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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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England.
Trotzdem machte 1719 die Eisenindustrie 1/3 der ganzen englischen
Industrie aus und beschäftigte 200000 Personen.

Mr. William Wood, ein grosser Eisenindustrieller, veröffent-
lichte 1720 folgenden Bericht über den Zustand des englischen Eisen-
handels: "Das Eisen ist nach der Wolle der grösste Industrieartikel
Englands. England verbraucht etwa 30000 Tonnen im Jahre, wovon
wir wegen Mangel an Kohlholz etwa 20000 Tonnen von unseren
Nachbaren für bares Geld kaufen müssen, was, zu 10 £ die Tonne,
200000 £ pro Jahr giebt. Wir haben aber Erz genug im Lande, um
den ganzen Bedarf zu decken, wäre nur Holz für Kohlen da. Es
dürfte sich rentieren, billiges Land aufzukaufen und dies mit Holz
anzupflanzen."

Dieser Wood besass damals alle Bergwerke der Krone in Pacht.
Seine Hütten waren reichlich mit Steinkohlen versehen, er hatte
Frisch- und Reckhämmer, sowie ein Schneid- und Walzwerk, zum
Walzen, Schneiden und Vorbereiten des Eisens für Fabrikzwecke.
Er besass Hochöfen, um Roheisen, Töpfe, Schienen, Geländer, Herd-
und Kaminplatten und alle anderen Sorten von Gusswaren mit Holz-
kohlen und mit Steinkohlen zu giessen 1).

"Unglaublich ist bereits die Verwüstung der Wälder, besonders
in Warwick, Stafford, Worcester, Herford, Monmouth, Gloucester und
Salop durch die Eisenwerke", heisst es in einer Eingabe an die Re-
gierung aus jener Zeit, "und wenn nicht gesorgt wird, das Bauholz
vor diesen gefrässigen Öfen zu schützen, so behalten wir nicht Holz
genug, unsere Schiffe zu bauen." Trotzdem war 1724 Eisenbereitung
noch die Hauptindustrie von Sussex.

Über die Hochöfen in Sussex hat Swedenborg genaue Mittei-
lungen gemacht (s. S. 154). Seine Nachrichten über die englische
Eisenindustrie vor 1734 sind von grossem Interesse. Die Eisenerze
wurden nach seiner Angabe in England meistens durch Bohrarbeit
(terebratione) erschürft. Man fand sie zuweilen 10 bis 20 Fuss tief unter
der sandigen und thonigen Decke, in grösserer Tiefe waren sie von einem
fetten bläulichen Thon bedeckt. Dabei lag häufig unmittelbar über dem
Erz Kalkstein, der als Flussstein diente und von dem 25 Proz. im
Hochofen zugesetzt wurde 2) (Erz und Zuschlag wurden also aus dem-
selben Schachte gefördert). Das Erz wurde geröstet. Vielfach fand

1) Siehe Anderson, An history of the great commercial interrest of the
British empire III, S. 124.
2) Una cum 1/4 parte calcarii lapidis.

England.
Trotzdem machte 1719 die Eisenindustrie ⅓ der ganzen englischen
Industrie aus und beschäftigte 200000 Personen.

Mr. William Wood, ein groſser Eisenindustrieller, veröffent-
lichte 1720 folgenden Bericht über den Zustand des englischen Eisen-
handels: „Das Eisen ist nach der Wolle der gröſste Industrieartikel
Englands. England verbraucht etwa 30000 Tonnen im Jahre, wovon
wir wegen Mangel an Kohlholz etwa 20000 Tonnen von unseren
Nachbaren für bares Geld kaufen müssen, was, zu 10 £ die Tonne,
200000 £ pro Jahr giebt. Wir haben aber Erz genug im Lande, um
den ganzen Bedarf zu decken, wäre nur Holz für Kohlen da. Es
dürfte sich rentieren, billiges Land aufzukaufen und dies mit Holz
anzupflanzen.“

Dieser Wood besaſs damals alle Bergwerke der Krone in Pacht.
Seine Hütten waren reichlich mit Steinkohlen versehen, er hatte
Frisch- und Reckhämmer, sowie ein Schneid- und Walzwerk, zum
Walzen, Schneiden und Vorbereiten des Eisens für Fabrikzwecke.
Er besaſs Hochöfen, um Roheisen, Töpfe, Schienen, Geländer, Herd-
und Kaminplatten und alle anderen Sorten von Guſswaren mit Holz-
kohlen und mit Steinkohlen zu gieſsen 1).

„Unglaublich ist bereits die Verwüstung der Wälder, besonders
in Warwick, Stafford, Worcester, Herford, Monmouth, Gloucester und
Salop durch die Eisenwerke“, heiſst es in einer Eingabe an die Re-
gierung aus jener Zeit, „und wenn nicht gesorgt wird, das Bauholz
vor diesen gefräſsigen Öfen zu schützen, so behalten wir nicht Holz
genug, unsere Schiffe zu bauen.“ Trotzdem war 1724 Eisenbereitung
noch die Hauptindustrie von Sussex.

Über die Hochöfen in Sussex hat Swedenborg genaue Mittei-
lungen gemacht (s. S. 154). Seine Nachrichten über die englische
Eisenindustrie vor 1734 sind von groſsem Interesse. Die Eisenerze
wurden nach seiner Angabe in England meistens durch Bohrarbeit
(terebratione) erschürft. Man fand sie zuweilen 10 bis 20 Fuſs tief unter
der sandigen und thonigen Decke, in gröſserer Tiefe waren sie von einem
fetten bläulichen Thon bedeckt. Dabei lag häufig unmittelbar über dem
Erz Kalkstein, der als Fluſsstein diente und von dem 25 Proz. im
Hochofen zugesetzt wurde 2) (Erz und Zuschlag wurden also aus dem-
selben Schachte gefördert). Das Erz wurde geröstet. Vielfach fand

1) Siehe Anderson, An history of the great commercial interrest of the
British empire III, S. 124.
2) Una cum ¼ parte calcarii lapidis.
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[1064/1078] England. Trotzdem machte 1719 die Eisenindustrie ⅓ der ganzen englischen Industrie aus und beschäftigte 200000 Personen. Mr. William Wood, ein groſser Eisenindustrieller, veröffent- lichte 1720 folgenden Bericht über den Zustand des englischen Eisen- handels: „Das Eisen ist nach der Wolle der gröſste Industrieartikel Englands. England verbraucht etwa 30000 Tonnen im Jahre, wovon wir wegen Mangel an Kohlholz etwa 20000 Tonnen von unseren Nachbaren für bares Geld kaufen müssen, was, zu 10 £ die Tonne, 200000 £ pro Jahr giebt. Wir haben aber Erz genug im Lande, um den ganzen Bedarf zu decken, wäre nur Holz für Kohlen da. Es dürfte sich rentieren, billiges Land aufzukaufen und dies mit Holz anzupflanzen.“ Dieser Wood besaſs damals alle Bergwerke der Krone in Pacht. Seine Hütten waren reichlich mit Steinkohlen versehen, er hatte Frisch- und Reckhämmer, sowie ein Schneid- und Walzwerk, zum Walzen, Schneiden und Vorbereiten des Eisens für Fabrikzwecke. Er besaſs Hochöfen, um Roheisen, Töpfe, Schienen, Geländer, Herd- und Kaminplatten und alle anderen Sorten von Guſswaren mit Holz- kohlen und mit Steinkohlen zu gieſsen 1). „Unglaublich ist bereits die Verwüstung der Wälder, besonders in Warwick, Stafford, Worcester, Herford, Monmouth, Gloucester und Salop durch die Eisenwerke“, heiſst es in einer Eingabe an die Re- gierung aus jener Zeit, „und wenn nicht gesorgt wird, das Bauholz vor diesen gefräſsigen Öfen zu schützen, so behalten wir nicht Holz genug, unsere Schiffe zu bauen.“ Trotzdem war 1724 Eisenbereitung noch die Hauptindustrie von Sussex. Über die Hochöfen in Sussex hat Swedenborg genaue Mittei- lungen gemacht (s. S. 154). Seine Nachrichten über die englische Eisenindustrie vor 1734 sind von groſsem Interesse. Die Eisenerze wurden nach seiner Angabe in England meistens durch Bohrarbeit (terebratione) erschürft. Man fand sie zuweilen 10 bis 20 Fuſs tief unter der sandigen und thonigen Decke, in gröſserer Tiefe waren sie von einem fetten bläulichen Thon bedeckt. Dabei lag häufig unmittelbar über dem Erz Kalkstein, der als Fluſsstein diente und von dem 25 Proz. im Hochofen zugesetzt wurde 2) (Erz und Zuschlag wurden also aus dem- selben Schachte gefördert). Das Erz wurde geröstet. Vielfach fand 1) Siehe Anderson, An history of the great commercial interrest of the British empire III, S. 124. 2) Una cum ¼ parte calcarii lapidis.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1064. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1078>, abgerufen am 21.11.2024.