Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Amerika.

In Pennsylvanien nahm die Eisenindustrie einen immer grösseren
Umfang an. Auch in technischer Beziehung zeigte sie die grössten
Fortschritte. Hier traten die Rennwerke gegen die Frischhütten sehr
zurück. Die Hochöfen waren höher und besser gebaut. Die Corn-
wall- und Warwicköfen waren 32 Fuss hoch und lieferten, wie auch
der Ofen zu Reading, 25 bis 30 Tonnen die Woche, der Warwickofen
1783 sogar 40 Tonnen die Woche. Dagegen behielten diese Hoch-
öfen die ledernen Blasebälge bei, die zu Cornwall waren 20 Fuss
7 Zoll lang. Eine Frischhütte mit drei Herden und einem Hammer
gab 2 Tonnen Schmiedeeisen die Woche. Der Betrieb ruhte in der
heissen Zeit oft 4 Monate lang. In Berks county waren 1789 6 Hoch-
öfen und 6 Frischhütten im Betrieb. Berkshire furnace, der im Be-
freiungskriege viel Munition für die Armee geliefert hatte, kam 1789
an George Ege, der ihn 1792 kaltlegte und dafür den Reading-Ofen
am Spring creek bei Heidelberg erbaute. Das gleiche Schicksal wie
der Berkshire-Hochofen hatte der Durham-Ofen, der 1791 kaltgestellt
wurde.

Neue Hochöfen wurden gebaut 1782 zu Mount Pleasant in Frank-
lin county von den Brüdern Chambers, zu Mount Hope, 10 Meilen
von Lebanon in Lancaster county von Peter Grubb.

1786 waren in einem Umkreise von 39 engl. Meilen von Lan-
caster 17 Hochofen-, Hammer- und Schneidwerke. 1790 wurde die
London-Hütte mit Hochofen und Hammerwerk von J. Chambers
erbaut. Der Colebrook-Ofen in Lebanon county, der bis 1860
im Betriebe stand, wurde 1791 von R. Coleman erbaut. Neben
zahlreichen Walz- und Schneidwerken entstanden in dieser Zeit auch
die ersten Walzwerke. 1790 wurde am Takony creek in der Graf-
schaft Montgomery das Cheltenham-Walzwerk erbaut. Die in dem-
selben Jahre erbaute Eisenschneidmühle bei Phönixville in Chester
county wurde der Anfang der berühmten Phönix-Eisenwerke. Clemens
Rentgen
wanderte 1781 aus Zweibrücken in der Pfalz nach Kimber-
ton am French creek in der Grafschaft Chester ein, kaufte daselbst
zwei Eisenhämmer und versuchte Stahl zu machen. Er baute dann
ein kleines Walzwerk. Die ganze Anlage wurde Pikeland-works
genannt. Am 17. November 1796 erhielt Rentgen ein Patent für
ein von ihm erfundenes verbessertes Verfahren, Achsen, Bolzen und
Rundstäbe zu schmieden 1).

1795 wurde eine Eisenschneidmühle, die Federal-Slitting mill, zu

1) Vergl. Swank, a. a. O., p. 193.
Amerika.

In Pennsylvanien nahm die Eisenindustrie einen immer gröſseren
Umfang an. Auch in technischer Beziehung zeigte sie die gröſsten
Fortschritte. Hier traten die Rennwerke gegen die Frischhütten sehr
zurück. Die Hochöfen waren höher und besser gebaut. Die Corn-
wall- und Warwicköfen waren 32 Fuſs hoch und lieferten, wie auch
der Ofen zu Reading, 25 bis 30 Tonnen die Woche, der Warwickofen
1783 sogar 40 Tonnen die Woche. Dagegen behielten diese Hoch-
öfen die ledernen Blasebälge bei, die zu Cornwall waren 20 Fuſs
7 Zoll lang. Eine Frischhütte mit drei Herden und einem Hammer
gab 2 Tonnen Schmiedeeisen die Woche. Der Betrieb ruhte in der
heiſsen Zeit oft 4 Monate lang. In Berks county waren 1789 6 Hoch-
öfen und 6 Frischhütten im Betrieb. Berkshire furnace, der im Be-
freiungskriege viel Munition für die Armee geliefert hatte, kam 1789
an George Ege, der ihn 1792 kaltlegte und dafür den Reading-Ofen
am Spring creek bei Heidelberg erbaute. Das gleiche Schicksal wie
der Berkshire-Hochofen hatte der Durham-Ofen, der 1791 kaltgestellt
wurde.

Neue Hochöfen wurden gebaut 1782 zu Mount Pleasant in Frank-
lin county von den Brüdern Chambers, zu Mount Hope, 10 Meilen
von Lebanon in Lancaster county von Peter Grubb.

1786 waren in einem Umkreise von 39 engl. Meilen von Lan-
caster 17 Hochofen-, Hammer- und Schneidwerke. 1790 wurde die
London-Hütte mit Hochofen und Hammerwerk von J. Chambers
erbaut. Der Colebrook-Ofen in Lebanon county, der bis 1860
im Betriebe stand, wurde 1791 von R. Coleman erbaut. Neben
zahlreichen Walz- und Schneidwerken entstanden in dieser Zeit auch
die ersten Walzwerke. 1790 wurde am Takony creek in der Graf-
schaft Montgomery das Cheltenham-Walzwerk erbaut. Die in dem-
selben Jahre erbaute Eisenschneidmühle bei Phönixville in Chester
county wurde der Anfang der berühmten Phönix-Eisenwerke. Clemens
Rentgen
wanderte 1781 aus Zweibrücken in der Pfalz nach Kimber-
ton am French creek in der Grafschaft Chester ein, kaufte daselbst
zwei Eisenhämmer und versuchte Stahl zu machen. Er baute dann
ein kleines Walzwerk. Die ganze Anlage wurde Pikeland-works
genannt. Am 17. November 1796 erhielt Rentgen ein Patent für
ein von ihm erfundenes verbessertes Verfahren, Achsen, Bolzen und
Rundstäbe zu schmieden 1).

1795 wurde eine Eisenschneidmühle, die Federal-Slitting mill, zu

1) Vergl. Swank, a. a. O., p. 193.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f1189" n="1175"/>
            <fw place="top" type="header">Amerika.</fw><lb/>
            <p>In Pennsylvanien nahm die Eisenindustrie einen immer grö&#x017F;seren<lb/>
Umfang an. Auch in technischer Beziehung zeigte sie die grö&#x017F;sten<lb/>
Fortschritte. Hier traten die Rennwerke gegen die Frischhütten sehr<lb/>
zurück. Die Hochöfen waren höher und besser gebaut. Die Corn-<lb/>
wall- und Warwicköfen waren 32 Fu&#x017F;s hoch und lieferten, wie auch<lb/>
der Ofen zu Reading, 25 bis 30 Tonnen die Woche, der Warwickofen<lb/>
1783 sogar 40 Tonnen die Woche. Dagegen behielten diese Hoch-<lb/>
öfen die ledernen Blasebälge bei, die zu Cornwall waren 20 Fu&#x017F;s<lb/>
7 Zoll lang. Eine Frischhütte mit drei Herden und einem Hammer<lb/>
gab 2 Tonnen Schmiedeeisen die Woche. Der Betrieb ruhte in der<lb/>
hei&#x017F;sen Zeit oft 4 Monate lang. In Berks county waren 1789 6 Hoch-<lb/>
öfen und 6 Frischhütten im Betrieb. Berkshire furnace, der im Be-<lb/>
freiungskriege viel Munition für die Armee geliefert hatte, kam 1789<lb/>
an <hi rendition="#g">George Ege</hi>, der ihn 1792 kaltlegte und dafür den Reading-Ofen<lb/>
am Spring creek bei Heidelberg erbaute. Das gleiche Schicksal wie<lb/>
der Berkshire-Hochofen hatte der Durham-Ofen, der 1791 kaltgestellt<lb/>
wurde.</p><lb/>
            <p>Neue Hochöfen wurden gebaut 1782 zu Mount Pleasant in Frank-<lb/>
lin county von den Brüdern <hi rendition="#g">Chambers</hi>, zu Mount Hope, 10 Meilen<lb/>
von Lebanon in Lancaster county von <hi rendition="#g">Peter Grubb</hi>.</p><lb/>
            <p>1786 waren in einem Umkreise von 39 engl. Meilen von Lan-<lb/>
caster 17 Hochofen-, Hammer- und Schneidwerke. 1790 wurde die<lb/>
London-Hütte mit Hochofen und Hammerwerk von J. <hi rendition="#g">Chambers</hi><lb/>
erbaut. Der Colebrook-Ofen in Lebanon county, der bis 1860<lb/>
im Betriebe stand, wurde 1791 von R. <hi rendition="#g">Coleman</hi> erbaut. Neben<lb/>
zahlreichen Walz- und Schneidwerken entstanden in dieser Zeit auch<lb/>
die ersten Walzwerke. 1790 wurde am Takony creek in der Graf-<lb/>
schaft Montgomery das Cheltenham-Walzwerk erbaut. Die in dem-<lb/>
selben Jahre erbaute Eisenschneidmühle bei Phönixville in Chester<lb/>
county wurde der Anfang der berühmten Phönix-Eisenwerke. <hi rendition="#g">Clemens<lb/>
Rentgen</hi> wanderte 1781 aus Zweibrücken in der Pfalz nach Kimber-<lb/>
ton am French creek in der Grafschaft Chester ein, kaufte daselbst<lb/>
zwei Eisenhämmer und versuchte Stahl zu machen. Er baute dann<lb/>
ein kleines Walzwerk. Die ganze Anlage wurde Pikeland-works<lb/>
genannt. Am 17. November 1796 erhielt <hi rendition="#g">Rentgen</hi> ein Patent für<lb/>
ein von ihm erfundenes verbessertes Verfahren, Achsen, Bolzen und<lb/>
Rundstäbe zu schmieden <note place="foot" n="1)">Vergl. <hi rendition="#g">Swank</hi>, a. a. O., p. 193.</note>.</p><lb/>
            <p>1795 wurde eine Eisenschneidmühle, die Federal-Slitting mill, zu<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1175/1189] Amerika. In Pennsylvanien nahm die Eisenindustrie einen immer gröſseren Umfang an. Auch in technischer Beziehung zeigte sie die gröſsten Fortschritte. Hier traten die Rennwerke gegen die Frischhütten sehr zurück. Die Hochöfen waren höher und besser gebaut. Die Corn- wall- und Warwicköfen waren 32 Fuſs hoch und lieferten, wie auch der Ofen zu Reading, 25 bis 30 Tonnen die Woche, der Warwickofen 1783 sogar 40 Tonnen die Woche. Dagegen behielten diese Hoch- öfen die ledernen Blasebälge bei, die zu Cornwall waren 20 Fuſs 7 Zoll lang. Eine Frischhütte mit drei Herden und einem Hammer gab 2 Tonnen Schmiedeeisen die Woche. Der Betrieb ruhte in der heiſsen Zeit oft 4 Monate lang. In Berks county waren 1789 6 Hoch- öfen und 6 Frischhütten im Betrieb. Berkshire furnace, der im Be- freiungskriege viel Munition für die Armee geliefert hatte, kam 1789 an George Ege, der ihn 1792 kaltlegte und dafür den Reading-Ofen am Spring creek bei Heidelberg erbaute. Das gleiche Schicksal wie der Berkshire-Hochofen hatte der Durham-Ofen, der 1791 kaltgestellt wurde. Neue Hochöfen wurden gebaut 1782 zu Mount Pleasant in Frank- lin county von den Brüdern Chambers, zu Mount Hope, 10 Meilen von Lebanon in Lancaster county von Peter Grubb. 1786 waren in einem Umkreise von 39 engl. Meilen von Lan- caster 17 Hochofen-, Hammer- und Schneidwerke. 1790 wurde die London-Hütte mit Hochofen und Hammerwerk von J. Chambers erbaut. Der Colebrook-Ofen in Lebanon county, der bis 1860 im Betriebe stand, wurde 1791 von R. Coleman erbaut. Neben zahlreichen Walz- und Schneidwerken entstanden in dieser Zeit auch die ersten Walzwerke. 1790 wurde am Takony creek in der Graf- schaft Montgomery das Cheltenham-Walzwerk erbaut. Die in dem- selben Jahre erbaute Eisenschneidmühle bei Phönixville in Chester county wurde der Anfang der berühmten Phönix-Eisenwerke. Clemens Rentgen wanderte 1781 aus Zweibrücken in der Pfalz nach Kimber- ton am French creek in der Grafschaft Chester ein, kaufte daselbst zwei Eisenhämmer und versuchte Stahl zu machen. Er baute dann ein kleines Walzwerk. Die ganze Anlage wurde Pikeland-works genannt. Am 17. November 1796 erhielt Rentgen ein Patent für ein von ihm erfundenes verbessertes Verfahren, Achsen, Bolzen und Rundstäbe zu schmieden 1). 1795 wurde eine Eisenschneidmühle, die Federal-Slitting mill, zu 1) Vergl. Swank, a. a. O., p. 193.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1189
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1189>, abgerufen am 21.11.2024.