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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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England.
Blech verarbeitet wurden. Die Hochöfen zu Cyfartha und Pennydarran
waren so zweckmässig angelegt, dass Eisenstein und Kohle direkt auf
die Gicht des Hochofens angefahren und die Kohlen von da durch
eine schiefe Ebene zu den Stabeisenwerken gebracht wurden. In
diesen wurde der Puddelprozess in ausgedehntem Masse betrieben.
Das Verdienst der Vervollkommnung derselben schreibt Sveden-
stjerna
Herrn Crawshay von Cyfartha zu. Die Eisenhütte von
Cyfartha war schon 1765 gegründet worden, ihr Aufschwung und
ihre Vergrösserung datiert aber erst seit 1783, in welchem Jahre sie
in den Besitz von R. Crawshay gelangte.

Zuerst wurde das Eisen in Feineisenfeuern umgeschmolzen und
gereinigt, wobei der Einsatz 10 bis 15 Ctr. betrug, welches nach zwei
bis drei Stunden abgestochen wurde. Von diesem "fine metal" setzte
man 3 bis 4 Ctr. in einen Puddelofen ein, aus denen man fünf bis
sieben Luppen (Luneps) machte, die unter einem grossen Stabhammer
zu Kolben gezängt wurden, welche in den Schweissofen (Bloom- oder
Ball-furnau) kamen und, nachdem sie Schweisshitze erlangt, zu Luppen-
stäben von 12 bis zu 63 Fuss Länge, 21/2 Zoll Breite und 3/8 Zoll Dicke
ausgewalzt wurden. Um die Stäbe schön glatt zu machen, erhitzte
man sie nochmals und überschmiedete sie unter einem Hammer.

Auf dem Werke von Pennydarran befanden sich allein 3 Hoch-
öfen, 3 Feineisenfeuer, 25 Puddel- und 8 Schweissöfen mit den nötigen
Hämmern und Walzwerken, sowie 9 oder 10 Dampfmaschinen, von
denen einige mit einer Kraft von 70 bis 80 Pferdekräften arbeiteten.
Die Werke verbrauchten auch eine ausserordentliche Menge von Guss-
eisen, denn abgesehen von den Eisenbahnen, Wagenrädern, Walzen u. s. w.
war hier fast alles von Eisen, der Fussboden, die Dachbalken, die
Gerüste u. s. w., und man versicherte, dass tannene Balken von gewisser
Stärke teurer seien als entsprechende gusseiserne Träger. Es waren
4000 Arbeiter auf den Eisenwerken bei Merthyr-Tydwill beschäftigt.

Über die Hochöfen macht der Verfasser keine Angaben. Baader
erwähnt aber, dass er auf seiner Reise nach England 1789 dort einen
Hochofen von 60 Fuss Höhe angetroffen habe.

Grossartig war die Stärke und Grösse der Maschinen, welche die
Blasebälge, Hämmer und Walzwerke bewegten. Ein englischer Stab-
hammer wog wenigstens 60 bis 70 Schiffspfund oder über 10 Tons.
Es gab eiserne Wellen von 16 bis 24 Tons und Schwungräder von
9 Tons, von denen mache in einem Stück gegossen waren. Bei
Cyfartha war ein oberschlächtiges Wasserrad von 52 Fuss Durchmesser
und 7 Fuss breiten Schaufeln ganz von Gusseisen, die Zapfen hatten

Beck, Geschichte des Eisens. 69

England.
Blech verarbeitet wurden. Die Hochöfen zu Cyfartha und Pennydarran
waren so zweckmäſsig angelegt, daſs Eisenstein und Kohle direkt auf
die Gicht des Hochofens angefahren und die Kohlen von da durch
eine schiefe Ebene zu den Stabeisenwerken gebracht wurden. In
diesen wurde der Puddelprozeſs in ausgedehntem Maſse betrieben.
Das Verdienst der Vervollkommnung derselben schreibt Sveden-
stjerna
Herrn Crawshay von Cyfartha zu. Die Eisenhütte von
Cyfartha war schon 1765 gegründet worden, ihr Aufschwung und
ihre Vergröſserung datiert aber erst seit 1783, in welchem Jahre sie
in den Besitz von R. Crawshay gelangte.

Zuerst wurde das Eisen in Feineisenfeuern umgeschmolzen und
gereinigt, wobei der Einsatz 10 bis 15 Ctr. betrug, welches nach zwei
bis drei Stunden abgestochen wurde. Von diesem „fine metal“ setzte
man 3 bis 4 Ctr. in einen Puddelofen ein, aus denen man fünf bis
sieben Luppen (Luneps) machte, die unter einem groſsen Stabhammer
zu Kolben gezängt wurden, welche in den Schweiſsofen (Bloom- oder
Ball-furnau) kamen und, nachdem sie Schweiſshitze erlangt, zu Luppen-
stäben von 12 bis zu 63 Fuſs Länge, 2½ Zoll Breite und ⅜ Zoll Dicke
ausgewalzt wurden. Um die Stäbe schön glatt zu machen, erhitzte
man sie nochmals und überschmiedete sie unter einem Hammer.

Auf dem Werke von Pennydarran befanden sich allein 3 Hoch-
öfen, 3 Feineisenfeuer, 25 Puddel- und 8 Schweiſsöfen mit den nötigen
Hämmern und Walzwerken, sowie 9 oder 10 Dampfmaschinen, von
denen einige mit einer Kraft von 70 bis 80 Pferdekräften arbeiteten.
Die Werke verbrauchten auch eine auſserordentliche Menge von Guſs-
eisen, denn abgesehen von den Eisenbahnen, Wagenrädern, Walzen u. s. w.
war hier fast alles von Eisen, der Fuſsboden, die Dachbalken, die
Gerüste u. s. w., und man versicherte, daſs tannene Balken von gewisser
Stärke teurer seien als entsprechende guſseiserne Träger. Es waren
4000 Arbeiter auf den Eisenwerken bei Merthyr-Tydwill beschäftigt.

Über die Hochöfen macht der Verfasser keine Angaben. Baader
erwähnt aber, daſs er auf seiner Reise nach England 1789 dort einen
Hochofen von 60 Fuſs Höhe angetroffen habe.

Groſsartig war die Stärke und Gröſse der Maschinen, welche die
Blasebälge, Hämmer und Walzwerke bewegten. Ein englischer Stab-
hammer wog wenigstens 60 bis 70 Schiffspfund oder über 10 Tons.
Es gab eiserne Wellen von 16 bis 24 Tons und Schwungräder von
9 Tons, von denen mache in einem Stück gegossen waren. Bei
Cyfartha war ein oberschlächtiges Wasserrad von 52 Fuſs Durchmesser
und 7 Fuſs breiten Schaufeln ganz von Guſseisen, die Zapfen hatten

Beck, Geschichte des Eisens. 69
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[1089/1103] England. Blech verarbeitet wurden. Die Hochöfen zu Cyfartha und Pennydarran waren so zweckmäſsig angelegt, daſs Eisenstein und Kohle direkt auf die Gicht des Hochofens angefahren und die Kohlen von da durch eine schiefe Ebene zu den Stabeisenwerken gebracht wurden. In diesen wurde der Puddelprozeſs in ausgedehntem Maſse betrieben. Das Verdienst der Vervollkommnung derselben schreibt Sveden- stjerna Herrn Crawshay von Cyfartha zu. Die Eisenhütte von Cyfartha war schon 1765 gegründet worden, ihr Aufschwung und ihre Vergröſserung datiert aber erst seit 1783, in welchem Jahre sie in den Besitz von R. Crawshay gelangte. Zuerst wurde das Eisen in Feineisenfeuern umgeschmolzen und gereinigt, wobei der Einsatz 10 bis 15 Ctr. betrug, welches nach zwei bis drei Stunden abgestochen wurde. Von diesem „fine metal“ setzte man 3 bis 4 Ctr. in einen Puddelofen ein, aus denen man fünf bis sieben Luppen (Luneps) machte, die unter einem groſsen Stabhammer zu Kolben gezängt wurden, welche in den Schweiſsofen (Bloom- oder Ball-furnau) kamen und, nachdem sie Schweiſshitze erlangt, zu Luppen- stäben von 12 bis zu 63 Fuſs Länge, 2½ Zoll Breite und ⅜ Zoll Dicke ausgewalzt wurden. Um die Stäbe schön glatt zu machen, erhitzte man sie nochmals und überschmiedete sie unter einem Hammer. Auf dem Werke von Pennydarran befanden sich allein 3 Hoch- öfen, 3 Feineisenfeuer, 25 Puddel- und 8 Schweiſsöfen mit den nötigen Hämmern und Walzwerken, sowie 9 oder 10 Dampfmaschinen, von denen einige mit einer Kraft von 70 bis 80 Pferdekräften arbeiteten. Die Werke verbrauchten auch eine auſserordentliche Menge von Guſs- eisen, denn abgesehen von den Eisenbahnen, Wagenrädern, Walzen u. s. w. war hier fast alles von Eisen, der Fuſsboden, die Dachbalken, die Gerüste u. s. w., und man versicherte, daſs tannene Balken von gewisser Stärke teurer seien als entsprechende guſseiserne Träger. Es waren 4000 Arbeiter auf den Eisenwerken bei Merthyr-Tydwill beschäftigt. Über die Hochöfen macht der Verfasser keine Angaben. Baader erwähnt aber, daſs er auf seiner Reise nach England 1789 dort einen Hochofen von 60 Fuſs Höhe angetroffen habe. Groſsartig war die Stärke und Gröſse der Maschinen, welche die Blasebälge, Hämmer und Walzwerke bewegten. Ein englischer Stab- hammer wog wenigstens 60 bis 70 Schiffspfund oder über 10 Tons. Es gab eiserne Wellen von 16 bis 24 Tons und Schwungräder von 9 Tons, von denen mache in einem Stück gegossen waren. Bei Cyfartha war ein oberschlächtiges Wasserrad von 52 Fuſs Durchmesser und 7 Fuſs breiten Schaufeln ganz von Guſseisen, die Zapfen hatten Beck, Geschichte des Eisens. 69

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1089. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1103>, abgerufen am 21.11.2024.