davon wenigstens einen Zoll dick bedeckt (Fig. 27). Die beiden Teile sind durch eiserne Stäbe zusammen verankert. Statt den Ofen in den Boden einzugraben, macht Reaumur seinen Ofen so, dass er frei in der Luft an zwei Zapfen, welche in einem festen oder fahr- baren Gestell lagern (Fig. 28), hängt. Das Öfchen sieht aus wie ein aufgerichtetes Kanonenrohr. Durch diese Art der Aufhängung wird es möglich, durch Neigen des Ofens das flüssige Eisen durch das Abstichloch, welches sich der Formöffnung gegenüber befindet, abzu- lassen (Fig. 29), nachdem man zuvor, ehe man den Ofen neigt, Schlacke und Kohlen durch das geöffnete Stichloch herausgezogen hat. Es ist nicht nötig, den Schacht jedesmal abzuwerfen, und man kann ohne grossen Wärmeverlust das Einschmelzen sofort von neuem be- ginnen; man kann also, so zu sagen, einen kontinuierlichen Schmelz-
[Abbildung]
Fig. 28.
betrieb führen. Dieser Ofen hat einerseits grosse Verwandtschaft mit unseren Kupolöfen, anderer- seits erinnert er auch an unsere Bessemerbirne. Beide Ofenarten finden sich in Reaumurs Giess- ofen kombiniert. Die beträchtliche Kohlenersparnis bei diesen Öfen gegenüber den vorher beschriebenen ist einleuchtend.
Während man bei der vorbe- schriebenen Konstruktion das Eisen zu den Formen tragen muss, trägt man hier die Formen zu dem Ofen. Um das Eingiessen zu erleichtern, bedient man sich kleiner Einlauftrichter von gebranntem Thon. Fig. 28 zeigt das Öfchen während des Schmelzens, Fig. 29 (a. f. S.) während des Ausgiessens. Man kann diese Art Öfen auch grösser machen und sie dann mit zwei Blasebälgen betreiben. Doch eignen sich solche Öfen nur für grössere Gussstücke; für kleinere Ware wird das Aus- giessen zu beschwerlich, diese giesst man daher besser aus Tiegeln. Bei ganz grossen Stücken lässt man am besten das Metall durch Rinnen in die Formen laufen oder man bedient sich eiserner Giess- pfannen oder Löffel.
Die Giesser jener Zeit wendeten meist nur hölzerne Formkasten, Rahmen oder Laden an, die aussen durch einen Holzrahmen zusammen- geschraubt wurden. Reaumur empfiehlt sehr eiserne Formkasten,
Die Eisengieſserei bis 1750.
davon wenigstens einen Zoll dick bedeckt (Fig. 27). Die beiden Teile sind durch eiserne Stäbe zusammen verankert. Statt den Ofen in den Boden einzugraben, macht Reaumur seinen Ofen so, daſs er frei in der Luft an zwei Zapfen, welche in einem festen oder fahr- baren Gestell lagern (Fig. 28), hängt. Das Öfchen sieht aus wie ein aufgerichtetes Kanonenrohr. Durch diese Art der Aufhängung wird es möglich, durch Neigen des Ofens das flüssige Eisen durch das Abstichloch, welches sich der Formöffnung gegenüber befindet, abzu- lassen (Fig. 29), nachdem man zuvor, ehe man den Ofen neigt, Schlacke und Kohlen durch das geöffnete Stichloch herausgezogen hat. Es ist nicht nötig, den Schacht jedesmal abzuwerfen, und man kann ohne groſsen Wärmeverlust das Einschmelzen sofort von neuem be- ginnen; man kann also, so zu sagen, einen kontinuierlichen Schmelz-
[Abbildung]
Fig. 28.
betrieb führen. Dieser Ofen hat einerseits groſse Verwandtschaft mit unseren Kupolöfen, anderer- seits erinnert er auch an unsere Bessemerbirne. Beide Ofenarten finden sich in Reaumurs Gieſs- ofen kombiniert. Die beträchtliche Kohlenersparnis bei diesen Öfen gegenüber den vorher beschriebenen ist einleuchtend.
Während man bei der vorbe- schriebenen Konstruktion das Eisen zu den Formen tragen muſs, trägt man hier die Formen zu dem Ofen. Um das Eingieſsen zu erleichtern, bedient man sich kleiner Einlauftrichter von gebranntem Thon. Fig. 28 zeigt das Öfchen während des Schmelzens, Fig. 29 (a. f. S.) während des Ausgieſsens. Man kann diese Art Öfen auch gröſser machen und sie dann mit zwei Blasebälgen betreiben. Doch eignen sich solche Öfen nur für gröſsere Guſsstücke; für kleinere Ware wird das Aus- gieſsen zu beschwerlich, diese gieſst man daher besser aus Tiegeln. Bei ganz groſsen Stücken läſst man am besten das Metall durch Rinnen in die Formen laufen oder man bedient sich eiserner Gieſs- pfannen oder Löffel.
Die Gieſser jener Zeit wendeten meist nur hölzerne Formkasten, Rahmen oder Laden an, die auſsen durch einen Holzrahmen zusammen- geschraubt wurden. Reaumur empfiehlt sehr eiserne Formkasten,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0187"n="173"/><fwplace="top"type="header">Die Eisengieſserei bis 1750.</fw><lb/>
davon wenigstens einen Zoll dick bedeckt (Fig. 27). Die beiden<lb/>
Teile sind durch eiserne Stäbe zusammen verankert. Statt den Ofen<lb/>
in den Boden einzugraben, macht <hirendition="#g">Reaumur</hi> seinen Ofen so, daſs<lb/>
er frei in der Luft an zwei Zapfen, welche in einem festen oder fahr-<lb/>
baren Gestell lagern (Fig. 28), hängt. Das Öfchen sieht aus wie ein<lb/>
aufgerichtetes Kanonenrohr. Durch diese Art der Aufhängung wird<lb/>
es möglich, durch Neigen des Ofens das flüssige Eisen durch das<lb/>
Abstichloch, welches sich der Formöffnung gegenüber befindet, abzu-<lb/>
lassen (Fig. 29), nachdem man zuvor, ehe man den Ofen neigt,<lb/>
Schlacke und Kohlen durch das geöffnete Stichloch herausgezogen hat.<lb/>
Es ist nicht nötig, den Schacht jedesmal abzuwerfen, und man kann<lb/>
ohne groſsen Wärmeverlust das Einschmelzen sofort von neuem be-<lb/>
ginnen; man kann also, so zu sagen, einen kontinuierlichen Schmelz-<lb/><figure><head>Fig. 28.</head></figure><lb/>
betrieb führen. Dieser Ofen hat<lb/>
einerseits groſse Verwandtschaft<lb/>
mit unseren Kupolöfen, anderer-<lb/>
seits erinnert er auch an unsere<lb/>
Bessemerbirne. Beide Ofenarten<lb/>
finden sich in <hirendition="#g">Reaumurs</hi> Gieſs-<lb/>
ofen kombiniert. Die beträchtliche<lb/>
Kohlenersparnis bei diesen Öfen<lb/>
gegenüber den vorher beschriebenen<lb/>
ist einleuchtend.</p><lb/><p>Während man bei der vorbe-<lb/>
schriebenen Konstruktion das Eisen<lb/>
zu den Formen tragen muſs, trägt<lb/>
man hier die Formen zu dem Ofen.<lb/>
Um das Eingieſsen zu erleichtern,<lb/>
bedient man sich kleiner Einlauftrichter von gebranntem Thon. Fig. 28<lb/>
zeigt das Öfchen während des Schmelzens, Fig. 29 (a. f. S.) während<lb/>
des Ausgieſsens. Man kann diese Art Öfen auch gröſser machen und<lb/>
sie dann mit zwei Blasebälgen betreiben. Doch eignen sich solche<lb/>
Öfen nur für gröſsere Guſsstücke; für kleinere Ware wird das Aus-<lb/>
gieſsen zu beschwerlich, diese gieſst man daher besser aus Tiegeln.<lb/>
Bei ganz groſsen Stücken läſst man am besten das Metall durch<lb/>
Rinnen in die Formen laufen oder man bedient sich eiserner Gieſs-<lb/>
pfannen oder Löffel.</p><lb/><p>Die Gieſser jener Zeit wendeten meist nur hölzerne Formkasten,<lb/>
Rahmen oder Laden an, die auſsen durch einen Holzrahmen zusammen-<lb/>
geschraubt wurden. <hirendition="#g">Reaumur</hi> empfiehlt sehr <hirendition="#g">eiserne Formkasten</hi>,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[173/0187]
Die Eisengieſserei bis 1750.
davon wenigstens einen Zoll dick bedeckt (Fig. 27). Die beiden
Teile sind durch eiserne Stäbe zusammen verankert. Statt den Ofen
in den Boden einzugraben, macht Reaumur seinen Ofen so, daſs
er frei in der Luft an zwei Zapfen, welche in einem festen oder fahr-
baren Gestell lagern (Fig. 28), hängt. Das Öfchen sieht aus wie ein
aufgerichtetes Kanonenrohr. Durch diese Art der Aufhängung wird
es möglich, durch Neigen des Ofens das flüssige Eisen durch das
Abstichloch, welches sich der Formöffnung gegenüber befindet, abzu-
lassen (Fig. 29), nachdem man zuvor, ehe man den Ofen neigt,
Schlacke und Kohlen durch das geöffnete Stichloch herausgezogen hat.
Es ist nicht nötig, den Schacht jedesmal abzuwerfen, und man kann
ohne groſsen Wärmeverlust das Einschmelzen sofort von neuem be-
ginnen; man kann also, so zu sagen, einen kontinuierlichen Schmelz-
[Abbildung Fig. 28.]
betrieb führen. Dieser Ofen hat
einerseits groſse Verwandtschaft
mit unseren Kupolöfen, anderer-
seits erinnert er auch an unsere
Bessemerbirne. Beide Ofenarten
finden sich in Reaumurs Gieſs-
ofen kombiniert. Die beträchtliche
Kohlenersparnis bei diesen Öfen
gegenüber den vorher beschriebenen
ist einleuchtend.
Während man bei der vorbe-
schriebenen Konstruktion das Eisen
zu den Formen tragen muſs, trägt
man hier die Formen zu dem Ofen.
Um das Eingieſsen zu erleichtern,
bedient man sich kleiner Einlauftrichter von gebranntem Thon. Fig. 28
zeigt das Öfchen während des Schmelzens, Fig. 29 (a. f. S.) während
des Ausgieſsens. Man kann diese Art Öfen auch gröſser machen und
sie dann mit zwei Blasebälgen betreiben. Doch eignen sich solche
Öfen nur für gröſsere Guſsstücke; für kleinere Ware wird das Aus-
gieſsen zu beschwerlich, diese gieſst man daher besser aus Tiegeln.
Bei ganz groſsen Stücken läſst man am besten das Metall durch
Rinnen in die Formen laufen oder man bedient sich eiserner Gieſs-
pfannen oder Löffel.
Die Gieſser jener Zeit wendeten meist nur hölzerne Formkasten,
Rahmen oder Laden an, die auſsen durch einen Holzrahmen zusammen-
geschraubt wurden. Reaumur empfiehlt sehr eiserne Formkasten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/187>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.