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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Baden.
Weiden, durften aber nicht in die jungen Schläge oder Schächen
treiben.

Die Bergleute wurden vielfach von der Herrschaft gedrückt, wo-
rüber sie in den Jahren 1594 und 1598 Beschwerde erhoben. Die
Knappen mussten ihre Nahrung von den Bergherren beziehen, die
diese nach Willkür hoch oder niedrig anrechneten.

Über Produktion und Produktionskosten liegen folgende Nach-
richten vor: 1582/83 wurden in einem Jahre 2273 Ctr. 381/2 Pfund
Eisen erzeugt und dafür 7888 Gulden 2 Batzen 9 Rappen erlöst. Die
Preise für den Centner betrugen 4, 3 2/3 , 31/2 und 3 1/5 Gulden. 1583/84
wurden 2383 Centner 89 Pfund Eisen produziert. Gemeines Eisen
kostete 1547 2 Gulden und 4 Batzen (9,30 Mk.) pro Centner. Damals
war das Eisen sehr billig. 1547 hatte der Schaffner erklärt, das
Werk könne noch bestehen, wenn der Centner bester Stahl nach
Villinger Gewicht um 4 Gulden (16,50 Mk.) verkauft würde. 1572
waren die Preise höher; es kostete der Centner gemeines Eisen 3 fl.
3 bis 5 Batzen, "gefrömtes" Eisen (Zaineisen) 3 fl. 10 Batzen (an 14 Mk.),
1593 gemeines Eisen 3 fl. 7 Batzen, gefrömtes 4 Gulden der Centner.

Die Produktionskosten im Jahre 1584: für die Gewinnung von
1 Centner Schwarz- und Roterz wurden bezahlt 6 Kzr. = 45 Pf.; 1594
von einem Kübel Schwarzerz 9 Kzr., von Roterz 2 Batzen, später
wurde dies wieder gemindert und den Bergleuten auch die Beschaf-
fung und Erhaltung des Geschirrs aufgehalst; Schmiedlohn für einen
Kübel Roterz 4 Pf. (= 15 Pf. jetzt), für einen Kübel Schwarzerz 2 Pf.,
für den Centner Wäscheisen 18 Kzr. Hammerschmiede und Läuter-
lohn pro Centner 9 Batzen, Schmelzer- und Aufsetzelohn für den
Centner Masseleisen 2 Batzen 8 Rappen. Durchschnittlich gaben
31/4 Kübel Schwarzerz einen Centner Masseleisen. Die Kohlenpreise
betrugen 1584 für ein Fuder Holzkohlen 61 Kreuzer; ein Fuder
schwankte zwischen 14 bis 16 Zubern, deren einer 9 bis 111/2 Pf.
(9 Pf. = 30 Pf.) galt, wonach ein Fuder von 15 Zuber auf 13 Schilling
4 Den. (= 4,50 Mk.) zu stehen kam.

Schon im frühen Mittelalter war der Rhein die wichtigste Verkehrs-
strasse für den oberländischen Eisenhandel. Dieser Handel ging vom
Bodensee bis nach Köln. Dieses, der wichtigste Eisenmarkt am Rhein,
übte seinen Einfluss bis in die fernen Thäler der Schweiz. Das ober-
ländische Eisengewicht, die Wag = 120 Pfund, entsprach dem kölni-
schen Eisencentner, wie er schon 1370 festgesetzt wurde.

Wegen der Rheinschifffahrt kam am 5. Juli 1438 ein Vertrag
zwischen Basel und Laufenberg zu Stande, die Beschwerden der

Baden.
Weiden, durften aber nicht in die jungen Schläge oder Schächen
treiben.

Die Bergleute wurden vielfach von der Herrschaft gedrückt, wo-
rüber sie in den Jahren 1594 und 1598 Beschwerde erhoben. Die
Knappen muſsten ihre Nahrung von den Bergherren beziehen, die
diese nach Willkür hoch oder niedrig anrechneten.

Über Produktion und Produktionskosten liegen folgende Nach-
richten vor: 1582/83 wurden in einem Jahre 2273 Ctr. 38½ Pfund
Eisen erzeugt und dafür 7888 Gulden 2 Batzen 9 Rappen erlöst. Die
Preise für den Centner betrugen 4, 3⅔, 3½ und 3⅕ Gulden. 1583/84
wurden 2383 Centner 89 Pfund Eisen produziert. Gemeines Eisen
kostete 1547 2 Gulden und 4 Batzen (9,30 Mk.) pro Centner. Damals
war das Eisen sehr billig. 1547 hatte der Schaffner erklärt, das
Werk könne noch bestehen, wenn der Centner bester Stahl nach
Villinger Gewicht um 4 Gulden (16,50 Mk.) verkauft würde. 1572
waren die Preise höher; es kostete der Centner gemeines Eisen 3 fl.
3 bis 5 Batzen, „gefrömtes“ Eisen (Zaineisen) 3 fl. 10 Batzen (an 14 Mk.),
1593 gemeines Eisen 3 fl. 7 Batzen, gefrömtes 4 Gulden der Centner.

Die Produktionskosten im Jahre 1584: für die Gewinnung von
1 Centner Schwarz- und Roterz wurden bezahlt 6 Kzr. = 45 Pf.; 1594
von einem Kübel Schwarzerz 9 Kzr., von Roterz 2 Batzen, später
wurde dies wieder gemindert und den Bergleuten auch die Beschaf-
fung und Erhaltung des Geschirrs aufgehalst; Schmiedlohn für einen
Kübel Roterz 4 Pf. (= 15 Pf. jetzt), für einen Kübel Schwarzerz 2 Pf.,
für den Centner Wäscheisen 18 Kzr. Hammerschmiede und Läuter-
lohn pro Centner 9 Batzen, Schmelzer- und Aufsetzelohn für den
Centner Masseleisen 2 Batzen 8 Rappen. Durchschnittlich gaben
3¼ Kübel Schwarzerz einen Centner Masseleisen. Die Kohlenpreise
betrugen 1584 für ein Fuder Holzkohlen 61 Kreuzer; ein Fuder
schwankte zwischen 14 bis 16 Zubern, deren einer 9 bis 11½ Pf.
(9 Pf. = 30 Pf.) galt, wonach ein Fuder von 15 Zuber auf 13 Schilling
4 Den. (= 4,50 Mk.) zu stehen kam.

Schon im frühen Mittelalter war der Rhein die wichtigste Verkehrs-
straſse für den oberländischen Eisenhandel. Dieser Handel ging vom
Bodensee bis nach Köln. Dieses, der wichtigste Eisenmarkt am Rhein,
übte seinen Einfluſs bis in die fernen Thäler der Schweiz. Das ober-
ländische Eisengewicht, die Wag = 120 Pfund, entsprach dem kölni-
schen Eisencentner, wie er schon 1370 festgesetzt wurde.

Wegen der Rheinschifffahrt kam am 5. Juli 1438 ein Vertrag
zwischen Basel und Laufenberg zu Stande, die Beschwerden der

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[706/0726] Baden. Weiden, durften aber nicht in die jungen Schläge oder Schächen treiben. Die Bergleute wurden vielfach von der Herrschaft gedrückt, wo- rüber sie in den Jahren 1594 und 1598 Beschwerde erhoben. Die Knappen muſsten ihre Nahrung von den Bergherren beziehen, die diese nach Willkür hoch oder niedrig anrechneten. Über Produktion und Produktionskosten liegen folgende Nach- richten vor: 1582/83 wurden in einem Jahre 2273 Ctr. 38½ Pfund Eisen erzeugt und dafür 7888 Gulden 2 Batzen 9 Rappen erlöst. Die Preise für den Centner betrugen 4, 3⅔, 3½ und 3⅕ Gulden. 1583/84 wurden 2383 Centner 89 Pfund Eisen produziert. Gemeines Eisen kostete 1547 2 Gulden und 4 Batzen (9,30 Mk.) pro Centner. Damals war das Eisen sehr billig. 1547 hatte der Schaffner erklärt, das Werk könne noch bestehen, wenn der Centner bester Stahl nach Villinger Gewicht um 4 Gulden (16,50 Mk.) verkauft würde. 1572 waren die Preise höher; es kostete der Centner gemeines Eisen 3 fl. 3 bis 5 Batzen, „gefrömtes“ Eisen (Zaineisen) 3 fl. 10 Batzen (an 14 Mk.), 1593 gemeines Eisen 3 fl. 7 Batzen, gefrömtes 4 Gulden der Centner. Die Produktionskosten im Jahre 1584: für die Gewinnung von 1 Centner Schwarz- und Roterz wurden bezahlt 6 Kzr. = 45 Pf.; 1594 von einem Kübel Schwarzerz 9 Kzr., von Roterz 2 Batzen, später wurde dies wieder gemindert und den Bergleuten auch die Beschaf- fung und Erhaltung des Geschirrs aufgehalst; Schmiedlohn für einen Kübel Roterz 4 Pf. (= 15 Pf. jetzt), für einen Kübel Schwarzerz 2 Pf., für den Centner Wäscheisen 18 Kzr. Hammerschmiede und Läuter- lohn pro Centner 9 Batzen, Schmelzer- und Aufsetzelohn für den Centner Masseleisen 2 Batzen 8 Rappen. Durchschnittlich gaben 3¼ Kübel Schwarzerz einen Centner Masseleisen. Die Kohlenpreise betrugen 1584 für ein Fuder Holzkohlen 61 Kreuzer; ein Fuder schwankte zwischen 14 bis 16 Zubern, deren einer 9 bis 11½ Pf. (9 Pf. = 30 Pf.) galt, wonach ein Fuder von 15 Zuber auf 13 Schilling 4 Den. (= 4,50 Mk.) zu stehen kam. Schon im frühen Mittelalter war der Rhein die wichtigste Verkehrs- straſse für den oberländischen Eisenhandel. Dieser Handel ging vom Bodensee bis nach Köln. Dieses, der wichtigste Eisenmarkt am Rhein, übte seinen Einfluſs bis in die fernen Thäler der Schweiz. Das ober- ländische Eisengewicht, die Wag = 120 Pfund, entsprach dem kölni- schen Eisencentner, wie er schon 1370 festgesetzt wurde. Wegen der Rheinschifffahrt kam am 5. Juli 1438 ein Vertrag zwischen Basel und Laufenberg zu Stande, die Beschwerden der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/726>, abgerufen am 29.06.2024.