Stadt, vielmehr war die darauf folgende Zeit eine Periode glänzender, friedlicher Entwickelung. Im Jahre 1527 kam Agricola als Stadt- arzt nach Joachimsthal. 1530 wurde aus freiwilligen Beiträgen ein Spital und ein Friedhof erbaut und 1534 bis 1537 eine neue Kirche ganz aus eigenen Mitteln errichtet.
Die Joachimsthaler hatten sich von Anfang an entschieden der Reformation Luthers zugewendet. 1532 wurde Johannes Mathe- sius als Rektor an die Lateinschule berufen. Er war am 24. Juni 1504 zu Rochlitz in Sachsen geboren, von angesehener Familie, die mehrere gelehrte Glieder besass, darunter Burgard Mathesius, der lange Rektor bei St. Sebald in Nürnberg und später Vikar vom Stifte Bam- berg war. Johanns Vater Wolfgang war Ratsherr zu Rochlitz. Auch in diese Stadt, in deren Umgebung schon früher Bergbau be- trieben wurde, war das Silberfieber, welches damals das ganze Erz- gebirge ergriffen hatte, eingezogen. Der alte Wolfgang beteiligte sich eifrig dabei, scheint aber sein ganzes Vermögen dabei zugesetzt zu haben, so dass, als er im Jahre 1521 starb, der verwaiste sieb- zehnjährige Johannes fast mittellos dastand. Doch hatte er bereits einen Blick in das Bergmannsleben thun können, denn sein Vater hatte schon in dem Jahre 1518 dem vierzehnjährigen Sohne eine An- stellung als Zubusseeinnehmer auf einer Zeche verschafft gehabt. Nach des Vaters Tode aber verliess er Rochlitz und zog, seinem inneren Berufe folgend, als fahrender Schüler nach Nürnberg, wo sein Vetter Burkhard Rektor war. Es folgten nun wechselvolle Jahre der Prüfung für Johannes. Mit Luthers Schriften wurde er 1525 zuerst bekannt. Sie erweckten in ihm die Sehnsucht, den kühnen Reforma- tor persönlich kennen zu lernen, und so zog er 1528 zum erstenmal nach Wittenberg, das damals in höchster Blüte stand, wo neben Luther Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Johann Bugenhagen wirkten. Sein Herzenswunsch war erfüllt, er sass als eifriger Schüler zu den Füssen des grossen Mannes, dem er später so viel näher treten sollte.
Damals gestattete ihm die Knappheit seiner Mittel nicht, seinen Wunsch, auch noch Theologie zu studieren, zur Ausführung zu bringen. Er musste für seinen Lebensunterhalt sorgen und so nahm er nach zwei Jahren 1530 die ihm von seinen ihn hochschätzenden Lehrern an- gebotene Stelle als Lehrgehülfe des Andreas Misenus zu Altenburg an. Von da wurde er bereits 1532, wie oben erwähnt, als Rektor an die Lateinschule nach Joachimsthal berufen. Hier begann und endete sein segensreiches Wirken. Leicht wurde ihm das anfangs freilich
Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
Stadt, vielmehr war die darauf folgende Zeit eine Periode glänzender, friedlicher Entwickelung. Im Jahre 1527 kam Agricola als Stadt- arzt nach Joachimsthal. 1530 wurde aus freiwilligen Beiträgen ein Spital und ein Friedhof erbaut und 1534 bis 1537 eine neue Kirche ganz aus eigenen Mitteln errichtet.
Die Joachimsthaler hatten sich von Anfang an entschieden der Reformation Luthers zugewendet. 1532 wurde Johannes Mathe- sius als Rektor an die Lateinschule berufen. Er war am 24. Juni 1504 zu Rochlitz in Sachsen geboren, von angesehener Familie, die mehrere gelehrte Glieder besaſs, darunter Burgard Mathesius, der lange Rektor bei St. Sebald in Nürnberg und später Vikar vom Stifte Bam- berg war. Johanns Vater Wolfgang war Ratsherr zu Rochlitz. Auch in diese Stadt, in deren Umgebung schon früher Bergbau be- trieben wurde, war das Silberfieber, welches damals das ganze Erz- gebirge ergriffen hatte, eingezogen. Der alte Wolfgang beteiligte sich eifrig dabei, scheint aber sein ganzes Vermögen dabei zugesetzt zu haben, so daſs, als er im Jahre 1521 starb, der verwaiste sieb- zehnjährige Johannes fast mittellos dastand. Doch hatte er bereits einen Blick in das Bergmannsleben thun können, denn sein Vater hatte schon in dem Jahre 1518 dem vierzehnjährigen Sohne eine An- stellung als Zubuſseeinnehmer auf einer Zeche verschafft gehabt. Nach des Vaters Tode aber verlieſs er Rochlitz und zog, seinem inneren Berufe folgend, als fahrender Schüler nach Nürnberg, wo sein Vetter Burkhard Rektor war. Es folgten nun wechselvolle Jahre der Prüfung für Johannes. Mit Luthers Schriften wurde er 1525 zuerst bekannt. Sie erweckten in ihm die Sehnsucht, den kühnen Reforma- tor persönlich kennen zu lernen, und so zog er 1528 zum erstenmal nach Wittenberg, das damals in höchster Blüte stand, wo neben Luther Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Johann Bugenhagen wirkten. Sein Herzenswunsch war erfüllt, er saſs als eifriger Schüler zu den Füſsen des groſsen Mannes, dem er später so viel näher treten sollte.
Damals gestattete ihm die Knappheit seiner Mittel nicht, seinen Wunsch, auch noch Theologie zu studieren, zur Ausführung zu bringen. Er muſste für seinen Lebensunterhalt sorgen und so nahm er nach zwei Jahren 1530 die ihm von seinen ihn hochschätzenden Lehrern an- gebotene Stelle als Lehrgehülfe des Andreas Misenus zu Altenburg an. Von da wurde er bereits 1532, wie oben erwähnt, als Rektor an die Lateinschule nach Joachimsthal berufen. Hier begann und endete sein segensreiches Wirken. Leicht wurde ihm das anfangs freilich
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Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
Stadt, vielmehr war die darauf folgende Zeit eine Periode glänzender,
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arzt nach Joachimsthal. 1530 wurde aus freiwilligen Beiträgen ein
Spital und ein Friedhof erbaut und 1534 bis 1537 eine neue Kirche
ganz aus eigenen Mitteln errichtet.
Die Joachimsthaler hatten sich von Anfang an entschieden der
Reformation Luthers zugewendet. 1532 wurde Johannes Mathe-
sius als Rektor an die Lateinschule berufen. Er war am 24. Juni 1504
zu Rochlitz in Sachsen geboren, von angesehener Familie, die mehrere
gelehrte Glieder besaſs, darunter Burgard Mathesius, der lange
Rektor bei St. Sebald in Nürnberg und später Vikar vom Stifte Bam-
berg war. Johanns Vater Wolfgang war Ratsherr zu Rochlitz.
Auch in diese Stadt, in deren Umgebung schon früher Bergbau be-
trieben wurde, war das Silberfieber, welches damals das ganze Erz-
gebirge ergriffen hatte, eingezogen. Der alte Wolfgang beteiligte
sich eifrig dabei, scheint aber sein ganzes Vermögen dabei zugesetzt
zu haben, so daſs, als er im Jahre 1521 starb, der verwaiste sieb-
zehnjährige Johannes fast mittellos dastand. Doch hatte er bereits
einen Blick in das Bergmannsleben thun können, denn sein Vater
hatte schon in dem Jahre 1518 dem vierzehnjährigen Sohne eine An-
stellung als Zubuſseeinnehmer auf einer Zeche verschafft gehabt.
Nach des Vaters Tode aber verlieſs er Rochlitz und zog, seinem inneren
Berufe folgend, als fahrender Schüler nach Nürnberg, wo sein Vetter
Burkhard Rektor war. Es folgten nun wechselvolle Jahre der
Prüfung für Johannes. Mit Luthers Schriften wurde er 1525 zuerst
bekannt. Sie erweckten in ihm die Sehnsucht, den kühnen Reforma-
tor persönlich kennen zu lernen, und so zog er 1528 zum erstenmal
nach Wittenberg, das damals in höchster Blüte stand, wo neben
Luther Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Johann
Bugenhagen wirkten. Sein Herzenswunsch war erfüllt, er saſs als
eifriger Schüler zu den Füſsen des groſsen Mannes, dem er später so
viel näher treten sollte.
Damals gestattete ihm die Knappheit seiner Mittel nicht, seinen
Wunsch, auch noch Theologie zu studieren, zur Ausführung zu bringen.
Er muſste für seinen Lebensunterhalt sorgen und so nahm er nach
zwei Jahren 1530 die ihm von seinen ihn hochschätzenden Lehrern an-
gebotene Stelle als Lehrgehülfe des Andreas Misenus zu Altenburg
an. Von da wurde er bereits 1532, wie oben erwähnt, als Rektor an
die Lateinschule nach Joachimsthal berufen. Hier begann und endete
sein segensreiches Wirken. Leicht wurde ihm das anfangs freilich
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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