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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei bis 1750.
Jedenfalls wird auch in der Folge daran kein Mangel sein. Am
besten giesst man es erst zu dünnen Plättchen aus, die man besser
in gleiche Stückchen zerschlagen kann.

Was nun den Schmelzofen betrifft, so erinnert derselbe in der
Gestalt an einen kleinen Hochofen; aber er ist noch kleiner, als der,
den wir empfehlen wollen, und hat den Nachteil, dass er bei jedem
Guss umgestürzt und bei dem folgenden Guss neu aufgebaut werden
muss. Er besteht (Fig. 23) nämlich aus zwei Teilen, aus einer Art
von Tiegel [poche 1) genannt] und aus einem konischen Schacht (la

[Abbildung] Fig. 23.
manche), welchen man darauf setzt. Für den
Tiegel nimmt man oft einen alten eisernen
Topf, den man etwa 11/2 Zoll mit sandigem
Lehm auskleidet. Will man ihn aber öfter be-
nutzen, so muss man ihn mit gutem, feuerfestem
Thon auskleiden. Der Tiegel hat ebenso wie
der Schacht einen aufeinander passenden, halb-
kreisförmigen Ausschnitt, welcher die Form-
öffnung bildet. Den Schacht oder Sturz um-
kleidet man auch mit Eisen, wozu sich die
Giesser zuweilen mehrerer alter Töpfe ohne
Böden bedienen, besser ist aber, ihn von Blech
zu machen. Man macht ihn ungefähr 15 bis
16 Zoll (40 bis 44 cm) hoch. Im Inneren wird
er ebenso wie der Untersatz ausgekleidet. Der
Wind wird durch zwei Blasebälge, und zwar in
der unvollkommenen Weise, wie es in Fig. 24
dargestellt ist, erzeugt. Die Blasebälge be-
kommen eine geneigte Stellung, so dass der
Wind etwa die gegenüberliegende Kante des
Bodens trifft. Den Boden unter dem Ofen und den Bälgen macht
man aus Kohlenstübbe mit Schlacke vermischt und gräbt den
Tiegel (la poche) darin ein, doch setzt man ihn nicht direkt in das
Loch, sondern, um das spätere Aufheben und Ausgiessen zu erleichtern,
in einen eisernen Löffel, der aus einem Ring mit einem Stiel und
mehreren Bändern gebildet ist und einen Henkel hat (Fig. 25).
Die Form ist von Eisen, in diese münden die beiden Düsen der Blase-
bälge. Man macht rings um den Ofen einen erhöhten Kranz von
Stübbe, welcher die aus der Fuge zwischen Tiegel und Sturz aus-

1) Das Giessen mit diesen Öfen heisst fondre a la poche.

Die Eisengieſserei bis 1750.
Jedenfalls wird auch in der Folge daran kein Mangel sein. Am
besten gieſst man es erst zu dünnen Plättchen aus, die man besser
in gleiche Stückchen zerschlagen kann.

Was nun den Schmelzofen betrifft, so erinnert derselbe in der
Gestalt an einen kleinen Hochofen; aber er ist noch kleiner, als der,
den wir empfehlen wollen, und hat den Nachteil, daſs er bei jedem
Guſs umgestürzt und bei dem folgenden Guſs neu aufgebaut werden
muſs. Er besteht (Fig. 23) nämlich aus zwei Teilen, aus einer Art
von Tiegel [poche 1) genannt] und aus einem konischen Schacht (la

[Abbildung] Fig. 23.
manche), welchen man darauf setzt. Für den
Tiegel nimmt man oft einen alten eisernen
Topf, den man etwa 1½ Zoll mit sandigem
Lehm auskleidet. Will man ihn aber öfter be-
nutzen, so muſs man ihn mit gutem, feuerfestem
Thon auskleiden. Der Tiegel hat ebenso wie
der Schacht einen aufeinander passenden, halb-
kreisförmigen Ausschnitt, welcher die Form-
öffnung bildet. Den Schacht oder Sturz um-
kleidet man auch mit Eisen, wozu sich die
Gieſser zuweilen mehrerer alter Töpfe ohne
Böden bedienen, besser ist aber, ihn von Blech
zu machen. Man macht ihn ungefähr 15 bis
16 Zoll (40 bis 44 cm) hoch. Im Inneren wird
er ebenso wie der Untersatz ausgekleidet. Der
Wind wird durch zwei Blasebälge, und zwar in
der unvollkommenen Weise, wie es in Fig. 24
dargestellt ist, erzeugt. Die Blasebälge be-
kommen eine geneigte Stellung, so daſs der
Wind etwa die gegenüberliegende Kante des
Bodens trifft. Den Boden unter dem Ofen und den Bälgen macht
man aus Kohlenstübbe mit Schlacke vermischt und gräbt den
Tiegel (la poche) darin ein, doch setzt man ihn nicht direkt in das
Loch, sondern, um das spätere Aufheben und Ausgieſsen zu erleichtern,
in einen eisernen Löffel, der aus einem Ring mit einem Stiel und
mehreren Bändern gebildet ist und einen Henkel hat (Fig. 25).
Die Form ist von Eisen, in diese münden die beiden Düsen der Blase-
bälge. Man macht rings um den Ofen einen erhöhten Kranz von
Stübbe, welcher die aus der Fuge zwischen Tiegel und Sturz aus-

1) Das Gieſsen mit diesen Öfen heiſst fondre à la poche.
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[170/0184] Die Eisengieſserei bis 1750. Jedenfalls wird auch in der Folge daran kein Mangel sein. Am besten gieſst man es erst zu dünnen Plättchen aus, die man besser in gleiche Stückchen zerschlagen kann. Was nun den Schmelzofen betrifft, so erinnert derselbe in der Gestalt an einen kleinen Hochofen; aber er ist noch kleiner, als der, den wir empfehlen wollen, und hat den Nachteil, daſs er bei jedem Guſs umgestürzt und bei dem folgenden Guſs neu aufgebaut werden muſs. Er besteht (Fig. 23) nämlich aus zwei Teilen, aus einer Art von Tiegel [poche 1) genannt] und aus einem konischen Schacht (la [Abbildung Fig. 23.] manche), welchen man darauf setzt. Für den Tiegel nimmt man oft einen alten eisernen Topf, den man etwa 1½ Zoll mit sandigem Lehm auskleidet. Will man ihn aber öfter be- nutzen, so muſs man ihn mit gutem, feuerfestem Thon auskleiden. Der Tiegel hat ebenso wie der Schacht einen aufeinander passenden, halb- kreisförmigen Ausschnitt, welcher die Form- öffnung bildet. Den Schacht oder Sturz um- kleidet man auch mit Eisen, wozu sich die Gieſser zuweilen mehrerer alter Töpfe ohne Böden bedienen, besser ist aber, ihn von Blech zu machen. Man macht ihn ungefähr 15 bis 16 Zoll (40 bis 44 cm) hoch. Im Inneren wird er ebenso wie der Untersatz ausgekleidet. Der Wind wird durch zwei Blasebälge, und zwar in der unvollkommenen Weise, wie es in Fig. 24 dargestellt ist, erzeugt. Die Blasebälge be- kommen eine geneigte Stellung, so daſs der Wind etwa die gegenüberliegende Kante des Bodens trifft. Den Boden unter dem Ofen und den Bälgen macht man aus Kohlenstübbe mit Schlacke vermischt und gräbt den Tiegel (la poche) darin ein, doch setzt man ihn nicht direkt in das Loch, sondern, um das spätere Aufheben und Ausgieſsen zu erleichtern, in einen eisernen Löffel, der aus einem Ring mit einem Stiel und mehreren Bändern gebildet ist und einen Henkel hat (Fig. 25). Die Form ist von Eisen, in diese münden die beiden Düsen der Blase- bälge. Man macht rings um den Ofen einen erhöhten Kranz von Stübbe, welcher die aus der Fuge zwischen Tiegel und Sturz aus- 1) Das Gieſsen mit diesen Öfen heiſst fondre à la poche.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/184>, abgerufen am 23.11.2024.