mann in seinen "Beiträgen zur Geschichte der Erfindungen" (Bd. I, S. 133 etc.) 1780 wieder die Aufmerksamkeit darauf lenkte, galt dies fast mehr der litterarischen Kuriosität als dem reichen In- halt, der noch heute eine Quelle der Belehrung bietet, welche erst von den neuesten metallurgischen Schriftstellern richtig gewürdigt worden ist 1). Leider giebt es keine deutsche Übersetzung des Werkes.
Das Buch des Biringuccio heisst einfach "Pyrotechnia" oder genauer "Della pirotechnia, libri X". Dasselbe ist aber kein "Feuer- werksbuch", wie deren mehrere in dieser Periode erschienen sind und die sich darauf beschränken, die Künste vorzutragen, die ein ge- prüfter Büchsenmeister verstehen muss, sondern es ist ein systematisches Lehrbuch der Metallurgie, in dem allerdings der Guss und die Be- arbeitung der Kanonen, die Pulverbereitung und die Minierkunst mit behandelt sind. Es ist in italienischer Sprache in Briefform verfasst.
Konnten wir von Georg Agricola eine ziemlich ausführliche Lebensbeschreibung geben, so wissen wir von Vanuccio Biringuccio (oder Biringoccio) fast nichts, als das, was er hier und da in seinem Buche über sich selbst eingestreut hat.
Er war von edlem Geschlecht in der Stadt Siena geboren, in welchem Jahre aber ist unbekannt. Er studierte Mathematik und Naturwissenschaften und wurde ein bedeutender, ja ein berühmter Ingenieur. Mazuchelli2), der einzige Schriftsteller, der von Birin- guccio etwas zu sagen weis, nennt ihn einen Mathematiker, sehr erfahren besonders in der Kenntnis und der Schmelzung der Metalle, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelebt habe. Er sei von ver- schiedenen Fürsten und Staaten seiner Kenntnisse wegen berufen worden, so von Peter Aloysius Farnese -- den sein Vater Papst Paul III. 1545 zum ersten Herzoge von Parma gemacht hatte, der aber schon im Jahre 1547 ermordet wurde, von Herkules II. von Este, Herzog von Ferrara, der 1534 bis 1559 regierte 3) -- und ebenso von der Republik Venedig. Mazuchelli nennt ihn den ersten Italiener, der über Metallurgie geschrieben habe.
1) Siehe Percy, "Gold and Silver".
2) Siehe Mazuchelli, Scrittori d'Italia II, p. 1262. "Biringucci v. Birin- goccio (Vanuccio) Sanese" ...... Fu chiamato da molti Principi ad operare presso di loro, e servi Pier Luigi Farnese Duca di Parma, poi Ercole d'Este, Duca di Ferrara, et appresso i Veneziani. Fu per adventura il primo de' nostri Italiani che scrivesse sopra la cognitione e il gitto de' metalli.
3)Beckmann ist entschieden im Irrtume, wenn er annimmt, der von Ma- zuchelli genannte Ercole d'Este sei Herkules I. gewesen, der 50 Jahre früher, nämlich 1471 bis 1506, lebte.
Vanuccio Biringuccio.
mann in seinen „Beiträgen zur Geschichte der Erfindungen“ (Bd. I, S. 133 etc.) 1780 wieder die Aufmerksamkeit darauf lenkte, galt dies fast mehr der litterarischen Kuriosität als dem reichen In- halt, der noch heute eine Quelle der Belehrung bietet, welche erst von den neuesten metallurgischen Schriftstellern richtig gewürdigt worden ist 1). Leider giebt es keine deutsche Übersetzung des Werkes.
Das Buch des Biringuccio heiſst einfach „Pyrotechnia“ oder genauer „Della pirotechnia, libri X“. Dasselbe ist aber kein „Feuer- werksbuch“, wie deren mehrere in dieser Periode erschienen sind und die sich darauf beschränken, die Künste vorzutragen, die ein ge- prüfter Büchsenmeister verstehen muſs, sondern es ist ein systematisches Lehrbuch der Metallurgie, in dem allerdings der Guſs und die Be- arbeitung der Kanonen, die Pulverbereitung und die Minierkunst mit behandelt sind. Es ist in italienischer Sprache in Briefform verfaſst.
Konnten wir von Georg Agricola eine ziemlich ausführliche Lebensbeschreibung geben, so wissen wir von Vanuccio Biringuccio (oder Biringoccio) fast nichts, als das, was er hier und da in seinem Buche über sich selbst eingestreut hat.
Er war von edlem Geschlecht in der Stadt Siena geboren, in welchem Jahre aber ist unbekannt. Er studierte Mathematik und Naturwissenschaften und wurde ein bedeutender, ja ein berühmter Ingenieur. Mazuchelli2), der einzige Schriftsteller, der von Birin- guccio etwas zu sagen weis, nennt ihn einen Mathematiker, sehr erfahren besonders in der Kenntnis und der Schmelzung der Metalle, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelebt habe. Er sei von ver- schiedenen Fürsten und Staaten seiner Kenntnisse wegen berufen worden, so von Peter Aloysius Farnese — den sein Vater Papst Paul III. 1545 zum ersten Herzoge von Parma gemacht hatte, der aber schon im Jahre 1547 ermordet wurde, von Herkules II. von Este, Herzog von Ferrara, der 1534 bis 1559 regierte 3) — und ebenso von der Republik Venedig. Mazuchelli nennt ihn den ersten Italiener, der über Metallurgie geschrieben habe.
1) Siehe Percy, „Gold and Silver“.
2) Siehe Mazuchelli, Scrittori d’Italia II, p. 1262. „Biringucci v. Birin- goccio (Vanuccio) Sanese“ ...... Fu chiamato da molti Principi ad operare presso di loro, e servi Pier Luigi Farnese Duca di Parma, poi Ercole d’Este, Duca di Ferrara, et appresso i Veneziani. Fu per adventura il primo de’ nostri Italiani che scrivesse sopra la cognitione e il gitto de’ metalli.
3)Beckmann ist entschieden im Irrtume, wenn er annimmt, der von Ma- zuchelli genannte Ercole d’Este sei Herkules I. gewesen, der 50 Jahre früher, nämlich 1471 bis 1506, lebte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0067"n="47"/><fwplace="top"type="header">Vanuccio Biringuccio.</fw><lb/><hirendition="#g">mann</hi> in seinen „Beiträgen zur Geschichte der Erfindungen“ (Bd. I,<lb/>
S. 133 etc.) 1780 wieder die Aufmerksamkeit darauf lenkte, galt<lb/>
dies fast mehr der litterarischen Kuriosität als dem reichen In-<lb/>
halt, der noch heute eine Quelle der Belehrung bietet, welche erst<lb/>
von den neuesten metallurgischen Schriftstellern richtig gewürdigt<lb/>
worden ist <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Percy</hi>, „Gold and Silver“.</note>. Leider giebt es keine deutsche Übersetzung des Werkes.</p><lb/><p>Das Buch des <hirendition="#g">Biringuccio</hi> heiſst einfach „Pyrotechnia“ oder<lb/>
genauer „Della pirotechnia, libri X“. Dasselbe ist aber kein „Feuer-<lb/>
werksbuch“, wie deren mehrere in dieser Periode erschienen sind<lb/>
und die sich darauf beschränken, die Künste vorzutragen, die ein ge-<lb/>
prüfter Büchsenmeister verstehen muſs, sondern es ist ein systematisches<lb/>
Lehrbuch der Metallurgie, in dem allerdings der Guſs und die Be-<lb/>
arbeitung der Kanonen, die Pulverbereitung und die Minierkunst mit<lb/>
behandelt sind. Es ist in italienischer Sprache in Briefform verfaſst.</p><lb/><p>Konnten wir von <hirendition="#g">Georg Agricola</hi> eine ziemlich ausführliche<lb/>
Lebensbeschreibung geben, so wissen wir von <hirendition="#g">Vanuccio Biringuccio</hi><lb/>
(oder <hirendition="#g">Biringoccio</hi>) fast nichts, als das, was er hier und da in seinem<lb/>
Buche über sich selbst eingestreut hat.</p><lb/><p>Er war von edlem Geschlecht in der Stadt Siena geboren, in<lb/>
welchem Jahre aber ist unbekannt. Er studierte Mathematik und<lb/>
Naturwissenschaften und wurde ein bedeutender, ja ein berühmter<lb/>
Ingenieur. <hirendition="#g">Mazuchelli</hi><noteplace="foot"n="2)">Siehe <hirendition="#g">Mazuchelli</hi>, Scrittori d’Italia II, p. 1262. „<hirendition="#g">Biringucci</hi> v. <hirendition="#g">Birin-<lb/>
goccio</hi> (Vanuccio) Sanese“ ...... Fu chiamato da molti Principi ad operare<lb/>
presso di loro, e servi Pier Luigi Farnese Duca di Parma, poi Ercole d’Este, Duca<lb/>
di Ferrara, et appresso i Veneziani. Fu per adventura il primo de’ nostri Italiani<lb/>
che scrivesse sopra la cognitione e il gitto de’ metalli.</note>, der einzige Schriftsteller, der von <hirendition="#g">Birin-<lb/>
guccio</hi> etwas zu sagen weis, nennt ihn einen Mathematiker, sehr<lb/>
erfahren besonders in der Kenntnis und der Schmelzung der Metalle,<lb/>
der um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelebt habe. Er sei von ver-<lb/>
schiedenen Fürsten und Staaten seiner Kenntnisse wegen berufen<lb/>
worden, so von Peter Aloysius Farnese — den sein Vater Papst<lb/>
Paul III. 1545 zum ersten Herzoge von Parma gemacht hatte, der<lb/>
aber schon im Jahre 1547 ermordet wurde, von Herkules II. von Este,<lb/>
Herzog von Ferrara, der 1534 bis 1559 regierte <noteplace="foot"n="3)"><hirendition="#g">Beckmann</hi> ist entschieden im Irrtume, wenn er annimmt, der von <hirendition="#g">Ma-<lb/>
zuchelli</hi> genannte Ercole d’Este sei Herkules I. gewesen, der 50 Jahre früher,<lb/>
nämlich 1471 bis 1506, lebte.</note>— und ebenso von<lb/>
der Republik Venedig. <hirendition="#g">Mazuchelli</hi> nennt ihn den ersten Italiener,<lb/>
der über Metallurgie geschrieben habe.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[47/0067]
Vanuccio Biringuccio.
mann in seinen „Beiträgen zur Geschichte der Erfindungen“ (Bd. I,
S. 133 etc.) 1780 wieder die Aufmerksamkeit darauf lenkte, galt
dies fast mehr der litterarischen Kuriosität als dem reichen In-
halt, der noch heute eine Quelle der Belehrung bietet, welche erst
von den neuesten metallurgischen Schriftstellern richtig gewürdigt
worden ist 1). Leider giebt es keine deutsche Übersetzung des Werkes.
Das Buch des Biringuccio heiſst einfach „Pyrotechnia“ oder
genauer „Della pirotechnia, libri X“. Dasselbe ist aber kein „Feuer-
werksbuch“, wie deren mehrere in dieser Periode erschienen sind
und die sich darauf beschränken, die Künste vorzutragen, die ein ge-
prüfter Büchsenmeister verstehen muſs, sondern es ist ein systematisches
Lehrbuch der Metallurgie, in dem allerdings der Guſs und die Be-
arbeitung der Kanonen, die Pulverbereitung und die Minierkunst mit
behandelt sind. Es ist in italienischer Sprache in Briefform verfaſst.
Konnten wir von Georg Agricola eine ziemlich ausführliche
Lebensbeschreibung geben, so wissen wir von Vanuccio Biringuccio
(oder Biringoccio) fast nichts, als das, was er hier und da in seinem
Buche über sich selbst eingestreut hat.
Er war von edlem Geschlecht in der Stadt Siena geboren, in
welchem Jahre aber ist unbekannt. Er studierte Mathematik und
Naturwissenschaften und wurde ein bedeutender, ja ein berühmter
Ingenieur. Mazuchelli 2), der einzige Schriftsteller, der von Birin-
guccio etwas zu sagen weis, nennt ihn einen Mathematiker, sehr
erfahren besonders in der Kenntnis und der Schmelzung der Metalle,
der um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelebt habe. Er sei von ver-
schiedenen Fürsten und Staaten seiner Kenntnisse wegen berufen
worden, so von Peter Aloysius Farnese — den sein Vater Papst
Paul III. 1545 zum ersten Herzoge von Parma gemacht hatte, der
aber schon im Jahre 1547 ermordet wurde, von Herkules II. von Este,
Herzog von Ferrara, der 1534 bis 1559 regierte 3) — und ebenso von
der Republik Venedig. Mazuchelli nennt ihn den ersten Italiener,
der über Metallurgie geschrieben habe.
1) Siehe Percy, „Gold and Silver“.
2) Siehe Mazuchelli, Scrittori d’Italia II, p. 1262. „Biringucci v. Birin-
goccio (Vanuccio) Sanese“ ...... Fu chiamato da molti Principi ad operare
presso di loro, e servi Pier Luigi Farnese Duca di Parma, poi Ercole d’Este, Duca
di Ferrara, et appresso i Veneziani. Fu per adventura il primo de’ nostri Italiani
che scrivesse sopra la cognitione e il gitto de’ metalli.
3) Beckmann ist entschieden im Irrtume, wenn er annimmt, der von Ma-
zuchelli genannte Ercole d’Este sei Herkules I. gewesen, der 50 Jahre früher,
nämlich 1471 bis 1506, lebte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/67>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.