Boden ausgebreitet und mit Wasser ausgewaschen, wobei das Erz umgewendet wurde. Alsdann wurde es getrocknet. Die Schmelzöfen haben wir S. 128 schon erwähnt. Sie waren 24 Fuss hoch (ein- schliesslich der Esse), ihre obere Öffnung hatte 3 Fuss im Quadrat, während die Weite am Boden 11/2 Fuss betrug. Zum Ofenbau benutzte man Schiefer, als Mörtel ein Gemisch von Thon, Sand und Kohlen- pulver. Unter dem Bodensteine war ein Abzugskanal. Den Boden- stein bedeckte man mit einer handdicken Schicht von der erwähnten Mischung. Das Stichloch wurde mit denselben Steinen, die mit dieser Mischung verbunden waren, geschützt. Auf der einen Seite befand sich das Blasegewölbe. Man blies mit Lederbälgen, an einigen Plätzen auch mit Wassertrommelgebläsen. Der Ofen wurde zuerst mit Kohlen, die man durch das Formloch anzündete, gefüllt. Waren sie nahe bis zum Boden niedergebrannt, so beschickte man ihn von neuem mit Kohlen, liess die Bälge an und gab in einem Trog (zerletto) etwa 1/2 Ctr. Erz, dem man 1/4 des Gewichtes gelben Sand, der als Fluss diente, zusetzte, auf. Man liess nun Gicht auf Gicht folgen, bis die Woche zu Ende war, oder bis einer der vielen Feiertage das Schmelzen unterbrach. Sobald der Schmelzer durch das Blaseloch bemerkte, dass das Eisen gut geschmolzen und von Schlacke bedeckt war, stiess er mit seinem Spiesse das Stichloch auf und liess Eisen und Schlacke zusammen ausfliessen. Alsdann ver- wahrte er wieder das Stichloch mit der Mischung. War das Eisen flüssig, rein und gut abgeschäumt, so wurden Geschosse, Bomben und Granaten genannt, daraus gegossen; sonst erhielt man Luppen von Rauh- eisen, die unter dem Hammer gezängt und gereckt wurden. Sollte dieses ausgeschmiedet werden, so wurde es zuvor etwas abgeschreckt und dann mit einem Hammer in kleine Stücke zerteilt. Hatte man Erz und Kohle genug, so blies man bis zum Sonntage oder dem nächsten Feiertage durch. Dann unterbrach man die Schmelzung, füllte den Ofen ganz mit Kohlen an und begann erst am Montage wieder zu blasen. An manchen Orten blies man nur zwei bis drei Tage. In einer Woche konnte man 60 bis 70 Ctr. Eisen schmelzen.
Die Schilderung Swedenborgs lässt es im Zweifel, ob hier ein Blauofenbetrieb, bei dem man abwechselnd einmal Gusseisen, ein andermal schmiedbares Eisen erhielt, gemeint ist, oder ein Flossofen- betrieb, wie in den österreichischen Alpenländern. Letzteres erscheint wahrscheinlich wegen einer Bemerkung Reaumurs bei der Schilderung der Flossöfen in Kärnten, worin er sagt, die Öfen im venetianischen Gebiete auf der anderen Seite der Alpen seien derselben Art.
Italien.
Boden ausgebreitet und mit Wasser ausgewaschen, wobei das Erz umgewendet wurde. Alsdann wurde es getrocknet. Die Schmelzöfen haben wir S. 128 schon erwähnt. Sie waren 24 Fuſs hoch (ein- schlieſslich der Esse), ihre obere Öffnung hatte 3 Fuſs im Quadrat, während die Weite am Boden 1½ Fuſs betrug. Zum Ofenbau benutzte man Schiefer, als Mörtel ein Gemisch von Thon, Sand und Kohlen- pulver. Unter dem Bodensteine war ein Abzugskanal. Den Boden- stein bedeckte man mit einer handdicken Schicht von der erwähnten Mischung. Das Stichloch wurde mit denselben Steinen, die mit dieser Mischung verbunden waren, geschützt. Auf der einen Seite befand sich das Blasegewölbe. Man blies mit Lederbälgen, an einigen Plätzen auch mit Wassertrommelgebläsen. Der Ofen wurde zuerst mit Kohlen, die man durch das Formloch anzündete, gefüllt. Waren sie nahe bis zum Boden niedergebrannt, so beschickte man ihn von neuem mit Kohlen, lieſs die Bälge an und gab in einem Trog (zerletto) etwa ½ Ctr. Erz, dem man ¼ des Gewichtes gelben Sand, der als Fluſs diente, zusetzte, auf. Man lieſs nun Gicht auf Gicht folgen, bis die Woche zu Ende war, oder bis einer der vielen Feiertage das Schmelzen unterbrach. Sobald der Schmelzer durch das Blaseloch bemerkte, daſs das Eisen gut geschmolzen und von Schlacke bedeckt war, stieſs er mit seinem Spieſse das Stichloch auf und lieſs Eisen und Schlacke zusammen ausflieſsen. Alsdann ver- wahrte er wieder das Stichloch mit der Mischung. War das Eisen flüssig, rein und gut abgeschäumt, so wurden Geschosse, Bomben und Granaten genannt, daraus gegossen; sonst erhielt man Luppen von Rauh- eisen, die unter dem Hammer gezängt und gereckt wurden. Sollte dieses ausgeschmiedet werden, so wurde es zuvor etwas abgeschreckt und dann mit einem Hammer in kleine Stücke zerteilt. Hatte man Erz und Kohle genug, so blies man bis zum Sonntage oder dem nächsten Feiertage durch. Dann unterbrach man die Schmelzung, füllte den Ofen ganz mit Kohlen an und begann erst am Montage wieder zu blasen. An manchen Orten blies man nur zwei bis drei Tage. In einer Woche konnte man 60 bis 70 Ctr. Eisen schmelzen.
Die Schilderung Swedenborgs läſst es im Zweifel, ob hier ein Blauofenbetrieb, bei dem man abwechselnd einmal Guſseisen, ein andermal schmiedbares Eisen erhielt, gemeint ist, oder ein Floſsofen- betrieb, wie in den österreichischen Alpenländern. Letzteres erscheint wahrscheinlich wegen einer Bemerkung Reaumurs bei der Schilderung der Floſsöfen in Kärnten, worin er sagt, die Öfen im venetianischen Gebiete auf der anderen Seite der Alpen seien derselben Art.
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[1054/1068]
Italien.
Boden ausgebreitet und mit Wasser ausgewaschen, wobei das Erz
umgewendet wurde. Alsdann wurde es getrocknet. Die Schmelzöfen
haben wir S. 128 schon erwähnt. Sie waren 24 Fuſs hoch (ein-
schlieſslich der Esse), ihre obere Öffnung hatte 3 Fuſs im Quadrat,
während die Weite am Boden 1½ Fuſs betrug. Zum Ofenbau benutzte
man Schiefer, als Mörtel ein Gemisch von Thon, Sand und Kohlen-
pulver. Unter dem Bodensteine war ein Abzugskanal. Den Boden-
stein bedeckte man mit einer handdicken Schicht von der erwähnten
Mischung. Das Stichloch wurde mit denselben Steinen, die mit dieser
Mischung verbunden waren, geschützt. Auf der einen Seite befand
sich das Blasegewölbe. Man blies mit Lederbälgen, an einigen Plätzen
auch mit Wassertrommelgebläsen. Der Ofen wurde zuerst mit Kohlen,
die man durch das Formloch anzündete, gefüllt. Waren sie nahe
bis zum Boden niedergebrannt, so beschickte man ihn von neuem
mit Kohlen, lieſs die Bälge an und gab in einem Trog (zerletto)
etwa ½ Ctr. Erz, dem man ¼ des Gewichtes gelben Sand, der
als Fluſs diente, zusetzte, auf. Man lieſs nun Gicht auf Gicht
folgen, bis die Woche zu Ende war, oder bis einer der vielen
Feiertage das Schmelzen unterbrach. Sobald der Schmelzer durch
das Blaseloch bemerkte, daſs das Eisen gut geschmolzen und von
Schlacke bedeckt war, stieſs er mit seinem Spieſse das Stichloch auf
und lieſs Eisen und Schlacke zusammen ausflieſsen. Alsdann ver-
wahrte er wieder das Stichloch mit der Mischung. War das Eisen
flüssig, rein und gut abgeschäumt, so wurden Geschosse, Bomben und
Granaten genannt, daraus gegossen; sonst erhielt man Luppen von Rauh-
eisen, die unter dem Hammer gezängt und gereckt wurden. Sollte
dieses ausgeschmiedet werden, so wurde es zuvor etwas abgeschreckt
und dann mit einem Hammer in kleine Stücke zerteilt. Hatte man Erz
und Kohle genug, so blies man bis zum Sonntage oder dem nächsten
Feiertage durch. Dann unterbrach man die Schmelzung, füllte den
Ofen ganz mit Kohlen an und begann erst am Montage wieder zu
blasen. An manchen Orten blies man nur zwei bis drei Tage. In
einer Woche konnte man 60 bis 70 Ctr. Eisen schmelzen.
Die Schilderung Swedenborgs läſst es im Zweifel, ob hier ein
Blauofenbetrieb, bei dem man abwechselnd einmal Guſseisen, ein
andermal schmiedbares Eisen erhielt, gemeint ist, oder ein Floſsofen-
betrieb, wie in den österreichischen Alpenländern. Letzteres erscheint
wahrscheinlich wegen einer Bemerkung Reaumurs bei der Schilderung
der Floſsöfen in Kärnten, worin er sagt, die Öfen im venetianischen
Gebiete auf der anderen Seite der Alpen seien derselben Art.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1054. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1068>, abgerufen am 24.11.2024.
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