38000 Gulden Ersatz an die Kammer leisten, binnen Jahresfrist seine drei Radwerke samt dem Rechen am Berge, Haus, Hof, Gründe und Hölzer den Leobnern oder andern dazu fähigen Personen verkaufen. Es wurde ihm gestattet, das in Jahresfrist daselbst erzielte Roheisen auf seinen fünf Hämmern zur Hälfte verarbeiten lassen zu dürfen, die andere Hälfte aber sollte er den Eisenhändlern zu Leoben zum Verkaufe abliefern. Der Besitz seiner fünf Hämmer mit Ausnahme des Stahlstreckens wurde ihm auf Jahresfrist gesichert (Wien, 1. Febr. 1539). In diesem wichtigen Rechtsstreite hatte sich der Amtmann in Vordernberg, Veit Zollner, besondere Verdienste erworben, wofür ihm König Ferdinand einen Gnadengehalt von 800 Gulden verlieh.
Von dem "Abfall und Verderben", in welche die Stadt Juden- burg durch die Zeitverhältnisse gekommen war, suchte sie sich durch Erhebung eines Eisenbergwerkes "auf der Alm bei der Stadt" wieder emporzuhelfen. Ihre Bitte, ein oder zwei Schmelzwerke (Plahütten) dabei zu erbauen, liess Kaiser Ferdinand durch die in Leoben weilende Eisenkommission untersuchen und bestätigen (8. März 1539).
Gleichermassen ward dem Freiherrn Franz Hoffmann um seiner sehr guten Dienste willen gestattet, einen neuen Bau auf Eisen zu Erzberg ober Losenstein, dies- und jenseits der Enns in der Herrschaft Steier, mit ausgedehnter Vollmacht, an den Wässern und Bächen Enns, Reichraming, Rorbach, Wendtenbach, Tattenbach, Stirlbach, auf der Laussag aufzuschliessen und dazu Plahäuser, Hämmer u. s. w. zu errichten, für ihn selbst und seine Erben, jedoch gegen die Bedingung, den Bau sogleich wieder aufzulassen, wenn eine unparteiische Erhebung darthun werde, dass dieser Eisenbau dem Berg- und Kammergute am steierischen Erzberge wirklichen Nachteil bringe.
Seit Beginn des Jahres 1538 sass in Leoben die erwähnte "Eisenkommission" 1), welche eine "Umgestaltung und Besserung aller Einrichtungen, welche das Wald-, Berg-, Hütten-, Hammer- und Handelswesen am steirischen Erzberge betreffen", herbeiführen sollte. Besonders gab die immer weiter fortschreitende Entwaldung des ganzen Gebietes um den Erzberg zu ernster Besorgnis Ver- anlassung. Deshalb sollte in erster Linie eine neue Waldordnung entworfen werden. Alle Waldbesitzer wurden zur Teilnahme an den Beratungen nach Leoben geladen; als solche werden genannt: die Stifte Göss, St. Lambrecht und Admont, Graf Georg zu Montfort,
1) Siehe v. Muchar, a. a. O., S. 444.
Steiermark.
38000 Gulden Ersatz an die Kammer leisten, binnen Jahresfrist seine drei Radwerke samt dem Rechen am Berge, Haus, Hof, Gründe und Hölzer den Leobnern oder andern dazu fähigen Personen verkaufen. Es wurde ihm gestattet, das in Jahresfrist daselbst erzielte Roheisen auf seinen fünf Hämmern zur Hälfte verarbeiten lassen zu dürfen, die andere Hälfte aber sollte er den Eisenhändlern zu Leoben zum Verkaufe abliefern. Der Besitz seiner fünf Hämmer mit Ausnahme des Stahlstreckens wurde ihm auf Jahresfrist gesichert (Wien, 1. Febr. 1539). In diesem wichtigen Rechtsstreite hatte sich der Amtmann in Vordernberg, Veit Zollner, besondere Verdienste erworben, wofür ihm König Ferdinand einen Gnadengehalt von 800 Gulden verlieh.
Von dem „Abfall und Verderben“, in welche die Stadt Juden- burg durch die Zeitverhältnisse gekommen war, suchte sie sich durch Erhebung eines Eisenbergwerkes „auf der Alm bei der Stadt“ wieder emporzuhelfen. Ihre Bitte, ein oder zwei Schmelzwerke (Plahütten) dabei zu erbauen, lieſs Kaiser Ferdinand durch die in Leoben weilende Eisenkommission untersuchen und bestätigen (8. März 1539).
Gleichermaſsen ward dem Freiherrn Franz Hoffmann um seiner sehr guten Dienste willen gestattet, einen neuen Bau auf Eisen zu Erzberg ober Losenstein, dies- und jenseits der Enns in der Herrschaft Steier, mit ausgedehnter Vollmacht, an den Wässern und Bächen Enns, Reichraming, Rorbach, Wendtenbach, Tattenbach, Stirlbach, auf der Laussag aufzuschlieſsen und dazu Plahäuser, Hämmer u. s. w. zu errichten, für ihn selbst und seine Erben, jedoch gegen die Bedingung, den Bau sogleich wieder aufzulassen, wenn eine unparteiische Erhebung darthun werde, daſs dieser Eisenbau dem Berg- und Kammergute am steierischen Erzberge wirklichen Nachteil bringe.
Seit Beginn des Jahres 1538 saſs in Leoben die erwähnte „Eisenkommission“ 1), welche eine „Umgestaltung und Besserung aller Einrichtungen, welche das Wald-, Berg-, Hütten-, Hammer- und Handelswesen am steirischen Erzberge betreffen“, herbeiführen sollte. Besonders gab die immer weiter fortschreitende Entwaldung des ganzen Gebietes um den Erzberg zu ernster Besorgnis Ver- anlassung. Deshalb sollte in erster Linie eine neue Waldordnung entworfen werden. Alle Waldbesitzer wurden zur Teilnahme an den Beratungen nach Leoben geladen; als solche werden genannt: die Stifte Göſs, St. Lambrecht und Admont, Graf Georg zu Montfort,
1) Siehe v. Muchar, a. a. O., S. 444.
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drei Radwerke samt dem Rechen am Berge, Haus, Hof, Gründe und
Hölzer den Leobnern oder andern dazu fähigen Personen verkaufen.
Es wurde ihm gestattet, das in Jahresfrist daselbst erzielte Roheisen
auf seinen fünf Hämmern zur Hälfte verarbeiten lassen zu dürfen,
die andere Hälfte aber sollte er den Eisenhändlern zu Leoben zum
Verkaufe abliefern. Der Besitz seiner fünf Hämmer mit Ausnahme
des Stahlstreckens wurde ihm auf Jahresfrist gesichert (Wien, 1. Febr.
1539). In diesem wichtigen Rechtsstreite hatte sich der Amtmann in
Vordernberg, Veit Zollner, besondere Verdienste erworben, wofür
ihm König Ferdinand einen Gnadengehalt von 800 Gulden verlieh.
Von dem „Abfall und Verderben“, in welche die Stadt Juden-
burg durch die Zeitverhältnisse gekommen war, suchte sie sich durch
Erhebung eines Eisenbergwerkes „auf der Alm bei der Stadt“ wieder
emporzuhelfen. Ihre Bitte, ein oder zwei Schmelzwerke (Plahütten)
dabei zu erbauen, lieſs Kaiser Ferdinand durch die in Leoben
weilende Eisenkommission untersuchen und bestätigen (8. März 1539).
Gleichermaſsen ward dem Freiherrn Franz Hoffmann um
seiner sehr guten Dienste willen gestattet, einen neuen Bau auf
Eisen zu Erzberg ober Losenstein, dies- und jenseits der Enns in der
Herrschaft Steier, mit ausgedehnter Vollmacht, an den Wässern und
Bächen Enns, Reichraming, Rorbach, Wendtenbach, Tattenbach,
Stirlbach, auf der Laussag aufzuschlieſsen und dazu Plahäuser,
Hämmer u. s. w. zu errichten, für ihn selbst und seine Erben, jedoch
gegen die Bedingung, den Bau sogleich wieder aufzulassen, wenn eine
unparteiische Erhebung darthun werde, daſs dieser Eisenbau dem
Berg- und Kammergute am steierischen Erzberge wirklichen Nachteil
bringe.
Seit Beginn des Jahres 1538 saſs in Leoben die erwähnte
„Eisenkommission“ 1), welche eine „Umgestaltung und Besserung
aller Einrichtungen, welche das Wald-, Berg-, Hütten-, Hammer-
und Handelswesen am steirischen Erzberge betreffen“, herbeiführen
sollte. Besonders gab die immer weiter fortschreitende Entwaldung
des ganzen Gebietes um den Erzberg zu ernster Besorgnis Ver-
anlassung. Deshalb sollte in erster Linie eine neue Waldordnung
entworfen werden. Alle Waldbesitzer wurden zur Teilnahme an den
Beratungen nach Leoben geladen; als solche werden genannt: die
Stifte Göſs, St. Lambrecht und Admont, Graf Georg zu Montfort,
1) Siehe v. Muchar, a. a. O., S. 444.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/640>, abgerufen am 22.11.2024.
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