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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England.
1597 die Hanseaten Kaiser Rudolf II. veranlasst hatten, die englischen
Kaufleute (merchant-adventurers) aus Deutschland auszuweisen. Als
Elisabeths Gesuch um Aufhebung dieses Erlasses erfolglos war,
schickte sie eine Botschaft an den Lord-major und die Sheriffs von
London, das Haus der hansischen Kaufleute im Stahlhofe zu London
zu schliessen, und sie befahl, dass alle Deutschen hier oder irgendwo
in ganz England, ihre Lande verlassen sollten am selben Tag, wo die
Engländer Staden verlassen müssten. -- Dies geschah, und seit
diesem Tage hat der Stahlhof nie mehr seine frühere Bedeutung er-
langt. Von demselben Tage an kann man aber die neue Geschichte
der englischen Eisenindustrie datieren. --

Zum Schluss lassen wir noch einige Mitteilungen zur Illustration
der englischen Eisenindustrie im 16. Jahrhundert folgen.

Das Gewerbe der Messerschmiede hatte eine grosse Bedeutung
erlangt in London, Birmingham und Sheffield. Laland sagt bereits
in einem Reiseberichte von 1538: "Ich kam in die schönste
Strasse Birminghams, sie hiess Dirtay, in ihr wohnten Schmiede
und Messerschmiede. -- Es giebt überhaupt viel Schmiede in der
Stadt, welche Messer und allerhand Schmiedwerkzeuge fabrizieren,
auch viele Sporenmacher und eine grosse Anzahl von Nagel-
schmieden, sodass die ganze Stadt von Feuerarbeitern bewohnt scheint."
Die Schwertschmiede und die Nagler bildeten Zünfte. In London
wurden zur Zeit der Regierung der Königin Elisabeth die feinsten
Messer gemacht. Dennoch ist Fullers Angabe übertrieben. Er sagt:
obgleich die ordinäre Messerfabrikation schon sehr alt im Lande war,
so ist doch Thomas Mathews, Fleetstreet, London (V. Elizabeth)
der erste Engländer gewesen, der feine Messer gemacht hat. Das
stimmt nicht mit folgender Thatsache: Im Jahre 1575 machte der
Graf von Schrewsburg seinem Freunde Lord Burleigh zum Ge-
schenk ein Futteral mit Einschlagemessern, die sein armes Land
böte
und deren Ruhm durch das ganze Reich ginge. Der oben
genannte Fuller erwähnt des allgemeinen Gebrauchs von Shef-
fielder Messer bei dem Landvolke und beklagt sich über einen
Schwindler, der ihm eins für 4 P. aufgehängt hätte, das nur 1 P.
wert sei.

Die erste Drahtmühle wurde angeblich von einem Deutschen,
Christoph Schultz aus Annaberg, im Jahre 1565 angelegt.

Von weit grösserer historischer Bedeutung war die Fabrikation
gusseiserner Kanonen zu jener Zeit. Sie hing aufs engste zusammen
mit dem Aufschwunge der Eisenindustrie in Sussex. Damals zogen

England.
1597 die Hanseaten Kaiser Rudolf II. veranlaſst hatten, die englischen
Kaufleute (merchant-adventurers) aus Deutschland auszuweisen. Als
Elisabeths Gesuch um Aufhebung dieses Erlasses erfolglos war,
schickte sie eine Botschaft an den Lord-major und die Sheriffs von
London, das Haus der hansischen Kaufleute im Stahlhofe zu London
zu schlieſsen, und sie befahl, daſs alle Deutschen hier oder irgendwo
in ganz England, ihre Lande verlassen sollten am selben Tag, wo die
Engländer Staden verlassen müſsten. — Dies geschah, und seit
diesem Tage hat der Stahlhof nie mehr seine frühere Bedeutung er-
langt. Von demselben Tage an kann man aber die neue Geschichte
der englischen Eisenindustrie datieren. —

Zum Schluſs lassen wir noch einige Mitteilungen zur Illustration
der englischen Eisenindustrie im 16. Jahrhundert folgen.

Das Gewerbe der Messerschmiede hatte eine groſse Bedeutung
erlangt in London, Birmingham und Sheffield. Laland sagt bereits
in einem Reiseberichte von 1538: „Ich kam in die schönste
Straſse Birminghams, sie hieſs Dirtay, in ihr wohnten Schmiede
und Messerschmiede. — Es giebt überhaupt viel Schmiede in der
Stadt, welche Messer und allerhand Schmiedwerkzeuge fabrizieren,
auch viele Sporenmacher und eine groſse Anzahl von Nagel-
schmieden, sodaſs die ganze Stadt von Feuerarbeitern bewohnt scheint.“
Die Schwertschmiede und die Nagler bildeten Zünfte. In London
wurden zur Zeit der Regierung der Königin Elisabeth die feinsten
Messer gemacht. Dennoch ist Fullers Angabe übertrieben. Er sagt:
obgleich die ordinäre Messerfabrikation schon sehr alt im Lande war,
so ist doch Thomas Mathews, Fleetstreet, London (V. Elizabeth)
der erste Engländer gewesen, der feine Messer gemacht hat. Das
stimmt nicht mit folgender Thatsache: Im Jahre 1575 machte der
Graf von Schrewsburg seinem Freunde Lord Burleigh zum Ge-
schenk ein Futteral mit Einschlagemessern, die sein armes Land
böte
und deren Ruhm durch das ganze Reich ginge. Der oben
genannte Fuller erwähnt des allgemeinen Gebrauchs von Shef-
fielder Messer bei dem Landvolke und beklagt sich über einen
Schwindler, der ihm eins für 4 P. aufgehängt hätte, das nur 1 P.
wert sei.

Die erste Drahtmühle wurde angeblich von einem Deutschen,
Christoph Schultz aus Annaberg, im Jahre 1565 angelegt.

Von weit gröſserer historischer Bedeutung war die Fabrikation
guſseiserner Kanonen zu jener Zeit. Sie hing aufs engste zusammen
mit dem Aufschwunge der Eisenindustrie in Sussex. Damals zogen

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[895/0915] England. 1597 die Hanseaten Kaiser Rudolf II. veranlaſst hatten, die englischen Kaufleute (merchant-adventurers) aus Deutschland auszuweisen. Als Elisabeths Gesuch um Aufhebung dieses Erlasses erfolglos war, schickte sie eine Botschaft an den Lord-major und die Sheriffs von London, das Haus der hansischen Kaufleute im Stahlhofe zu London zu schlieſsen, und sie befahl, daſs alle Deutschen hier oder irgendwo in ganz England, ihre Lande verlassen sollten am selben Tag, wo die Engländer Staden verlassen müſsten. — Dies geschah, und seit diesem Tage hat der Stahlhof nie mehr seine frühere Bedeutung er- langt. Von demselben Tage an kann man aber die neue Geschichte der englischen Eisenindustrie datieren. — Zum Schluſs lassen wir noch einige Mitteilungen zur Illustration der englischen Eisenindustrie im 16. Jahrhundert folgen. Das Gewerbe der Messerschmiede hatte eine groſse Bedeutung erlangt in London, Birmingham und Sheffield. Laland sagt bereits in einem Reiseberichte von 1538: „Ich kam in die schönste Straſse Birminghams, sie hieſs Dirtay, in ihr wohnten Schmiede und Messerschmiede. — Es giebt überhaupt viel Schmiede in der Stadt, welche Messer und allerhand Schmiedwerkzeuge fabrizieren, auch viele Sporenmacher und eine groſse Anzahl von Nagel- schmieden, sodaſs die ganze Stadt von Feuerarbeitern bewohnt scheint.“ Die Schwertschmiede und die Nagler bildeten Zünfte. In London wurden zur Zeit der Regierung der Königin Elisabeth die feinsten Messer gemacht. Dennoch ist Fullers Angabe übertrieben. Er sagt: obgleich die ordinäre Messerfabrikation schon sehr alt im Lande war, so ist doch Thomas Mathews, Fleetstreet, London (V. Elizabeth) der erste Engländer gewesen, der feine Messer gemacht hat. Das stimmt nicht mit folgender Thatsache: Im Jahre 1575 machte der Graf von Schrewsburg seinem Freunde Lord Burleigh zum Ge- schenk ein Futteral mit Einschlagemessern, die sein armes Land böte und deren Ruhm durch das ganze Reich ginge. Der oben genannte Fuller erwähnt des allgemeinen Gebrauchs von Shef- fielder Messer bei dem Landvolke und beklagt sich über einen Schwindler, der ihm eins für 4 P. aufgehängt hätte, das nur 1 P. wert sei. Die erste Drahtmühle wurde angeblich von einem Deutschen, Christoph Schultz aus Annaberg, im Jahre 1565 angelegt. Von weit gröſserer historischer Bedeutung war die Fabrikation guſseiserner Kanonen zu jener Zeit. Sie hing aufs engste zusammen mit dem Aufschwunge der Eisenindustrie in Sussex. Damals zogen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 895. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/915>, abgerufen am 22.11.2024.