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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
Lehrzeit trugen wesentlich zur Hebung des Messerschmiede-Hand-
werks bei.

Beachtenswert ist, wie sehr sich die Messerschmiede gegen die
geringere Ware der Hämmer wehrten. Die Fabrikate der Hammer-
werke wurden verboten. Heimlich wurden aber doch häufig "schwarze"
Klingen der Hämmer von Meistern oder Kaufleuten geschliffen und
in den Handel gebracht. Auch die Fabrikation der Scheren hob
sich, und die Anfertigung von Gabeln fand Eingang gegen Ende des
Jahrhunderts.

Südlich vom Rhein war die Eifel im westlichen Deutschland von
Alters her berühmt durch ihre Eisenindustrie. Die Eifel gewährt ein
deutliches Beispiel der grossen Verschiebung der Eisengewinnung durch
die Benutzung der Steinkohle. Die vielen, alten Hütten, welche in
den letzten Jahrhunderten betrieben wurden, sind alle eingegangen.
In dem ganzen Bergrevier Euskirchen, welches den grössten Teil der
Eifel umfasst, steht nur noch ein einziger Hochofen auf der Eisen-
hütte Jünkerath im Kreise Daun im Betriebe. Im 16. Jahrhundert
war die Eifel wegen ihres Eisenreichtums in ganz Deutschland be-
rühmt. "Ferrum laudatum copiosum est Germanis, qui incolunt
regionem quam Eifelam nominamus" schreibt Agricola. Besonders
rühmt dieser die gegossenen eisernen Öfen der Grafschaft Mander-
scheid. Es müssen schon sehr früh Hochöfen, welche Eisenguss
lieferten, in diesem Gebiete bestanden haben. Auch der "Meister
vff der Mossel, der die eisernen Öfen machen kann", den der Rat der
Stadt Frankfurt im Jahre 1490 kommen liess 1), hatte seine Schmelz-
hütte in der Eifel. Sind auch bis jetzt noch nicht viele Nachrichten
über die frühere Eisenindustrie in der Eifel veröffentlicht worden,
so beweisen sie doch das Alter und den Umfang dieser Industrie.
Unzweifelhaft wurde schon zur Zeit der Römerherrschaft Eisen in
diesem Teil des römischen Reiches gewonnen. Jünkerath liegt an
einer römischen Heerstrasse, und das dicht dabei gelegene Glaadt an
der Kyll war eine römische Station. Bei Eiserfey, wo seit ältester
Zeit Eisen geschmolzen wurde, fand man römische Überreste.

Zu Ende des 13. Jahrhunderts bestanden bereits folgende Eisen-
hämmer: der Zweifel, Meister Dedrichs Hammer in den Benden, der
"Hammer in Hallerss goit", Meister Jans Hammer, der Hammer "up
dem Zwivei"; die Maulartz-Hütte mag auch ziemlich alt sein 2).


1) Siehe Bd. I, S. 948.
2) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 278.

Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
Lehrzeit trugen wesentlich zur Hebung des Messerschmiede-Hand-
werks bei.

Beachtenswert ist, wie sehr sich die Messerschmiede gegen die
geringere Ware der Hämmer wehrten. Die Fabrikate der Hammer-
werke wurden verboten. Heimlich wurden aber doch häufig „schwarze“
Klingen der Hämmer von Meistern oder Kaufleuten geschliffen und
in den Handel gebracht. Auch die Fabrikation der Scheren hob
sich, und die Anfertigung von Gabeln fand Eingang gegen Ende des
Jahrhunderts.

Südlich vom Rhein war die Eifel im westlichen Deutschland von
Alters her berühmt durch ihre Eisenindustrie. Die Eifel gewährt ein
deutliches Beispiel der groſsen Verschiebung der Eisengewinnung durch
die Benutzung der Steinkohle. Die vielen, alten Hütten, welche in
den letzten Jahrhunderten betrieben wurden, sind alle eingegangen.
In dem ganzen Bergrevier Euskirchen, welches den gröſsten Teil der
Eifel umfaſst, steht nur noch ein einziger Hochofen auf der Eisen-
hütte Jünkerath im Kreise Daun im Betriebe. Im 16. Jahrhundert
war die Eifel wegen ihres Eisenreichtums in ganz Deutschland be-
rühmt. „Ferrum laudatum copiosum est Germanis, qui incolunt
regionem quam Eifelam nominamus“ schreibt Agricola. Besonders
rühmt dieser die gegossenen eisernen Öfen der Grafschaft Mander-
scheid. Es müssen schon sehr früh Hochöfen, welche Eisenguſs
lieferten, in diesem Gebiete bestanden haben. Auch der „Meister
vff der Moſsel, der die eisernen Öfen machen kann“, den der Rat der
Stadt Frankfurt im Jahre 1490 kommen lieſs 1), hatte seine Schmelz-
hütte in der Eifel. Sind auch bis jetzt noch nicht viele Nachrichten
über die frühere Eisenindustrie in der Eifel veröffentlicht worden,
so beweisen sie doch das Alter und den Umfang dieser Industrie.
Unzweifelhaft wurde schon zur Zeit der Römerherrschaft Eisen in
diesem Teil des römischen Reiches gewonnen. Jünkerath liegt an
einer römischen Heerstraſse, und das dicht dabei gelegene Glaadt an
der Kyll war eine römische Station. Bei Eiserfey, wo seit ältester
Zeit Eisen geschmolzen wurde, fand man römische Überreste.

Zu Ende des 13. Jahrhunderts bestanden bereits folgende Eisen-
hämmer: der Zweifel, Meister Dedrichs Hammer in den Benden, der
„Hammer in Hallerſs goit“, Meister Jans Hammer, der Hammer „up
dem Zwivei“; die Maulartz-Hütte mag auch ziemlich alt sein 2).


1) Siehe Bd. I, S. 948.
2) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 278.
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[827/0847] Sauerland, Mark, Berg und die Eifel. Lehrzeit trugen wesentlich zur Hebung des Messerschmiede-Hand- werks bei. Beachtenswert ist, wie sehr sich die Messerschmiede gegen die geringere Ware der Hämmer wehrten. Die Fabrikate der Hammer- werke wurden verboten. Heimlich wurden aber doch häufig „schwarze“ Klingen der Hämmer von Meistern oder Kaufleuten geschliffen und in den Handel gebracht. Auch die Fabrikation der Scheren hob sich, und die Anfertigung von Gabeln fand Eingang gegen Ende des Jahrhunderts. Südlich vom Rhein war die Eifel im westlichen Deutschland von Alters her berühmt durch ihre Eisenindustrie. Die Eifel gewährt ein deutliches Beispiel der groſsen Verschiebung der Eisengewinnung durch die Benutzung der Steinkohle. Die vielen, alten Hütten, welche in den letzten Jahrhunderten betrieben wurden, sind alle eingegangen. In dem ganzen Bergrevier Euskirchen, welches den gröſsten Teil der Eifel umfaſst, steht nur noch ein einziger Hochofen auf der Eisen- hütte Jünkerath im Kreise Daun im Betriebe. Im 16. Jahrhundert war die Eifel wegen ihres Eisenreichtums in ganz Deutschland be- rühmt. „Ferrum laudatum copiosum est Germanis, qui incolunt regionem quam Eifelam nominamus“ schreibt Agricola. Besonders rühmt dieser die gegossenen eisernen Öfen der Grafschaft Mander- scheid. Es müssen schon sehr früh Hochöfen, welche Eisenguſs lieferten, in diesem Gebiete bestanden haben. Auch der „Meister vff der Moſsel, der die eisernen Öfen machen kann“, den der Rat der Stadt Frankfurt im Jahre 1490 kommen lieſs 1), hatte seine Schmelz- hütte in der Eifel. Sind auch bis jetzt noch nicht viele Nachrichten über die frühere Eisenindustrie in der Eifel veröffentlicht worden, so beweisen sie doch das Alter und den Umfang dieser Industrie. Unzweifelhaft wurde schon zur Zeit der Römerherrschaft Eisen in diesem Teil des römischen Reiches gewonnen. Jünkerath liegt an einer römischen Heerstraſse, und das dicht dabei gelegene Glaadt an der Kyll war eine römische Station. Bei Eiserfey, wo seit ältester Zeit Eisen geschmolzen wurde, fand man römische Überreste. Zu Ende des 13. Jahrhunderts bestanden bereits folgende Eisen- hämmer: der Zweifel, Meister Dedrichs Hammer in den Benden, der „Hammer in Hallerſs goit“, Meister Jans Hammer, der Hammer „up dem Zwivei“; die Maulartz-Hütte mag auch ziemlich alt sein 2). 1) Siehe Bd. I, S. 948. 2) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 278.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/847>, abgerufen am 22.11.2024.