und Schild, wie es sich gehöre, gebunden werde. Jedoch solle man sowohl unvereidete Meister, als das Schmieden ausserhalb der Stadt zulassen, und solle erlauben, auch den auf dem Lande geschmiedeten Stahl mit dem landesherrlichen Wappen zu zeichnen, jedoch ver- pflichtete Aufseher bestellen, die darauf acht gäben, dass guter Stahl und reiner Chur gemacht und gehalten werde. Auch sei nötig, dass der Artikel des Kurbriefes, der den Stahlschmieden Wascheisen zuzusetzen untersage, bestätigt und dies bei Leibes Strafe ver- boten werde. Der gute Stahl gab schon in sehr früher Zeit Ver- anlassung, dass in Siegen die Waffenschmiedekunst blühte. 1489 liess Graf Johann V. auch bereits Büchsen für Herzog Heinrich von Celle in Siegen schmieden, die sehr gut befunden wurden. Denn bald da- nach ging eine viel grössere Sendung solcher Feuerrohre nach Celle ab. Im 16. Jahrhundert wurden Hakenbüchsen und Rüstungen in Siegen gefertigt und bis nach Brabant verschickt. Drei Pickelhauben kosteten beim Harnischmacher in Siegen einen Gulden. Unter Jo- hann V. kostete eine eiserne Pickelhaube 8 Weisspfennige (Albus). -- In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zogen sich die Stahl- schmieden aus der Stadt an die Wasserläufe.
Der Stahl spielte aber damals noch lange nicht die Rolle, wie später, und wurde nur in beschränkten Massen erzeugt. Deshalb bliesen selbst die Hütten, welche den besten Spat zur Verfügung hatten, mehr Roheisen als Stahleisen. So besagt eine Urkunde von 1569: Die oberste Hütte zu Müsen am Stahlberg blies acht Wochen, machte etliches Stahleisen, an Hammereisen aber 30 Wagen. Ebenso lieferten die unterste Hütte zu Müsen 24, die Hütten auf der Alten- bach 20 und auf dem Dahlbruch 24 Wagen Roheisen zum Verfrischen (Hammereisen). Die Hütte in der Breitenbach hielt sich nur an Hammereisen oder Roheisen und brachte 36 Wagen = 43200 kg in der achtwöchentlichen Reise (a 48 Hüttentagen), oder 900 kg in 24 Stunden aus.
Auch wollten die Hammerschmiede das Stahleisen nicht höher bezahlen als das Roheisen. Der Wagen Stahlstein kam damals ein- schliesslich des Fuhrlohns von Müsen bis Freudenberg, also vier Stunden Wegs, drei Gulden, oder die Tonne auf 6,50 Mk., zu stehen. Zehn Jahre früher, in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts, hatte ein Wagen Eisenstein von den Eiserfelder Gruben 1,52 Mk., der Stahlstein von Kirschbaum 3,36 Mk., der Mollstein oder Lesestein von Schöneberg bei Gosenbach sogar nur 1,30 Mk. gekostet. Nach einer schriftlichen Nachricht förderte man im Müsener Stahlberg von
Nassau.
und Schild, wie es sich gehöre, gebunden werde. Jedoch solle man sowohl unvereidete Meister, als das Schmieden auſserhalb der Stadt zulassen, und solle erlauben, auch den auf dem Lande geschmiedeten Stahl mit dem landesherrlichen Wappen zu zeichnen, jedoch ver- pflichtete Aufseher bestellen, die darauf acht gäben, daſs guter Stahl und reiner Chur gemacht und gehalten werde. Auch sei nötig, daſs der Artikel des Kurbriefes, der den Stahlschmieden Wascheisen zuzusetzen untersage, bestätigt und dies bei Leibes Strafe ver- boten werde. Der gute Stahl gab schon in sehr früher Zeit Ver- anlassung, daſs in Siegen die Waffenschmiedekunst blühte. 1489 lieſs Graf Johann V. auch bereits Büchsen für Herzog Heinrich von Celle in Siegen schmieden, die sehr gut befunden wurden. Denn bald da- nach ging eine viel gröſsere Sendung solcher Feuerrohre nach Celle ab. Im 16. Jahrhundert wurden Hakenbüchsen und Rüstungen in Siegen gefertigt und bis nach Brabant verschickt. Drei Pickelhauben kosteten beim Harnischmacher in Siegen einen Gulden. Unter Jo- hann V. kostete eine eiserne Pickelhaube 8 Weiſspfennige (Albus). — In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zogen sich die Stahl- schmieden aus der Stadt an die Wasserläufe.
Der Stahl spielte aber damals noch lange nicht die Rolle, wie später, und wurde nur in beschränkten Massen erzeugt. Deshalb bliesen selbst die Hütten, welche den besten Spat zur Verfügung hatten, mehr Roheisen als Stahleisen. So besagt eine Urkunde von 1569: Die oberste Hütte zu Müsen am Stahlberg blies acht Wochen, machte etliches Stahleisen, an Hammereisen aber 30 Wagen. Ebenso lieferten die unterste Hütte zu Müsen 24, die Hütten auf der Alten- bach 20 und auf dem Dahlbruch 24 Wagen Roheisen zum Verfrischen (Hammereisen). Die Hütte in der Breitenbach hielt sich nur an Hammereisen oder Roheisen und brachte 36 Wagen = 43200 kg in der achtwöchentlichen Reise (à 48 Hüttentagen), oder 900 kg in 24 Stunden aus.
Auch wollten die Hammerschmiede das Stahleisen nicht höher bezahlen als das Roheisen. Der Wagen Stahlstein kam damals ein- schlieſslich des Fuhrlohns von Müsen bis Freudenberg, also vier Stunden Wegs, drei Gulden, oder die Tonne auf 6,50 Mk., zu stehen. Zehn Jahre früher, in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts, hatte ein Wagen Eisenstein von den Eiserfelder Gruben 1,52 Mk., der Stahlstein von Kirschbaum 3,36 Mk., der Mollstein oder Lesestein von Schöneberg bei Gosenbach sogar nur 1,30 Mk. gekostet. Nach einer schriftlichen Nachricht förderte man im Müsener Stahlberg von
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und Schild, wie es sich gehöre, gebunden werde. Jedoch solle man
sowohl unvereidete Meister, als das Schmieden auſserhalb der Stadt
zulassen, und solle erlauben, auch den auf dem Lande geschmiedeten
Stahl mit dem landesherrlichen Wappen zu zeichnen, jedoch ver-
pflichtete Aufseher bestellen, die darauf acht gäben, daſs guter
Stahl und reiner Chur gemacht und gehalten werde. Auch sei nötig,
daſs der Artikel des Kurbriefes, der den Stahlschmieden Wascheisen
zuzusetzen untersage, bestätigt und dies bei Leibes Strafe ver-
boten werde. Der gute Stahl gab schon in sehr früher Zeit Ver-
anlassung, daſs in Siegen die Waffenschmiedekunst blühte. 1489 lieſs
Graf Johann V. auch bereits Büchsen für Herzog Heinrich von Celle
in Siegen schmieden, die sehr gut befunden wurden. Denn bald da-
nach ging eine viel gröſsere Sendung solcher Feuerrohre nach Celle
ab. Im 16. Jahrhundert wurden Hakenbüchsen und Rüstungen in
Siegen gefertigt und bis nach Brabant verschickt. Drei Pickelhauben
kosteten beim Harnischmacher in Siegen einen Gulden. Unter Jo-
hann V. kostete eine eiserne Pickelhaube 8 Weiſspfennige (Albus). —
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zogen sich die Stahl-
schmieden aus der Stadt an die Wasserläufe.
Der Stahl spielte aber damals noch lange nicht die Rolle, wie
später, und wurde nur in beschränkten Massen erzeugt. Deshalb
bliesen selbst die Hütten, welche den besten Spat zur Verfügung
hatten, mehr Roheisen als Stahleisen. So besagt eine Urkunde von
1569: Die oberste Hütte zu Müsen am Stahlberg blies acht Wochen,
machte etliches Stahleisen, an Hammereisen aber 30 Wagen. Ebenso
lieferten die unterste Hütte zu Müsen 24, die Hütten auf der Alten-
bach 20 und auf dem Dahlbruch 24 Wagen Roheisen zum Verfrischen
(Hammereisen). Die Hütte in der Breitenbach hielt sich nur an
Hammereisen oder Roheisen und brachte 36 Wagen = 43200 kg in
der achtwöchentlichen Reise (à 48 Hüttentagen), oder 900 kg in
24 Stunden aus.
Auch wollten die Hammerschmiede das Stahleisen nicht höher
bezahlen als das Roheisen. Der Wagen Stahlstein kam damals ein-
schlieſslich des Fuhrlohns von Müsen bis Freudenberg, also vier
Stunden Wegs, drei Gulden, oder die Tonne auf 6,50 Mk., zu stehen.
Zehn Jahre früher, in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts,
hatte ein Wagen Eisenstein von den Eiserfelder Gruben 1,52 Mk.,
der Stahlstein von Kirschbaum 3,36 Mk., der Mollstein oder Lesestein
von Schöneberg bei Gosenbach sogar nur 1,30 Mk. gekostet. Nach
einer schriftlichen Nachricht förderte man im Müsener Stahlberg von
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/744>, abgerufen am 22.11.2024.
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