen, von denen vier, sechs oder acht den fünften
Teil eines Zentners wiegen: aus diesen pflegen sie dann abermals ver-
schiedene Werkzeuge anzufertigen. Bei jedem Hammerschlag schüttet
ein Junge mit einer Kelle Wasser auf das glühende Eisen, das die
Schmiede formen: daher kommt es, daſs diese Schläge einen so lauten
Schall geben, daſs man es weithin von der Hütte hört. Nachdem
das „Stück“ aus dem Ofen, in dem die Erze geschmolzen worden
sind, herausgebrochen ist, bleibt im Tiegel hartes Eisen, das sich
nur schwer strecken läſst, zurück: aus diesem kann man die Köpfe der
Pochstempel (Pocheisen) und andere ganz harte Gegenstände machen.
(Stücköfen.) Aber für die Eisenerze, welche kupferhaltig sind
oder nur schwer, wenn sie geschmolzen werden, flieſsen, muſs man
mehr Arbeit und stärkeres Feuer anwenden, denn man muſs sie nicht
nur, um die metallischen Teile von den nicht metallischen zu trennen,
unter einem trockenen Pochwerke zerkleinern, sondern sie auch rösten,
wie die Erze anderer Metalle, damit die schädlichen Säfte sich ver-
flüchtigen, und sie waschen, daſs alles, was leicht ist, von ihnen ge-
schieden werde. Sie sollen aber in einem Ofen, der dem ersten ganz
ähnlich, nur viel höher und weiter, um viel Erz und Kohlen fassen
zu können, geschmolzen werden; dieser wird nun ganz mit Erzen,
welche nicht über nuſsgroſs sein dürfen, und mit Kohlen angefüllt,
welche die Schmelzer auf Stufen, die auf der einen Seite des Ofens
angebracht sind, hinauftragen und einwerfen. Aus solchem Erz, wenn
es einmal oder zweimal geschmolzen ist, wird dann ein Eisen erhalten,
das geeignet ist, in dem Herd eines Eisenofens von neuem ausgeheizt
und unter jenem groſsen Eisenhammer ausgebreitet und mit scharfen
Eisen in Stücke zerschroten zu werden.
(Stahl.) So macht die Kunst mittels Feuer und Zuschlägen das
Eisen und aus diesem den Stahl, welchen die Griechen στόμωμα
nennen. Man wähle solches Eisen aus, das leicht flieſst, dabei hart
ist und das sich leicht ausstrecken läſst. Denn wenn es auch aus
Erzen, die mit andern Metallen gemischt sind, erblasen schmilzt, so
ist es doch entweder weich oder spröde (fragile). Ein solches Eisen
aber soll zuerst glühend in kleine Stücke zerschlagen, sodann mit zer-
kleinerten, leichtflüssigen Zuschlägen vermischt werden: danach mache
man in dem Frischherd einen Tiegel, aus demselben angefeuchteten
Pulver, aus welchem man die Tiegel macht, die sich vor den Öfen,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/64>, abgerufen am 27.11.2024.
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