zu machen und Sensen und sonstige Waren nach steierischer Art zu schmieden, aber das Unternehmen ging zu Grunde.
Die berühmte königliche Waffenfabrik zu Klingenthal war 1730 von Herrn von Anthes gegründet worden. Sie stand in flottem Betriebe, bis sie im 7jährigen Kriege durch Lieferung schlechter Waffen in Misskredit kam. Der Herzog von Choiseul suchte sie wieder in Blüte zu bringen, was aber dem Direktor Gau erst nach 20jähriger Mühe gelang. Um 1785 konnten die Klingenthaler Waffen sich sehr wohl mit den Solinger messen. Das Werk lieferte alle Arten von Waffen für die Armee und brachte noch grosse Mengen von blanken Waffen in den Handel. Die königliche Regierung liess fortwährend die Fabrikation durch Offiziere kontrollieren. Das Eisen wurde in 9 Nummern von Rothau bezogen, der Rohstahl kam von Siegen und wurde zu Klingenthal raffiniert. Für die Glühöfen wurden besonders Steinkohlen von Saarbrücken verwendet. Die zahlreichen und ausgedehnten Werkstätten erstreckten sich 1/2 Wegstunde lang. Der Erlös des Werkes, das dem Kriegsministerium unterstellt war, betrug 160000 Liv., davon 120000 bis 140000 Liv. für Rechnung des Königs und 20000 bis 30000 für Rechnung von Privaten. Die Zahl der Arbeiter betrug 200.
Im Thal von Schirmeck lag das alte Rennwerk von Grendel- bruch, das in einem Frisch- und einem Reckfeuer Schrott und alten Guss verarbeitete und daraus Stäbe, Radschienen u. s. w. schmiedete. Schrott kostete 6 Liv., alter Guss 4 bis 5 Liv. der Centner. Es ver- brauchte 100 Wagen Holzkohlen zu 50 Liv. der Centner und erzeugte 1000 Ctr.
Die Hämmer bei Aberschweiler und Neudorf im Soldatenthal waren unbedeutend: der alte Drahtzug zu Gantzau bei Strassburg war eingegangen. Die Reckhämmer bei Weissenburg und Landau waren ohne Bedeutung.
Dagegen war die Hochofen- und Hammerhütte zu Jägerthal eine der wichtigsten für die Eisenindustrie des Elsass. Dieses Eisen- werk war 1602 von dem gräflich hanauischen Bergrichter Adam Jäger auf hanauischem Gebiete begründet und nach ihm benannt worden. Es liegt nicht weit von Niederbronn am Bache Winstein und zahlte 50 Liv. jährlich an die Herren von Dürkheim für das Wasserrecht. 1612 ging Jägerthal an die Herren Schwarzerden in Weissenburg über, die so weiches Eisen machten, dass es alle Kon- kurrenz schlug. Im 30jährigen Kriege wurde es zerstört. 1672 gab es der Graf von Hanau einem gewissen Ensinger, von diesem
Frankreich.
zu machen und Sensen und sonstige Waren nach steierischer Art zu schmieden, aber das Unternehmen ging zu Grunde.
Die berühmte königliche Waffenfabrik zu Klingenthal war 1730 von Herrn von Anthes gegründet worden. Sie stand in flottem Betriebe, bis sie im 7jährigen Kriege durch Lieferung schlechter Waffen in Miſskredit kam. Der Herzog von Choiseul suchte sie wieder in Blüte zu bringen, was aber dem Direktor Gau erst nach 20jähriger Mühe gelang. Um 1785 konnten die Klingenthaler Waffen sich sehr wohl mit den Solinger messen. Das Werk lieferte alle Arten von Waffen für die Armee und brachte noch groſse Mengen von blanken Waffen in den Handel. Die königliche Regierung lieſs fortwährend die Fabrikation durch Offiziere kontrollieren. Das Eisen wurde in 9 Nummern von Rothau bezogen, der Rohstahl kam von Siegen und wurde zu Klingenthal raffiniert. Für die Glühöfen wurden besonders Steinkohlen von Saarbrücken verwendet. Die zahlreichen und ausgedehnten Werkstätten erstreckten sich ½ Wegstunde lang. Der Erlös des Werkes, das dem Kriegsministerium unterstellt war, betrug 160000 Liv., davon 120000 bis 140000 Liv. für Rechnung des Königs und 20000 bis 30000 für Rechnung von Privaten. Die Zahl der Arbeiter betrug 200.
Im Thal von Schirmeck lag das alte Rennwerk von Grendel- bruch, das in einem Frisch- und einem Reckfeuer Schrott und alten Guſs verarbeitete und daraus Stäbe, Radschienen u. s. w. schmiedete. Schrott kostete 6 Liv., alter Guſs 4 bis 5 Liv. der Centner. Es ver- brauchte 100 Wagen Holzkohlen zu 50 Liv. der Centner und erzeugte 1000 Ctr.
Die Hämmer bei Aberschweiler und Neudorf im Soldatenthal waren unbedeutend: der alte Drahtzug zu Gantzau bei Straſsburg war eingegangen. Die Reckhämmer bei Weiſsenburg und Landau waren ohne Bedeutung.
Dagegen war die Hochofen- und Hammerhütte zu Jägerthal eine der wichtigsten für die Eisenindustrie des Elsaſs. Dieses Eisen- werk war 1602 von dem gräflich hanauischen Bergrichter Adam Jäger auf hanauischem Gebiete begründet und nach ihm benannt worden. Es liegt nicht weit von Niederbronn am Bache Winstein und zahlte 50 Liv. jährlich an die Herren von Dürkheim für das Wasserrecht. 1612 ging Jägerthal an die Herren Schwarzerden in Weiſsenburg über, die so weiches Eisen machten, daſs es alle Kon- kurrenz schlug. Im 30jährigen Kriege wurde es zerstört. 1672 gab es der Graf von Hanau einem gewissen Ensinger, von diesem
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Frankreich.
zu machen und Sensen und sonstige Waren nach steierischer Art zu
schmieden, aber das Unternehmen ging zu Grunde.
Die berühmte königliche Waffenfabrik zu Klingenthal war 1730
von Herrn von Anthes gegründet worden. Sie stand in flottem
Betriebe, bis sie im 7jährigen Kriege durch Lieferung schlechter
Waffen in Miſskredit kam. Der Herzog von Choiseul suchte sie
wieder in Blüte zu bringen, was aber dem Direktor Gau erst nach
20jähriger Mühe gelang. Um 1785 konnten die Klingenthaler Waffen
sich sehr wohl mit den Solinger messen. Das Werk lieferte alle
Arten von Waffen für die Armee und brachte noch groſse Mengen
von blanken Waffen in den Handel. Die königliche Regierung lieſs
fortwährend die Fabrikation durch Offiziere kontrollieren. Das Eisen
wurde in 9 Nummern von Rothau bezogen, der Rohstahl kam von
Siegen und wurde zu Klingenthal raffiniert. Für die Glühöfen wurden
besonders Steinkohlen von Saarbrücken verwendet. Die zahlreichen
und ausgedehnten Werkstätten erstreckten sich ½ Wegstunde lang.
Der Erlös des Werkes, das dem Kriegsministerium unterstellt war,
betrug 160000 Liv., davon 120000 bis 140000 Liv. für Rechnung des
Königs und 20000 bis 30000 für Rechnung von Privaten. Die Zahl
der Arbeiter betrug 200.
Im Thal von Schirmeck lag das alte Rennwerk von Grendel-
bruch, das in einem Frisch- und einem Reckfeuer Schrott und alten
Guſs verarbeitete und daraus Stäbe, Radschienen u. s. w. schmiedete.
Schrott kostete 6 Liv., alter Guſs 4 bis 5 Liv. der Centner. Es ver-
brauchte 100 Wagen Holzkohlen zu 50 Liv. der Centner und erzeugte
1000 Ctr.
Die Hämmer bei Aberschweiler und Neudorf im Soldatenthal
waren unbedeutend: der alte Drahtzug zu Gantzau bei Straſsburg war
eingegangen. Die Reckhämmer bei Weiſsenburg und Landau waren
ohne Bedeutung.
Dagegen war die Hochofen- und Hammerhütte zu Jägerthal
eine der wichtigsten für die Eisenindustrie des Elsaſs. Dieses Eisen-
werk war 1602 von dem gräflich hanauischen Bergrichter Adam
Jäger auf hanauischem Gebiete begründet und nach ihm benannt
worden. Es liegt nicht weit von Niederbronn am Bache Winstein
und zahlte 50 Liv. jährlich an die Herren von Dürkheim für das
Wasserrecht. 1612 ging Jägerthal an die Herren Schwarzerden in
Weiſsenburg über, die so weiches Eisen machten, daſs es alle Kon-
kurrenz schlug. Im 30jährigen Kriege wurde es zerstört. 1672 gab
es der Graf von Hanau einem gewissen Ensinger, von diesem
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1028. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1042>, abgerufen am 21.11.2024.
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