Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Italien, Spanien und Frankreich.
sollen schon im 15. Jahrhundert eiserne Öfen gegossen worden sein.
Urkunden aus dem 15. Jahrhundert sprechen bereits von den "grosses-
forges" bei Moyeuvre (Hayange) und Ottange, wie denn auch der
lothringische "fondeur" als sehr geschickt im Schmelzwesen galt.
Der genannte Herzog Renne hatte sämtliche Bergwerke einem Unter-
nehmer Conrad Klotz von Kaisersberg übertragen, dabei aber
schlechte Geschäfte gemacht 1). 1525 kam der Silberbergbau in
Lothringen zu hoher Blüte, wodurch auch die Eisenindustrie neue
Anregung erhielt.



Italien, Spanien und Frankreich.

Wir wenden uns nun, indem wir zu der Geschichte des Eisens
in den ausserdeutschen Ländern übergehen, zu den romanischen
Staaten Südeuropas, deren Kulturentwickelung der der nord-euro-
päischen Staaten vorausging, und zwar zuerst zu Italien. Dessen
höheres Alter der Kultur hatte eine für die Eisenindustrie nach-
teilige Folge durch die frühere Entwaldung, welche einen empfind-
lichen Kohlenmangel zur Folge hatte und der Ausdehnung des
Eisenhüttenwesens hindernd im Wege stand. Auf der Insel Elba,
der Eisenschatzkammer Italiens, war dieser Holzmangel schon in
der Blütezeit des römischen Reiches eingetreten, denn Diodor be-
richtet, dass man die Eisenerze auf der Insel nur zu schwammartigen
Stücken einschmelze, diese dann in Schiffsladungen nach dem Fest-
lande bringe, wo sie in an der Küste zerstreuten Werken zu Handels-
eisen ausgeschmiedet wurden (Bd. I, S. 536). Es war dies genau
dieselbe Arbeitsteilung, wie sie sich im Mittelalter bei dem Stück-
ofenbetriebe am Erzberge in Steiermark herausgebildet hat.

An Eisenerz hatte Italien keinen Mangel, und Biringuccio
preist den Reichtum und die Güte seiner Erze. -- Das wichtigste
Eisenerzvorkommen Italiens, und eins der merkwürdigsten der Welt,
ist auf Elba, wo schon seit den Zeiten des Aristoteles und lange
darüber hinaus ununterbrochen Eisen gewonnen wird. Es ist Eisen-
glanz in verwittertem, eisenreichem Glimmer- oder Chloritschiefer

1) Siehe Koch in der Zeitschrift für Bergrecht, Bd. XIII, S. 454.

Italien, Spanien und Frankreich.
sollen schon im 15. Jahrhundert eiserne Öfen gegossen worden sein.
Urkunden aus dem 15. Jahrhundert sprechen bereits von den „groſses-
forges“ bei Moyeuvre (Hayange) und Ottange, wie denn auch der
lothringische „fondeur“ als sehr geschickt im Schmelzwesen galt.
Der genannte Herzog Renné hatte sämtliche Bergwerke einem Unter-
nehmer Conrad Klotz von Kaisersberg übertragen, dabei aber
schlechte Geschäfte gemacht 1). 1525 kam der Silberbergbau in
Lothringen zu hoher Blüte, wodurch auch die Eisenindustrie neue
Anregung erhielt.



Italien, Spanien und Frankreich.

Wir wenden uns nun, indem wir zu der Geschichte des Eisens
in den auſserdeutschen Ländern übergehen, zu den romanischen
Staaten Südeuropas, deren Kulturentwickelung der der nord-euro-
päischen Staaten vorausging, und zwar zuerst zu Italien. Dessen
höheres Alter der Kultur hatte eine für die Eisenindustrie nach-
teilige Folge durch die frühere Entwaldung, welche einen empfind-
lichen Kohlenmangel zur Folge hatte und der Ausdehnung des
Eisenhüttenwesens hindernd im Wege stand. Auf der Insel Elba,
der Eisenschatzkammer Italiens, war dieser Holzmangel schon in
der Blütezeit des römischen Reiches eingetreten, denn Diodor be-
richtet, daſs man die Eisenerze auf der Insel nur zu schwammartigen
Stücken einschmelze, diese dann in Schiffsladungen nach dem Fest-
lande bringe, wo sie in an der Küste zerstreuten Werken zu Handels-
eisen ausgeschmiedet wurden (Bd. I, S. 536). Es war dies genau
dieselbe Arbeitsteilung, wie sie sich im Mittelalter bei dem Stück-
ofenbetriebe am Erzberge in Steiermark herausgebildet hat.

An Eisenerz hatte Italien keinen Mangel, und Biringuccio
preist den Reichtum und die Güte seiner Erze. — Das wichtigste
Eisenerzvorkommen Italiens, und eins der merkwürdigsten der Welt,
ist auf Elba, wo schon seit den Zeiten des Aristoteles und lange
darüber hinaus ununterbrochen Eisen gewonnen wird. Es ist Eisen-
glanz in verwittertem, eisenreichem Glimmer- oder Chloritschiefer

1) Siehe Koch in der Zeitschrift für Bergrecht, Bd. XIII, S. 454.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0876" n="856"/><fw place="top" type="header">Italien, Spanien und Frankreich.</fw><lb/>
sollen schon im 15. Jahrhundert eiserne Öfen gegossen worden sein.<lb/>
Urkunden aus dem 15. Jahrhundert sprechen bereits von den &#x201E;gro&#x017F;ses-<lb/>
forges&#x201C; bei Moyeuvre (Hayange) und Ottange, wie denn auch der<lb/>
lothringische &#x201E;fondeur&#x201C; als sehr geschickt im Schmelzwesen galt.<lb/>
Der genannte Herzog Renné hatte sämtliche Bergwerke einem Unter-<lb/>
nehmer <hi rendition="#g">Conrad Klotz von Kaisersberg</hi> übertragen, dabei aber<lb/>
schlechte Geschäfte gemacht <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Koch</hi> in der Zeitschrift für Bergrecht, Bd. XIII, S. 454.</note>. 1525 kam der Silberbergbau in<lb/>
Lothringen zu hoher Blüte, wodurch auch die Eisenindustrie neue<lb/>
Anregung erhielt.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#b">Italien, Spanien und Frankreich</hi>.</head><lb/>
              <p>Wir wenden uns nun, indem wir zu der Geschichte des Eisens<lb/>
in den au&#x017F;serdeutschen Ländern übergehen, zu den romanischen<lb/>
Staaten Südeuropas, deren Kulturentwickelung der der nord-euro-<lb/>
päischen Staaten vorausging, und zwar zuerst zu <hi rendition="#g">Italien</hi>. Dessen<lb/>
höheres Alter der Kultur hatte eine für die Eisenindustrie nach-<lb/>
teilige Folge durch die frühere Entwaldung, welche einen empfind-<lb/>
lichen Kohlenmangel zur Folge hatte und der Ausdehnung des<lb/>
Eisenhüttenwesens hindernd im Wege stand. Auf der Insel <hi rendition="#g">Elba</hi>,<lb/>
der Eisenschatzkammer Italiens, war dieser Holzmangel schon in<lb/>
der Blütezeit des römischen Reiches eingetreten, denn <hi rendition="#g">Diodor</hi> be-<lb/>
richtet, da&#x017F;s man die Eisenerze auf der Insel nur zu schwammartigen<lb/>
Stücken einschmelze, diese dann in Schiffsladungen nach dem Fest-<lb/>
lande bringe, wo sie in an der Küste zerstreuten Werken zu Handels-<lb/>
eisen ausgeschmiedet wurden (Bd. I, S. 536). Es war dies genau<lb/>
dieselbe Arbeitsteilung, wie sie sich im Mittelalter bei dem Stück-<lb/>
ofenbetriebe am Erzberge in Steiermark herausgebildet hat.</p><lb/>
              <p>An Eisenerz hatte Italien keinen Mangel, und <hi rendition="#g">Biringuccio</hi><lb/>
preist den Reichtum und die Güte seiner Erze. &#x2014; Das wichtigste<lb/>
Eisenerzvorkommen Italiens, und eins der merkwürdigsten der Welt,<lb/>
ist auf Elba, wo schon seit den Zeiten des Aristoteles und lange<lb/>
darüber hinaus ununterbrochen Eisen gewonnen wird. Es ist Eisen-<lb/>
glanz in verwittertem, eisenreichem Glimmer- oder Chloritschiefer<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[856/0876] Italien, Spanien und Frankreich. sollen schon im 15. Jahrhundert eiserne Öfen gegossen worden sein. Urkunden aus dem 15. Jahrhundert sprechen bereits von den „groſses- forges“ bei Moyeuvre (Hayange) und Ottange, wie denn auch der lothringische „fondeur“ als sehr geschickt im Schmelzwesen galt. Der genannte Herzog Renné hatte sämtliche Bergwerke einem Unter- nehmer Conrad Klotz von Kaisersberg übertragen, dabei aber schlechte Geschäfte gemacht 1). 1525 kam der Silberbergbau in Lothringen zu hoher Blüte, wodurch auch die Eisenindustrie neue Anregung erhielt. Italien, Spanien und Frankreich. Wir wenden uns nun, indem wir zu der Geschichte des Eisens in den auſserdeutschen Ländern übergehen, zu den romanischen Staaten Südeuropas, deren Kulturentwickelung der der nord-euro- päischen Staaten vorausging, und zwar zuerst zu Italien. Dessen höheres Alter der Kultur hatte eine für die Eisenindustrie nach- teilige Folge durch die frühere Entwaldung, welche einen empfind- lichen Kohlenmangel zur Folge hatte und der Ausdehnung des Eisenhüttenwesens hindernd im Wege stand. Auf der Insel Elba, der Eisenschatzkammer Italiens, war dieser Holzmangel schon in der Blütezeit des römischen Reiches eingetreten, denn Diodor be- richtet, daſs man die Eisenerze auf der Insel nur zu schwammartigen Stücken einschmelze, diese dann in Schiffsladungen nach dem Fest- lande bringe, wo sie in an der Küste zerstreuten Werken zu Handels- eisen ausgeschmiedet wurden (Bd. I, S. 536). Es war dies genau dieselbe Arbeitsteilung, wie sie sich im Mittelalter bei dem Stück- ofenbetriebe am Erzberge in Steiermark herausgebildet hat. An Eisenerz hatte Italien keinen Mangel, und Biringuccio preist den Reichtum und die Güte seiner Erze. — Das wichtigste Eisenerzvorkommen Italiens, und eins der merkwürdigsten der Welt, ist auf Elba, wo schon seit den Zeiten des Aristoteles und lange darüber hinaus ununterbrochen Eisen gewonnen wird. Es ist Eisen- glanz in verwittertem, eisenreichem Glimmer- oder Chloritschiefer 1) Siehe Koch in der Zeitschrift für Bergrecht, Bd. XIII, S. 454.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/876
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/876>, abgerufen am 22.11.2024.