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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Dampfmaschine vor Watt.
in Kensington erbaut. Diese beiden Maschinen hatten nur je einen
Druckkessel. Wo es nicht auf ununterbrochenen Betrieb ankam, wo
also nichts daran lag, nach jeder Entleerung des Druckkessels den
Dampf so lange abzustellen, bis sich derselbe wieder gefüllt hatte,
war diese einfache Konstruktion vorteilhafter, denn während dieser
Unterbrechung stieg die Spannung im Dampfkessel, und der Dampf
wirkte dadurch bei seinem Eintritt um so energischer. Die grössere
Wirkung des höher gespannten, heisseren Dampfes lag nicht im Druck
allein, sondern auch darin, dass ein geringeres Quantum des heisseren
Dampfes bei der Berührung mit dem kalten Wasser im Druck-
kessel kondensiert wurde. Die Aktion des Dampfes als Druckkraft
trat erst ein, wenn die oberste Schicht des Wassers bis zu einem ge-
wissen Punkte erhitzt war; da dies bei dem heisseren Dampf rascher
geschah, war der Dampfverlust durch Kondensation geringer. Von der
Maschine zu Campden-house, die für musterhaft im Verhältnisse ihrer
Teile galt, erfahren wir, dass der Dampfkessel 39, der Druckkessel
13 Gallonen fasste. Das Saug- und Druckrohr hatten 3 Zoll und der
Dampfhahn 1 Zoll Bohrung. Das Feuer unter dem Kessel bestand aus
einer offenen Kohlenpfanne, und die Maschine wurde einfach dadurch
still gestellt, dass man diese darunter wegzog. Ein Knabe öffnete und
schloss die Hähne mit der Hand und besorgte gleichzeitig die Feuerung.
Die Maschine förderte 52 Gallonen Wasser in der Minute 16 Fuss durch
das Saugrohr und 42 Fuss durch das Druckrohr. Ihre Stärke wurde
zu einer Pferdekraft oder fünf bis sechs Menschenkräften geschätzt.

Sie hatte 50 £ gekostet und als sie der Berichterstatter sah, war
sie sechs Jahre in Betrieb gewesen 1).

Eine solche Maschine, nur von etwas grösseren Dimensionen, war
es, welche 1716 an Zar Peter den Grossen nach Petersburg geschickt
wurde, um dort die Wasserkünste in den neuen Gartenanlagen zu
betreiben. Der kugelförmige Dampfkessel fasste 6 bis 7 Oxhoft, der
Druckkessel 1 Oxhoft, derselbe füllte sich viermal in der Minute. An
diesem brachte Desaguiliers die Verbesserung an, welche bereits
1713 für die Newcomen-Maschine erfunden war, nämlich das Wasser
zur Kondensation in den Druckkessel einzuspritzen, statt es von
aussen nur anzuspritzen. Es wird rühmend hervorgehoben, dass dies
die einzige Verbesserung gewesen sei, die man nachträglich an
Saverys Maschine vorgenommen habe. Doch brachte man bei den

1) Abridgments of Specifications rel. to the Steam Engine, Fatent Office.
London 1871, I, p. 1--36.

Die Dampfmaschine vor Watt.
in Kensington erbaut. Diese beiden Maschinen hatten nur je einen
Druckkessel. Wo es nicht auf ununterbrochenen Betrieb ankam, wo
also nichts daran lag, nach jeder Entleerung des Druckkessels den
Dampf so lange abzustellen, bis sich derselbe wieder gefüllt hatte,
war diese einfache Konstruktion vorteilhafter, denn während dieser
Unterbrechung stieg die Spannung im Dampfkessel, und der Dampf
wirkte dadurch bei seinem Eintritt um so energischer. Die gröſsere
Wirkung des höher gespannten, heiſseren Dampfes lag nicht im Druck
allein, sondern auch darin, daſs ein geringeres Quantum des heiſseren
Dampfes bei der Berührung mit dem kalten Wasser im Druck-
kessel kondensiert wurde. Die Aktion des Dampfes als Druckkraft
trat erst ein, wenn die oberste Schicht des Wassers bis zu einem ge-
wissen Punkte erhitzt war; da dies bei dem heiſseren Dampf rascher
geschah, war der Dampfverlust durch Kondensation geringer. Von der
Maschine zu Campden-house, die für musterhaft im Verhältnisse ihrer
Teile galt, erfahren wir, daſs der Dampfkessel 39, der Druckkessel
13 Gallonen faſste. Das Saug- und Druckrohr hatten 3 Zoll und der
Dampfhahn 1 Zoll Bohrung. Das Feuer unter dem Kessel bestand aus
einer offenen Kohlenpfanne, und die Maschine wurde einfach dadurch
still gestellt, daſs man diese darunter wegzog. Ein Knabe öffnete und
schloſs die Hähne mit der Hand und besorgte gleichzeitig die Feuerung.
Die Maschine förderte 52 Gallonen Wasser in der Minute 16 Fuſs durch
das Saugrohr und 42 Fuſs durch das Druckrohr. Ihre Stärke wurde
zu einer Pferdekraft oder fünf bis sechs Menschenkräften geschätzt.

Sie hatte 50 £ gekostet und als sie der Berichterstatter sah, war
sie sechs Jahre in Betrieb gewesen 1).

Eine solche Maschine, nur von etwas gröſseren Dimensionen, war
es, welche 1716 an Zar Peter den Groſsen nach Petersburg geschickt
wurde, um dort die Wasserkünste in den neuen Gartenanlagen zu
betreiben. Der kugelförmige Dampfkessel faſste 6 bis 7 Oxhoft, der
Druckkessel 1 Oxhoft, derselbe füllte sich viermal in der Minute. An
diesem brachte Desaguiliers die Verbesserung an, welche bereits
1713 für die Newcomen-Maschine erfunden war, nämlich das Wasser
zur Kondensation in den Druckkessel einzuspritzen, statt es von
auſsen nur anzuspritzen. Es wird rühmend hervorgehoben, daſs dies
die einzige Verbesserung gewesen sei, die man nachträglich an
Saverys Maschine vorgenommen habe. Doch brachte man bei den

1) Abridgments of Specifications rel. to the Steam Engine, Fatent Office.
London 1871, I, p. 1—36.
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[92/0106] Die Dampfmaschine vor Watt. in Kensington erbaut. Diese beiden Maschinen hatten nur je einen Druckkessel. Wo es nicht auf ununterbrochenen Betrieb ankam, wo also nichts daran lag, nach jeder Entleerung des Druckkessels den Dampf so lange abzustellen, bis sich derselbe wieder gefüllt hatte, war diese einfache Konstruktion vorteilhafter, denn während dieser Unterbrechung stieg die Spannung im Dampfkessel, und der Dampf wirkte dadurch bei seinem Eintritt um so energischer. Die gröſsere Wirkung des höher gespannten, heiſseren Dampfes lag nicht im Druck allein, sondern auch darin, daſs ein geringeres Quantum des heiſseren Dampfes bei der Berührung mit dem kalten Wasser im Druck- kessel kondensiert wurde. Die Aktion des Dampfes als Druckkraft trat erst ein, wenn die oberste Schicht des Wassers bis zu einem ge- wissen Punkte erhitzt war; da dies bei dem heiſseren Dampf rascher geschah, war der Dampfverlust durch Kondensation geringer. Von der Maschine zu Campden-house, die für musterhaft im Verhältnisse ihrer Teile galt, erfahren wir, daſs der Dampfkessel 39, der Druckkessel 13 Gallonen faſste. Das Saug- und Druckrohr hatten 3 Zoll und der Dampfhahn 1 Zoll Bohrung. Das Feuer unter dem Kessel bestand aus einer offenen Kohlenpfanne, und die Maschine wurde einfach dadurch still gestellt, daſs man diese darunter wegzog. Ein Knabe öffnete und schloſs die Hähne mit der Hand und besorgte gleichzeitig die Feuerung. Die Maschine förderte 52 Gallonen Wasser in der Minute 16 Fuſs durch das Saugrohr und 42 Fuſs durch das Druckrohr. Ihre Stärke wurde zu einer Pferdekraft oder fünf bis sechs Menschenkräften geschätzt. Sie hatte 50 £ gekostet und als sie der Berichterstatter sah, war sie sechs Jahre in Betrieb gewesen 1). Eine solche Maschine, nur von etwas gröſseren Dimensionen, war es, welche 1716 an Zar Peter den Groſsen nach Petersburg geschickt wurde, um dort die Wasserkünste in den neuen Gartenanlagen zu betreiben. Der kugelförmige Dampfkessel faſste 6 bis 7 Oxhoft, der Druckkessel 1 Oxhoft, derselbe füllte sich viermal in der Minute. An diesem brachte Desaguiliers die Verbesserung an, welche bereits 1713 für die Newcomen-Maschine erfunden war, nämlich das Wasser zur Kondensation in den Druckkessel einzuspritzen, statt es von auſsen nur anzuspritzen. Es wird rühmend hervorgehoben, daſs dies die einzige Verbesserung gewesen sei, die man nachträglich an Saverys Maschine vorgenommen habe. Doch brachte man bei den 1) Abridgments of Specifications rel. to the Steam Engine, Fatent Office. London 1871, I, p. 1—36.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/106>, abgerufen am 27.11.2024.