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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit angeben, "Eisenschmitte" und
Bergwerk bei Ober-Manderscheid wird 1504 erwähnt.

Im Jahre 1515 vergönnt Erzbischof Richard dem Sohne des
Meisters auf der "Eisenschmitt" Nutzungsrecht im Walde Hönscheidt
gegen jährlich vier Centner Eisen. Am Dienstag nach visit. Mariae
(3. Juli) 1526 erteilte Erzbischof Richard dem Meister "auf der Keyler
Eisenschmitte" die Erlaubnis, im Erzstift Erz zu suchen und zu
graben. Die "Keyler Eisenschmitt" ist wahrscheinlich das jetzige Eisen-
schmitt. Südöstlich von Eisenschmitt stand später die Eichelhütte.
Ausserdem waren im Kreise Wittlich alte Eisenhämmer bei Ober-Kail
(Oberhammer) und zu Dorf Reil. In der Herrschaft Gerolstein waren
ältere Eisenwerke bei Müllenborn und Hammerhütte, in der Herr-
schaft Dolldorf-Blankenheim die Stahlhütte und Ahrhütte. Ein altes
Eisenwerk bei Bengee (Hämmerchen) wurde um 1490 von Kloster
Springiersbach gebaut. Die Altschmiede südwestlich von Bollendorf
auf dem linken Ufer der Sauer, jetzt ein einzelnes Haus, war ehe-
mals ein Eisenwerk der Abtei Echternach.

Zu Müllenborn besass das Kloster Prüm zur Zeit des Cäsarius
eine Mühle "zu Mulenburne". Die Eisenhütte daselbst besteht schon
lange. Am 21. September 1563 übertrugen Graf Hans Gerhard von
Manderscheid-Gerolstein und dessen Gemahlin, die Wild- und Rhein-
gräfin Margaretha, die Eisenhütte und den Hammer am Mühlenborn
auf der Ooss dem Reinhard Radlo als ein Erblehen 1).

Die Aachhütte, 10 Minuten unterhalb Üxheim, gehörte vordem den
Grafen von Aremberg. Auch bei Alf bestanden schon in alter Zeit
Eisenwerke. -- Der Netterhammer gehörte zum Kloster St Thomas.

Malberg bei Kyllburg und Merbelshausen wurden schon von Erz-
bischof Theodorich von Trier erbaut. Eine Hütte zu Jünkerath soll
schon 1368 errichtet worden sein. Im Kirchenbuch zu Asch bei
Jünkerath sind Vermerke über alte Verleihungs-Urkunden für Jünke-
rath, die bis um das Jahr 1400 zurückdatieren, enthalten.

Auch bei Steinfeld sind noch die Trümmer eines Hochofens vor-
handen. Aus alle dem ist zu erkennen, dass die Eisengewinnung in
der Eifel im 16. Jahrhundert in umfangreicher Weise betrieben wurde.
Die technischen Eigentümlichkeiten des Betriebes haben wir im all-
gemeinen Teil geschildert. Die Schleiderer Thalarbeit ist ein ganz be-
sonderer Typus des Hochofenbetriebes geworden, und das Verfrischen
geschah von alters her nach der Weise der Wallonschmiede.


1) Siehe Schannat, a. a. O., S. 49.

Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
ist, läſst sich nicht mit Bestimmtheit angeben, „Eisenschmitte“ und
Bergwerk bei Ober-Manderscheid wird 1504 erwähnt.

Im Jahre 1515 vergönnt Erzbischof Richard dem Sohne des
Meisters auf der „Eisenschmitt“ Nutzungsrecht im Walde Hönscheidt
gegen jährlich vier Centner Eisen. Am Dienstag nach visit. Mariae
(3. Juli) 1526 erteilte Erzbischof Richard dem Meister „auf der Keyler
Eisenschmitte“ die Erlaubnis, im Erzstift Erz zu suchen und zu
graben. Die „Keyler Eisenschmitt“ ist wahrscheinlich das jetzige Eisen-
schmitt. Südöstlich von Eisenschmitt stand später die Eichelhütte.
Auſserdem waren im Kreise Wittlich alte Eisenhämmer bei Ober-Kail
(Oberhammer) und zu Dorf Reil. In der Herrschaft Gerolstein waren
ältere Eisenwerke bei Müllenborn und Hammerhütte, in der Herr-
schaft Dolldorf-Blankenheim die Stahlhütte und Ahrhütte. Ein altes
Eisenwerk bei Bengee (Hämmerchen) wurde um 1490 von Kloster
Springiersbach gebaut. Die Altschmiede südwestlich von Bollendorf
auf dem linken Ufer der Sauer, jetzt ein einzelnes Haus, war ehe-
mals ein Eisenwerk der Abtei Echternach.

Zu Müllenborn besaſs das Kloster Prüm zur Zeit des Cäsarius
eine Mühle „zu Mulenburne“. Die Eisenhütte daselbst besteht schon
lange. Am 21. September 1563 übertrugen Graf Hans Gerhard von
Manderscheid-Gerolstein und dessen Gemahlin, die Wild- und Rhein-
gräfin Margaretha, die Eisenhütte und den Hammer am Mühlenborn
auf der Ooſs dem Reinhard Radlo als ein Erblehen 1).

Die Aachhütte, 10 Minuten unterhalb Üxheim, gehörte vordem den
Grafen von Aremberg. Auch bei Alf bestanden schon in alter Zeit
Eisenwerke. — Der Netterhammer gehörte zum Kloster St Thomas.

Malberg bei Kyllburg und Merbelshausen wurden schon von Erz-
bischof Theodorich von Trier erbaut. Eine Hütte zu Jünkerath soll
schon 1368 errichtet worden sein. Im Kirchenbuch zu Asch bei
Jünkerath sind Vermerke über alte Verleihungs-Urkunden für Jünke-
rath, die bis um das Jahr 1400 zurückdatieren, enthalten.

Auch bei Steinfeld sind noch die Trümmer eines Hochofens vor-
handen. Aus alle dem ist zu erkennen, daſs die Eisengewinnung in
der Eifel im 16. Jahrhundert in umfangreicher Weise betrieben wurde.
Die technischen Eigentümlichkeiten des Betriebes haben wir im all-
gemeinen Teil geschildert. Die Schleiderer Thalarbeit ist ein ganz be-
sonderer Typus des Hochofenbetriebes geworden, und das Verfrischen
geschah von alters her nach der Weise der Wallonschmiede.


1) Siehe Schannat, a. a. O., S. 49.
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[829/0849] Sauerland, Mark, Berg und die Eifel. ist, läſst sich nicht mit Bestimmtheit angeben, „Eisenschmitte“ und Bergwerk bei Ober-Manderscheid wird 1504 erwähnt. Im Jahre 1515 vergönnt Erzbischof Richard dem Sohne des Meisters auf der „Eisenschmitt“ Nutzungsrecht im Walde Hönscheidt gegen jährlich vier Centner Eisen. Am Dienstag nach visit. Mariae (3. Juli) 1526 erteilte Erzbischof Richard dem Meister „auf der Keyler Eisenschmitte“ die Erlaubnis, im Erzstift Erz zu suchen und zu graben. Die „Keyler Eisenschmitt“ ist wahrscheinlich das jetzige Eisen- schmitt. Südöstlich von Eisenschmitt stand später die Eichelhütte. Auſserdem waren im Kreise Wittlich alte Eisenhämmer bei Ober-Kail (Oberhammer) und zu Dorf Reil. In der Herrschaft Gerolstein waren ältere Eisenwerke bei Müllenborn und Hammerhütte, in der Herr- schaft Dolldorf-Blankenheim die Stahlhütte und Ahrhütte. Ein altes Eisenwerk bei Bengee (Hämmerchen) wurde um 1490 von Kloster Springiersbach gebaut. Die Altschmiede südwestlich von Bollendorf auf dem linken Ufer der Sauer, jetzt ein einzelnes Haus, war ehe- mals ein Eisenwerk der Abtei Echternach. Zu Müllenborn besaſs das Kloster Prüm zur Zeit des Cäsarius eine Mühle „zu Mulenburne“. Die Eisenhütte daselbst besteht schon lange. Am 21. September 1563 übertrugen Graf Hans Gerhard von Manderscheid-Gerolstein und dessen Gemahlin, die Wild- und Rhein- gräfin Margaretha, die Eisenhütte und den Hammer am Mühlenborn auf der Ooſs dem Reinhard Radlo als ein Erblehen 1). Die Aachhütte, 10 Minuten unterhalb Üxheim, gehörte vordem den Grafen von Aremberg. Auch bei Alf bestanden schon in alter Zeit Eisenwerke. — Der Netterhammer gehörte zum Kloster St Thomas. Malberg bei Kyllburg und Merbelshausen wurden schon von Erz- bischof Theodorich von Trier erbaut. Eine Hütte zu Jünkerath soll schon 1368 errichtet worden sein. Im Kirchenbuch zu Asch bei Jünkerath sind Vermerke über alte Verleihungs-Urkunden für Jünke- rath, die bis um das Jahr 1400 zurückdatieren, enthalten. Auch bei Steinfeld sind noch die Trümmer eines Hochofens vor- handen. Aus alle dem ist zu erkennen, daſs die Eisengewinnung in der Eifel im 16. Jahrhundert in umfangreicher Weise betrieben wurde. Die technischen Eigentümlichkeiten des Betriebes haben wir im all- gemeinen Teil geschildert. Die Schleiderer Thalarbeit ist ein ganz be- sonderer Typus des Hochofenbetriebes geworden, und das Verfrischen geschah von alters her nach der Weise der Wallonschmiede. 1) Siehe Schannat, a. a. O., S. 49.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 829. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/849>, abgerufen am 22.11.2024.