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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei bis 1750.
welcher als Gehilfe angenommen war und einen offenen Kopf hatte,
soll Darby zuerst veranlasst haben, die Formen statt in Lehm in
Formsand nach Modellen herzustellen. Darby versuchte es, hatte
Erfolg damit und verlegte sich nun auf den Sandguss, was er, um
sein Geheimnis zu bewahren, bei verschlossenen Thüren und Fenstern
und verstopften Schlüssellöchern that. Den früheren Schäferjungen
nahm er in sein Geschäft, und John Thomas und dessen Nachkommen
waren von 1709 bis 1828 die vertrauten und treuen Beamten der
Familie Darby. 1708 hatte Abraham ein Patent auf sein Verfahren
genommen, dessen Wortlaut einen klaren Einblick in den damaligen
Stand der Eisengiesserei in England gewährt. Es heisst darin: "In
Anbetracht, dass unser getreuer und sehr geliebter Abraham Darby,
von unserer Stadt Bristol, Schmied, durch sein Gesuch ehrfurchtsvoll
vorgestellt hat, dass er durch sein Studium, seinen Fleiss und seine
Auslagen eine neue Art ausfindig gemacht und vervollkommnet hat,
bauchige Töpfe und andere bauchige Waren nur in Sand zu giessen,
ohne Lehm oder Thon, wodurch solche eiserne Töpfe oder Waren
schöner, leichter und geschwinder gegossen und billiger geliefert werden
können, als auf dem gewöhnlichen Wege; in Anbetracht, dass die
Billigkeit des Gusses aber von grossem Vorteil für die Armen in
unserem Königreich, welche dieselben am meisten benutzen, sein wird
und dies aller Wahrscheinlichkeit nach die englischen Kaufleute davon
abhalten wird, fremde Märkte wegen solcher Waren, wovon jetzt
grosse Massen eingeführt werden, aufzusuchen, vielmehr gleicherweise
im Laufe der Zeit andere Märkte mit den Produkten unseres Reiches
versehen werden können etc. etc., gewähren wir dem genannten Abraham
Darby die volle Gewalt und das alleinige Privileg, solche Töpfe und
Waren zu machen und zu verkaufen für den Zeitraum von 14 Jahren
von jetzt an".

Darby, überzeugt von der Bedeutung seiner Erfindung, beab-
sichtigte die Baptist mills bedeutend zu vergrössern, stiess aber, wie
oben schon mitgeteilt, auf den Widerstand seiner ängstlichen Ge-
schäftsteilhaber, die sich weigerten, die Mittel dafür herzugeben.
Entschlossen, sein Projekt auszubeuten, verliess er Bristol und
gründete die berühmte Eisengiesserei zu Coalbrookdale, deren Erzeug-
nisse sich bald in ganz England hohen Ruf erwarben.

Das Giessen selbst geschah im Anfang des 18. Jahrhunderts
fast ausschliesslich direkt aus den Hochöfen. Man betrieb solche zu-
weilen nur auf Gusswaren. Häufiger aber dienten die Öfen zur Er-
zeugung von Frischereieisen und wurden nur ab und zu, je nach

Die Eisengieſserei bis 1750.
welcher als Gehilfe angenommen war und einen offenen Kopf hatte,
soll Darby zuerst veranlaſst haben, die Formen statt in Lehm in
Formsand nach Modellen herzustellen. Darby versuchte es, hatte
Erfolg damit und verlegte sich nun auf den Sandguſs, was er, um
sein Geheimnis zu bewahren, bei verschlossenen Thüren und Fenstern
und verstopften Schlüssellöchern that. Den früheren Schäferjungen
nahm er in sein Geschäft, und John Thomas und dessen Nachkommen
waren von 1709 bis 1828 die vertrauten und treuen Beamten der
Familie Darby. 1708 hatte Abraham ein Patent auf sein Verfahren
genommen, dessen Wortlaut einen klaren Einblick in den damaligen
Stand der Eisengieſserei in England gewährt. Es heiſst darin: „In
Anbetracht, daſs unser getreuer und sehr geliebter Abraham Darby,
von unserer Stadt Bristol, Schmied, durch sein Gesuch ehrfurchtsvoll
vorgestellt hat, daſs er durch sein Studium, seinen Fleiſs und seine
Auslagen eine neue Art ausfindig gemacht und vervollkommnet hat,
bauchige Töpfe und andere bauchige Waren nur in Sand zu gieſsen,
ohne Lehm oder Thon, wodurch solche eiserne Töpfe oder Waren
schöner, leichter und geschwinder gegossen und billiger geliefert werden
können, als auf dem gewöhnlichen Wege; in Anbetracht, daſs die
Billigkeit des Gusses aber von groſsem Vorteil für die Armen in
unserem Königreich, welche dieselben am meisten benutzen, sein wird
und dies aller Wahrscheinlichkeit nach die englischen Kaufleute davon
abhalten wird, fremde Märkte wegen solcher Waren, wovon jetzt
groſse Massen eingeführt werden, aufzusuchen, vielmehr gleicherweise
im Laufe der Zeit andere Märkte mit den Produkten unseres Reiches
versehen werden können etc. etc., gewähren wir dem genannten Abraham
Darby die volle Gewalt und das alleinige Privileg, solche Töpfe und
Waren zu machen und zu verkaufen für den Zeitraum von 14 Jahren
von jetzt an“.

Darby, überzeugt von der Bedeutung seiner Erfindung, beab-
sichtigte die Baptist mills bedeutend zu vergröſsern, stieſs aber, wie
oben schon mitgeteilt, auf den Widerstand seiner ängstlichen Ge-
schäftsteilhaber, die sich weigerten, die Mittel dafür herzugeben.
Entschlossen, sein Projekt auszubeuten, verlieſs er Bristol und
gründete die berühmte Eisengieſserei zu Coalbrookdale, deren Erzeug-
nisse sich bald in ganz England hohen Ruf erwarben.

Das Gieſsen selbst geschah im Anfang des 18. Jahrhunderts
fast ausschlieſslich direkt aus den Hochöfen. Man betrieb solche zu-
weilen nur auf Guſswaren. Häufiger aber dienten die Öfen zur Er-
zeugung von Frischereieisen und wurden nur ab und zu, je nach

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[165/0179] Die Eisengieſserei bis 1750. welcher als Gehilfe angenommen war und einen offenen Kopf hatte, soll Darby zuerst veranlaſst haben, die Formen statt in Lehm in Formsand nach Modellen herzustellen. Darby versuchte es, hatte Erfolg damit und verlegte sich nun auf den Sandguſs, was er, um sein Geheimnis zu bewahren, bei verschlossenen Thüren und Fenstern und verstopften Schlüssellöchern that. Den früheren Schäferjungen nahm er in sein Geschäft, und John Thomas und dessen Nachkommen waren von 1709 bis 1828 die vertrauten und treuen Beamten der Familie Darby. 1708 hatte Abraham ein Patent auf sein Verfahren genommen, dessen Wortlaut einen klaren Einblick in den damaligen Stand der Eisengieſserei in England gewährt. Es heiſst darin: „In Anbetracht, daſs unser getreuer und sehr geliebter Abraham Darby, von unserer Stadt Bristol, Schmied, durch sein Gesuch ehrfurchtsvoll vorgestellt hat, daſs er durch sein Studium, seinen Fleiſs und seine Auslagen eine neue Art ausfindig gemacht und vervollkommnet hat, bauchige Töpfe und andere bauchige Waren nur in Sand zu gieſsen, ohne Lehm oder Thon, wodurch solche eiserne Töpfe oder Waren schöner, leichter und geschwinder gegossen und billiger geliefert werden können, als auf dem gewöhnlichen Wege; in Anbetracht, daſs die Billigkeit des Gusses aber von groſsem Vorteil für die Armen in unserem Königreich, welche dieselben am meisten benutzen, sein wird und dies aller Wahrscheinlichkeit nach die englischen Kaufleute davon abhalten wird, fremde Märkte wegen solcher Waren, wovon jetzt groſse Massen eingeführt werden, aufzusuchen, vielmehr gleicherweise im Laufe der Zeit andere Märkte mit den Produkten unseres Reiches versehen werden können etc. etc., gewähren wir dem genannten Abraham Darby die volle Gewalt und das alleinige Privileg, solche Töpfe und Waren zu machen und zu verkaufen für den Zeitraum von 14 Jahren von jetzt an“. Darby, überzeugt von der Bedeutung seiner Erfindung, beab- sichtigte die Baptist mills bedeutend zu vergröſsern, stieſs aber, wie oben schon mitgeteilt, auf den Widerstand seiner ängstlichen Ge- schäftsteilhaber, die sich weigerten, die Mittel dafür herzugeben. Entschlossen, sein Projekt auszubeuten, verlieſs er Bristol und gründete die berühmte Eisengieſserei zu Coalbrookdale, deren Erzeug- nisse sich bald in ganz England hohen Ruf erwarben. Das Gieſsen selbst geschah im Anfang des 18. Jahrhunderts fast ausschlieſslich direkt aus den Hochöfen. Man betrieb solche zu- weilen nur auf Guſswaren. Häufiger aber dienten die Öfen zur Er- zeugung von Frischereieisen und wurden nur ab und zu, je nach

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/179>, abgerufen am 23.11.2024.