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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Amerika.
von Pennsylvanien. Da derselbe königstreu blieb, so wurden die
Werke 1778 aufgelassen. Hier wurden zuerst reiche Magneterze
geschmolzen. Nach Allens Angabe lieferte ein Hochofen 20 bis
25 Tonnen die Woche, und brauchte man zu 1 Tonne Roheisen nur
11/2 Tonnen Erz. 1764 war Peter Hasenclever, in Amerika
gewöhnlich Baron Hasenclever genannt, der an der Spitze einer
Londoner Gesellschaft stand, nach New-Jersey gekommen und hatte
das Eigentum der Ringwood-Gesellschaft, die schon 1 Hochofen und
2 Luppenschmieden betrieb, gekauft. Er erwarb ferner ausgedehnten
Grundbesitz von Lord Stirling und erbaute 3 Hochöfen und 6 Frisch-
hütten zu Charlottenburg, Ringwood und Long Pond. Der Hochofen
zu Charlottenburg lieferte 20 bis 25 Tonnen Roheisen die Woche.
Ausserdem machte er gutes Eisen und Stahl direkt aus den Erzen.
Leider kam Hasenclever 1768 in finanzielle Schwierigkeiten und
seine Gesellschaft machte 1770 bankerott. Faesch, ein Schweizer
aus Basel, der mit Hasenclever gekommen war, aber mehr für
seinen als seines Herrn Vorteil gearbeitet hatte, übernahm die Leitung
der Eisenwerke, die aber meistens durch den Befreiungskrieg ausser
Betrieb kamen.

1765 wurde die Abenteuerhütte (Adventure fournace) bei Hiber-
nia von einer Gesellschaft erbaut, an der Lord Stirling, Benjamin
Cooper
und Samuel Ford beteiligt waren. 1771 wurde Lord Stir-
ling
alleiniger Eigentümer. 1772 wurde der Mount-Hope-Ofen,
4 engl. Meilen von Rockaway, von J. Jakob Faesch erbaut. Dieser
Hochofen, der bis 1825 betrieben wurde, goss während des Krieges
viel Munition. Faesch war damals einer der angesehensten Eisen-
gewerke in Amerika. Washington stattete ihm mit seinem Stabe
auf Mount Hope seinen Besuch ab. Faesch starb 1799. Neben den
Hochöfen waren auch zahlreiche Rennwerke während dieser Zeit
errichtet worden. -- Ein anderer sehr bedeutender Eisengewerke vor
der Revolution war Charles Read. Er erbaute 1766 den Batsto-
Hochofen in Bourlington county, dabei eine Frischhütte, welche bis
1846 betrieben wurde. Er errichtete ferner in derselben Grafschaft
den Atsion- und den Taunton-Hochofen. Diese, sowie der ältere
Mount Holly-Ofen, verhütteten Sumpferze. Letzterer goss im Befreiungs-
kriege Munition, auch war 1775 daselbst ein Blechhammer erbaut
worden.

In dem Staate New-York entwickelte sich die Eisenindustrie erst
spät. Die ursprünglichen Ansiedler waren Holländer, die dafür kein
Interesse hatten. Die erste Eisenhütte war ein Luppenfeuer, welches

Amerika.
von Pennsylvanien. Da derselbe königstreu blieb, so wurden die
Werke 1778 aufgelassen. Hier wurden zuerst reiche Magneterze
geschmolzen. Nach Allens Angabe lieferte ein Hochofen 20 bis
25 Tonnen die Woche, und brauchte man zu 1 Tonne Roheisen nur
1½ Tonnen Erz. 1764 war Peter Hasenclever, in Amerika
gewöhnlich Baron Hasenclever genannt, der an der Spitze einer
Londoner Gesellschaft stand, nach New-Jersey gekommen und hatte
das Eigentum der Ringwood-Gesellschaft, die schon 1 Hochofen und
2 Luppenschmieden betrieb, gekauft. Er erwarb ferner ausgedehnten
Grundbesitz von Lord Stirling und erbaute 3 Hochöfen und 6 Frisch-
hütten zu Charlottenburg, Ringwood und Long Pond. Der Hochofen
zu Charlottenburg lieferte 20 bis 25 Tonnen Roheisen die Woche.
Auſserdem machte er gutes Eisen und Stahl direkt aus den Erzen.
Leider kam Hasenclever 1768 in finanzielle Schwierigkeiten und
seine Gesellschaft machte 1770 bankerott. Faesch, ein Schweizer
aus Basel, der mit Hasenclever gekommen war, aber mehr für
seinen als seines Herrn Vorteil gearbeitet hatte, übernahm die Leitung
der Eisenwerke, die aber meistens durch den Befreiungskrieg auſser
Betrieb kamen.

1765 wurde die Abenteuerhütte (Adventure fournace) bei Hiber-
nia von einer Gesellschaft erbaut, an der Lord Stirling, Benjamin
Cooper
und Samuel Ford beteiligt waren. 1771 wurde Lord Stir-
ling
alleiniger Eigentümer. 1772 wurde der Mount-Hope-Ofen,
4 engl. Meilen von Rockaway, von J. Jakob Faesch erbaut. Dieser
Hochofen, der bis 1825 betrieben wurde, goſs während des Krieges
viel Munition. Faesch war damals einer der angesehensten Eisen-
gewerke in Amerika. Washington stattete ihm mit seinem Stabe
auf Mount Hope seinen Besuch ab. Faesch starb 1799. Neben den
Hochöfen waren auch zahlreiche Rennwerke während dieser Zeit
errichtet worden. — Ein anderer sehr bedeutender Eisengewerke vor
der Revolution war Charles Read. Er erbaute 1766 den Batsto-
Hochofen in Bourlington county, dabei eine Frischhütte, welche bis
1846 betrieben wurde. Er errichtete ferner in derselben Grafschaft
den Atsion- und den Taunton-Hochofen. Diese, sowie der ältere
Mount Holly-Ofen, verhütteten Sumpferze. Letzterer goſs im Befreiungs-
kriege Munition, auch war 1775 daselbst ein Blechhammer erbaut
worden.

In dem Staate New-York entwickelte sich die Eisenindustrie erst
spät. Die ursprünglichen Ansiedler waren Holländer, die dafür kein
Interesse hatten. Die erste Eisenhütte war ein Luppenfeuer, welches

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[1166/1180] Amerika. von Pennsylvanien. Da derselbe königstreu blieb, so wurden die Werke 1778 aufgelassen. Hier wurden zuerst reiche Magneterze geschmolzen. Nach Allens Angabe lieferte ein Hochofen 20 bis 25 Tonnen die Woche, und brauchte man zu 1 Tonne Roheisen nur 1½ Tonnen Erz. 1764 war Peter Hasenclever, in Amerika gewöhnlich Baron Hasenclever genannt, der an der Spitze einer Londoner Gesellschaft stand, nach New-Jersey gekommen und hatte das Eigentum der Ringwood-Gesellschaft, die schon 1 Hochofen und 2 Luppenschmieden betrieb, gekauft. Er erwarb ferner ausgedehnten Grundbesitz von Lord Stirling und erbaute 3 Hochöfen und 6 Frisch- hütten zu Charlottenburg, Ringwood und Long Pond. Der Hochofen zu Charlottenburg lieferte 20 bis 25 Tonnen Roheisen die Woche. Auſserdem machte er gutes Eisen und Stahl direkt aus den Erzen. Leider kam Hasenclever 1768 in finanzielle Schwierigkeiten und seine Gesellschaft machte 1770 bankerott. Faesch, ein Schweizer aus Basel, der mit Hasenclever gekommen war, aber mehr für seinen als seines Herrn Vorteil gearbeitet hatte, übernahm die Leitung der Eisenwerke, die aber meistens durch den Befreiungskrieg auſser Betrieb kamen. 1765 wurde die Abenteuerhütte (Adventure fournace) bei Hiber- nia von einer Gesellschaft erbaut, an der Lord Stirling, Benjamin Cooper und Samuel Ford beteiligt waren. 1771 wurde Lord Stir- ling alleiniger Eigentümer. 1772 wurde der Mount-Hope-Ofen, 4 engl. Meilen von Rockaway, von J. Jakob Faesch erbaut. Dieser Hochofen, der bis 1825 betrieben wurde, goſs während des Krieges viel Munition. Faesch war damals einer der angesehensten Eisen- gewerke in Amerika. Washington stattete ihm mit seinem Stabe auf Mount Hope seinen Besuch ab. Faesch starb 1799. Neben den Hochöfen waren auch zahlreiche Rennwerke während dieser Zeit errichtet worden. — Ein anderer sehr bedeutender Eisengewerke vor der Revolution war Charles Read. Er erbaute 1766 den Batsto- Hochofen in Bourlington county, dabei eine Frischhütte, welche bis 1846 betrieben wurde. Er errichtete ferner in derselben Grafschaft den Atsion- und den Taunton-Hochofen. Diese, sowie der ältere Mount Holly-Ofen, verhütteten Sumpferze. Letzterer goſs im Befreiungs- kriege Munition, auch war 1775 daselbst ein Blechhammer erbaut worden. In dem Staate New-York entwickelte sich die Eisenindustrie erst spät. Die ursprünglichen Ansiedler waren Holländer, die dafür kein Interesse hatten. Die erste Eisenhütte war ein Luppenfeuer, welches

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1180>, abgerufen am 20.05.2024.