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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
Erckern." Die Vorrede ist an den "allerdurchleuchtigsten etc. Herrn
Maximiliano den Andern" gerichtet und schliesst mit der Unterschrift
"geben Prag, nach Christi vnsres Seligmachers geburt im ein Tausent
fünff hundert und vier und Siebenzigsten Jahre den III. Septem-
bris u. s. w. Lazarus Ercker von Sant Anna Berck" ......, "gedruckt
zu Prag inn der Alten Stadt durch Georgen Schwartz M.D.LXXIIIj."
Dieses Werk fand grossen und dauernden Beifall. Es blieb lange das
angesehenste Probierbuch und wurde infolgedessen auch in den
folgenden Jahrhunderten mehrfach neu aufgelegt1). Es existiert noch
eine ganze Anzahl von "Probierbüchlein" aus dem 16. Jahrhundert,
unter denen die von Cyriakus Schreitmann von 1578 und das
von Modestin Fachs von 1595 die bekanntesten sind. Doch ist in
sämtlichen das Eisen nur nebenher behandelt, indem die Silber- und
Goldproben den Hauptinhalt ausmachen.

Von weit grösserem Interesse selbst vom technischen Standpunkt
aus sind die originellen Bergpredigten des Mathesius, Pfarrers
von Joachimsthal, namentlich diejenigen, welche in seiner "Sarepta
oder Bergpostill" enthalten sind.

Es ist eine merkwürdige Zeit und merkwürdige Umstände, denen
dies eigenartige Werk seine Entstehung verdankt. Eine kurze Schil-
derung derselben wird uns, ebenso wie die Lebensbeschreibung des
Agricola, ein richtigeres Bild davon geben, als lange kulturgeschicht-
liche Auseinandersetzungen.

Der Bergbau auf silberhaltige Erze im Erzgebirge hatte gegen
das Ende des 15. Jahrhunderts einen wunderbaren Aufschwung ge-
nommen, besonders auf der sächsischen Seite waren im Meissnischen
durch die Erschürfung reicher Silbererzänge blühende Städte, wie
Schneeberg, Annaberg und Marienberg, entstanden, welche mit ihrem
Bergsegen den Herzog Albrecht von Meissen zum reichsten Fürsten
Deutschlands machten. Bekannt ist, dass einst in Schneeberg eine
so grosse Silberstufe gewonnen wurde, dass der Herzog mit seinen
Gästen in der Grube daran zu Tafel sitzen konnte, wobei er in die

1) Die mir bekannt gewordenen späteren Ausgaben sind von 1629, 1672, 1703
und 1736. Sie führen den prahlerischen Titel: Aula subterranae, domina domi-
nantium, subdita subditorum. Das ist: Unterirdische Hoffhaltung, ohne
welche weder die Herren regieren noch die Unterthanen gehorchen können, oder:
Gründliche Beschreibung derjenigen Sachen, so in der tieffe der Erden wachsen etc.
Vormals durch den Weltberühmten und gantz Teutschland zierenden Herren
Lazarus Ercker, Weiland der Röm. Kayserl. Majest. obersten Bergmeister aufs
treulichste beschrieben ...... (zum 4. mal gedruckt Frankfurt a. M. von Johann
David Zunner -- Anno MDCCIII).

Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
Erckern.“ Die Vorrede ist an den „allerdurchleuchtigsten etc. Herrn
Maximiliano den Andern“ gerichtet und schlieſst mit der Unterschrift
„geben Prag, nach Christi vnsres Seligmachers geburt im ein Tausent
fünff hundert und vier und Siebenzigsten Jahre den III. Septem-
bris u. s. w. Lazarus Ercker von Sant Anna Berck“ ......, „gedruckt
zu Prag inn der Alten Stadt durch Georgen Schwartz M.D.LXXIIIj.“
Dieses Werk fand groſsen und dauernden Beifall. Es blieb lange das
angesehenste Probierbuch und wurde infolgedessen auch in den
folgenden Jahrhunderten mehrfach neu aufgelegt1). Es existiert noch
eine ganze Anzahl von „Probierbüchlein“ aus dem 16. Jahrhundert,
unter denen die von Cyriakus Schreitmann von 1578 und das
von Modestin Fachs von 1595 die bekanntesten sind. Doch ist in
sämtlichen das Eisen nur nebenher behandelt, indem die Silber- und
Goldproben den Hauptinhalt ausmachen.

Von weit gröſserem Interesse selbst vom technischen Standpunkt
aus sind die originellen Bergpredigten des Mathesius, Pfarrers
von Joachimsthal, namentlich diejenigen, welche in seiner „Sarepta
oder Bergpostill“ enthalten sind.

Es ist eine merkwürdige Zeit und merkwürdige Umstände, denen
dies eigenartige Werk seine Entstehung verdankt. Eine kurze Schil-
derung derselben wird uns, ebenso wie die Lebensbeschreibung des
Agricola, ein richtigeres Bild davon geben, als lange kulturgeschicht-
liche Auseinandersetzungen.

Der Bergbau auf silberhaltige Erze im Erzgebirge hatte gegen
das Ende des 15. Jahrhunderts einen wunderbaren Aufschwung ge-
nommen, besonders auf der sächsischen Seite waren im Meiſsnischen
durch die Erschürfung reicher Silbererzänge blühende Städte, wie
Schneeberg, Annaberg und Marienberg, entstanden, welche mit ihrem
Bergsegen den Herzog Albrecht von Meiſsen zum reichsten Fürsten
Deutschlands machten. Bekannt ist, daſs einst in Schneeberg eine
so groſse Silberstufe gewonnen wurde, daſs der Herzog mit seinen
Gästen in der Grube daran zu Tafel sitzen konnte, wobei er in die

1) Die mir bekannt gewordenen späteren Ausgaben sind von 1629, 1672, 1703
und 1736. Sie führen den prahlerischen Titel: Aula subterranae, domina domi-
nantium, subdita subditorum. Das ist: Unterirdische Hoffhaltung, ohne
welche weder die Herren regieren noch die Unterthanen gehorchen können, oder:
Gründliche Beschreibung derjenigen Sachen, so in der tieffe der Erden wachsen etc.
Vormals durch den Weltberühmten und gantz Teutschland zierenden Herren
Lazarus Ercker, Weiland der Röm. Kayserl. Majest. obersten Bergmeister aufs
treulichste beschrieben ...... (zum 4. mal gedruckt Frankfurt a. M. von Johann
David Zunner — Anno MDCCIII).
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[55/0075] Schriftsteller des 16. Jahrhunderts. Erckern.“ Die Vorrede ist an den „allerdurchleuchtigsten etc. Herrn Maximiliano den Andern“ gerichtet und schlieſst mit der Unterschrift „geben Prag, nach Christi vnsres Seligmachers geburt im ein Tausent fünff hundert und vier und Siebenzigsten Jahre den III. Septem- bris u. s. w. Lazarus Ercker von Sant Anna Berck“ ......, „gedruckt zu Prag inn der Alten Stadt durch Georgen Schwartz M.D.LXXIIIj.“ Dieses Werk fand groſsen und dauernden Beifall. Es blieb lange das angesehenste Probierbuch und wurde infolgedessen auch in den folgenden Jahrhunderten mehrfach neu aufgelegt 1). Es existiert noch eine ganze Anzahl von „Probierbüchlein“ aus dem 16. Jahrhundert, unter denen die von Cyriakus Schreitmann von 1578 und das von Modestin Fachs von 1595 die bekanntesten sind. Doch ist in sämtlichen das Eisen nur nebenher behandelt, indem die Silber- und Goldproben den Hauptinhalt ausmachen. Von weit gröſserem Interesse selbst vom technischen Standpunkt aus sind die originellen Bergpredigten des Mathesius, Pfarrers von Joachimsthal, namentlich diejenigen, welche in seiner „Sarepta oder Bergpostill“ enthalten sind. Es ist eine merkwürdige Zeit und merkwürdige Umstände, denen dies eigenartige Werk seine Entstehung verdankt. Eine kurze Schil- derung derselben wird uns, ebenso wie die Lebensbeschreibung des Agricola, ein richtigeres Bild davon geben, als lange kulturgeschicht- liche Auseinandersetzungen. Der Bergbau auf silberhaltige Erze im Erzgebirge hatte gegen das Ende des 15. Jahrhunderts einen wunderbaren Aufschwung ge- nommen, besonders auf der sächsischen Seite waren im Meiſsnischen durch die Erschürfung reicher Silbererzänge blühende Städte, wie Schneeberg, Annaberg und Marienberg, entstanden, welche mit ihrem Bergsegen den Herzog Albrecht von Meiſsen zum reichsten Fürsten Deutschlands machten. Bekannt ist, daſs einst in Schneeberg eine so groſse Silberstufe gewonnen wurde, daſs der Herzog mit seinen Gästen in der Grube daran zu Tafel sitzen konnte, wobei er in die 1) Die mir bekannt gewordenen späteren Ausgaben sind von 1629, 1672, 1703 und 1736. Sie führen den prahlerischen Titel: Aula subterranae, domina domi- nantium, subdita subditorum. Das ist: Unterirdische Hoffhaltung, ohne welche weder die Herren regieren noch die Unterthanen gehorchen können, oder: Gründliche Beschreibung derjenigen Sachen, so in der tieffe der Erden wachsen etc. Vormals durch den Weltberühmten und gantz Teutschland zierenden Herren Lazarus Ercker, Weiland der Röm. Kayserl. Majest. obersten Bergmeister aufs treulichste beschrieben ...... (zum 4. mal gedruckt Frankfurt a. M. von Johann David Zunner — Anno MDCCIII).

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/75>, abgerufen am 26.11.2024.