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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Italien, Spanien und Frankreich.
zur Beschaffung grosser Mengen von Waffen. Sie waren gezwungen,
dieselben grossenteils aus dem Auslande, namentlich aus Deutsch-
land und Flandern zu beziehen. Natürlich waren sie eifrig be-
strebt, die Eisenindustrie ihres Landes zu heben und die inländische
Waffenfabrikation zu unterstützen. Wir hatten früher bereits Ge-
legenheit, auf die grossen Leistungen Ludwigs XI. und Karls VIII. zur
Hebung des Artilleriewesens hervorzuheben (Bd. I, S. 905). Ludwig XI.
liess deutsche Giesser kommen zum Guss eiserner Kugeln und Ge-
schütze. So konnte Karl VIII. mit 140 Geschützen und reichlicher
eiserner Munition 1494 seinen Kriegszug nach Neapel unternehmen.
Karl der Kühne hatte die beste Artillerie seiner Zeit. Er bezog
seine Ausrüstung von den flandrischen Städten und hatte vorzügliche
gusseiserne Feldgeschütze. Ludwig XII., dessen weiser Regierung
Frankreich so viel verdankt, war auch für die Hebung des Eisen-
gewerbes eifrig besorgt. Franz I. brachte die grössten Heeresmassen
auf; er unterhielt eine Zeit lang ein besoldetes Heer von 50000 Mann,
das freilich auch das Land in Schulden stürzte, die Eisenindustrie
aber stark beschäftigte. Franz I. war persönlich ein grosser Freund
schöner Waffen und kaufte die herrlichsten Prunkrüstungen in Mai-
land, Augsburg und Innsbruck.

Die meisten und besten Waffen bezog Frankreich aus Deutsch-
land, dessen Überlegenheit auf diesem Gebiete im 14., 15. und
16. Jahrhundert unbestritten war. Der Herzog von Touraine musste,
um sich 1386 eine Rüstung machen zu lassen ("pour faire et forger
unis plates d'acier pour le corps"), nach Deutschland reisen. Den
grössten Ruhm hatten die Kölnischen Schwerter, aber auch böh-
mische Schwerter waren damals in Frankreich beliebt. Wahrschein-
lich waren dies Passauer. In einem Inventar des J. de Saffres
heisst es: Unam spatam seu ensem operis Boemie taxat 6 gross. --
Alium ensem operis Boemie aptum ad venandum tax. 15 gross.
(siehe Gay, glossaire arch. "epee"). La Tremouille kaufte Ende
des 15. Jahrhunderts seine Waffen in Italien, darunter zwei Schwerter
zu Turin für 10 f. 10 s. 1). Doch gab es auch damals in Frank-
reich bereits vorzügliche und berühmte Waffenschmiede. Der Waffen-
schmied Jaques Merveille zu Tours lieferte ebendemselben Mon-
sieur de la Tremouille im Jahre 1508 eine vollständige Kriegs-
rüstung für 30 Thaler (escus); dazu kamen weiter für Vergoldung

1) Cptes. de Louis de la Tremouille en Italie. Rev. de soc. sav. ser. 6,
tom. IV, p. 180. -- Gay, glossaire archeologique.

Italien, Spanien und Frankreich.
zur Beschaffung groſser Mengen von Waffen. Sie waren gezwungen,
dieselben groſsenteils aus dem Auslande, namentlich aus Deutsch-
land und Flandern zu beziehen. Natürlich waren sie eifrig be-
strebt, die Eisenindustrie ihres Landes zu heben und die inländische
Waffenfabrikation zu unterstützen. Wir hatten früher bereits Ge-
legenheit, auf die groſsen Leistungen Ludwigs XI. und Karls VIII. zur
Hebung des Artilleriewesens hervorzuheben (Bd. I, S. 905). Ludwig XI.
lieſs deutsche Gieſser kommen zum Guſs eiserner Kugeln und Ge-
schütze. So konnte Karl VIII. mit 140 Geschützen und reichlicher
eiserner Munition 1494 seinen Kriegszug nach Neapel unternehmen.
Karl der Kühne hatte die beste Artillerie seiner Zeit. Er bezog
seine Ausrüstung von den flandrischen Städten und hatte vorzügliche
guſseiserne Feldgeschütze. Ludwig XII., dessen weiser Regierung
Frankreich so viel verdankt, war auch für die Hebung des Eisen-
gewerbes eifrig besorgt. Franz I. brachte die gröſsten Heeresmassen
auf; er unterhielt eine Zeit lang ein besoldetes Heer von 50000 Mann,
das freilich auch das Land in Schulden stürzte, die Eisenindustrie
aber stark beschäftigte. Franz I. war persönlich ein groſser Freund
schöner Waffen und kaufte die herrlichsten Prunkrüstungen in Mai-
land, Augsburg und Innsbruck.

Die meisten und besten Waffen bezog Frankreich aus Deutsch-
land, dessen Überlegenheit auf diesem Gebiete im 14., 15. und
16. Jahrhundert unbestritten war. Der Herzog von Touraine muſste,
um sich 1386 eine Rüstung machen zu lassen („pour faire et forger
unis plates d’acier pour le corps“), nach Deutschland reisen. Den
gröſsten Ruhm hatten die Kölnischen Schwerter, aber auch böh-
mische Schwerter waren damals in Frankreich beliebt. Wahrschein-
lich waren dies Passauer. In einem Inventar des J. de Saffres
heiſst es: Unam spatam seu ensem operis Boemie taxat 6 gross. —
Alium ensem operis Boemie aptum ad venandum tax. 15 gross.
(siehe Gay, glossaire arch. „epée“). La Tremouille kaufte Ende
des 15. Jahrhunderts seine Waffen in Italien, darunter zwei Schwerter
zu Turin für 10 f. 10 s. 1). Doch gab es auch damals in Frank-
reich bereits vorzügliche und berühmte Waffenschmiede. Der Waffen-
schmied Jaques Merveille zu Tours lieferte ebendemselben Mon-
sieur de la Tremouille im Jahre 1508 eine vollständige Kriegs-
rüstung für 30 Thaler (escus); dazu kamen weiter für Vergoldung

1) Cptes. de Louis de la Tremouille en Italie. Rev. de soc. sav. ser. 6,
tom. IV, p. 180. — Gay, glossaire archéologique.
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[873/0893] Italien, Spanien und Frankreich. zur Beschaffung groſser Mengen von Waffen. Sie waren gezwungen, dieselben groſsenteils aus dem Auslande, namentlich aus Deutsch- land und Flandern zu beziehen. Natürlich waren sie eifrig be- strebt, die Eisenindustrie ihres Landes zu heben und die inländische Waffenfabrikation zu unterstützen. Wir hatten früher bereits Ge- legenheit, auf die groſsen Leistungen Ludwigs XI. und Karls VIII. zur Hebung des Artilleriewesens hervorzuheben (Bd. I, S. 905). Ludwig XI. lieſs deutsche Gieſser kommen zum Guſs eiserner Kugeln und Ge- schütze. So konnte Karl VIII. mit 140 Geschützen und reichlicher eiserner Munition 1494 seinen Kriegszug nach Neapel unternehmen. Karl der Kühne hatte die beste Artillerie seiner Zeit. Er bezog seine Ausrüstung von den flandrischen Städten und hatte vorzügliche guſseiserne Feldgeschütze. Ludwig XII., dessen weiser Regierung Frankreich so viel verdankt, war auch für die Hebung des Eisen- gewerbes eifrig besorgt. Franz I. brachte die gröſsten Heeresmassen auf; er unterhielt eine Zeit lang ein besoldetes Heer von 50000 Mann, das freilich auch das Land in Schulden stürzte, die Eisenindustrie aber stark beschäftigte. Franz I. war persönlich ein groſser Freund schöner Waffen und kaufte die herrlichsten Prunkrüstungen in Mai- land, Augsburg und Innsbruck. Die meisten und besten Waffen bezog Frankreich aus Deutsch- land, dessen Überlegenheit auf diesem Gebiete im 14., 15. und 16. Jahrhundert unbestritten war. Der Herzog von Touraine muſste, um sich 1386 eine Rüstung machen zu lassen („pour faire et forger unis plates d’acier pour le corps“), nach Deutschland reisen. Den gröſsten Ruhm hatten die Kölnischen Schwerter, aber auch böh- mische Schwerter waren damals in Frankreich beliebt. Wahrschein- lich waren dies Passauer. In einem Inventar des J. de Saffres heiſst es: Unam spatam seu ensem operis Boemie taxat 6 gross. — Alium ensem operis Boemie aptum ad venandum tax. 15 gross. (siehe Gay, glossaire arch. „epée“). La Tremouille kaufte Ende des 15. Jahrhunderts seine Waffen in Italien, darunter zwei Schwerter zu Turin für 10 f. 10 s. 1). Doch gab es auch damals in Frank- reich bereits vorzügliche und berühmte Waffenschmiede. Der Waffen- schmied Jaques Merveille zu Tours lieferte ebendemselben Mon- sieur de la Tremouille im Jahre 1508 eine vollständige Kriegs- rüstung für 30 Thaler (escus); dazu kamen weiter für Vergoldung 1) Cptes. de Louis de la Tremouille en Italie. Rev. de soc. sav. ser. 6, tom. IV, p. 180. — Gay, glossaire archéologique.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 873. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/893>, abgerufen am 22.11.2024.