Oberkrain erzeugt "eine gewaltig grosse Quantität Erzes vom besten Eisen und allervortrefflichsten Stahl, so weit und breit durch die Welt verführt wird" (Valvassor).
In der Wochein wurde seit den Zeiten der Römer Eisen ge- wonnen. Die alten Werke lagen mehr in dem oberen Teile des Thales, nahe dem Hochgebirge, während sich später die Eisenhütten mehr in das untere Thal zogen. Der Bergbau wurde in der alten mühseligen Weise fortbetrieben 1). Viele kleine Schächte, selten über 11/2 Schuh (!) im Viereck wurden auf den Erzklüften abgetäuft. Von diesen aus wurde das Erz nur mit Spitzhammer und Keilhaue ohne Pulver gewonnen und mit dem Haspel zu Tage gefördert, wo es in kleinen Teichen verwaschen wurde. Stollen und Strecken waren un- bekannt. Nur mit Mühe konnte man soviel Erz gewinnen, als für das Jahr nötig war. Die Erze wurden dann im Winter in bedeckten Trögen auf Schlitten in die Schmelzhütten gebracht. Die Bohnerze wurden gewaschen, in Röststadeln geröstet und das grösste Erz mit Handfäustel zerklopft. Sodann wurde dieses in Wolfsöfen, die wir bereits S. 166 beschrieben haben, verschmolzen. Es wurde auf "Wölfe" gearbeitet, welche je nach dem Ausfall der Schmelzung zu Stahl oder zu Draht, Nägeln und "Gartereisen" verarbeitet wurden. Das älteste Werk in der Wochein hiess der Althammer. Er lag, nach Val- vassors Beschreibung 2), "in einer Schlutten zwischen hohem Schnee- gebirge nahe am Wocheiner See und wurde auf krainerisch Staro- kladno geheissen, welches auf deutsch ebenso viel heisst als Alter Hammer". -- "Etwas besser hinab hat es ein anderes Hammerwerk, da man unterschiedliches Eisenwerk schmiedet und ausarbeitet. In- sonderheit seynd daselbst viel Draht-Zieher beschäftigt, sowohl einen ganz dicken als auch den subtilsten Draht und gleichfalls solchen, welcher den Instrumenten, Zithern und Harpfen bequem ist ziehen. Für mittelmässigen Drahtzug braucht man allhie eine schöne und curieuse Manier. Es muss sich ein Mensch auf einen hangenden Stuhl setzen, daran man ihn fest verbindet und anspannt, alsdann draussen das Wasser aufs Rad gehen lässt. Worauf das Wasser diesen Menschen geschwind und augenblicklich weit vor und wiederum weit rückwärts oder hinter sich treibt. Er, der indess eine eiserne Zange in Händen hält, muss, so oft er vor sich gerafft wird, den Draht er- greifen, indem er aber wieder hinter sich gerissen wird, den Draht
1) Vergl. Oryctographia Carniolica 1778.
2)Valvassor, die Ehre des Herzogtums Krain, Laibach 1689, S. 395.
Krain.
Oberkrain erzeugt „eine gewaltig groſse Quantität Erzes vom besten Eisen und allervortrefflichsten Stahl, so weit und breit durch die Welt verführt wird“ (Valvassor).
In der Wochein wurde seit den Zeiten der Römer Eisen ge- wonnen. Die alten Werke lagen mehr in dem oberen Teile des Thales, nahe dem Hochgebirge, während sich später die Eisenhütten mehr in das untere Thal zogen. Der Bergbau wurde in der alten mühseligen Weise fortbetrieben 1). Viele kleine Schächte, selten über 1½ Schuh (!) im Viereck wurden auf den Erzklüften abgetäuft. Von diesen aus wurde das Erz nur mit Spitzhammer und Keilhaue ohne Pulver gewonnen und mit dem Haspel zu Tage gefördert, wo es in kleinen Teichen verwaschen wurde. Stollen und Strecken waren un- bekannt. Nur mit Mühe konnte man soviel Erz gewinnen, als für das Jahr nötig war. Die Erze wurden dann im Winter in bedeckten Trögen auf Schlitten in die Schmelzhütten gebracht. Die Bohnerze wurden gewaschen, in Röststadeln geröstet und das gröſste Erz mit Handfäustel zerklopft. Sodann wurde dieses in Wolfsöfen, die wir bereits S. 166 beschrieben haben, verschmolzen. Es wurde auf „Wölfe“ gearbeitet, welche je nach dem Ausfall der Schmelzung zu Stahl oder zu Draht, Nägeln und „Gartereisen“ verarbeitet wurden. Das älteste Werk in der Wochein hieſs der Althammer. Er lag, nach Val- vassors Beschreibung 2), „in einer Schlutten zwischen hohem Schnee- gebirge nahe am Wocheiner See und wurde auf krainerisch Staro- kladno geheiſsen, welches auf deutsch ebenso viel heiſst als Alter Hammer“. — „Etwas besser hinab hat es ein anderes Hammerwerk, da man unterschiedliches Eisenwerk schmiedet und ausarbeitet. In- sonderheit seynd daselbst viel Draht-Zieher beschäftigt, sowohl einen ganz dicken als auch den subtilsten Draht und gleichfalls solchen, welcher den Instrumenten, Zithern und Harpfen bequem ist ziehen. Für mittelmäſsigen Drahtzug braucht man allhie eine schöne und curieuse Manier. Es muſs sich ein Mensch auf einen hangenden Stuhl setzen, daran man ihn fest verbindet und anspannt, alsdann drauſsen das Wasser aufs Rad gehen läſst. Worauf das Wasser diesen Menschen geschwind und augenblicklich weit vor und wiederum weit rückwärts oder hinter sich treibt. Er, der indeſs eine eiserne Zange in Händen hält, muſs, so oft er vor sich gerafft wird, den Draht er- greifen, indem er aber wieder hinter sich gerissen wird, den Draht
1) Vergl. Oryctographia Carniolica 1778.
2)Valvassor, die Ehre des Herzogtums Krain, Laibach 1689, S. 395.
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Krain.
Oberkrain erzeugt „eine gewaltig groſse Quantität Erzes vom
besten Eisen und allervortrefflichsten Stahl, so weit und breit durch
die Welt verführt wird“ (Valvassor).
In der Wochein wurde seit den Zeiten der Römer Eisen ge-
wonnen. Die alten Werke lagen mehr in dem oberen Teile des
Thales, nahe dem Hochgebirge, während sich später die Eisenhütten
mehr in das untere Thal zogen. Der Bergbau wurde in der alten
mühseligen Weise fortbetrieben 1). Viele kleine Schächte, selten über
1½ Schuh (!) im Viereck wurden auf den Erzklüften abgetäuft. Von
diesen aus wurde das Erz nur mit Spitzhammer und Keilhaue ohne
Pulver gewonnen und mit dem Haspel zu Tage gefördert, wo es in
kleinen Teichen verwaschen wurde. Stollen und Strecken waren un-
bekannt. Nur mit Mühe konnte man soviel Erz gewinnen, als für
das Jahr nötig war. Die Erze wurden dann im Winter in bedeckten
Trögen auf Schlitten in die Schmelzhütten gebracht. Die Bohnerze
wurden gewaschen, in Röststadeln geröstet und das gröſste Erz mit
Handfäustel zerklopft. Sodann wurde dieses in Wolfsöfen, die wir
bereits S. 166 beschrieben haben, verschmolzen. Es wurde auf „Wölfe“
gearbeitet, welche je nach dem Ausfall der Schmelzung zu Stahl oder
zu Draht, Nägeln und „Gartereisen“ verarbeitet wurden. Das älteste
Werk in der Wochein hieſs der Althammer. Er lag, nach Val-
vassors Beschreibung 2), „in einer Schlutten zwischen hohem Schnee-
gebirge nahe am Wocheiner See und wurde auf krainerisch Staro-
kladno geheiſsen, welches auf deutsch ebenso viel heiſst als Alter
Hammer“. — „Etwas besser hinab hat es ein anderes Hammerwerk,
da man unterschiedliches Eisenwerk schmiedet und ausarbeitet. In-
sonderheit seynd daselbst viel Draht-Zieher beschäftigt, sowohl
einen ganz dicken als auch den subtilsten Draht und gleichfalls
solchen, welcher den Instrumenten, Zithern und Harpfen bequem ist
ziehen. Für mittelmäſsigen Drahtzug braucht man allhie eine schöne
und curieuse Manier. Es muſs sich ein Mensch auf einen hangenden
Stuhl setzen, daran man ihn fest verbindet und anspannt, alsdann
drauſsen das Wasser aufs Rad gehen läſst. Worauf das Wasser diesen
Menschen geschwind und augenblicklich weit vor und wiederum weit
rückwärts oder hinter sich treibt. Er, der indeſs eine eiserne Zange
in Händen hält, muſs, so oft er vor sich gerafft wird, den Draht er-
greifen, indem er aber wieder hinter sich gerissen wird, den Draht
1) Vergl. Oryctographia Carniolica 1778.
2) Valvassor, die Ehre des Herzogtums Krain, Laibach 1689, S. 395.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/674>, abgerufen am 22.11.2024.
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