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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Russland.
deutlichsten an der Ausfuhr nach England. Dieselbe stieg 1786 auf
289640 m-Ctr. und 1793 sogar auf 366620 m-Ctr. Der russische
Eisenhandel überflügelte den schwedischen, und die Ausfuhr nach
England übertraf die schwedische im Jahre 1793 um 166600 m-Ctr.
1779 waren im uralischen Erzgebirge 70 Hochöfen und 532 grosse
Hämmer im Gange. Für das ganze Reich nimmt Hermann im
Jahre 1789 die Zahl der Hochöfen auf 100 und die der Stabhämmer
auf 800 an. Die Produktion betrug in diesem Jahre 5 Millionen
Pud (82000 Tons) geschmiedetes Eisen, wozu 71/2 bis 8 Millionen
Pud Roheisen und wenigstens 15 Millionen Pud Eisenerze nötig
waren.

Über die uralischen Hüttenwerke jener Zeit hat Pallas in seinem
Reisewerke und nach diesem besonders der deutsche Hofrat Hermann,
der in kaiserlichen Diensten die Eisenwerke daselbst längere Zeit
leitete, in seinem zweibändigen Werke: Versuch einer mineralogischen
Beschreibung des uralischen Erzgebirges, 1789, sehr ausführliche
Nachrichten mitgeteilt. Danach gab es dort 1779 82 Eisenhütten-
und Hammerwerke und zwar in der katharinenburgischen Berghaupt-
mannschaft 53, wovon 10 der Krone, die übrigen Privaten gehörten.
In der permischen Berghauptmannschaft führt Hermann 14, in der
kasanischen 5 und in der orenburger Berghauptmannschaft 10 Eisen-
werke auf.

Die Hochöfen produzierten zusammen 5366652 Pud Roheisen, die
Hammerwerke 3678006 Pud Stabeisen, worin 619266 Pud Schmiede-
waren enthalten sind. Es würde zu weit führen, alle Werke aufzu-
zählen und zu beschreiben, wir verweisen deshalb auf das angeführte
Buch und beschränken uns darauf, einige der wichtigsten kurz zu
berühren.

Die bedeutendsten Eisenwerke der Krone waren die sieben Hütten,
welche unter dem Namen der Goroblagodatskischen Hütten bekannt
waren, fünf derselben, die Blagodat-Kuschwinskischen, lagen an der
Kuschwa, zwei, die Blagodat-Kamskischen, an den Kamabächen.

Alle diese Hütten bezogen ihre Erze aus dem mächtigen Eisen-
berg Goroblagodat, welcher, den Eingeborenen zwar schon lange
bekannt, erst 1735 von dem General-Bergdirektor von Schön-
berg
durch regelmässigen Bergbau erschlossen wurde. Das Erz war
magnetisch und wurde in ungeheuren Haufen von 300000 bis
350000 Pud geröstet.

Gleichzeitig wurde die grosse Eisen- und Kupferhütte zu Kusch-
winsk angelegt, welche vier Hochöfen von 10 und 101/2 Arschinen

Ruſsland.
deutlichsten an der Ausfuhr nach England. Dieselbe stieg 1786 auf
289640 m-Ctr. und 1793 sogar auf 366620 m-Ctr. Der russische
Eisenhandel überflügelte den schwedischen, und die Ausfuhr nach
England übertraf die schwedische im Jahre 1793 um 166600 m-Ctr.
1779 waren im uralischen Erzgebirge 70 Hochöfen und 532 groſse
Hämmer im Gange. Für das ganze Reich nimmt Hermann im
Jahre 1789 die Zahl der Hochöfen auf 100 und die der Stabhämmer
auf 800 an. Die Produktion betrug in diesem Jahre 5 Millionen
Pud (82000 Tons) geschmiedetes Eisen, wozu 7½ bis 8 Millionen
Pud Roheisen und wenigstens 15 Millionen Pud Eisenerze nötig
waren.

Über die uralischen Hüttenwerke jener Zeit hat Pallas in seinem
Reisewerke und nach diesem besonders der deutsche Hofrat Hermann,
der in kaiserlichen Diensten die Eisenwerke daselbst längere Zeit
leitete, in seinem zweibändigen Werke: Versuch einer mineralogischen
Beschreibung des uralischen Erzgebirges, 1789, sehr ausführliche
Nachrichten mitgeteilt. Danach gab es dort 1779 82 Eisenhütten-
und Hammerwerke und zwar in der katharinenburgischen Berghaupt-
mannschaft 53, wovon 10 der Krone, die übrigen Privaten gehörten.
In der permischen Berghauptmannschaft führt Hermann 14, in der
kasanischen 5 und in der orenburger Berghauptmannschaft 10 Eisen-
werke auf.

Die Hochöfen produzierten zusammen 5366652 Pud Roheisen, die
Hammerwerke 3678006 Pud Stabeisen, worin 619266 Pud Schmiede-
waren enthalten sind. Es würde zu weit führen, alle Werke aufzu-
zählen und zu beschreiben, wir verweisen deshalb auf das angeführte
Buch und beschränken uns darauf, einige der wichtigsten kurz zu
berühren.

Die bedeutendsten Eisenwerke der Krone waren die sieben Hütten,
welche unter dem Namen der Goroblagodatskischen Hütten bekannt
waren, fünf derselben, die Blagodat-Kuschwinskischen, lagen an der
Kuschwa, zwei, die Blagodat-Kamskischen, an den Kamabächen.

Alle diese Hütten bezogen ihre Erze aus dem mächtigen Eisen-
berg Goroblagodat, welcher, den Eingeborenen zwar schon lange
bekannt, erst 1735 von dem General-Bergdirektor von Schön-
berg
durch regelmäſsigen Bergbau erschlossen wurde. Das Erz war
magnetisch und wurde in ungeheuren Haufen von 300000 bis
350000 Pud geröstet.

Gleichzeitig wurde die groſse Eisen- und Kupferhütte zu Kusch-
winsk angelegt, welche vier Hochöfen von 10 und 10½ Arschinen

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[1134/1148] Ruſsland. deutlichsten an der Ausfuhr nach England. Dieselbe stieg 1786 auf 289640 m-Ctr. und 1793 sogar auf 366620 m-Ctr. Der russische Eisenhandel überflügelte den schwedischen, und die Ausfuhr nach England übertraf die schwedische im Jahre 1793 um 166600 m-Ctr. 1779 waren im uralischen Erzgebirge 70 Hochöfen und 532 groſse Hämmer im Gange. Für das ganze Reich nimmt Hermann im Jahre 1789 die Zahl der Hochöfen auf 100 und die der Stabhämmer auf 800 an. Die Produktion betrug in diesem Jahre 5 Millionen Pud (82000 Tons) geschmiedetes Eisen, wozu 7½ bis 8 Millionen Pud Roheisen und wenigstens 15 Millionen Pud Eisenerze nötig waren. Über die uralischen Hüttenwerke jener Zeit hat Pallas in seinem Reisewerke und nach diesem besonders der deutsche Hofrat Hermann, der in kaiserlichen Diensten die Eisenwerke daselbst längere Zeit leitete, in seinem zweibändigen Werke: Versuch einer mineralogischen Beschreibung des uralischen Erzgebirges, 1789, sehr ausführliche Nachrichten mitgeteilt. Danach gab es dort 1779 82 Eisenhütten- und Hammerwerke und zwar in der katharinenburgischen Berghaupt- mannschaft 53, wovon 10 der Krone, die übrigen Privaten gehörten. In der permischen Berghauptmannschaft führt Hermann 14, in der kasanischen 5 und in der orenburger Berghauptmannschaft 10 Eisen- werke auf. Die Hochöfen produzierten zusammen 5366652 Pud Roheisen, die Hammerwerke 3678006 Pud Stabeisen, worin 619266 Pud Schmiede- waren enthalten sind. Es würde zu weit führen, alle Werke aufzu- zählen und zu beschreiben, wir verweisen deshalb auf das angeführte Buch und beschränken uns darauf, einige der wichtigsten kurz zu berühren. Die bedeutendsten Eisenwerke der Krone waren die sieben Hütten, welche unter dem Namen der Goroblagodatskischen Hütten bekannt waren, fünf derselben, die Blagodat-Kuschwinskischen, lagen an der Kuschwa, zwei, die Blagodat-Kamskischen, an den Kamabächen. Alle diese Hütten bezogen ihre Erze aus dem mächtigen Eisen- berg Goroblagodat, welcher, den Eingeborenen zwar schon lange bekannt, erst 1735 von dem General-Bergdirektor von Schön- berg durch regelmäſsigen Bergbau erschlossen wurde. Das Erz war magnetisch und wurde in ungeheuren Haufen von 300000 bis 350000 Pud geröstet. Gleichzeitig wurde die groſse Eisen- und Kupferhütte zu Kusch- winsk angelegt, welche vier Hochöfen von 10 und 10½ Arschinen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1148>, abgerufen am 21.11.2024.