Die Neuhütte an der Bode, welche schon seit 1400 bestand, blieb während des ganzen Jahrhunderts im Betriebe. Nach einem Lehen- briefe des Grafen Botho über die Neuhütte hatte dieselbe für den Holzbezug jährlich zu leisten 5 Mark Wernigeroder Währung, und an Eisen "24 schinen, zwene gut nagellstab" (24 Schienen und 2 gute Stäbe Nageleisen). Der Lüdershof wurde schon 1506 betrieben; am 13. November 1516 klagte der Besitzer A. Schreiber, Bürger zu Halberstadt und Wernigerode, es geschehe ihm fortwährend Schaden auf dem Harze an dem Lüdershofe durch Diebe, und er sei dadurch verhindert, geschicktes, ausländisches, zum Schmieden tüchtiges Volk auf der Hütte zu erhalten. 1541 kam das Werk in herrschaftlichen Besitz und wurde in eine Blechhütte umgewandelt; Graf Wolfgang von Stolberg kaufte dieselbe für den für damalige Verhältnisse hohen Preis von 1600 Gulden (= 4160 Mk.) 1). 1545 wurde ein neuer Zerennherd gebaut und stand während des ganzen Jahrhunderts in lebhaftem Betriebe.
Muxholl (Uxhole, Luxhol, Luckeshof, Lücheshof, Lucashof) be- stand als Zerennhütte schon 1506 und wurde 1575 erweitert. Agri- cola erwähnt Muchshol und das dort vorkommende Eisenerz (de net. et nov. met. II.).
Sausenburg an der Trogfurterbrücke wurde 1538 als Blechhammer gebaut. Frischer aus Schmalkalden wurden herbeigezogen. Mehrfach erneuert und erweitert kam er 1565 in Pacht von Ilsenburg, 1584 aber zum Stillstande, da der Absatz an Blech zur See stockte 2).
Zu Ilfeld waren 1545 zwei Hämmer, einer auf Eisen und einer auf Blech, im Betriebe. Die St. Johannihütte bei Ilfeld war bereits im Anfange des Jahrhunderts einigen Gewerken von Eisleben und Stolberg in Erbzins gegeben, kam aber nachmals wegen Mangels an Eisenstein zum Erliegen. 1537 bestand sie aber noch, wie aus Ur- kunden erweislich ist.
Um die Mitte des Jahrhunderts wurden infolge des allgemeinen Fortschritts der Eisenindustrie verschiedene neue Hochofenhütten er- baut; so im Jahre 1549 die Trogfurter Hütte, welche ebenfalls be- sonders für Ilsenburg arbeitete und bis zum Schluss des Zeitraumes im Betriebe blieb. Schmiede aus Schneeberg und der Pfalz mussten hier die Arbeit verrichten. Wohl die wichtigste dieser Neuanlagen war die Hütte zu Königshof, welche 1551 vom Grafen Wolfgang er-
1) "Einundzwanzig groschen vor eynen guldenn gerechnet" zu zahlen in drei Terminen in Joachimsthalern, jedes Stück zu 25 groschen (Delius).
2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 13.
Stolberg und der Unterharz.
Die Neuhütte an der Bode, welche schon seit 1400 bestand, blieb während des ganzen Jahrhunderts im Betriebe. Nach einem Lehen- briefe des Grafen Botho über die Neuhütte hatte dieselbe für den Holzbezug jährlich zu leisten 5 Mark Wernigeroder Währung, und an Eisen „24 schinen, zwene gut nagellstab“ (24 Schienen und 2 gute Stäbe Nageleisen). Der Lüdershof wurde schon 1506 betrieben; am 13. November 1516 klagte der Besitzer A. Schreiber, Bürger zu Halberstadt und Wernigerode, es geschehe ihm fortwährend Schaden auf dem Harze an dem Lüdershofe durch Diebe, und er sei dadurch verhindert, geschicktes, ausländisches, zum Schmieden tüchtiges Volk auf der Hütte zu erhalten. 1541 kam das Werk in herrschaftlichen Besitz und wurde in eine Blechhütte umgewandelt; Graf Wolfgang von Stolberg kaufte dieselbe für den für damalige Verhältnisse hohen Preis von 1600 Gulden (= 4160 Mk.) 1). 1545 wurde ein neuer Zerennherd gebaut und stand während des ganzen Jahrhunderts in lebhaftem Betriebe.
Muxholl (Uxhole, Luxhol, Luckeshof, Lücheshof, Lucashof) be- stand als Zerennhütte schon 1506 und wurde 1575 erweitert. Agri- cola erwähnt Muchshol und das dort vorkommende Eisenerz (de net. et nov. met. II.).
Sausenburg an der Trogfurterbrücke wurde 1538 als Blechhammer gebaut. Frischer aus Schmalkalden wurden herbeigezogen. Mehrfach erneuert und erweitert kam er 1565 in Pacht von Ilsenburg, 1584 aber zum Stillstande, da der Absatz an Blech zur See stockte 2).
Zu Ilfeld waren 1545 zwei Hämmer, einer auf Eisen und einer auf Blech, im Betriebe. Die St. Johannihütte bei Ilfeld war bereits im Anfange des Jahrhunderts einigen Gewerken von Eisleben und Stolberg in Erbzins gegeben, kam aber nachmals wegen Mangels an Eisenstein zum Erliegen. 1537 bestand sie aber noch, wie aus Ur- kunden erweislich ist.
Um die Mitte des Jahrhunderts wurden infolge des allgemeinen Fortschritts der Eisenindustrie verschiedene neue Hochofenhütten er- baut; so im Jahre 1549 die Trogfurter Hütte, welche ebenfalls be- sonders für Ilsenburg arbeitete und bis zum Schluſs des Zeitraumes im Betriebe blieb. Schmiede aus Schneeberg und der Pfalz muſsten hier die Arbeit verrichten. Wohl die wichtigste dieser Neuanlagen war die Hütte zu Königshof, welche 1551 vom Grafen Wolfgang er-
1) „Einundzwanzig groschen vor eynen guldenn gerechnet“ zu zahlen in drei Terminen in Joachimsthalern, jedes Stück zu 25 groschen (Delius).
2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 13.
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Stolberg und der Unterharz.
Die Neuhütte an der Bode, welche schon seit 1400 bestand, blieb
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briefe des Grafen Botho über die Neuhütte hatte dieselbe für den
Holzbezug jährlich zu leisten 5 Mark Wernigeroder Währung, und
an Eisen „24 schinen, zwene gut nagellstab“ (24 Schienen und 2 gute
Stäbe Nageleisen). Der Lüdershof wurde schon 1506 betrieben; am
13. November 1516 klagte der Besitzer A. Schreiber, Bürger zu
Halberstadt und Wernigerode, es geschehe ihm fortwährend Schaden
auf dem Harze an dem Lüdershofe durch Diebe, und er sei dadurch
verhindert, geschicktes, ausländisches, zum Schmieden tüchtiges Volk
auf der Hütte zu erhalten. 1541 kam das Werk in herrschaftlichen
Besitz und wurde in eine Blechhütte umgewandelt; Graf Wolfgang
von Stolberg kaufte dieselbe für den für damalige Verhältnisse hohen
Preis von 1600 Gulden (= 4160 Mk.) 1). 1545 wurde ein neuer
Zerennherd gebaut und stand während des ganzen Jahrhunderts in
lebhaftem Betriebe.
Muxholl (Uxhole, Luxhol, Luckeshof, Lücheshof, Lucashof) be-
stand als Zerennhütte schon 1506 und wurde 1575 erweitert. Agri-
cola erwähnt Muchshol und das dort vorkommende Eisenerz (de
net. et nov. met. II.).
Sausenburg an der Trogfurterbrücke wurde 1538 als Blechhammer
gebaut. Frischer aus Schmalkalden wurden herbeigezogen. Mehrfach
erneuert und erweitert kam er 1565 in Pacht von Ilsenburg, 1584
aber zum Stillstande, da der Absatz an Blech zur See stockte 2).
Zu Ilfeld waren 1545 zwei Hämmer, einer auf Eisen und einer
auf Blech, im Betriebe. Die St. Johannihütte bei Ilfeld war bereits
im Anfange des Jahrhunderts einigen Gewerken von Eisleben und
Stolberg in Erbzins gegeben, kam aber nachmals wegen Mangels an
Eisenstein zum Erliegen. 1537 bestand sie aber noch, wie aus Ur-
kunden erweislich ist.
Um die Mitte des Jahrhunderts wurden infolge des allgemeinen
Fortschritts der Eisenindustrie verschiedene neue Hochofenhütten er-
baut; so im Jahre 1549 die Trogfurter Hütte, welche ebenfalls be-
sonders für Ilsenburg arbeitete und bis zum Schluſs des Zeitraumes
im Betriebe blieb. Schmiede aus Schneeberg und der Pfalz muſsten
hier die Arbeit verrichten. Wohl die wichtigste dieser Neuanlagen
war die Hütte zu Königshof, welche 1551 vom Grafen Wolfgang er-
1) „Einundzwanzig groschen vor eynen guldenn gerechnet“ zu zahlen in drei
Terminen in Joachimsthalern, jedes Stück zu 25 groschen (Delius).
2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 13.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/786>, abgerufen am 22.11.2024.
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