Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Amerika.
Staate Massachusetts begonnen wurden. 1637 erhielt ein gewisser
Abraham Shaw den halben Gewinn von allen Kohlen und Eisen-
erzen, die er in dem Gebiete finden würde, zugesprochen. Schon vorher
waren gute Rasenerze am Saugusfluss bei Lynn entdeckt worden, von
denen Robert Bridges 1642 Proben mit nach England nahm, in der
Absicht, eine Gesellschaft zur Ausbeutung zu gründen. Er wurde
darin unterstützt von John Whinthrop jr., dem Sohn des Gou-
verneurs, der zu demselben Zwecke nach London gekommen war.
Dieser wurde erreicht und die aus elf Teilhabern bestehende "Com-
pany of undertakers for the Iron Works" mit 1000 £ Kapital gegrün-
det. John Whinthrop jr. brachte Eisenarbeiter von England mit
und legte eine Eisenschmelze (foundry) am westlichen Ufer des Saugus-
flusses, nicht weit von Lynn, an. Das Dorf, das bei der Hütte entstand,
hiess Hammersmith. Die Regierung unterstützte das Unternehmen,
indem 1644 der general-court demselben Land zuwies und Privilegien
erteilte. Der Hochofen kam 1645 in Betrieb. Das erste Gussstück,
ein eiserner Topf mit Füssen, wird noch in Lynn von den Nach-
kommen (Lewes) des Gutsherrn (Th. Hudson), auf dessen Grund
und Boden der Hochofen erbaut war, als geschichtliche Reliquie
aufbewahrt. Es sollte aber auch Stabeisen gemacht und hierfür
ein Hammerwerk (forge) und eine Frischhütte (finery) erbaut wer-
den. Da das Kapital hierfür nicht ausreichte, wurden die Bürger
von der Regierung zur Beteiligung ermuntert. Im Mai 1645 lagen
bereits mehrere Tonnen Roheisen (sowe iron) bereit zum Verfrischen.
Im Oktober bestimmte die Regierung unter Gewährung weiterer Pri-
vilegien, dass die Bewohner des Gebietes ihren Bedarf an Stabeisen
von der Hütte erhalten sollten, die Tonne nicht teurer als 20 Pfd.
(not exceeding twentye pounds per tunn) und dass die weitere Land-
bewilligung für die Errichtung von sechs Hütten- und Hammerwerken,
nicht bloss Rennwerken (for the building and seting up of six forges
or furnaces, and not bloomeries onely) erteilt sein sollte. Der Gesell-
schaft wurde die freie Verwendung aller Materialien, welche zur
Herstellung von Kanonen, Töpfen und anderen Gusswaren erforderlich
seien, zugesprochen. Im August 1648 schrieb Gouverneur Winthrop
von Boston an seinen Sohn, der nach Pequod, Connecticut, verzogen
war, "das Eisenwerk geht jetzt hoffnungsvoller. Es liefert etwa
7 Tonnen die Woche"; und am 30. September schrieb er, "der Hoch-
ofen giebt 8 Tonnen wöchentlich und das Stabeisen ist so gut wie
spanisches".

Wie sich aus einem Rechnungsbuche von Lynn von 1651 ergiebt,

Beck, Geschichte des Eisens. 73

Amerika.
Staate Massachusetts begonnen wurden. 1637 erhielt ein gewisser
Abraham Shaw den halben Gewinn von allen Kohlen und Eisen-
erzen, die er in dem Gebiete finden würde, zugesprochen. Schon vorher
waren gute Rasenerze am Saugusfluſs bei Lynn entdeckt worden, von
denen Robert Bridges 1642 Proben mit nach England nahm, in der
Absicht, eine Gesellschaft zur Ausbeutung zu gründen. Er wurde
darin unterstützt von John Whinthrop jr., dem Sohn des Gou-
verneurs, der zu demselben Zwecke nach London gekommen war.
Dieser wurde erreicht und die aus elf Teilhabern bestehende „Com-
pany of undertakers for the Iron Works“ mit 1000 £ Kapital gegrün-
det. John Whinthrop jr. brachte Eisenarbeiter von England mit
und legte eine Eisenschmelze (foundry) am westlichen Ufer des Saugus-
flusses, nicht weit von Lynn, an. Das Dorf, das bei der Hütte entstand,
hieſs Hammersmith. Die Regierung unterstützte das Unternehmen,
indem 1644 der general-court demselben Land zuwies und Privilegien
erteilte. Der Hochofen kam 1645 in Betrieb. Das erste Guſsstück,
ein eiserner Topf mit Füſsen, wird noch in Lynn von den Nach-
kommen (Lewes) des Gutsherrn (Th. Hudson), auf dessen Grund
und Boden der Hochofen erbaut war, als geschichtliche Reliquie
aufbewahrt. Es sollte aber auch Stabeisen gemacht und hierfür
ein Hammerwerk (forge) und eine Frischhütte (finery) erbaut wer-
den. Da das Kapital hierfür nicht ausreichte, wurden die Bürger
von der Regierung zur Beteiligung ermuntert. Im Mai 1645 lagen
bereits mehrere Tonnen Roheisen (sowe iron) bereit zum Verfrischen.
Im Oktober bestimmte die Regierung unter Gewährung weiterer Pri-
vilegien, daſs die Bewohner des Gebietes ihren Bedarf an Stabeisen
von der Hütte erhalten sollten, die Tonne nicht teurer als 20 Pfd.
(not exceeding twentye pounds per tunn) und daſs die weitere Land-
bewilligung für die Errichtung von sechs Hütten- und Hammerwerken,
nicht bloſs Rennwerken (for the building and seting up of six forges
or furnaces, and not bloomeries onely) erteilt sein sollte. Der Gesell-
schaft wurde die freie Verwendung aller Materialien, welche zur
Herstellung von Kanonen, Töpfen und anderen Guſswaren erforderlich
seien, zugesprochen. Im August 1648 schrieb Gouverneur Winthrop
von Boston an seinen Sohn, der nach Pequod, Connecticut, verzogen
war, „das Eisenwerk geht jetzt hoffnungsvoller. Es liefert etwa
7 Tonnen die Woche“; und am 30. September schrieb er, „der Hoch-
ofen giebt 8 Tonnen wöchentlich und das Stabeisen ist so gut wie
spanisches“.

Wie sich aus einem Rechnungsbuche von Lynn von 1651 ergiebt,

Beck, Geschichte des Eisens. 73
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1167" n="1153"/><fw place="top" type="header">Amerika.</fw><lb/>
Staate <hi rendition="#g">Massachusetts</hi> begonnen wurden. 1637 erhielt ein gewisser<lb/><hi rendition="#g">Abraham Shaw</hi> den halben Gewinn von allen Kohlen und Eisen-<lb/>
erzen, die er in dem Gebiete finden würde, zugesprochen. Schon vorher<lb/>
waren gute Rasenerze am Saugusflu&#x017F;s bei Lynn entdeckt worden, von<lb/>
denen <hi rendition="#g">Robert Bridges</hi> 1642 Proben mit nach England nahm, in der<lb/>
Absicht, eine Gesellschaft zur Ausbeutung zu gründen. Er wurde<lb/>
darin unterstützt von <hi rendition="#g">John Whinthrop jr</hi>., dem Sohn des Gou-<lb/>
verneurs, der zu demselben Zwecke nach London gekommen war.<lb/>
Dieser wurde erreicht und die aus elf Teilhabern bestehende &#x201E;Com-<lb/>
pany of undertakers for the Iron Works&#x201C; mit 1000 £ Kapital gegrün-<lb/>
det. <hi rendition="#g">John Whinthrop jr</hi>. brachte Eisenarbeiter von England mit<lb/>
und legte eine Eisenschmelze (foundry) am westlichen Ufer des Saugus-<lb/>
flusses, nicht weit von <hi rendition="#g">Lynn</hi>, an. Das Dorf, das bei der Hütte entstand,<lb/>
hie&#x017F;s <hi rendition="#g">Hammersmith</hi>. Die Regierung unterstützte das Unternehmen,<lb/>
indem 1644 der general-court demselben Land zuwies und Privilegien<lb/>
erteilte. Der Hochofen kam 1645 in Betrieb. Das erste Gu&#x017F;sstück,<lb/>
ein eiserner Topf mit Fü&#x017F;sen, wird noch in Lynn von den Nach-<lb/>
kommen (Lewes) des Gutsherrn (<hi rendition="#g">Th. Hudson</hi>), auf dessen Grund<lb/>
und Boden der Hochofen erbaut war, als geschichtliche Reliquie<lb/>
aufbewahrt. Es sollte aber auch Stabeisen gemacht und hierfür<lb/>
ein Hammerwerk (forge) und eine Frischhütte (finery) erbaut wer-<lb/>
den. Da das Kapital hierfür nicht ausreichte, wurden die Bürger<lb/>
von der Regierung zur Beteiligung ermuntert. Im Mai 1645 lagen<lb/>
bereits mehrere Tonnen Roheisen (sowe iron) bereit zum Verfrischen.<lb/>
Im Oktober bestimmte die Regierung unter Gewährung weiterer Pri-<lb/>
vilegien, da&#x017F;s die Bewohner des Gebietes ihren Bedarf an Stabeisen<lb/>
von der Hütte erhalten sollten, die Tonne nicht teurer als 20 Pfd.<lb/>
(not exceeding twentye pounds per tunn) und da&#x017F;s die weitere Land-<lb/>
bewilligung für die Errichtung von sechs Hütten- und Hammerwerken,<lb/>
nicht blo&#x017F;s Rennwerken (for the building and seting up of six forges<lb/>
or furnaces, and not bloomeries onely) erteilt sein sollte. Der Gesell-<lb/>
schaft wurde die freie Verwendung aller Materialien, welche zur<lb/>
Herstellung von Kanonen, Töpfen und anderen Gu&#x017F;swaren erforderlich<lb/>
seien, zugesprochen. Im August 1648 schrieb Gouverneur <hi rendition="#g">Winthrop</hi><lb/>
von Boston an seinen Sohn, der nach Pequod, Connecticut, verzogen<lb/>
war, &#x201E;das Eisenwerk geht jetzt hoffnungsvoller. Es liefert etwa<lb/>
7 Tonnen die Woche&#x201C;; und am 30. September schrieb er, &#x201E;der Hoch-<lb/>
ofen giebt 8 Tonnen wöchentlich und das Stabeisen ist so gut wie<lb/>
spanisches&#x201C;.</p><lb/>
            <p>Wie sich aus einem Rechnungsbuche von Lynn von 1651 ergiebt,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 73</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1153/1167] Amerika. Staate Massachusetts begonnen wurden. 1637 erhielt ein gewisser Abraham Shaw den halben Gewinn von allen Kohlen und Eisen- erzen, die er in dem Gebiete finden würde, zugesprochen. Schon vorher waren gute Rasenerze am Saugusfluſs bei Lynn entdeckt worden, von denen Robert Bridges 1642 Proben mit nach England nahm, in der Absicht, eine Gesellschaft zur Ausbeutung zu gründen. Er wurde darin unterstützt von John Whinthrop jr., dem Sohn des Gou- verneurs, der zu demselben Zwecke nach London gekommen war. Dieser wurde erreicht und die aus elf Teilhabern bestehende „Com- pany of undertakers for the Iron Works“ mit 1000 £ Kapital gegrün- det. John Whinthrop jr. brachte Eisenarbeiter von England mit und legte eine Eisenschmelze (foundry) am westlichen Ufer des Saugus- flusses, nicht weit von Lynn, an. Das Dorf, das bei der Hütte entstand, hieſs Hammersmith. Die Regierung unterstützte das Unternehmen, indem 1644 der general-court demselben Land zuwies und Privilegien erteilte. Der Hochofen kam 1645 in Betrieb. Das erste Guſsstück, ein eiserner Topf mit Füſsen, wird noch in Lynn von den Nach- kommen (Lewes) des Gutsherrn (Th. Hudson), auf dessen Grund und Boden der Hochofen erbaut war, als geschichtliche Reliquie aufbewahrt. Es sollte aber auch Stabeisen gemacht und hierfür ein Hammerwerk (forge) und eine Frischhütte (finery) erbaut wer- den. Da das Kapital hierfür nicht ausreichte, wurden die Bürger von der Regierung zur Beteiligung ermuntert. Im Mai 1645 lagen bereits mehrere Tonnen Roheisen (sowe iron) bereit zum Verfrischen. Im Oktober bestimmte die Regierung unter Gewährung weiterer Pri- vilegien, daſs die Bewohner des Gebietes ihren Bedarf an Stabeisen von der Hütte erhalten sollten, die Tonne nicht teurer als 20 Pfd. (not exceeding twentye pounds per tunn) und daſs die weitere Land- bewilligung für die Errichtung von sechs Hütten- und Hammerwerken, nicht bloſs Rennwerken (for the building and seting up of six forges or furnaces, and not bloomeries onely) erteilt sein sollte. Der Gesell- schaft wurde die freie Verwendung aller Materialien, welche zur Herstellung von Kanonen, Töpfen und anderen Guſswaren erforderlich seien, zugesprochen. Im August 1648 schrieb Gouverneur Winthrop von Boston an seinen Sohn, der nach Pequod, Connecticut, verzogen war, „das Eisenwerk geht jetzt hoffnungsvoller. Es liefert etwa 7 Tonnen die Woche“; und am 30. September schrieb er, „der Hoch- ofen giebt 8 Tonnen wöchentlich und das Stabeisen ist so gut wie spanisches“. Wie sich aus einem Rechnungsbuche von Lynn von 1651 ergiebt, Beck, Geschichte des Eisens. 73

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1167
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1167>, abgerufen am 20.05.2024.