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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Nassau.
gemauerten Stucköfen, wie sie in Steiermark gebräuchlich waren,
voraufgegangen ist, wie vielfach angegeben wird, ist unerwiesen.
Vieles, was zur Siegenschen Eisengeschichte gehört, haben wir bereits
früher vorgebracht (Bd. I, S. 964 etc.). Indem wir darauf verweisen,
knüpfen wir daran an, um Einzelnes noch weiter auszuführen.

Zunächst lassen wir das wichtige Weistum vom Jahre 1443, in
dem die "Massenbläser" zuerst genannt werden, welche die Eisen-
hütten an den Wasserläufen betrieben, in seinem Wortlaut folgen.
Es ist bezeichnet als "ein Weistum, wie es mit dem Schmelzen und
Mahlen zu halten, wenn zwo Hütten oder Mulen in einen Graben
gehen, vom 21. Juli 1443 1)".

Anno Domini M°. IIII°. XLIII°. uff Sondach nest nach Diuisio
Apostolorum, wart gewiest, upn recht, van den molnorn unde massen-
blesirn, vür den Amptluden Juncker Philips von Bicken, Heymann
Wolffe, Henchen scholthes, Henne Lossern, vonde der eyn scholthes
vür dem Han ist, So wa zwa Hütten, aider zwa molen in eyme graben
gaent, vnd eyme rade wassers gebreche, So daz eyne Hütte aider eyne
mole, nit gegaen enkunde, So sollent Beyde parthien vmbe daz wasser
Loissen, vnde eyne parthie sal an blasen aider malen vyerttzihen
dage aider lenger
wy sy des übert komment, vnd were sache daz
sy dis nit also enhilden, vnd jr einer deme andern das wassir neme,
daz man in wairheit fünde, de sulte den Hern brochhaftig sin vnde
en das verbussen.

Wie die Wasserkräfte der Ausdehnung der Betriebe gewisse
Grenzen setzten, so war dies noch vielmehr durch den Wald und die
verfügbare Holzmenge der Fall. Wegen dieser entstanden die Ein-
schränkungen der Hütten- und Hammerzeiten. Jede Hütte durfte
nur eine bestimmte Zeit im Jahre blasen, damit nicht durch den zu
grossen Kohlenverbrauch die Wälder verwüstet würden. Diese, wie
die Vergünstigungen anderseits, ferner Organisation und Betrieb,
wurde geregelt durch die Kurbriefe, deren ältester aus dem Jahre
1516 stammt. Den wesentlichen Inhalt desselben haben wir bei dem
Abschnitte über Hochöfen (S. 794) mitgeteilt. Ausser den Bestim-
mungen über die Blasezeit und den Kohlenkauf ist darin noch fest-
gesetzt, wie es mit der Aufnahme der Raitmeister, d. h. der Gewerken
oder Zunftgenossen, die das Handwerk nicht selbst trieben, sondern
Eisen verschmieden liessen und mit Eisen und Eisenwaren handelten,

1) Abgedruckt in Corpus constitutionum Nassovicarum. Sammlung der Ge-
setze der nassauischen Lande Ottonischer Linie, Dillenburg 1796, nach der alten
Abschrift auf Pergament.

Nassau.
gemauerten Stucköfen, wie sie in Steiermark gebräuchlich waren,
voraufgegangen ist, wie vielfach angegeben wird, ist unerwiesen.
Vieles, was zur Siegenschen Eisengeschichte gehört, haben wir bereits
früher vorgebracht (Bd. I, S. 964 etc.). Indem wir darauf verweisen,
knüpfen wir daran an, um Einzelnes noch weiter auszuführen.

Zunächst lassen wir das wichtige Weistum vom Jahre 1443, in
dem die „Massenbläser“ zuerst genannt werden, welche die Eisen-
hütten an den Wasserläufen betrieben, in seinem Wortlaut folgen.
Es ist bezeichnet als „ein Weistum, wie es mit dem Schmelzen und
Mahlen zu halten, wenn zwo Hütten oder Mulen in einen Graben
gehen, vom 21. Juli 1443 1)“.

Anno Domini M°. IIII°. XLIII°. uff Sondach nest nach Diuisio
Apostolorum, wart gewiest, upn recht, van den molnorn unde maſsen-
blesirn, vür den Amptluden Juncker Philips von Bicken, Heymann
Wolffe, Henchen scholthes, Henne Lossern, vonde der eyn scholthes
vür dem Han ist, So wa zwa Hütten, aider zwa molen in eyme graben
gaent, vnd eyme rade waſsers gebreche, So daz eyne Hütte aider eyne
mole, nit gegaen enkunde, So sollent Beyde parthien vmbe daz waſser
Loiſsen, vnde eyne parthie sal an blasen aider malen vyerttzihen
dage aider lenger
wy sy des übert komment, vnd were sache daz
sy dis nit also enhilden, vnd jr einer deme andern das wassir neme,
daz man in wairheit fünde, de sulte den Hern brochhaftig sin vnde
en das verbussen.

Wie die Wasserkräfte der Ausdehnung der Betriebe gewisse
Grenzen setzten, so war dies noch vielmehr durch den Wald und die
verfügbare Holzmenge der Fall. Wegen dieser entstanden die Ein-
schränkungen der Hütten- und Hammerzeiten. Jede Hütte durfte
nur eine bestimmte Zeit im Jahre blasen, damit nicht durch den zu
groſsen Kohlenverbrauch die Wälder verwüstet würden. Diese, wie
die Vergünstigungen anderseits, ferner Organisation und Betrieb,
wurde geregelt durch die Kurbriefe, deren ältester aus dem Jahre
1516 stammt. Den wesentlichen Inhalt desſelben haben wir bei dem
Abschnitte über Hochöfen (S. 794) mitgeteilt. Auſser den Bestim-
mungen über die Blasezeit und den Kohlenkauf ist darin noch fest-
gesetzt, wie es mit der Aufnahme der Raitmeister, d. h. der Gewerken
oder Zunftgenossen, die das Handwerk nicht selbst trieben, sondern
Eisen verschmieden lieſsen und mit Eisen und Eisenwaren handelten,

1) Abgedruckt in Corpus constitutionum Naſsovicarum. Sammlung der Ge-
setze der nassauischen Lande Ottonischer Linie, Dillenburg 1796, nach der alten
Abschrift auf Pergament.
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[712/0732] Nassau. gemauerten Stucköfen, wie sie in Steiermark gebräuchlich waren, voraufgegangen ist, wie vielfach angegeben wird, ist unerwiesen. Vieles, was zur Siegenschen Eisengeschichte gehört, haben wir bereits früher vorgebracht (Bd. I, S. 964 etc.). Indem wir darauf verweisen, knüpfen wir daran an, um Einzelnes noch weiter auszuführen. Zunächst lassen wir das wichtige Weistum vom Jahre 1443, in dem die „Massenbläser“ zuerst genannt werden, welche die Eisen- hütten an den Wasserläufen betrieben, in seinem Wortlaut folgen. Es ist bezeichnet als „ein Weistum, wie es mit dem Schmelzen und Mahlen zu halten, wenn zwo Hütten oder Mulen in einen Graben gehen, vom 21. Juli 1443 1)“. Anno Domini M°. IIII°. XLIII°. uff Sondach nest nach Diuisio Apostolorum, wart gewiest, upn recht, van den molnorn unde maſsen- blesirn, vür den Amptluden Juncker Philips von Bicken, Heymann Wolffe, Henchen scholthes, Henne Lossern, vonde der eyn scholthes vür dem Han ist, So wa zwa Hütten, aider zwa molen in eyme graben gaent, vnd eyme rade waſsers gebreche, So daz eyne Hütte aider eyne mole, nit gegaen enkunde, So sollent Beyde parthien vmbe daz waſser Loiſsen, vnde eyne parthie sal an blasen aider malen vyerttzihen dage aider lenger wy sy des übert komment, vnd were sache daz sy dis nit also enhilden, vnd jr einer deme andern das wassir neme, daz man in wairheit fünde, de sulte den Hern brochhaftig sin vnde en das verbussen. Wie die Wasserkräfte der Ausdehnung der Betriebe gewisse Grenzen setzten, so war dies noch vielmehr durch den Wald und die verfügbare Holzmenge der Fall. Wegen dieser entstanden die Ein- schränkungen der Hütten- und Hammerzeiten. Jede Hütte durfte nur eine bestimmte Zeit im Jahre blasen, damit nicht durch den zu groſsen Kohlenverbrauch die Wälder verwüstet würden. Diese, wie die Vergünstigungen anderseits, ferner Organisation und Betrieb, wurde geregelt durch die Kurbriefe, deren ältester aus dem Jahre 1516 stammt. Den wesentlichen Inhalt desſelben haben wir bei dem Abschnitte über Hochöfen (S. 794) mitgeteilt. Auſser den Bestim- mungen über die Blasezeit und den Kohlenkauf ist darin noch fest- gesetzt, wie es mit der Aufnahme der Raitmeister, d. h. der Gewerken oder Zunftgenossen, die das Handwerk nicht selbst trieben, sondern Eisen verschmieden lieſsen und mit Eisen und Eisenwaren handelten, 1) Abgedruckt in Corpus constitutionum Naſsovicarum. Sammlung der Ge- setze der nassauischen Lande Ottonischer Linie, Dillenburg 1796, nach der alten Abschrift auf Pergament.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/732>, abgerufen am 22.11.2024.