hundert werden verschiedene Eisenstrassen im Harz genannt, so in einer Walkenrieder Urkunde vom 26. März 1360 "usque ad viam iserenwek". Die Wernigerodisch-Blankenburgische Grenze war zum Teil durch einen Eisenweg bezeichnet 1) "vsque ad viam vulgariter de Iserenwech cognominatur". 1451 sichert Kurfürst Friedrich I. dem Kloster Ilsenburg den "iserenstein" in seinen Besitzungen zwischen Elbingerode und der Holtemme (bei dem heutigen Buchenberge) zu 2).
Eine Eisenhütte zu Backenrode, welche dem Ilsenburger Kloster gehörte, war im Jahre 1480 bereits eingegangen und wüst 3). In dem tiefer gelegenen Benzingerode wird schon 1467 einer oberen Hütte (casa superior) 4) gedacht und 1477 einer casa inferior. Am 26. Juli 1495 überlässt das Kloster dem Tileman Yseke die bisher von ihm zu Zins getragene "hutte vnd huttestede by der Ilssen vor dem knycke gheheten to Betsingerode" mit aller Zubehör für alle Zeiten für drei Mark. Der niedrige Preis und die Bezeichnung Hüttenstätte neben Hütte scheint darauf zu deuten, dass dieselbe im Eingehen war; 1496 wird Benzingerode wüste genannt, zwei Jahre später ist daselbst von einem vormaligen Hüttengebäude (ubi fuit edificium casae) die Rede. Von den Abgaben, welche die Benzingeröder Hütten- besitzer an das Kloster zu liefern hatten, erfahren wir aus den Jahren 1477, 1491 und 1496, dass Eisenblech (lampna, lamina) und Pflug- eisen (plochblath und seeck) hier gearbeitet wurde.
In Stolberg selbst spielten die Stahlschmiede eine wichtige Rolle, und bildeten im 15. und 16. Jahrhundert eine angesehene und reiche Zunft. Die Stahlschmiede in Stolberg bildeten eine Ge- werkschaft, die Stahlreite genannt, bei der auch die Grafen von Stol- berg beteiligt waren, wie aus alten Renteirechnungen hervorgeht. Dicht über Stolberg 5) am Harz lagen zwei Ortschaften, Schmedes- hausen und Massenteich, beide urkundlich bekannt; ersteres seit 1371, aber im 15. Jahrhundert eingegangen. In beiden Orten sollen die Stahlschmiede und Eisenbergleute früher gewohnt und das Stahl- handwerk getrieben haben. Die Gruben sollen bei Stolberg gewesen sein, wo auch noch viele Spuren vorhanden sind. Die Eisenarbeiter
1) Siehe Jacobs, die Hüttenwerke zu Ilsenburg. Zeitschr. des Harzvereins, Bd. XIII, S. 253 und Bd. III, S. 53 bis 56, 63.
2) Ilsenb. Urkdb., Bd. I, Nr. 299.
3) Ilsenb. Urkdb., Bd. II. Nr. 375, 441.
4) Siehe Jacobs, a. a. O., S. 254, und 1477 einer Casa inferior: Ilsenb. Urkdb., Bd. III, Nr. 379.
5) Diese Mitteilungen verdanke ich Herrn Archivrat Dr. Jacobs zu Wer- nigerode.
Stolberg und der Unterharz.
hundert werden verschiedene Eisenstraſsen im Harz genannt, so in einer Walkenrieder Urkunde vom 26. März 1360 „usque ad viam iserenwek“. Die Wernigerodisch-Blankenburgische Grenze war zum Teil durch einen Eisenweg bezeichnet 1) „vsque ad viam vulgariter de Iserenwech cognominatur“. 1451 sichert Kurfürst Friedrich I. dem Kloster Ilsenburg den „iserenstein“ in seinen Besitzungen zwischen Elbingerode und der Holtemme (bei dem heutigen Buchenberge) zu 2).
Eine Eisenhütte zu Backenrode, welche dem Ilsenburger Kloster gehörte, war im Jahre 1480 bereits eingegangen und wüst 3). In dem tiefer gelegenen Benzingerode wird schon 1467 einer oberen Hütte (casa superior) 4) gedacht und 1477 einer casa inferior. Am 26. Juli 1495 überläſst das Kloster dem Tileman Yseke die bisher von ihm zu Zins getragene „hutte vnd huttestede by der Ilssen vor dem knycke gheheten to Betsingerode“ mit aller Zubehör für alle Zeiten für drei Mark. Der niedrige Preis und die Bezeichnung Hüttenstätte neben Hütte scheint darauf zu deuten, daſs dieselbe im Eingehen war; 1496 wird Benzingerode wüste genannt, zwei Jahre später ist daselbst von einem vormaligen Hüttengebäude (ubi fuit edificium casae) die Rede. Von den Abgaben, welche die Benzingeröder Hütten- besitzer an das Kloster zu liefern hatten, erfahren wir aus den Jahren 1477, 1491 und 1496, daſs Eisenblech (lampna, lamina) und Pflug- eisen (plochblath und seeck) hier gearbeitet wurde.
In Stolberg selbst spielten die Stahlschmiede eine wichtige Rolle, und bildeten im 15. und 16. Jahrhundert eine angesehene und reiche Zunft. Die Stahlschmiede in Stolberg bildeten eine Ge- werkschaft, die Stahlreite genannt, bei der auch die Grafen von Stol- berg beteiligt waren, wie aus alten Renteirechnungen hervorgeht. Dicht über Stolberg 5) am Harz lagen zwei Ortschaften, Schmedes- hausen und Massenteich, beide urkundlich bekannt; ersteres seit 1371, aber im 15. Jahrhundert eingegangen. In beiden Orten sollen die Stahlschmiede und Eisenbergleute früher gewohnt und das Stahl- handwerk getrieben haben. Die Gruben sollen bei Stolberg gewesen sein, wo auch noch viele Spuren vorhanden sind. Die Eisenarbeiter
1) Siehe Jacobs, die Hüttenwerke zu Ilsenburg. Zeitschr. des Harzvereins, Bd. XIII, S. 253 und Bd. III, S. 53 bis 56, 63.
2) Ilsenb. Urkdb., Bd. I, Nr. 299.
3) Ilsenb. Urkdb., Bd. II. Nr. 375, 441.
4) Siehe Jacobs, a. a. O., S. 254, und 1477 einer Casa inferior: Ilsenb. Urkdb., Bd. III, Nr. 379.
5) Diese Mitteilungen verdanke ich Herrn Archivrat Dr. Jacobs zu Wer- nigerode.
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Stolberg und der Unterharz.
hundert werden verschiedene Eisenstraſsen im Harz genannt, so in
einer Walkenrieder Urkunde vom 26. März 1360 „usque ad viam
iserenwek“. Die Wernigerodisch-Blankenburgische Grenze war zum
Teil durch einen Eisenweg bezeichnet 1) „vsque ad viam vulgariter
de Iserenwech cognominatur“. 1451 sichert Kurfürst Friedrich I. dem
Kloster Ilsenburg den „iserenstein“ in seinen Besitzungen zwischen
Elbingerode und der Holtemme (bei dem heutigen Buchenberge) zu 2).
Eine Eisenhütte zu Backenrode, welche dem Ilsenburger Kloster
gehörte, war im Jahre 1480 bereits eingegangen und wüst 3). In dem
tiefer gelegenen Benzingerode wird schon 1467 einer oberen Hütte
(casa superior) 4) gedacht und 1477 einer casa inferior. Am 26. Juli
1495 überläſst das Kloster dem Tileman Yseke die bisher von ihm
zu Zins getragene „hutte vnd huttestede by der Ilssen vor dem
knycke gheheten to Betsingerode“ mit aller Zubehör für alle Zeiten
für drei Mark. Der niedrige Preis und die Bezeichnung Hüttenstätte
neben Hütte scheint darauf zu deuten, daſs dieselbe im Eingehen
war; 1496 wird Benzingerode wüste genannt, zwei Jahre später ist
daselbst von einem vormaligen Hüttengebäude (ubi fuit edificium
casae) die Rede. Von den Abgaben, welche die Benzingeröder Hütten-
besitzer an das Kloster zu liefern hatten, erfahren wir aus den Jahren
1477, 1491 und 1496, daſs Eisenblech (lampna, lamina) und Pflug-
eisen (plochblath und seeck) hier gearbeitet wurde.
In Stolberg selbst spielten die Stahlschmiede eine wichtige
Rolle, und bildeten im 15. und 16. Jahrhundert eine angesehene
und reiche Zunft. Die Stahlschmiede in Stolberg bildeten eine Ge-
werkschaft, die Stahlreite genannt, bei der auch die Grafen von Stol-
berg beteiligt waren, wie aus alten Renteirechnungen hervorgeht.
Dicht über Stolberg 5) am Harz lagen zwei Ortschaften, Schmedes-
hausen und Massenteich, beide urkundlich bekannt; ersteres seit 1371,
aber im 15. Jahrhundert eingegangen. In beiden Orten sollen die
Stahlschmiede und Eisenbergleute früher gewohnt und das Stahl-
handwerk getrieben haben. Die Gruben sollen bei Stolberg gewesen
sein, wo auch noch viele Spuren vorhanden sind. Die Eisenarbeiter
1) Siehe Jacobs, die Hüttenwerke zu Ilsenburg. Zeitschr. des Harzvereins,
Bd. XIII, S. 253 und Bd. III, S. 53 bis 56, 63.
2) Ilsenb. Urkdb., Bd. I, Nr. 299.
3) Ilsenb. Urkdb., Bd. II. Nr. 375, 441.
4) Siehe Jacobs, a. a. O., S. 254, und 1477 einer Casa inferior: Ilsenb.
Urkdb., Bd. III, Nr. 379.
5) Diese Mitteilungen verdanke ich Herrn Archivrat Dr. Jacobs zu Wer-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/783>, abgerufen am 22.11.2024.
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