locht, durch welches Loch der Hals von einem Destillierkolben D ge- steckt wird. Dieser enthalte eine oder zwei Unzen Wasser und der Hals sei in den Boden eingekittet oder eingelötet, dass er nicht herausgehen kann. Von dem Boden des Kastens aus geht eine Röhre, welche so weit entfernt ist, dass das Wasser auslaufen kann, und diese Röhre gehe durch den Deckel nach aussen, wenig entfernt von
[Abbildung]
Fig. 197.
der Oberfläche. Diesen Kasten fülle man mit Wasser durch den Trich- ter A und dann verschliesse man ihn gut, dass er keine Luft durch- lässt. Endlich setze man den ge- nannten Kolben über das Feuer und erwärme ihn allmählich, damit, wenn das Wasser sich in Luft auflöst (d. h. zu Dampf wird), es auf das Wasser in dem Kasten drückt, damit dieses in dem Kanal C in die Höhe steigt und nach aussen ausläuft, und so fährt man fort mit Erwärmen des Wassers, bis es alle geworden ist; und während das Wasser ver- dampft, drückt die Luft (d. h. der Dampf) immer auf das Wasser in dem Gefässe und das Wasser fliesst beständig aus. Wenn die Exhalation beendigt ist, misst man, wieviel Wasser aus dem Kasten gegangen ist, oder anstatt des ausgeströmten Wassers misst man, wieviel Wasser übrig geblieben ist und erkennt aus der Menge des ausgeflossenen, dass das Wasser sich in so und soviel Luft aufgelöst hat . . . ."
Porta erwähnt auch der Anwendung des Dampfes als bewegende Kraft eines Kriegswerkzeuges, wobei ihm jedenfalls Leonardo da Vincis Dampfkanone vorschwebte 1).
Giovani Branca giebt 1629 in seinem Buche: "Le Machine" eine interessante Abbildung (Fig. 198, a.f.S.) über eine Idee der Verwendung der Dampfkraft 2). Ein hohl gegossener Bronzekopf, der zum Teil mit
2) Der Text dazu lautet: Ex qualibet figura optima principia et fundamenta deduci possunt, quae inserviunt in opportunitate. Figura effecta est ad tundendum materias pro faciendo pulvere, sed cum admirabile motore, qui nihil aliud est, quam caput metallici cum suo trunco, aqua pleno, per foramen, posito supra
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
locht, durch welches Loch der Hals von einem Destillierkolben D ge- steckt wird. Dieser enthalte eine oder zwei Unzen Wasser und der Hals sei in den Boden eingekittet oder eingelötet, daſs er nicht herausgehen kann. Von dem Boden des Kastens aus geht eine Röhre, welche so weit entfernt ist, daſs das Wasser auslaufen kann, und diese Röhre gehe durch den Deckel nach auſsen, wenig entfernt von
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Fig. 197.
der Oberfläche. Diesen Kasten fülle man mit Wasser durch den Trich- ter A und dann verschlieſse man ihn gut, daſs er keine Luft durch- läſst. Endlich setze man den ge- nannten Kolben über das Feuer und erwärme ihn allmählich, damit, wenn das Wasser sich in Luft auflöst (d. h. zu Dampf wird), es auf das Wasser in dem Kasten drückt, damit dieses in dem Kanal C in die Höhe steigt und nach auſsen ausläuft, und so fährt man fort mit Erwärmen des Wassers, bis es alle geworden ist; und während das Wasser ver- dampft, drückt die Luft (d. h. der Dampf) immer auf das Wasser in dem Gefäſse und das Wasser flieſst beständig aus. Wenn die Exhalation beendigt ist, miſst man, wieviel Wasser aus dem Kasten gegangen ist, oder anstatt des ausgeströmten Wassers miſst man, wieviel Wasser übrig geblieben ist und erkennt aus der Menge des ausgeflossenen, daſs das Wasser sich in so und soviel Luft aufgelöst hat . . . .“
Porta erwähnt auch der Anwendung des Dampfes als bewegende Kraft eines Kriegswerkzeuges, wobei ihm jedenfalls Leonardo da Vincis Dampfkanone vorschwebte 1).
Giovani Branca giebt 1629 in seinem Buche: „Le Machine“ eine interessante Abbildung (Fig. 198, a.f.S.) über eine Idee der Verwendung der Dampfkraft 2). Ein hohl gegossener Bronzekopf, der zum Teil mit
2) Der Text dazu lautet: Ex quâlibet figura optima principia et fundamenta deduci possunt, quae inserviunt in opportunitate. Figura effecta est ad tundendum materias pro faciendo pulvere, sed cum admirabile motore, qui nihil aliud est, quam caput metallici cum suo trunco, aquâ pleno, per foramen, posito supra
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Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
locht, durch welches Loch der Hals von einem Destillierkolben D ge-
steckt wird. Dieser enthalte eine oder zwei Unzen Wasser und der
Hals sei in den Boden eingekittet oder eingelötet, daſs er nicht
herausgehen kann. Von dem Boden des Kastens aus geht eine Röhre,
welche so weit entfernt ist, daſs das Wasser auslaufen kann, und
diese Röhre gehe durch den Deckel nach auſsen, wenig entfernt von
[Abbildung Fig. 197.]
der Oberfläche. Diesen Kasten fülle
man mit Wasser durch den Trich-
ter A und dann verschlieſse man
ihn gut, daſs er keine Luft durch-
läſst. Endlich setze man den ge-
nannten Kolben über das Feuer und
erwärme ihn allmählich, damit, wenn
das Wasser sich in Luft auflöst
(d. h. zu Dampf wird), es auf das
Wasser in dem Kasten drückt, damit
dieses in dem Kanal C in die Höhe
steigt und nach auſsen ausläuft,
und so fährt man fort mit Erwärmen
des Wassers, bis es alle geworden
ist; und während das Wasser ver-
dampft, drückt die Luft (d. h. der
Dampf) immer auf das Wasser in
dem Gefäſse und das Wasser flieſst
beständig aus. Wenn die Exhalation
beendigt ist, miſst man, wieviel Wasser aus dem Kasten gegangen ist,
oder anstatt des ausgeströmten Wassers miſst man, wieviel Wasser
übrig geblieben ist und erkennt aus der Menge des ausgeflossenen,
daſs das Wasser sich in so und soviel Luft aufgelöst hat . . . .“
Porta erwähnt auch der Anwendung des Dampfes als bewegende
Kraft eines Kriegswerkzeuges, wobei ihm jedenfalls Leonardo
da Vincis Dampfkanone vorschwebte 1).
Giovani Branca giebt 1629 in seinem Buche: „Le Machine“ eine
interessante Abbildung (Fig. 198, a.f.S.) über eine Idee der Verwendung der
Dampfkraft 2). Ein hohl gegossener Bronzekopf, der zum Teil mit
1) Siehe Th. Beck, Civilingenieur XXXVIII. Heft 6.
2) Der Text dazu lautet: Ex quâlibet figura optima principia et fundamenta
deduci possunt, quae inserviunt in opportunitate. Figura effecta est ad tundendum
materias pro faciendo pulvere, sed cum admirabile motore, qui nihil aliud est,
quam caput metallici cum suo trunco, aquâ pleno, per foramen, posito supra
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 920. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/942>, abgerufen am 22.11.2024.
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