Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert.
Ein Tausend Harnischnägel, unverzinnt 8 Gr. -- Pf.
" " grosse Krebsnägel 16 " -- "
" " Handschuhnägel 7 " -- "
Ein sechzig Schock Schiffernägel 2 fl. -- " -- "
Ein hundert Bissnägel 2 " 6 "
Die Nagelschmiede mussten sich bei ihrem Meisterstücke in Nürn- berg ihre Werkzeuge, Stahl und Eisen, innerhalb vier Tagen selbst zurichten und sodann ganz allein machen "2900 Näglein dreierlei Gattung, als: 1) 400 grosse Dien-Nägel, um das Eisenwerk an die Stadtthore damit anzuschlagen und zu befestigen. 2) 1000 Stück gesenkten Stefften oder Zwecken, so oben am Kopf rund und unter demselben viereckig sind, die Steffte aber selbst müssen alle acht- eckig geschmiedet sein. 3) 1500 kleinen Schocker-Nägelein, welche so leicht sein müssen, dass sie auf dem Wasser schwimmen" (Weigel).
Die Anzahl der Nagelsorten war gegen Ende des 17. Jahrhunderts so gross, dass deren Aufzählung, wie Weigel sagt, den Leser nicht ohne Verdruss allzu lange aufhalten würde. Die vornehmsten darunter waren: "Unterschiedliche Gattungen Blattennägel für mancherlei Hand- werker; Fass-Nägel für die Kaufleute; Lafettennägel für Geschütze; Sternzwecken für Partisanen, Schweinsfedern und anderes kurzes Gewehr; Küris-Nägel für die Plattner; gesenkte Steffte für Gürtler; Kutschen-, Schiff- und Rosennägel für Sattler; Schockernägel für Futteral- und Kartätschenmacher. -- Der Halb-Nägel und der so- genannten Leisten-Nägel bedienten sich die Schirmer; die Schlosser der Niet-, Band-, Schloss-, Schnecken- und Rosennägel; die Schmiede der Hufnägel; die Maurer der Kreuznägel; die Tüncher der Schiefer- nägel; die Schuster der einfachen und gedoppelten Schuhnägel, Schuhzwecklein und Hufhäcklein; die Tuchmacher bedienten sich einer Art Nägel, die vorn nach Art der Schrauben etwas umgebogen waren. Alle diese Arten und Sorten sind von Eisen, welche die Nagler teils schwärzen, teils selbst überzinnen."
Im Jahre 1660 wurden in der Pfalz bezahlt
für 1300 Lattennägel 1 Thlr.
" 1000 Speichernägel 2 fl. -- kr.
" 1000 ganze Speichernägel 3 " 45 "
" 10000 doppelte Speichernägel 75 " -- "
Über das Gärben und Ausrecken des Stahls finden wir eine gute Schilderung in Felibien's Principien der Baukunst von 1676, welche wir später in dem Kapitel über Frankreich mitteilen wollen.
Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert.
Ein Tausend Harnischnägel, unverzinnt 8 Gr. — Pf.
„ „ groſse Krebsnägel 16 „ — „
„ „ Handschuhnägel 7 „ — „
Ein sechzig Schock Schiffernägel 2 fl. — „ — „
Ein hundert Biſsnägel 2 „ 6 „
Die Nagelschmiede muſsten sich bei ihrem Meisterstücke in Nürn- berg ihre Werkzeuge, Stahl und Eisen, innerhalb vier Tagen selbst zurichten und sodann ganz allein machen „2900 Näglein dreierlei Gattung, als: 1) 400 groſse Dien-Nägel, um das Eisenwerk an die Stadtthore damit anzuschlagen und zu befestigen. 2) 1000 Stück gesenkten Stefften oder Zwecken, so oben am Kopf rund und unter demselben viereckig sind, die Steffte aber selbst müssen alle acht- eckig geschmiedet sein. 3) 1500 kleinen Schocker-Nägelein, welche so leicht sein müssen, daſs sie auf dem Wasser schwimmen“ (Weigel).
Die Anzahl der Nagelsorten war gegen Ende des 17. Jahrhunderts so groſs, daſs deren Aufzählung, wie Weigel sagt, den Leser nicht ohne Verdruſs allzu lange aufhalten würde. Die vornehmsten darunter waren: „Unterschiedliche Gattungen Blattennägel für mancherlei Hand- werker; Faſs-Nägel für die Kaufleute; Lafettennägel für Geschütze; Sternzwecken für Partisanen, Schweinsfedern und anderes kurzes Gewehr; Küris-Nägel für die Plattner; gesenkte Steffte für Gürtler; Kutschen-, Schiff- und Rosennägel für Sattler; Schockernägel für Futteral- und Kartätschenmacher. — Der Halb-Nägel und der so- genannten Leisten-Nägel bedienten sich die Schirmer; die Schlosser der Niet-, Band-, Schloſs-, Schnecken- und Rosennägel; die Schmiede der Hufnägel; die Maurer der Kreuznägel; die Tüncher der Schiefer- nägel; die Schuster der einfachen und gedoppelten Schuhnägel, Schuhzwecklein und Hufhäcklein; die Tuchmacher bedienten sich einer Art Nägel, die vorn nach Art der Schrauben etwas umgebogen waren. Alle diese Arten und Sorten sind von Eisen, welche die Nagler teils schwärzen, teils selbst überzinnen.“
Im Jahre 1660 wurden in der Pfalz bezahlt
für 1300 Lattennägel 1 Thlr.
„ 1000 Speichernägel 2 fl. — kr.
„ 1000 ganze Speichernägel 3 „ 45 „
„ 10000 doppelte Speichernägel 75 „ — „
Über das Gärben und Ausrecken des Stahls finden wir eine gute Schilderung in Felibien’s Principien der Baukunst von 1676, welche wir später in dem Kapitel über Frankreich mitteilen wollen.
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Ein Tausend Harnischnägel, unverzinnt 8 Gr. — Pf.
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„ „ Handschuhnägel 7 „ — „
Ein sechzig Schock Schiffernägel 2 fl. — „ — „
Ein hundert Biſsnägel 2 „ 6 „
Die Nagelschmiede muſsten sich bei ihrem Meisterstücke in Nürn-
berg ihre Werkzeuge, Stahl und Eisen, innerhalb vier Tagen selbst
zurichten und sodann ganz allein machen „2900 Näglein dreierlei
Gattung, als: 1) 400 groſse Dien-Nägel, um das Eisenwerk an die
Stadtthore damit anzuschlagen und zu befestigen. 2) 1000 Stück
gesenkten Stefften oder Zwecken, so oben am Kopf rund und unter
demselben viereckig sind, die Steffte aber selbst müssen alle acht-
eckig geschmiedet sein. 3) 1500 kleinen Schocker-Nägelein, welche so
leicht sein müssen, daſs sie auf dem Wasser schwimmen“ (Weigel).
Die Anzahl der Nagelsorten war gegen Ende des 17. Jahrhunderts
so groſs, daſs deren Aufzählung, wie Weigel sagt, den Leser nicht
ohne Verdruſs allzu lange aufhalten würde. Die vornehmsten darunter
waren: „Unterschiedliche Gattungen Blattennägel für mancherlei Hand-
werker; Faſs-Nägel für die Kaufleute; Lafettennägel für Geschütze;
Sternzwecken für Partisanen, Schweinsfedern und anderes kurzes
Gewehr; Küris-Nägel für die Plattner; gesenkte Steffte für Gürtler;
Kutschen-, Schiff- und Rosennägel für Sattler; Schockernägel für
Futteral- und Kartätschenmacher. — Der Halb-Nägel und der so-
genannten Leisten-Nägel bedienten sich die Schirmer; die Schlosser
der Niet-, Band-, Schloſs-, Schnecken- und Rosennägel; die Schmiede
der Hufnägel; die Maurer der Kreuznägel; die Tüncher der Schiefer-
nägel; die Schuster der einfachen und gedoppelten Schuhnägel,
Schuhzwecklein und Hufhäcklein; die Tuchmacher bedienten sich
einer Art Nägel, die vorn nach Art der Schrauben etwas umgebogen
waren. Alle diese Arten und Sorten sind von Eisen, welche die
Nagler teils schwärzen, teils selbst überzinnen.“
Im Jahre 1660 wurden in der Pfalz bezahlt
für 1300 Lattennägel 1 Thlr.
„ 1000 Speichernägel 2 fl. — kr.
„ 1000 ganze Speichernägel 3 „ 45 „
„ 10000 doppelte Speichernägel 75 „ — „
Über das Gärben und Ausrecken des Stahls finden wir eine gute
Schilderung in Felibien’s Principien der Baukunst von 1676, welche
wir später in dem Kapitel über Frankreich mitteilen wollen.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 975. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/997>, abgerufen am 22.11.2024.
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