wurde im Jahre 1785 (25. Georg III. e. 67) erlassen und 1795 er- neuert und für ewige Zeit gültig erklärt 1). Es waren darin besonders hervorgehoben Pressen, Stanzen, Walzen von Gusseisen, Schmiede- eisen oder Stahl, Walzenständer, Formkasten, Drehbänke, Ambosse und Hammerköpfe für Eisenhämmer, Walzen, Messer, Gestelle für Eisenschneidwerke u. s. w. So drückend diese Bestimmungen für die Eisenindustrie damals waren, so hatten sie doch das Gute, dass sie die Amerikaner zwangen, sich selbständig ihre Maschinen zu bauen, selbst zu erfinden. Auf die Verwendung von Maschinenkräften waren aber die Amerikaner schon damals durch die hohen Löhne und durch den Mangel an geschulten und erfahrenen gewerblichen Arbeitern an- gewiesen. Hierdurch entwickelte sich in Nordamerika eine selbständige Maschinenindustrie, die schon früh ausserordentliches leistete und die nach und nach in mancher Beziehung die Maschinenfabrikation der europäischen Staaten überflügelte und deren Lehrmeisterin wurde.
Ein kurzer Überblick der Entwickelung der nordamerikanischen Eisenindustrie nach dem Befreiungskriege wird manche Illustration hierzu geben. Holzkohlen waren damals noch das einzige Brenn- material. Luppen- oder Rennfeuer, in denen mit Vorliebe Rasen- und Sumpferze zu Schmiedeeisen verschmolzen wurden, waren sehr ver- breitet, und zwar war das einfache deutsche Luppenfeuer (bloomery) im allgemeinen Gebrauch. Die Hochöfen waren meist nach englischer Art zugestellt und aus Backsteinen (bricks) gebaut. Ihre grösste Höhe betrug 28 bis 32 Fuss, die grösste Weite im Kohlensack 12 Fuss, doch wurde 9 Fuss Weite auch bei den grossen Öfen vorgezogen.
Rappahannock furnace, dessen Trümmer noch stehen, war aus sorgfältig behauenen Bruchsteinen aufgeführt. Als Erze dienten meist Sumpf- und Raseneisensteine. Seit 1750 wendete man in Massa- chusetts die reichen Brauneisensteine in grösserem Umfange an. Auch reiche Magneteisensteine wurden schon im Hochofen verschmolzen. Als Gebläse dienten Wassertrommelgebläse, Leder- oder Holzblase- bälge; erstere bei den kleineren Giessereihochöfen. Das Frischen geschah, wie in England, nach Art der Wallonschmiede in zwei Her- den, einem Frisch- und einem Ausheizfeuer (chafery). In Pennsyl- vanien hatte man häufig drei Herde zu einem Hammer. Auch hierbei wurden die einfachen Wassertrommelgebläse, die bei vorhandenem Gefälle am leichtesten herzustellen waren, vielfach angewendet.
Die Stahlbereitung geschah nur selten in Frischherden "nach
1) Siehe Swank, a. a. O.
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Amerika.
wurde im Jahre 1785 (25. Georg III. e. 67) erlassen und 1795 er- neuert und für ewige Zeit gültig erklärt 1). Es waren darin besonders hervorgehoben Pressen, Stanzen, Walzen von Guſseisen, Schmiede- eisen oder Stahl, Walzenständer, Formkasten, Drehbänke, Ambosse und Hammerköpfe für Eisenhämmer, Walzen, Messer, Gestelle für Eisenschneidwerke u. s. w. So drückend diese Bestimmungen für die Eisenindustrie damals waren, so hatten sie doch das Gute, daſs sie die Amerikaner zwangen, sich selbständig ihre Maschinen zu bauen, selbst zu erfinden. Auf die Verwendung von Maschinenkräften waren aber die Amerikaner schon damals durch die hohen Löhne und durch den Mangel an geschulten und erfahrenen gewerblichen Arbeitern an- gewiesen. Hierdurch entwickelte sich in Nordamerika eine selbständige Maschinenindustrie, die schon früh auſserordentliches leistete und die nach und nach in mancher Beziehung die Maschinenfabrikation der europäischen Staaten überflügelte und deren Lehrmeisterin wurde.
Ein kurzer Überblick der Entwickelung der nordamerikanischen Eisenindustrie nach dem Befreiungskriege wird manche Illustration hierzu geben. Holzkohlen waren damals noch das einzige Brenn- material. Luppen- oder Rennfeuer, in denen mit Vorliebe Rasen- und Sumpferze zu Schmiedeeisen verschmolzen wurden, waren sehr ver- breitet, und zwar war das einfache deutsche Luppenfeuer (bloomery) im allgemeinen Gebrauch. Die Hochöfen waren meist nach englischer Art zugestellt und aus Backsteinen (bricks) gebaut. Ihre gröſste Höhe betrug 28 bis 32 Fuſs, die gröſste Weite im Kohlensack 12 Fuſs, doch wurde 9 Fuſs Weite auch bei den groſsen Öfen vorgezogen.
Rappahannock furnace, dessen Trümmer noch stehen, war aus sorgfältig behauenen Bruchsteinen aufgeführt. Als Erze dienten meist Sumpf- und Raseneisensteine. Seit 1750 wendete man in Massa- chusetts die reichen Brauneisensteine in gröſserem Umfange an. Auch reiche Magneteisensteine wurden schon im Hochofen verschmolzen. Als Gebläse dienten Wassertrommelgebläse, Leder- oder Holzblase- bälge; erstere bei den kleineren Gieſsereihochöfen. Das Frischen geschah, wie in England, nach Art der Wallonschmiede in zwei Her- den, einem Frisch- und einem Ausheizfeuer (chafery). In Pennsyl- vanien hatte man häufig drei Herde zu einem Hammer. Auch hierbei wurden die einfachen Wassertrommelgebläse, die bei vorhandenem Gefälle am leichtesten herzustellen waren, vielfach angewendet.
Die Stahlbereitung geschah nur selten in Frischherden „nach
1) Siehe Swank, a. a. O.
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Amerika.
wurde im Jahre 1785 (25. Georg III. e. 67) erlassen und 1795 er-
neuert und für ewige Zeit gültig erklärt 1). Es waren darin besonders
hervorgehoben Pressen, Stanzen, Walzen von Guſseisen, Schmiede-
eisen oder Stahl, Walzenständer, Formkasten, Drehbänke, Ambosse
und Hammerköpfe für Eisenhämmer, Walzen, Messer, Gestelle für
Eisenschneidwerke u. s. w. So drückend diese Bestimmungen für die
Eisenindustrie damals waren, so hatten sie doch das Gute, daſs sie
die Amerikaner zwangen, sich selbständig ihre Maschinen zu bauen,
selbst zu erfinden. Auf die Verwendung von Maschinenkräften waren
aber die Amerikaner schon damals durch die hohen Löhne und durch
den Mangel an geschulten und erfahrenen gewerblichen Arbeitern an-
gewiesen. Hierdurch entwickelte sich in Nordamerika eine selbständige
Maschinenindustrie, die schon früh auſserordentliches leistete und die
nach und nach in mancher Beziehung die Maschinenfabrikation der
europäischen Staaten überflügelte und deren Lehrmeisterin wurde.
Ein kurzer Überblick der Entwickelung der nordamerikanischen
Eisenindustrie nach dem Befreiungskriege wird manche Illustration
hierzu geben. Holzkohlen waren damals noch das einzige Brenn-
material. Luppen- oder Rennfeuer, in denen mit Vorliebe Rasen- und
Sumpferze zu Schmiedeeisen verschmolzen wurden, waren sehr ver-
breitet, und zwar war das einfache deutsche Luppenfeuer (bloomery)
im allgemeinen Gebrauch. Die Hochöfen waren meist nach englischer
Art zugestellt und aus Backsteinen (bricks) gebaut. Ihre gröſste Höhe
betrug 28 bis 32 Fuſs, die gröſste Weite im Kohlensack 12 Fuſs, doch
wurde 9 Fuſs Weite auch bei den groſsen Öfen vorgezogen.
Rappahannock furnace, dessen Trümmer noch stehen, war aus
sorgfältig behauenen Bruchsteinen aufgeführt. Als Erze dienten meist
Sumpf- und Raseneisensteine. Seit 1750 wendete man in Massa-
chusetts die reichen Brauneisensteine in gröſserem Umfange an. Auch
reiche Magneteisensteine wurden schon im Hochofen verschmolzen.
Als Gebläse dienten Wassertrommelgebläse, Leder- oder Holzblase-
bälge; erstere bei den kleineren Gieſsereihochöfen. Das Frischen
geschah, wie in England, nach Art der Wallonschmiede in zwei Her-
den, einem Frisch- und einem Ausheizfeuer (chafery). In Pennsyl-
vanien hatte man häufig drei Herde zu einem Hammer. Auch hierbei
wurden die einfachen Wassertrommelgebläse, die bei vorhandenem
Gefälle am leichtesten herzustellen waren, vielfach angewendet.
Die Stahlbereitung geschah nur selten in Frischherden „nach
1) Siehe Swank, a. a. O.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1185>, abgerufen am 21.11.2024.
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