Eisen gewonnen. In der Fuldaischen Chronik 1) heisst es: Adalbreth tradit in pago Grabfeld quidquid ei in partem cedebat in Vezzonum (Vesser) ubi ferrum conflatur.
Die Grafen im Grabfeld nahmen später den Namen Grafen von Henneberg an. Graf Poppo von Henneberg erhielt schon 1216 von Kaiser Friedrich das Recht, Bergwerke zu betreiben, und um diese Zeit sollen die schmalkaldischen Eisen- und Stahlwerke entstanden sein, denn Winkelmann2) schreibt 1697: "Der Ruhm von Schmal- kalden wird noch weiter vermehrt wegen daselbst sich befindlichen und von Gott verliehenen reichen Stahl- und Eisenberg- und Hammer- werken, deren Bergwerke teils über 450, teils über 350 Jahre im Gange und fündig gemacht worden".
Der erste Eisenhammer, welcher urkundlich erscheint, ist der zu Laudenbach, welchen Heinrich von Hermisleben im Jahre 1348 dem Kollegiatstift in Schmalkalden verkauft. Die Erze kamen wohl von Broterode, wo hoch im Gebirg uralter Bergbau auf die zu Tage aus- gehenden Gänge, welche dort Roteisenstein, Eisenglanz und Glaskopf führen, betrieben wurde. Später lieferten die Mommel und der Stahl- berg die vorzüglichen Erze für die schmalkaldischen Eisenhütten. Das Vorkommen besteht aus zwei stockförmigen Massen im Zechstein, deren Ausdehnung je etwa 1200 m Länge, 120 m Breite und 40 bis 80 m Höhe beträgt 3).
Die Ausfüllung ist ursprünglich Spateisenstein gewesen, doch ist dieser in solchem Grade metamorphisiert, dass er vorwiegend als Brauneisenstein anzusehen ist. Ebenfalls nach dem Grade der Meta- morphose unterscheidet man drei Arten von Spateisenstein, schwarzen, der am meisten vorkommt, gelben, der als der zarteste gilt und weissen, "Knopprüssel" genannt, der am schwerschmelzigsten ist und ausgehalten wurde. Der Spat- wie der Brauneisenstein, Braunerz genannt, sind reich an Mangan, wie aus folgender Analyse eines Braunerzes von Buchholz hervorgeht:
Eisenoxyd 73,75
Manganoxyd 10,50
Wasser 13,00
Kohlensaurer Kalk 2,75
99,80
1)Schannat, Trad. Fuld. p. 285 und 99.
2)Joh. Just. Winkelmann, Beschreibung der Fürstentümer Hessen und Hersfeld, VI Teile. Bremen 1697, fol. -- Teil II, S. 295.
3) Siehe Dürre, Die Anlage und der Betrieb der Eisenhütten, Bd. I, S. 71.
Thüringen.
Eisen gewonnen. In der Fuldaischen Chronik 1) heiſst es: Adalbreth tradit in pago Grabfeld quidquid ei in partem cedebat in Vezzonum (Vesser) ubi ferrum conflatur.
Die Grafen im Grabfeld nahmen später den Namen Grafen von Henneberg an. Graf Poppo von Henneberg erhielt schon 1216 von Kaiser Friedrich das Recht, Bergwerke zu betreiben, und um diese Zeit sollen die schmalkaldischen Eisen- und Stahlwerke entstanden sein, denn Winkelmann2) schreibt 1697: „Der Ruhm von Schmal- kalden wird noch weiter vermehrt wegen daselbst sich befindlichen und von Gott verliehenen reichen Stahl- und Eisenberg- und Hammer- werken, deren Bergwerke teils über 450, teils über 350 Jahre im Gange und fündig gemacht worden“.
Der erste Eisenhammer, welcher urkundlich erscheint, ist der zu Laudenbach, welchen Heinrich von Hermisleben im Jahre 1348 dem Kollegiatstift in Schmalkalden verkauft. Die Erze kamen wohl von Broterode, wo hoch im Gebirg uralter Bergbau auf die zu Tage aus- gehenden Gänge, welche dort Roteisenstein, Eisenglanz und Glaskopf führen, betrieben wurde. Später lieferten die Mommel und der Stahl- berg die vorzüglichen Erze für die schmalkaldischen Eisenhütten. Das Vorkommen besteht aus zwei stockförmigen Massen im Zechstein, deren Ausdehnung je etwa 1200 m Länge, 120 m Breite und 40 bis 80 m Höhe beträgt 3).
Die Ausfüllung ist ursprünglich Spateisenstein gewesen, doch ist dieser in solchem Grade metamorphisiert, daſs er vorwiegend als Brauneisenstein anzusehen ist. Ebenfalls nach dem Grade der Meta- morphose unterscheidet man drei Arten von Spateisenstein, schwarzen, der am meisten vorkommt, gelben, der als der zarteste gilt und weiſsen, „Knopprüssel“ genannt, der am schwerschmelzigsten ist und ausgehalten wurde. Der Spat- wie der Brauneisenstein, Braunerz genannt, sind reich an Mangan, wie aus folgender Analyse eines Braunerzes von Buchholz hervorgeht:
Eisenoxyd 73,75
Manganoxyd 10,50
Wasser 13,00
Kohlensaurer Kalk 2,75
99,80
1)Schannat, Trad. Fuld. p. 285 und 99.
2)Joh. Just. Winkelmann, Beschreibung der Fürstentümer Hessen und Hersfeld, VI Teile. Bremen 1697, fol. — Teil II, S. 295.
3) Siehe Dürre, Die Anlage und der Betrieb der Eisenhütten, Bd. I, S. 71.
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Thüringen.
Eisen gewonnen. In der Fuldaischen Chronik 1) heiſst es: Adalbreth
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(Vesser) ubi ferrum conflatur.
Die Grafen im Grabfeld nahmen später den Namen Grafen von
Henneberg an. Graf Poppo von Henneberg erhielt schon 1216 von
Kaiser Friedrich das Recht, Bergwerke zu betreiben, und um diese
Zeit sollen die schmalkaldischen Eisen- und Stahlwerke entstanden
sein, denn Winkelmann 2) schreibt 1697: „Der Ruhm von Schmal-
kalden wird noch weiter vermehrt wegen daselbst sich befindlichen
und von Gott verliehenen reichen Stahl- und Eisenberg- und Hammer-
werken, deren Bergwerke teils über 450, teils über 350 Jahre im
Gange und fündig gemacht worden“.
Der erste Eisenhammer, welcher urkundlich erscheint, ist der zu
Laudenbach, welchen Heinrich von Hermisleben im Jahre 1348 dem
Kollegiatstift in Schmalkalden verkauft. Die Erze kamen wohl von
Broterode, wo hoch im Gebirg uralter Bergbau auf die zu Tage aus-
gehenden Gänge, welche dort Roteisenstein, Eisenglanz und Glaskopf
führen, betrieben wurde. Später lieferten die Mommel und der Stahl-
berg die vorzüglichen Erze für die schmalkaldischen Eisenhütten.
Das Vorkommen besteht aus zwei stockförmigen Massen im Zechstein,
deren Ausdehnung je etwa 1200 m Länge, 120 m Breite und 40 bis
80 m Höhe beträgt 3).
Die Ausfüllung ist ursprünglich Spateisenstein gewesen, doch ist
dieser in solchem Grade metamorphisiert, daſs er vorwiegend als
Brauneisenstein anzusehen ist. Ebenfalls nach dem Grade der Meta-
morphose unterscheidet man drei Arten von Spateisenstein, schwarzen,
der am meisten vorkommt, gelben, der als der zarteste gilt und
weiſsen, „Knopprüssel“ genannt, der am schwerschmelzigsten ist und
ausgehalten wurde. Der Spat- wie der Brauneisenstein, Braunerz
genannt, sind reich an Mangan, wie aus folgender Analyse eines
Braunerzes von Buchholz hervorgeht:
Eisenoxyd 73,75
Manganoxyd 10,50
Wasser 13,00
Kohlensaurer Kalk 2,75
99,80
1) Schannat, Trad. Fuld. p. 285 und 99.
2) Joh. Just. Winkelmann, Beschreibung der Fürstentümer Hessen und
Hersfeld, VI Teile. Bremen 1697, fol. — Teil II, S. 295.
3) Siehe Dürre, Die Anlage und der Betrieb der Eisenhütten, Bd. I, S. 71.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/774>, abgerufen am 22.11.2024.
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