Die Eisenindustrie des Elsass im Jahre 1785 ist mit derselben Gründlichkeit und Zuverlässigkeit wie die von Lothringen in dem zweiten Bande des Werkes des Barons von Dietrich1) statistisch und technisch geschildert. Wenn sie auch an Zahl der Werke und Erzeugung die lothringische nicht erreichte, so war sie doch sehr be- deutend. Sie umfasste 39 Eisensteinbergwerke im Ober-Elsass und 66 im Unter-Elsass. In 7 Hochofenhütten wurden 92000 Ctr. Guss- eisen und in 9 Frischhütten 62720 Ctr. Schmiedeeisen erzeugt. Die Eisenhütten lagen meist in dem Waldgebiet der Vogesen. Beginnen wir mit dem südlichen Ende derselben, so begegnen wir zuerst dem alten Eisenhammer von Sepois-le-bas, der sein Roheisen von dem Hochofen du Travaux in der Franche-Comte bezog. Es stellte sich auf 83 Liv. für die 1000 Pfd. Die Erzeugung betrug nur 1800 Ctr. Stab- und Krauseisen, das einerseits über Konstanz nach Tirol, anderseits nach Köln ging.
Das Eisenwerk von Grandvillars war eine Frischhütte mit 2 Feuern, 1 Zainhammer und 1 Drahtzug von 25 Zangen. Sie ge- hörte dem Marquis von Peseux, war aber für jährlich 1280 Liv., 2 Ctr. Eisen und 50 Pfd. Nägel verpachtet. Ihr Roheisen bezog sie aus der Freigrafschaft für 60 Liv. die 1000 Pfd., worauf bis zu der Hütte noch 20 Liv. Fracht kamen. Die Hütte lag im Prozess und erzeugte 1785 nur 700 Ctr. Draht für 33300 Liv.
Viel bedeutender war das Drahtwerk des Herrn Nollat zu Mor- villars, ebenfalls an der Alain. Es war gegründet auf eine Kon- zession (arret) von 1732. Es hatte 22 Rollen (tournans) und konnte 4000 Ctr. Draht machen, lieferte aber 1785 nur die Hälfte, nämlich mit 50 Zangen 2000 Ctr. (20000 bottes) im Werte von 92000 Liv. Ausserdem hatte das Werk Nagel- und Kettenhämmer und 1 Cement- stahlofen. Es bezog 56000 Ctr. Roheisen aus der Franche-Comte, wofür Ausgangs- und Eingangszoll erhoben wurde. Der Kohlen- verbrauch betrug 400 Wagen, entsprechend 1600 Klftr. Holz. Der Erlös war 102000 Liv., die Arbeiterzahl 120. In der Drahthütte waren viele Verbesserungen des Herrn Fleur eingeführt worden und hatte man nach diesem Muster 7 Drahthütten in Burgund angelegt.
Bei Chatenois und Belfort befanden sich eine Anzahl Eisenwerke, welche dem Herzog von Valentinois gehörten. Es war dies ein Hochofen bei Chatenois, der 9500 Ctr. Roheisen mit 1200 Wagen Holzkohlen erzeugte. Sodann die Hochofen- und Hammerhütte von
1) Description des Geites de Minerai, forges etc. de l'Alsace.
Frankreich.
Die Eisenindustrie des Elsaſs im Jahre 1785 ist mit derselben Gründlichkeit und Zuverlässigkeit wie die von Lothringen in dem zweiten Bande des Werkes des Barons von Dietrich1) statistisch und technisch geschildert. Wenn sie auch an Zahl der Werke und Erzeugung die lothringische nicht erreichte, so war sie doch sehr be- deutend. Sie umfaſste 39 Eisensteinbergwerke im Ober-Elsaſs und 66 im Unter-Elsaſs. In 7 Hochofenhütten wurden 92000 Ctr. Guſs- eisen und in 9 Frischhütten 62720 Ctr. Schmiedeeisen erzeugt. Die Eisenhütten lagen meist in dem Waldgebiet der Vogesen. Beginnen wir mit dem südlichen Ende derselben, so begegnen wir zuerst dem alten Eisenhammer von Sepois-le-bas, der sein Roheisen von dem Hochofen du Travaux in der Franche-Comté bezog. Es stellte sich auf 83 Liv. für die 1000 Pfd. Die Erzeugung betrug nur 1800 Ctr. Stab- und Krauseisen, das einerseits über Konstanz nach Tirol, anderseits nach Köln ging.
Das Eisenwerk von Grandvillars war eine Frischhütte mit 2 Feuern, 1 Zainhammer und 1 Drahtzug von 25 Zangen. Sie ge- hörte dem Marquis von Peseux, war aber für jährlich 1280 Liv., 2 Ctr. Eisen und 50 Pfd. Nägel verpachtet. Ihr Roheisen bezog sie aus der Freigrafschaft für 60 Liv. die 1000 Pfd., worauf bis zu der Hütte noch 20 Liv. Fracht kamen. Die Hütte lag im Prozeſs und erzeugte 1785 nur 700 Ctr. Draht für 33300 Liv.
Viel bedeutender war das Drahtwerk des Herrn Nollat zu Mor- villars, ebenfalls an der Alain. Es war gegründet auf eine Kon- zession (arrêt) von 1732. Es hatte 22 Rollen (tournans) und konnte 4000 Ctr. Draht machen, lieferte aber 1785 nur die Hälfte, nämlich mit 50 Zangen 2000 Ctr. (20000 bottes) im Werte von 92000 Liv. Auſserdem hatte das Werk Nagel- und Kettenhämmer und 1 Cement- stahlofen. Es bezog 56000 Ctr. Roheisen aus der Franche-Comté, wofür Ausgangs- und Eingangszoll erhoben wurde. Der Kohlen- verbrauch betrug 400 Wagen, entsprechend 1600 Klftr. Holz. Der Erlös war 102000 Liv., die Arbeiterzahl 120. In der Drahthütte waren viele Verbesserungen des Herrn Fleur eingeführt worden und hatte man nach diesem Muster 7 Drahthütten in Burgund angelegt.
Bei Chatenois und Belfort befanden sich eine Anzahl Eisenwerke, welche dem Herzog von Valentinois gehörten. Es war dies ein Hochofen bei Chatenois, der 9500 Ctr. Roheisen mit 1200 Wagen Holzkohlen erzeugte. Sodann die Hochofen- und Hammerhütte von
1) Description des Gîtes de Minerai, forges etc. de l’Alsace.
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Frankreich.
Die Eisenindustrie des Elsaſs im Jahre 1785 ist mit derselben
Gründlichkeit und Zuverlässigkeit wie die von Lothringen in dem
zweiten Bande des Werkes des Barons von Dietrich 1) statistisch
und technisch geschildert. Wenn sie auch an Zahl der Werke und
Erzeugung die lothringische nicht erreichte, so war sie doch sehr be-
deutend. Sie umfaſste 39 Eisensteinbergwerke im Ober-Elsaſs und
66 im Unter-Elsaſs. In 7 Hochofenhütten wurden 92000 Ctr. Guſs-
eisen und in 9 Frischhütten 62720 Ctr. Schmiedeeisen erzeugt. Die
Eisenhütten lagen meist in dem Waldgebiet der Vogesen. Beginnen
wir mit dem südlichen Ende derselben, so begegnen wir zuerst dem
alten Eisenhammer von Sepois-le-bas, der sein Roheisen von
dem Hochofen du Travaux in der Franche-Comté bezog. Es stellte
sich auf 83 Liv. für die 1000 Pfd. Die Erzeugung betrug nur
1800 Ctr. Stab- und Krauseisen, das einerseits über Konstanz nach
Tirol, anderseits nach Köln ging.
Das Eisenwerk von Grandvillars war eine Frischhütte mit
2 Feuern, 1 Zainhammer und 1 Drahtzug von 25 Zangen. Sie ge-
hörte dem Marquis von Peseux, war aber für jährlich 1280 Liv., 2 Ctr.
Eisen und 50 Pfd. Nägel verpachtet. Ihr Roheisen bezog sie aus der
Freigrafschaft für 60 Liv. die 1000 Pfd., worauf bis zu der Hütte
noch 20 Liv. Fracht kamen. Die Hütte lag im Prozeſs und erzeugte
1785 nur 700 Ctr. Draht für 33300 Liv.
Viel bedeutender war das Drahtwerk des Herrn Nollat zu Mor-
villars, ebenfalls an der Alain. Es war gegründet auf eine Kon-
zession (arrêt) von 1732. Es hatte 22 Rollen (tournans) und konnte
4000 Ctr. Draht machen, lieferte aber 1785 nur die Hälfte, nämlich
mit 50 Zangen 2000 Ctr. (20000 bottes) im Werte von 92000 Liv.
Auſserdem hatte das Werk Nagel- und Kettenhämmer und 1 Cement-
stahlofen. Es bezog 56000 Ctr. Roheisen aus der Franche-Comté,
wofür Ausgangs- und Eingangszoll erhoben wurde. Der Kohlen-
verbrauch betrug 400 Wagen, entsprechend 1600 Klftr. Holz. Der
Erlös war 102000 Liv., die Arbeiterzahl 120. In der Drahthütte
waren viele Verbesserungen des Herrn Fleur eingeführt worden und
hatte man nach diesem Muster 7 Drahthütten in Burgund angelegt.
Bei Chatenois und Belfort befanden sich eine Anzahl Eisenwerke,
welche dem Herzog von Valentinois gehörten. Es war dies ein
Hochofen bei Chatenois, der 9500 Ctr. Roheisen mit 1200 Wagen
Holzkohlen erzeugte. Sodann die Hochofen- und Hammerhütte von
1) Description des Gîtes de Minerai, forges etc. de l’Alsace.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1024. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1038>, abgerufen am 21.11.2024.
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