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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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und breit, ohne Funken emporwallte, so war dies ein Zeichen
richtiger Schmelzung; war sie sehr hoch und rauchend, so deutete
dies auf Kochen im Herd, unvollkommene Reduktion und Ver-
schlackung von Eisen. War die Tümpelflamme stark, hell und
rauchend, so war mehr Erz nötig, war sie dunkel, mehr Kohle.
Warf das flüssige Eisen Funken, so gab man mehr Kohlen, war
die Oberfläche beim Laufenlassen glatt und wie poliert, mehr Erz.
Zuweilen kochte das Eisen heftig im Herd und begann zu speien,
dann verdunkelte sich die Form mit schwarzer Schlacke, die aus-
gezogenen Schlacken waren schwammig und eisenreich, die Hitze
im Gestell nahm ab und es füllte sich rasch mit schmieriger Masse,
wobei viel Eisen verschlackte und verloren ging. Der Arbeiter musste
suchen, die kochenden Schlacken einzudämmen, die Formen oft und
sorgfältig zu reinigen, sonst drohte Gefahr, dass sich das Gestell
ganz zusetzte. Swedenborg vergleicht diesen Rohgang mit dem
Gähren des Weinmostes, wobei das unreduziert in das Gestell ge-
langende Erz wie Hefe wirke. Ähnliche Wirkung erzeugten nasse, alte
Kohlen, zu wenig und schlechter Kalk, wenn halbgare Massen, welche
noch schweflige Bestandteile eingemengt enthielten, sich von der Rast
loslösten und in das geschmolzene Eisen im Gestell stürzten, sodann,
wenn das Mauerwerk über der Form zu weit zerstört war, endlich
Feuchtigkeit im Ofen, sowie ungeröstetes, besonders pulveriges Erz.
Die Zeichen für den beginnenden Rohgang seien: wenn die Schlacken
dicht aus dem Vorherd brächen, sich blasig aufblähten und in langem
Laufe langsam wälzten, denn dann sei ihnen bereits Eisen oder Erz-
pulver beigemengt, welches sie in Gährung versetze; ebenso, wenn
die schaumigen Schlacken beim Austreten in Blasen zerplatzten und
zusammenfielen und nach dem Erstarren eine löcherige, von Kanälen
und Blasen erfüllte Masse bildeten; ebenso, wenn die bläuliche Farbe
der Schlacken in die schwarze übergehe, was die Aufnahme von
Eisen andeute, allmählich werde sie dann schwarz und zähe wie Pech;
ferner, wenn die Gichtflamme mit Unterbrechungen dicht in die Höhe
walle, manchmal zu verlöschen scheine und dann wieder eine hohe,
unruhige Fackel bilde. Dies deute auf Unruhe im Herd. Werde
sie rot und rauchig, so verkünde dies herannahenden Sturm. Ebenso
leuchte dann die Tümpelflamme ungleich und heftig und werde dann
gelb, rauchig und dunkel. Am deutlichsten sähe man das Kochen
durch die Form. Durch folgende Mittel suchte man dem Rohgang
entgegenzuwirken: 1. arbeitet man mit der Eisenstange in dem
flüssigen Brei, wodurch sich das Leichte von dem Schweren scheidet;

Hochöfen bis 1734.
und breit, ohne Funken emporwallte, so war dies ein Zeichen
richtiger Schmelzung; war sie sehr hoch und rauchend, so deutete
dies auf Kochen im Herd, unvollkommene Reduktion und Ver-
schlackung von Eisen. War die Tümpelflamme stark, hell und
rauchend, so war mehr Erz nötig, war sie dunkel, mehr Kohle.
Warf das flüssige Eisen Funken, so gab man mehr Kohlen, war
die Oberfläche beim Laufenlassen glatt und wie poliert, mehr Erz.
Zuweilen kochte das Eisen heftig im Herd und begann zu speien,
dann verdunkelte sich die Form mit schwarzer Schlacke, die aus-
gezogenen Schlacken waren schwammig und eisenreich, die Hitze
im Gestell nahm ab und es füllte sich rasch mit schmieriger Masse,
wobei viel Eisen verschlackte und verloren ging. Der Arbeiter muſste
suchen, die kochenden Schlacken einzudämmen, die Formen oft und
sorgfältig zu reinigen, sonst drohte Gefahr, daſs sich das Gestell
ganz zusetzte. Swedenborg vergleicht diesen Rohgang mit dem
Gähren des Weinmostes, wobei das unreduziert in das Gestell ge-
langende Erz wie Hefe wirke. Ähnliche Wirkung erzeugten nasse, alte
Kohlen, zu wenig und schlechter Kalk, wenn halbgare Massen, welche
noch schweflige Bestandteile eingemengt enthielten, sich von der Rast
loslösten und in das geschmolzene Eisen im Gestell stürzten, sodann,
wenn das Mauerwerk über der Form zu weit zerstört war, endlich
Feuchtigkeit im Ofen, sowie ungeröstetes, besonders pulveriges Erz.
Die Zeichen für den beginnenden Rohgang seien: wenn die Schlacken
dicht aus dem Vorherd brächen, sich blasig aufblähten und in langem
Laufe langsam wälzten, denn dann sei ihnen bereits Eisen oder Erz-
pulver beigemengt, welches sie in Gährung versetze; ebenso, wenn
die schaumigen Schlacken beim Austreten in Blasen zerplatzten und
zusammenfielen und nach dem Erstarren eine löcherige, von Kanälen
und Blasen erfüllte Masse bildeten; ebenso, wenn die bläuliche Farbe
der Schlacken in die schwarze übergehe, was die Aufnahme von
Eisen andeute, allmählich werde sie dann schwarz und zähe wie Pech;
ferner, wenn die Gichtflamme mit Unterbrechungen dicht in die Höhe
walle, manchmal zu verlöschen scheine und dann wieder eine hohe,
unruhige Fackel bilde. Dies deute auf Unruhe im Herd. Werde
sie rot und rauchig, so verkünde dies herannahenden Sturm. Ebenso
leuchte dann die Tümpelflamme ungleich und heftig und werde dann
gelb, rauchig und dunkel. Am deutlichsten sähe man das Kochen
durch die Form. Durch folgende Mittel suchte man dem Rohgang
entgegenzuwirken: 1. arbeitet man mit der Eisenstange in dem
flüssigen Brei, wodurch sich das Leichte von dem Schweren scheidet;

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[148/0162] Hochöfen bis 1734. und breit, ohne Funken emporwallte, so war dies ein Zeichen richtiger Schmelzung; war sie sehr hoch und rauchend, so deutete dies auf Kochen im Herd, unvollkommene Reduktion und Ver- schlackung von Eisen. War die Tümpelflamme stark, hell und rauchend, so war mehr Erz nötig, war sie dunkel, mehr Kohle. Warf das flüssige Eisen Funken, so gab man mehr Kohlen, war die Oberfläche beim Laufenlassen glatt und wie poliert, mehr Erz. Zuweilen kochte das Eisen heftig im Herd und begann zu speien, dann verdunkelte sich die Form mit schwarzer Schlacke, die aus- gezogenen Schlacken waren schwammig und eisenreich, die Hitze im Gestell nahm ab und es füllte sich rasch mit schmieriger Masse, wobei viel Eisen verschlackte und verloren ging. Der Arbeiter muſste suchen, die kochenden Schlacken einzudämmen, die Formen oft und sorgfältig zu reinigen, sonst drohte Gefahr, daſs sich das Gestell ganz zusetzte. Swedenborg vergleicht diesen Rohgang mit dem Gähren des Weinmostes, wobei das unreduziert in das Gestell ge- langende Erz wie Hefe wirke. Ähnliche Wirkung erzeugten nasse, alte Kohlen, zu wenig und schlechter Kalk, wenn halbgare Massen, welche noch schweflige Bestandteile eingemengt enthielten, sich von der Rast loslösten und in das geschmolzene Eisen im Gestell stürzten, sodann, wenn das Mauerwerk über der Form zu weit zerstört war, endlich Feuchtigkeit im Ofen, sowie ungeröstetes, besonders pulveriges Erz. Die Zeichen für den beginnenden Rohgang seien: wenn die Schlacken dicht aus dem Vorherd brächen, sich blasig aufblähten und in langem Laufe langsam wälzten, denn dann sei ihnen bereits Eisen oder Erz- pulver beigemengt, welches sie in Gährung versetze; ebenso, wenn die schaumigen Schlacken beim Austreten in Blasen zerplatzten und zusammenfielen und nach dem Erstarren eine löcherige, von Kanälen und Blasen erfüllte Masse bildeten; ebenso, wenn die bläuliche Farbe der Schlacken in die schwarze übergehe, was die Aufnahme von Eisen andeute, allmählich werde sie dann schwarz und zähe wie Pech; ferner, wenn die Gichtflamme mit Unterbrechungen dicht in die Höhe walle, manchmal zu verlöschen scheine und dann wieder eine hohe, unruhige Fackel bilde. Dies deute auf Unruhe im Herd. Werde sie rot und rauchig, so verkünde dies herannahenden Sturm. Ebenso leuchte dann die Tümpelflamme ungleich und heftig und werde dann gelb, rauchig und dunkel. Am deutlichsten sähe man das Kochen durch die Form. Durch folgende Mittel suchte man dem Rohgang entgegenzuwirken: 1. arbeitet man mit der Eisenstange in dem flüssigen Brei, wodurch sich das Leichte von dem Schweren scheidet;

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/162>, abgerufen am 10.05.2024.