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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Gebläse im 17. Jahrhundert.
die Grösse der Ochsenhäute, während man den Holzbalg beliebig gross
machen konnte.

Ein wesentlicher Vorteil der Holzbälge, der auch am meisten zu
ihrer raschen Verbreitung beigetragen hat, war endlich ihre grössere
Billigkeit in der Anlage und in der Unterhaltung. Lederbälge für
Eisenhütten von gleichem Effekt waren fünfmal so teuer als Holz-
bälge.

Aus reinem Tannenholz gutgearbeitete Holzbälge hielten, auch
wenn sie 46 bis 48 Wochen im Jahre betrieben wurden, 30, 40 und
mehr Jahre, oder durchschnittlich zehnmal so lange als lederne 1).

Am raschesten nutzten sich die Dichtungsleisten ab, dieselben
liessen sich aber sehr leicht auswechseln. Die laufende Unterhaltung
erforderte nichts weiter, als dass die gleitenden Teile alle drei bis
vier Monate einmal mit Unschlitt geschmiert wurden.

In Anbetracht dieser grossen Vorzüge ist die Erfindung und Ein-
führung der Holzblasebälge als ein grosser Fortschritt auf dem Ge-
biete des Hüttenwesens anzusehen. Dass es trotzdem ein ziemlich
unvollkommener Apparat war, bedarf kaum der Ausführung. Wir
weisen nur auf den grossen schädlichen Raum hin, welcher dadurch ent-
stehen musste, dass man dem einen Teil, der unentbehrlichen Liederung
wegen, die Form eines Kastens geben musste. Die Dichtungsleisten
umschlossen also unter allen Umständen einen unausgenutzten Luft-
raum. Der Erfolg hat denn auch ihre Unvollkommenheit bewiesen.
Überall sind die Holzbälge durch besser konstruierte Gebläse ver-
drängt worden. Wir wollen deshalb auf weitere Einzelheiten der
Konstruktion der Holzbälge hier nicht näher eingehen und uns darauf
beschränken, auf die betreffende Litteratur zu verweisen 2). Zu jener

1) Poppe, Geschichte der Technologie, II, S. 389.
2)
Schlüter, Unterricht an Hüttenwerken, 1738, S. 51.
H. Calvör, Beschreibung des Maschinenwesens auf dem Oberharz, 1763,
Bd. II, fol. 162.

Memoires sur l'art de fabriquer le fer par Grignon, 1775.
Traite de la fonte des mines par le feu du charbon de terre par de
Genssane, 1770, Vol. I, p. 96.

Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin, zweiter Jahrgang, 1792,
S. 195, 365.

Rinman, Bergwerks-Lexikon, T. I, p. 351 bis 357, Tab. IX.
Garney, Abhandlung vom Bau- und Betrieb der Hochöfen in Schweden,
Bd. II, S. 237, Tab. XIII.

Krünitz, Encyklopädie, Art. Blasebälge.
Poppe, Encyklopädie des gesamten Maschinenwesens, T. I, Art. Blasebälge.
Memoires de l'acad. de Paris, 1728, p. 108, 1729, p. 92, 1733, p. 90.
Memoires de la Soc. de Nancy, T. II, S. 285.

Gebläse im 17. Jahrhundert.
die Gröſse der Ochsenhäute, während man den Holzbalg beliebig groſs
machen konnte.

Ein wesentlicher Vorteil der Holzbälge, der auch am meisten zu
ihrer raschen Verbreitung beigetragen hat, war endlich ihre gröſsere
Billigkeit in der Anlage und in der Unterhaltung. Lederbälge für
Eisenhütten von gleichem Effekt waren fünfmal so teuer als Holz-
bälge.

Aus reinem Tannenholz gutgearbeitete Holzbälge hielten, auch
wenn sie 46 bis 48 Wochen im Jahre betrieben wurden, 30, 40 und
mehr Jahre, oder durchschnittlich zehnmal so lange als lederne 1).

Am raschesten nutzten sich die Dichtungsleisten ab, dieselben
lieſsen sich aber sehr leicht auswechseln. Die laufende Unterhaltung
erforderte nichts weiter, als daſs die gleitenden Teile alle drei bis
vier Monate einmal mit Unschlitt geschmiert wurden.

In Anbetracht dieser groſsen Vorzüge ist die Erfindung und Ein-
führung der Holzblasebälge als ein groſser Fortschritt auf dem Ge-
biete des Hüttenwesens anzusehen. Daſs es trotzdem ein ziemlich
unvollkommener Apparat war, bedarf kaum der Ausführung. Wir
weisen nur auf den groſsen schädlichen Raum hin, welcher dadurch ent-
stehen muſste, daſs man dem einen Teil, der unentbehrlichen Liederung
wegen, die Form eines Kastens geben muſste. Die Dichtungsleisten
umschlossen also unter allen Umständen einen unausgenutzten Luft-
raum. Der Erfolg hat denn auch ihre Unvollkommenheit bewiesen.
Überall sind die Holzbälge durch besser konstruierte Gebläse ver-
drängt worden. Wir wollen deshalb auf weitere Einzelheiten der
Konstruktion der Holzbälge hier nicht näher eingehen und uns darauf
beschränken, auf die betreffende Litteratur zu verweisen 2). Zu jener

1) Poppe, Geschichte der Technologie, II, S. 389.
2)
Schlüter, Unterricht an Hüttenwerken, 1738, S. 51.
H. Calvör, Beschreibung des Maschinenwesens auf dem Oberharz, 1763,
Bd. II, fol. 162.

Mémoires sur l’art de fabriquer le fer par Grignon, 1775.
Traite de la fonte des mines par le feu du charbon de terre par de
Genssane, 1770, Vol. I, p. 96.

Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin, zweiter Jahrgang, 1792,
S. 195, 365.

Rinman, Bergwerks-Lexikon, T. I, p. 351 bis 357, Tab. IX.
Garney, Abhandlung vom Bau- und Betrieb der Hochöfen in Schweden,
Bd. II, S. 237, Tab. XIII.

Krünitz, Encyklopädie, Art. Blasebälge.
Poppe, Encyklopädie des gesamten Maschinenwesens, T. I, Art. Blasebälge.
Mémoires de l’acad. de Paris, 1728, p. 108, 1729, p. 92, 1733, p. 90.
Mémoires de la Soc. de Nancy, T. II, S. 285.
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[940/0962] Gebläse im 17. Jahrhundert. die Gröſse der Ochsenhäute, während man den Holzbalg beliebig groſs machen konnte. Ein wesentlicher Vorteil der Holzbälge, der auch am meisten zu ihrer raschen Verbreitung beigetragen hat, war endlich ihre gröſsere Billigkeit in der Anlage und in der Unterhaltung. Lederbälge für Eisenhütten von gleichem Effekt waren fünfmal so teuer als Holz- bälge. Aus reinem Tannenholz gutgearbeitete Holzbälge hielten, auch wenn sie 46 bis 48 Wochen im Jahre betrieben wurden, 30, 40 und mehr Jahre, oder durchschnittlich zehnmal so lange als lederne 1). Am raschesten nutzten sich die Dichtungsleisten ab, dieselben lieſsen sich aber sehr leicht auswechseln. Die laufende Unterhaltung erforderte nichts weiter, als daſs die gleitenden Teile alle drei bis vier Monate einmal mit Unschlitt geschmiert wurden. In Anbetracht dieser groſsen Vorzüge ist die Erfindung und Ein- führung der Holzblasebälge als ein groſser Fortschritt auf dem Ge- biete des Hüttenwesens anzusehen. Daſs es trotzdem ein ziemlich unvollkommener Apparat war, bedarf kaum der Ausführung. Wir weisen nur auf den groſsen schädlichen Raum hin, welcher dadurch ent- stehen muſste, daſs man dem einen Teil, der unentbehrlichen Liederung wegen, die Form eines Kastens geben muſste. Die Dichtungsleisten umschlossen also unter allen Umständen einen unausgenutzten Luft- raum. Der Erfolg hat denn auch ihre Unvollkommenheit bewiesen. Überall sind die Holzbälge durch besser konstruierte Gebläse ver- drängt worden. Wir wollen deshalb auf weitere Einzelheiten der Konstruktion der Holzbälge hier nicht näher eingehen und uns darauf beschränken, auf die betreffende Litteratur zu verweisen 2). Zu jener 1) Poppe, Geschichte der Technologie, II, S. 389. 2) Schlüter, Unterricht an Hüttenwerken, 1738, S. 51. H. Calvör, Beschreibung des Maschinenwesens auf dem Oberharz, 1763, Bd. II, fol. 162. Mémoires sur l’art de fabriquer le fer par Grignon, 1775. Traite de la fonte des mines par le feu du charbon de terre par de Genssane, 1770, Vol. I, p. 96. Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin, zweiter Jahrgang, 1792, S. 195, 365. Rinman, Bergwerks-Lexikon, T. I, p. 351 bis 357, Tab. IX. Garney, Abhandlung vom Bau- und Betrieb der Hochöfen in Schweden, Bd. II, S. 237, Tab. XIII. Krünitz, Encyklopädie, Art. Blasebälge. Poppe, Encyklopädie des gesamten Maschinenwesens, T. I, Art. Blasebälge. Mémoires de l’acad. de Paris, 1728, p. 108, 1729, p. 92, 1733, p. 90. Mémoires de la Soc. de Nancy, T. II, S. 285.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/962>, abgerufen am 22.11.2024.