trefflichen Bericht über die Eisenschätze von Sommorostro, welcher in einem Werke über die Naturgeschichte Spaniens, das von ihm in spanischer Sprache abgefasst und 1776 von dem Vicomte de Flavigny in das Französische übersetzt wurde 1), enthalten ist. Wir entnehmen daraus, dass der Abbau der Eisenerze und der Handel damit ganz frei waren. Das Erz war von derselben Güte wie zur Zeit der Römer und es gab kein Eisenerz in Europa, das sich so leicht schmelzen liess und so geschmeidiges Eisen gab, wie das von Sommorostro. Es wurden davon zur See ungeheure Mengen nach den benachbarten Provinzen geschickt, wo man es entweder allein verschmolz, oder mit geeigneten heimischen Erzen, welche aber in der Regel ein härteres Eisen gaben, mischte. Geringere Mengen gingen mit Wagen zu den Schmieden im Inneren des Landes. Die Erze wurden in Haufen mit Holz geröstet. Man schmolz sie in Rennfeuern zu Luppen von 100 bis 125 Pfd., welche unter Hämmern von 700 bis 1000 Pfd. Gewicht ausgeschmiedet wurden; Zuschläge waren nicht erforderlich, das Aus- bringen betrug 30 bis 35 Proz. Eine gute Schmiede warf jährlich an 500 Dukaten ab. Der Handel mit Eisen und Eisenerzen brachte jährlich Millionen Realen in das Land. Die Biscayer hielten an den kleinen Öfen der Kohlenersparnis wegen fest. Es gab noch an vielen anderen Plätzen Biscayas Eisenerze, dasjenige aus der Gegend von Bilboa galt als schwefelhaltig.
1724 waren Armut und Elend in Spanien noch so gross, dass sich (nach Ustariz) damals eine Menge Menschen freiwillig zu den Arbeiten auf den Galeeren anboten 2). Unter Philipp V. begann wieder ein wirtschaftlicher Aufschwung, welcher unter Ferdinand VI. andauerte und sich unter Karl III. zur Blüte entwickelte. Campo- manes schrieb 1774/76 seinen vortrefflichen Codex über Volksindu- strie und -Erziehung, der grossen Erfolg hatte. Er weist darin darauf hin, dass man in Asturien, Montana, Biscaya und Guipuzcoa die Klein-Eisenwaren-Industrie in Aufnahme bringen solle. Ausser den Kenntnissen seien alle Bedingungen dazu vorhanden, denn man besitze das vortrefflichste Eisen, Holz und Steinkohlen in Asturien, Überfluss an Wasserkraft und die Nachbarschaft des Meeres. 1775 entstand zu Madrid die erste der ökonomischen, patriotischen Gesell- schaften, welche die Hebung der Gewerbe und der Industrie zu ihrer
1) Introduction a l'histoire naturelle et a la geographie physique de l'Espagne. Traduite de l'original Espagnole de Guillaume Bowles par le Vicomte de Fla- vigny, Paris 1776.
2) J. A. F. Randel, Neuere Staatenkunde von Spanien, 1797.
Spanien.
trefflichen Bericht über die Eisenschätze von Sommorostro, welcher in einem Werke über die Naturgeschichte Spaniens, das von ihm in spanischer Sprache abgefaſst und 1776 von dem Vicomte de Flavigny in das Französische übersetzt wurde 1), enthalten ist. Wir entnehmen daraus, daſs der Abbau der Eisenerze und der Handel damit ganz frei waren. Das Erz war von derselben Güte wie zur Zeit der Römer und es gab kein Eisenerz in Europa, das sich so leicht schmelzen lieſs und so geschmeidiges Eisen gab, wie das von Sommorostro. Es wurden davon zur See ungeheure Mengen nach den benachbarten Provinzen geschickt, wo man es entweder allein verschmolz, oder mit geeigneten heimischen Erzen, welche aber in der Regel ein härteres Eisen gaben, mischte. Geringere Mengen gingen mit Wagen zu den Schmieden im Inneren des Landes. Die Erze wurden in Haufen mit Holz geröstet. Man schmolz sie in Rennfeuern zu Luppen von 100 bis 125 Pfd., welche unter Hämmern von 700 bis 1000 Pfd. Gewicht ausgeschmiedet wurden; Zuschläge waren nicht erforderlich, das Aus- bringen betrug 30 bis 35 Proz. Eine gute Schmiede warf jährlich an 500 Dukaten ab. Der Handel mit Eisen und Eisenerzen brachte jährlich Millionen Realen in das Land. Die Biscayer hielten an den kleinen Öfen der Kohlenersparnis wegen fest. Es gab noch an vielen anderen Plätzen Biscayas Eisenerze, dasjenige aus der Gegend von Bilboa galt als schwefelhaltig.
1724 waren Armut und Elend in Spanien noch so groſs, daſs sich (nach Ustariz) damals eine Menge Menschen freiwillig zu den Arbeiten auf den Galeeren anboten 2). Unter Philipp V. begann wieder ein wirtschaftlicher Aufschwung, welcher unter Ferdinand VI. andauerte und sich unter Karl III. zur Blüte entwickelte. Campo- manes schrieb 1774/76 seinen vortrefflichen Codex über Volksindu- strie und -Erziehung, der groſsen Erfolg hatte. Er weist darin darauf hin, daſs man in Asturien, Montana, Biscaya und Guipuzcoa die Klein-Eisenwaren-Industrie in Aufnahme bringen solle. Auſser den Kenntnissen seien alle Bedingungen dazu vorhanden, denn man besitze das vortrefflichste Eisen, Holz und Steinkohlen in Asturien, Überfluſs an Wasserkraft und die Nachbarschaft des Meeres. 1775 entstand zu Madrid die erste der ökonomischen, patriotischen Gesell- schaften, welche die Hebung der Gewerbe und der Industrie zu ihrer
1) Introduction à l’histoire naturelle et à la géographie physique de l’Espagne. Traduite de l’original Espagnole de Guillaume Bowles par le Vicomte de Fla- vigny, Paris 1776.
2) J. A. F. Randel, Neuere Staatenkunde von Spanien, 1797.
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Spanien.
trefflichen Bericht über die Eisenschätze von Sommorostro, welcher
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in das Französische übersetzt wurde 1), enthalten ist. Wir entnehmen
daraus, daſs der Abbau der Eisenerze und der Handel damit ganz
frei waren. Das Erz war von derselben Güte wie zur Zeit der Römer
und es gab kein Eisenerz in Europa, das sich so leicht schmelzen
lieſs und so geschmeidiges Eisen gab, wie das von Sommorostro. Es
wurden davon zur See ungeheure Mengen nach den benachbarten
Provinzen geschickt, wo man es entweder allein verschmolz, oder mit
geeigneten heimischen Erzen, welche aber in der Regel ein härteres
Eisen gaben, mischte. Geringere Mengen gingen mit Wagen zu den
Schmieden im Inneren des Landes. Die Erze wurden in Haufen mit
Holz geröstet. Man schmolz sie in Rennfeuern zu Luppen von 100
bis 125 Pfd., welche unter Hämmern von 700 bis 1000 Pfd. Gewicht
ausgeschmiedet wurden; Zuschläge waren nicht erforderlich, das Aus-
bringen betrug 30 bis 35 Proz. Eine gute Schmiede warf jährlich
an 500 Dukaten ab. Der Handel mit Eisen und Eisenerzen brachte
jährlich Millionen Realen in das Land. Die Biscayer hielten an den
kleinen Öfen der Kohlenersparnis wegen fest. Es gab noch an vielen
anderen Plätzen Biscayas Eisenerze, dasjenige aus der Gegend von
Bilboa galt als schwefelhaltig.
1724 waren Armut und Elend in Spanien noch so groſs, daſs
sich (nach Ustariz) damals eine Menge Menschen freiwillig zu den
Arbeiten auf den Galeeren anboten 2). Unter Philipp V. begann
wieder ein wirtschaftlicher Aufschwung, welcher unter Ferdinand VI.
andauerte und sich unter Karl III. zur Blüte entwickelte. Campo-
manes schrieb 1774/76 seinen vortrefflichen Codex über Volksindu-
strie und -Erziehung, der groſsen Erfolg hatte. Er weist darin darauf
hin, daſs man in Asturien, Montana, Biscaya und Guipuzcoa die
Klein-Eisenwaren-Industrie in Aufnahme bringen solle. Auſser den
Kenntnissen seien alle Bedingungen dazu vorhanden, denn man
besitze das vortrefflichste Eisen, Holz und Steinkohlen in Asturien,
Überfluſs an Wasserkraft und die Nachbarschaft des Meeres. 1775
entstand zu Madrid die erste der ökonomischen, patriotischen Gesell-
schaften, welche die Hebung der Gewerbe und der Industrie zu ihrer
1) Introduction à l’histoire naturelle et à la géographie physique de l’Espagne.
Traduite de l’original Espagnole de Guillaume Bowles par le Vicomte de Fla-
vigny, Paris 1776.
2) J. A. F. Randel, Neuere Staatenkunde von Spanien, 1797.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1058. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1072>, abgerufen am 21.11.2024.
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