nischen Linie und diese wendeten auch der Eisengewinnung im Dillen- burgischen ihre landesväterliche Sorgfalt zu. In den Renteirech- nungen von 1444 werden bereits fünf Eisenhütten erwähnt. Eine der ältesten stand zwischen Eisemrod und Ibernthal. Dieselbe wird be- reits in einer Urkunde "Die nativit. Mariae virginis" 1434 erwähnt 1) (I. 781). Sie gehörte zwei Einwohnern aus Eisemrod, die damit be- liehen waren und nach einer Schenkung des regierenden Grafen den jährlichen Bodenzins an den Altar und die Kapelle "hellige crucis" zu Tringenstein entrichten mussten. Er betrug 18 Turnos 2). In der Rechnung von 1449 ist bei dieser Hütte bemerkt "lyt woste", liegt wüste, und in späteren Rechnungen wird sie nicht mehr erwähnt. Der damalige Pfarrer von Tringenstein, Johann Schelt, giebt als Ursache an, dass der Graf aus dem Schelder Wald kein Holz mehr habe folgen lassen wollen. Später stand eine Mühle an der Stelle, aber rings um dieselbe lagen Eisenschlacken. Die Eisenhütten hatten damals Holzgeld und Bodenzins zu entrichten. Das Holzgeld jeden- falls für ihren Holzbezug aus den fürstlichen Waldungen. Im Jahre 1477 wurden diese beiden Abgaben mit einander vereinigt. Die fünf in den Rechnungen von 1444 erwähnten Hütten, nämlich die zu Dillenburg, Haiger, Wissenbach, auf der Schelde und zu Eisemrod, entrichteten zusammen in genanntem Jahre an Holzgeld und Boden- zins 128 Gulden 3). Die alte Dillenburger Eisenhütte wurde vor 1523 abgebrochen und gegen Ende der zwanziger Jahre zu St. Thönges bei Steinbach, einer dem heiligen Antonius geweihten Kapelle, wieder aufgebaut. Sie wird in den Rechnungen von 1530 mit 18 Gulden Hüttenzins aufgeführt, während die alte Dillenburger Hütte nur 16 Gulden 6 Turnos zu bezahlen hatte. 1453 wird eine Hütte bei Widderstein und um dieselbe Zeit zwei Hütten zu Steinbrücken und bei Ebersbach erwähnt.
Alle diese Hütten waren keine Hochofenhütten, sondern Renn- werke. Erst Ausgangs des 16. Jahrhunderts begann man im Dillen- burgischen Hochöfen zu bauen.
An Holz war im 15. Jahrhundert noch kein Mangel. Fast jeder konnte seinen Holzbedarf auf seinem, oder der Gemeinde, deren Mit- glied er war, Eigentum fällen oder aus dem überständigen Holze in den herrschaftlichen Waldungen und auf dem zum Anrotten be-
nischen Linie und diese wendeten auch der Eisengewinnung im Dillen- burgischen ihre landesväterliche Sorgfalt zu. In den Renteirech- nungen von 1444 werden bereits fünf Eisenhütten erwähnt. Eine der ältesten stand zwischen Eisemrod und Ibernthal. Dieselbe wird be- reits in einer Urkunde „Die nativit. Mariae virginis“ 1434 erwähnt 1) (I. 781). Sie gehörte zwei Einwohnern aus Eisemrod, die damit be- liehen waren und nach einer Schenkung des regierenden Grafen den jährlichen Bodenzins an den Altar und die Kapelle „hellige crucis“ zu Tringenstein entrichten muſsten. Er betrug 18 Turnos 2). In der Rechnung von 1449 ist bei dieser Hütte bemerkt „lyt woste“, liegt wüste, und in späteren Rechnungen wird sie nicht mehr erwähnt. Der damalige Pfarrer von Tringenstein, Johann Schelt, giebt als Ursache an, daſs der Graf aus dem Schelder Wald kein Holz mehr habe folgen lassen wollen. Später stand eine Mühle an der Stelle, aber rings um dieselbe lagen Eisenschlacken. Die Eisenhütten hatten damals Holzgeld und Bodenzins zu entrichten. Das Holzgeld jeden- falls für ihren Holzbezug aus den fürstlichen Waldungen. Im Jahre 1477 wurden diese beiden Abgaben mit einander vereinigt. Die fünf in den Rechnungen von 1444 erwähnten Hütten, nämlich die zu Dillenburg, Haiger, Wissenbach, auf der Schelde und zu Eisemrod, entrichteten zusammen in genanntem Jahre an Holzgeld und Boden- zins 128 Gulden 3). Die alte Dillenburger Eisenhütte wurde vor 1523 abgebrochen und gegen Ende der zwanziger Jahre zu St. Thönges bei Steinbach, einer dem heiligen Antonius geweihten Kapelle, wieder aufgebaut. Sie wird in den Rechnungen von 1530 mit 18 Gulden Hüttenzins aufgeführt, während die alte Dillenburger Hütte nur 16 Gulden 6 Turnos zu bezahlen hatte. 1453 wird eine Hütte bei Widderstein und um dieselbe Zeit zwei Hütten zu Steinbrücken und bei Ebersbach erwähnt.
Alle diese Hütten waren keine Hochofenhütten, sondern Renn- werke. Erst Ausgangs des 16. Jahrhunderts begann man im Dillen- burgischen Hochöfen zu bauen.
An Holz war im 15. Jahrhundert noch kein Mangel. Fast jeder konnte seinen Holzbedarf auf seinem, oder der Gemeinde, deren Mit- glied er war, Eigentum fällen oder aus dem überständigen Holze in den herrschaftlichen Waldungen und auf dem zum Anrotten be-
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Nassau.
nischen Linie und diese wendeten auch der Eisengewinnung im Dillen-
burgischen ihre landesväterliche Sorgfalt zu. In den Renteirech-
nungen von 1444 werden bereits fünf Eisenhütten erwähnt. Eine der
ältesten stand zwischen Eisemrod und Ibernthal. Dieselbe wird be-
reits in einer Urkunde „Die nativit. Mariae virginis“ 1434 erwähnt 1)
(I. 781). Sie gehörte zwei Einwohnern aus Eisemrod, die damit be-
liehen waren und nach einer Schenkung des regierenden Grafen den
jährlichen Bodenzins an den Altar und die Kapelle „hellige crucis“
zu Tringenstein entrichten muſsten. Er betrug 18 Turnos 2). In der
Rechnung von 1449 ist bei dieser Hütte bemerkt „lyt woste“, liegt
wüste, und in späteren Rechnungen wird sie nicht mehr erwähnt.
Der damalige Pfarrer von Tringenstein, Johann Schelt, giebt als
Ursache an, daſs der Graf aus dem Schelder Wald kein Holz mehr
habe folgen lassen wollen. Später stand eine Mühle an der Stelle,
aber rings um dieselbe lagen Eisenschlacken. Die Eisenhütten hatten
damals Holzgeld und Bodenzins zu entrichten. Das Holzgeld jeden-
falls für ihren Holzbezug aus den fürstlichen Waldungen. Im Jahre
1477 wurden diese beiden Abgaben mit einander vereinigt. Die fünf
in den Rechnungen von 1444 erwähnten Hütten, nämlich die zu
Dillenburg, Haiger, Wissenbach, auf der Schelde und zu Eisemrod,
entrichteten zusammen in genanntem Jahre an Holzgeld und Boden-
zins 128 Gulden 3). Die alte Dillenburger Eisenhütte wurde vor 1523
abgebrochen und gegen Ende der zwanziger Jahre zu St. Thönges
bei Steinbach, einer dem heiligen Antonius geweihten Kapelle, wieder
aufgebaut. Sie wird in den Rechnungen von 1530 mit 18 Gulden
Hüttenzins aufgeführt, während die alte Dillenburger Hütte nur
16 Gulden 6 Turnos zu bezahlen hatte. 1453 wird eine Hütte bei
Widderstein und um dieselbe Zeit zwei Hütten zu Steinbrücken und
bei Ebersbach erwähnt.
Alle diese Hütten waren keine Hochofenhütten, sondern Renn-
werke. Erst Ausgangs des 16. Jahrhunderts begann man im Dillen-
burgischen Hochöfen zu bauen.
An Holz war im 15. Jahrhundert noch kein Mangel. Fast jeder
konnte seinen Holzbedarf auf seinem, oder der Gemeinde, deren Mit-
glied er war, Eigentum fällen oder aus dem überständigen Holze in
den herrschaftlichen Waldungen und auf dem zum Anrotten be-
1) Siehe Becher, a. a. O., S. 266.
2) 1 Gulden = 12 Turnos = 24 Schillinge (Albus) oder Weiſspfennige,
1 Turnos = 18 Pfennige = 24 Heller.
3) Siehe Becher, a. a. O., S. 295.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/756>, abgerufen am 22.11.2024.
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