Der Frischer hatte ferner für die Unterhaltung des Gezähes zu sorgen und erhielt dafür als Vergütung auf 100 Schiffspfund Stab- eisen 10 Lispfund (100 kg) Gusseisen und 14 Tonnen Kohlen. Alles Stab- und Manufaktureisen musste auf einer "Metallwage" gewogen werden. Die Wagen befanden sich in den Städten, jede war mit einem Lagerhaus verbunden. Bei den privilegierten Wagen waren Eisenbeschauer (Jernvräkare) angestellt, welche schlechtes Eisen aus- stiessen. Zeigte das Stabeisen grössere Schiefer, Kantenbrüche, tiefe Hammereindrücke, verbrannte Stellen, hielt es an einer Seite in der Breite 1/4 Zoll, in der Dicke 1/8 Zoll mehr oder weniger als an anderen, so durfte es nicht ausgeführt werden, und der Besitzer bezahlte Strafe nach dem Grade der Fehlerhaftigkeit, bis zu 1/5 des Wertes; es konnte aber im Inlande verkauft werden. Es gab noch eine ganze Reihe von Kontrollvorschriften. Ungestempeltes Eisen wurde konfisziert. Blech, Stahl und Draht in Kisten mussten, wenn sie wegen Fehler für den inländischen Absatz bestimmt waren, mit den Buchstaben U. Sk. als Ausschuss (Utskott) bezeichnet sein.
Jedes Eisenwerk war privilegiert, und war die Anlage neuer Werke im vorigen Jahrhundert sehr erschwert. Die Entdeckung des reichen Erzberges von Gellivara im hohen Norden Schwedens gab der Unternehmungslust gegen Ende des Jahrhunderts neue Anregung. Es entstanden zur Ausbeutung desselben in rascher Folge die Hoch- ofenwerke Avafors, Gyljen, Rasfors, Selet und Tornefors und die Eisenwerke bei Alters, Degenfors, Hoitafors, Kengis, Melderstein und Thirefors.
Über den technischen Zustand des Eisenhüttenwesens in Schwe- den verweisen wir auf das im allgemeinen Teil Vorgetragene und die Werke von Rinman und Garney.
Die statistischen Angaben über die Erzeugung und die Ausfuhr sind höchst lückenhaft, doch ist aus denselben eine ausserordentliche Zunahme vom Beginn bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu erkennen. Die Angaben über die Ausfuhr sind genauer als die über die Erzeu- gung, welche vielfach auf Schätzung beruhen. Von der Mitte des Jahrhunderts an wurden etwa 2/3 der Erzeugung ausgeführt. Der Export aus Gothenburg, dem Haupthafen für die Eisenverschiffung, betrug von 1703 bis 1711 im Jahresdurchschnitt nur 7450 Tonnen, während er 1750 schon 44845 Tonnen betrug.
In der nachfolgenden Tabelle sind einige genauere Angaben über Produktion und Export zusammengestellt.
Beck, Geschichte des Eisens. 71
Schweden.
Der Frischer hatte ferner für die Unterhaltung des Gezähes zu sorgen und erhielt dafür als Vergütung auf 100 Schiffspfund Stab- eisen 10 Lispfund (100 kg) Guſseisen und 14 Tonnen Kohlen. Alles Stab- und Manufaktureisen muſste auf einer „Metallwage“ gewogen werden. Die Wagen befanden sich in den Städten, jede war mit einem Lagerhaus verbunden. Bei den privilegierten Wagen waren Eisenbeschauer (Jernvräkare) angestellt, welche schlechtes Eisen aus- stieſsen. Zeigte das Stabeisen gröſsere Schiefer, Kantenbrüche, tiefe Hammereindrücke, verbrannte Stellen, hielt es an einer Seite in der Breite ¼ Zoll, in der Dicke ⅛ Zoll mehr oder weniger als an anderen, so durfte es nicht ausgeführt werden, und der Besitzer bezahlte Strafe nach dem Grade der Fehlerhaftigkeit, bis zu ⅕ des Wertes; es konnte aber im Inlande verkauft werden. Es gab noch eine ganze Reihe von Kontrollvorschriften. Ungestempeltes Eisen wurde konfisziert. Blech, Stahl und Draht in Kisten muſsten, wenn sie wegen Fehler für den inländischen Absatz bestimmt waren, mit den Buchstaben U. Sk. als Ausschuſs (Utskott) bezeichnet sein.
Jedes Eisenwerk war privilegiert, und war die Anlage neuer Werke im vorigen Jahrhundert sehr erschwert. Die Entdeckung des reichen Erzberges von Gellivara im hohen Norden Schwedens gab der Unternehmungslust gegen Ende des Jahrhunderts neue Anregung. Es entstanden zur Ausbeutung desselben in rascher Folge die Hoch- ofenwerke Avafors, Gyljen, Rasfors, Selet und Tornefors und die Eisenwerke bei Alters, Degenfors, Hoitåfors, Kengis, Melderstein und Thirefors.
Über den technischen Zustand des Eisenhüttenwesens in Schwe- den verweisen wir auf das im allgemeinen Teil Vorgetragene und die Werke von Rinman und Garney.
Die statistischen Angaben über die Erzeugung und die Ausfuhr sind höchst lückenhaft, doch ist aus denselben eine auſserordentliche Zunahme vom Beginn bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu erkennen. Die Angaben über die Ausfuhr sind genauer als die über die Erzeu- gung, welche vielfach auf Schätzung beruhen. Von der Mitte des Jahrhunderts an wurden etwa ⅔ der Erzeugung ausgeführt. Der Export aus Gothenburg, dem Haupthafen für die Eisenverschiffung, betrug von 1703 bis 1711 im Jahresdurchschnitt nur 7450 Tonnen, während er 1750 schon 44845 Tonnen betrug.
In der nachfolgenden Tabelle sind einige genauere Angaben über Produktion und Export zusammengestellt.
Beck, Geschichte des Eisens. 71
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Der Frischer hatte ferner für die Unterhaltung des Gezähes zu
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eisen 10 Lispfund (100 kg) Guſseisen und 14 Tonnen Kohlen. Alles
Stab- und Manufaktureisen muſste auf einer „Metallwage“ gewogen
werden. Die Wagen befanden sich in den Städten, jede war mit
einem Lagerhaus verbunden. Bei den privilegierten Wagen waren
Eisenbeschauer (Jernvräkare) angestellt, welche schlechtes Eisen aus-
stieſsen. Zeigte das Stabeisen gröſsere Schiefer, Kantenbrüche, tiefe
Hammereindrücke, verbrannte Stellen, hielt es an einer Seite in der
Breite ¼ Zoll, in der Dicke ⅛ Zoll mehr oder weniger als an
anderen, so durfte es nicht ausgeführt werden, und der Besitzer
bezahlte Strafe nach dem Grade der Fehlerhaftigkeit, bis zu ⅕ des
Wertes; es konnte aber im Inlande verkauft werden. Es gab noch
eine ganze Reihe von Kontrollvorschriften. Ungestempeltes Eisen
wurde konfisziert. Blech, Stahl und Draht in Kisten muſsten, wenn
sie wegen Fehler für den inländischen Absatz bestimmt waren, mit
den Buchstaben U. Sk. als Ausschuſs (Utskott) bezeichnet sein.
Jedes Eisenwerk war privilegiert, und war die Anlage neuer
Werke im vorigen Jahrhundert sehr erschwert. Die Entdeckung des
reichen Erzberges von Gellivara im hohen Norden Schwedens gab
der Unternehmungslust gegen Ende des Jahrhunderts neue Anregung.
Es entstanden zur Ausbeutung desselben in rascher Folge die Hoch-
ofenwerke Avafors, Gyljen, Rasfors, Selet und Tornefors und die
Eisenwerke bei Alters, Degenfors, Hoitåfors, Kengis, Melderstein und
Thirefors.
Über den technischen Zustand des Eisenhüttenwesens in Schwe-
den verweisen wir auf das im allgemeinen Teil Vorgetragene und die
Werke von Rinman und Garney.
Die statistischen Angaben über die Erzeugung und die Ausfuhr
sind höchst lückenhaft, doch ist aus denselben eine auſserordentliche
Zunahme vom Beginn bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu erkennen.
Die Angaben über die Ausfuhr sind genauer als die über die Erzeu-
gung, welche vielfach auf Schätzung beruhen. Von der Mitte des
Jahrhunderts an wurden etwa ⅔ der Erzeugung ausgeführt. Der
Export aus Gothenburg, dem Haupthafen für die Eisenverschiffung,
betrug von 1703 bis 1711 im Jahresdurchschnitt nur 7450 Tonnen,
während er 1750 schon 44845 Tonnen betrug.
In der nachfolgenden Tabelle sind einige genauere Angaben über
Produktion und Export zusammengestellt.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1135>, abgerufen am 21.11.2024.
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