Roheisen, sondern bei diesen wieder zahlreiche Untergruppen, wie weissstrahlig, dichtweiss, luckigweiss, feinkörnig grau, grobkörnig grau, blätterig grau, blätterig schwarz. Er untersuchte den Bruch mit der Lupe und dem Mikroskop und stellte die charakteristischen Bruch- flächen in Zeichnung und Kupferstich dar.
Ihm gebührt das Verdienst, zuerst auf die hervorragende Be- deutung des grauen Roheisens für Herstellung von Gusswaren hin- gewiesen und die Gründe dafür entwickelt zu haben. In einem be- sonderen Memoire 1) verfocht er die These, dass das Eisen unter allen Metallen sich am vollkommensten in Formen giessen lasse, und zwar deshalb, weil es nach angestellten Versuchen das einzige Metall sei, welches die Formen vollständig ausfülle, indem graues Roheisen beim Erstarren nicht schwinde, sondern sich sogar etwas ausdehne, wäh- rend alle übrigen Metalle sich hierbei zusammenziehen. Dies sähe man schon daran, dass die Gusstrichter von grauem Gusseisen konvexe Oberfläche haben, während die aller anderen Metalle konkav sind. Dies gehe auch daraus hervor, dass festes Eisen auf flüssigem von gleicher Zusammensetzung schwimme, während sich die anderen Me- talle, Wismut ausgenommen, umgekehrt verhalten. Diese interessante Erscheinung hat er durch eine Reihe von Versuchen bestätigt. Graues Eisen schwimmt nach Reaumur leichter als weisses; taucht man das schwimmende Stück von festem, grauem Eisen in dem flüssigen Eisen unter, so kommt es wieder an die Oberfläche.
Das Roheisen wird durch Umschmelzen härter. Will man ihm seine Weichheit erhalten, so muss man die Tiegel, in denen man es schmilzt, gut mit Holzkohlen oder mit einem Gemenge von Holz- kohlen und Knochenkohlen zu gleichen Teilen ausfüllen. Auch erwies sich ein Zusatz von 1/20 bis 1/40 Sublimat (sublime corrosive) als günstig. Andere Stoffe dagegen bewirkten das Gegenteil und machten das graue Eisen weiss. Überhaupt geht graues Eisen leicht in weisses über, wie z. B. schon durch rasches Abkühlen. Reaumurs Ver- suche, Eisen dadurch weicher zu machen, dass man ihm im flüssigen Zustande verschiedene Stoffe einrührte, waren ohne Erfolg, in den meisten Fällen wurde das Eisen dadurch hart. Ebenso wird das Eisen weiss, wenn man Schmiedeeisen oder aduzierten Guss mit grauem Gusseisen zusammenschmilzt. Dem allzu grauen Eisen kann man eine schöne Farbe geben, ohne ihm seine Weichheit zu nehmen, wenn man es mit etwas Alaun schmilzt. Im allgemeinen hält Reaumur
1) Siehe Mem. de l'acad. d. Sciences 1726, p. 385.
Die Eisengieſserei bis 1750.
Roheisen, sondern bei diesen wieder zahlreiche Untergruppen, wie weiſsstrahlig, dichtweiſs, luckigweiſs, feinkörnig grau, grobkörnig grau, blätterig grau, blätterig schwarz. Er untersuchte den Bruch mit der Lupe und dem Mikroskop und stellte die charakteristischen Bruch- flächen in Zeichnung und Kupferstich dar.
Ihm gebührt das Verdienst, zuerst auf die hervorragende Be- deutung des grauen Roheisens für Herstellung von Guſswaren hin- gewiesen und die Gründe dafür entwickelt zu haben. In einem be- sonderen Mémoire 1) verfocht er die These, daſs das Eisen unter allen Metallen sich am vollkommensten in Formen gieſsen lasse, und zwar deshalb, weil es nach angestellten Versuchen das einzige Metall sei, welches die Formen vollständig ausfülle, indem graues Roheisen beim Erstarren nicht schwinde, sondern sich sogar etwas ausdehne, wäh- rend alle übrigen Metalle sich hierbei zusammenziehen. Dies sähe man schon daran, daſs die Guſstrichter von grauem Guſseisen konvexe Oberfläche haben, während die aller anderen Metalle konkav sind. Dies gehe auch daraus hervor, daſs festes Eisen auf flüssigem von gleicher Zusammensetzung schwimme, während sich die anderen Me- talle, Wismut ausgenommen, umgekehrt verhalten. Diese interessante Erscheinung hat er durch eine Reihe von Versuchen bestätigt. Graues Eisen schwimmt nach Reaumur leichter als weiſses; taucht man das schwimmende Stück von festem, grauem Eisen in dem flüssigen Eisen unter, so kommt es wieder an die Oberfläche.
Das Roheisen wird durch Umschmelzen härter. Will man ihm seine Weichheit erhalten, so muſs man die Tiegel, in denen man es schmilzt, gut mit Holzkohlen oder mit einem Gemenge von Holz- kohlen und Knochenkohlen zu gleichen Teilen ausfüllen. Auch erwies sich ein Zusatz von 1/20 bis 1/40 Sublimat (sublimé corrosive) als günstig. Andere Stoffe dagegen bewirkten das Gegenteil und machten das graue Eisen weiſs. Überhaupt geht graues Eisen leicht in weiſses über, wie z. B. schon durch rasches Abkühlen. Reaumurs Ver- suche, Eisen dadurch weicher zu machen, daſs man ihm im flüssigen Zustande verschiedene Stoffe einrührte, waren ohne Erfolg, in den meisten Fällen wurde das Eisen dadurch hart. Ebenso wird das Eisen weiſs, wenn man Schmiedeeisen oder aduzierten Guſs mit grauem Guſseisen zusammenschmilzt. Dem allzu grauen Eisen kann man eine schöne Farbe geben, ohne ihm seine Weichheit zu nehmen, wenn man es mit etwas Alaun schmilzt. Im allgemeinen hält Reaumur
1) Siehe Mém. de l’acad. d. Sciences 1726, p. 385.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0181"n="167"/><fwplace="top"type="header">Die Eisengieſserei bis 1750.</fw><lb/>
Roheisen, sondern bei diesen wieder zahlreiche Untergruppen, wie<lb/>
weiſsstrahlig, dichtweiſs, luckigweiſs, feinkörnig grau, grobkörnig grau,<lb/>
blätterig grau, blätterig schwarz. Er untersuchte den Bruch mit der<lb/>
Lupe und dem Mikroskop und stellte die charakteristischen Bruch-<lb/>
flächen in Zeichnung und Kupferstich dar.</p><lb/><p>Ihm gebührt das Verdienst, zuerst auf die hervorragende Be-<lb/>
deutung des grauen Roheisens für Herstellung von Guſswaren hin-<lb/>
gewiesen und die Gründe dafür entwickelt zu haben. In einem be-<lb/>
sonderen Mémoire <noteplace="foot"n="1)">Siehe Mém. de l’acad. d. Sciences 1726, p. 385.</note> verfocht er die These, daſs das Eisen unter allen<lb/>
Metallen sich am vollkommensten in Formen gieſsen lasse, und zwar<lb/>
deshalb, weil es nach angestellten Versuchen das einzige Metall sei,<lb/>
welches die Formen vollständig ausfülle, indem graues Roheisen beim<lb/>
Erstarren nicht schwinde, sondern sich sogar etwas ausdehne, wäh-<lb/>
rend alle übrigen Metalle sich hierbei zusammenziehen. Dies sähe<lb/>
man schon daran, daſs die Guſstrichter von grauem Guſseisen konvexe<lb/>
Oberfläche haben, während die aller anderen Metalle konkav sind.<lb/>
Dies gehe auch daraus hervor, daſs festes Eisen auf flüssigem von<lb/>
gleicher Zusammensetzung schwimme, während sich die anderen Me-<lb/>
talle, Wismut ausgenommen, umgekehrt verhalten. Diese interessante<lb/>
Erscheinung hat er durch eine Reihe von Versuchen bestätigt. Graues<lb/>
Eisen schwimmt nach <hirendition="#g">Reaumur</hi> leichter als weiſses; taucht man<lb/>
das schwimmende Stück von festem, grauem Eisen in dem flüssigen<lb/>
Eisen unter, so kommt es wieder an die Oberfläche.</p><lb/><p>Das Roheisen wird durch Umschmelzen härter. Will man ihm<lb/>
seine Weichheit erhalten, so muſs man die Tiegel, in denen man es<lb/>
schmilzt, gut mit Holzkohlen oder mit einem Gemenge von Holz-<lb/>
kohlen und Knochenkohlen zu gleichen Teilen ausfüllen. Auch erwies<lb/>
sich ein Zusatz von 1/20 bis 1/40 Sublimat (sublimé corrosive) als<lb/>
günstig. Andere Stoffe dagegen bewirkten das Gegenteil und machten<lb/>
das graue Eisen weiſs. Überhaupt geht graues Eisen leicht in weiſses<lb/>
über, wie z. B. schon durch rasches Abkühlen. <hirendition="#g">Reaumurs</hi> Ver-<lb/>
suche, Eisen dadurch weicher zu machen, daſs man ihm im flüssigen<lb/>
Zustande verschiedene Stoffe einrührte, waren ohne Erfolg, in den<lb/>
meisten Fällen wurde das Eisen dadurch hart. Ebenso wird das<lb/>
Eisen weiſs, wenn man Schmiedeeisen oder aduzierten Guſs mit grauem<lb/>
Guſseisen zusammenschmilzt. Dem allzu grauen Eisen kann man<lb/>
eine schöne Farbe geben, ohne ihm seine Weichheit zu nehmen, wenn<lb/>
man es mit etwas Alaun schmilzt. Im allgemeinen hält <hirendition="#g">Reaumur</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[167/0181]
Die Eisengieſserei bis 1750.
Roheisen, sondern bei diesen wieder zahlreiche Untergruppen, wie
weiſsstrahlig, dichtweiſs, luckigweiſs, feinkörnig grau, grobkörnig grau,
blätterig grau, blätterig schwarz. Er untersuchte den Bruch mit der
Lupe und dem Mikroskop und stellte die charakteristischen Bruch-
flächen in Zeichnung und Kupferstich dar.
Ihm gebührt das Verdienst, zuerst auf die hervorragende Be-
deutung des grauen Roheisens für Herstellung von Guſswaren hin-
gewiesen und die Gründe dafür entwickelt zu haben. In einem be-
sonderen Mémoire 1) verfocht er die These, daſs das Eisen unter allen
Metallen sich am vollkommensten in Formen gieſsen lasse, und zwar
deshalb, weil es nach angestellten Versuchen das einzige Metall sei,
welches die Formen vollständig ausfülle, indem graues Roheisen beim
Erstarren nicht schwinde, sondern sich sogar etwas ausdehne, wäh-
rend alle übrigen Metalle sich hierbei zusammenziehen. Dies sähe
man schon daran, daſs die Guſstrichter von grauem Guſseisen konvexe
Oberfläche haben, während die aller anderen Metalle konkav sind.
Dies gehe auch daraus hervor, daſs festes Eisen auf flüssigem von
gleicher Zusammensetzung schwimme, während sich die anderen Me-
talle, Wismut ausgenommen, umgekehrt verhalten. Diese interessante
Erscheinung hat er durch eine Reihe von Versuchen bestätigt. Graues
Eisen schwimmt nach Reaumur leichter als weiſses; taucht man
das schwimmende Stück von festem, grauem Eisen in dem flüssigen
Eisen unter, so kommt es wieder an die Oberfläche.
Das Roheisen wird durch Umschmelzen härter. Will man ihm
seine Weichheit erhalten, so muſs man die Tiegel, in denen man es
schmilzt, gut mit Holzkohlen oder mit einem Gemenge von Holz-
kohlen und Knochenkohlen zu gleichen Teilen ausfüllen. Auch erwies
sich ein Zusatz von 1/20 bis 1/40 Sublimat (sublimé corrosive) als
günstig. Andere Stoffe dagegen bewirkten das Gegenteil und machten
das graue Eisen weiſs. Überhaupt geht graues Eisen leicht in weiſses
über, wie z. B. schon durch rasches Abkühlen. Reaumurs Ver-
suche, Eisen dadurch weicher zu machen, daſs man ihm im flüssigen
Zustande verschiedene Stoffe einrührte, waren ohne Erfolg, in den
meisten Fällen wurde das Eisen dadurch hart. Ebenso wird das
Eisen weiſs, wenn man Schmiedeeisen oder aduzierten Guſs mit grauem
Guſseisen zusammenschmilzt. Dem allzu grauen Eisen kann man
eine schöne Farbe geben, ohne ihm seine Weichheit zu nehmen, wenn
man es mit etwas Alaun schmilzt. Im allgemeinen hält Reaumur
1) Siehe Mém. de l’acad. d. Sciences 1726, p. 385.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/181>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.