und bildete zunächst die Grundlage für die englische Gärbstahl- bereitung; später wurde sie auch die Grundlage der Gussstahlfabri- kation, die aus ihr entstanden ist. Die Fabrikation des schmiedbaren Gusses verschwand, nachdem die Versuche in Frankreich ungünstig verlaufen waren, lange Zeit ganz, um erst gegen Ende des Jahr- hunderts in England von neuem und mit besserem Erfolg wieder aufgenommen zu werden.
Hatte Reaumur der Eisenhüttenkunde durch das wissenschaft- liche Experiment ihre Grundlage gegeben, so führte ein anderer hervorragender Gelehrter des vorigen Jahrhunderts, der Schwede Emanuel Swedenborg, eine andere Methode, die der Ver- gleichung ein, welche die Grenzen der Hüttenkunde erweiterte und Übersichtlichkeit über die mannigfachen einzelnen Prozesse bewirkte. Ihm verdanken wir in seinem vortrefflichen Buche "De Ferro" die erste Eisenhüttenkunde. Dieselbe ist wesentlich historisch und beschreibend, indem darin die schwedischen Hüttenprozesse möglichst objektiv, so wie sie damals ausgeführt wurden, geschildert werden und hieran kürzere Darstellungen der gleichartigen Prozesse, wie sie der Ver- fasser auf seinen Reisen im Auslande kennen gelernt hat, zur Ver- gleichung angereiht werden. Auch diese Methode ist in hohem Grade fruchtbringend geworden und hat bereits im vorigen Jahrhundert eine reichhaltige Litteratur erzeugt.
Die Verbindung dieser praktischen Kenntnis der Hüttenprozesse mit der Theorie, wie sie das Experiment und die chemische und physikalische Wissenschaft geschaffen hatte, führte dann in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zur systematischen Eisen- hüttenkunde, welche ihre vortrefflichste Behandlung in Swen Rin- mans "Geschichte des Eisens" gefunden hat.
Unabhängig von diesen theoretischen und litterarischen Arbeiten entwickelte sich die Eisenindustrie in England auf empirischem Boden Schritt für Schritt und zeitigte die wichtigsten Erfindungen. Die Not war hier Lehrmeisterin; denn während der Bedarf an Eisen in Eng- land namentlich durch den Aufschwung der Schiffahrt von Jahr zu Jahr wuchs, nahm der Holzreichtum, welcher bis dahin das Brenn- material für die Eisenindustrie geliefert hatte von Jahr zu Jahr ab. Steinkohle als Ersatz für Holz und Holzkohle mit Erfolg zu verwenden, war aber trotz vieler Versuche bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts nicht gelungen. Erst diesem war es vor- behalten, die Lösung dieser wichtigen Frage zu finden. Nach langen Anstrengungen vermochte endlich Abraham Darby, das
Einleitung.
und bildete zunächst die Grundlage für die englische Gärbstahl- bereitung; später wurde sie auch die Grundlage der Guſsstahlfabri- kation, die aus ihr entstanden ist. Die Fabrikation des schmiedbaren Gusses verschwand, nachdem die Versuche in Frankreich ungünstig verlaufen waren, lange Zeit ganz, um erst gegen Ende des Jahr- hunderts in England von neuem und mit besserem Erfolg wieder aufgenommen zu werden.
Hatte Reaumur der Eisenhüttenkunde durch das wissenschaft- liche Experiment ihre Grundlage gegeben, so führte ein anderer hervorragender Gelehrter des vorigen Jahrhunderts, der Schwede Emanuel Swedenborg, eine andere Methode, die der Ver- gleichung ein, welche die Grenzen der Hüttenkunde erweiterte und Übersichtlichkeit über die mannigfachen einzelnen Prozesse bewirkte. Ihm verdanken wir in seinem vortrefflichen Buche „De Ferro“ die erste Eisenhüttenkunde. Dieselbe ist wesentlich historisch und beschreibend, indem darin die schwedischen Hüttenprozesse möglichst objektiv, so wie sie damals ausgeführt wurden, geschildert werden und hieran kürzere Darstellungen der gleichartigen Prozesse, wie sie der Ver- fasser auf seinen Reisen im Auslande kennen gelernt hat, zur Ver- gleichung angereiht werden. Auch diese Methode ist in hohem Grade fruchtbringend geworden und hat bereits im vorigen Jahrhundert eine reichhaltige Litteratur erzeugt.
Die Verbindung dieser praktischen Kenntnis der Hüttenprozesse mit der Theorie, wie sie das Experiment und die chemische und physikalische Wissenschaft geschaffen hatte, führte dann in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zur systematischen Eisen- hüttenkunde, welche ihre vortrefflichste Behandlung in Swen Rin- mans „Geschichte des Eisens“ gefunden hat.
Unabhängig von diesen theoretischen und litterarischen Arbeiten entwickelte sich die Eisenindustrie in England auf empirischem Boden Schritt für Schritt und zeitigte die wichtigsten Erfindungen. Die Not war hier Lehrmeisterin; denn während der Bedarf an Eisen in Eng- land namentlich durch den Aufschwung der Schiffahrt von Jahr zu Jahr wuchs, nahm der Holzreichtum, welcher bis dahin das Brenn- material für die Eisenindustrie geliefert hatte von Jahr zu Jahr ab. Steinkohle als Ersatz für Holz und Holzkohle mit Erfolg zu verwenden, war aber trotz vieler Versuche bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts nicht gelungen. Erst diesem war es vor- behalten, die Lösung dieser wichtigen Frage zu finden. Nach langen Anstrengungen vermochte endlich Abraham Darby, das
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[7/0021]
Einleitung.
und bildete zunächst die Grundlage für die englische Gärbstahl-
bereitung; später wurde sie auch die Grundlage der Guſsstahlfabri-
kation, die aus ihr entstanden ist. Die Fabrikation des schmiedbaren
Gusses verschwand, nachdem die Versuche in Frankreich ungünstig
verlaufen waren, lange Zeit ganz, um erst gegen Ende des Jahr-
hunderts in England von neuem und mit besserem Erfolg wieder
aufgenommen zu werden.
Hatte Reaumur der Eisenhüttenkunde durch das wissenschaft-
liche Experiment ihre Grundlage gegeben, so führte ein anderer
hervorragender Gelehrter des vorigen Jahrhunderts, der Schwede
Emanuel Swedenborg, eine andere Methode, die der Ver-
gleichung ein, welche die Grenzen der Hüttenkunde erweiterte und
Übersichtlichkeit über die mannigfachen einzelnen Prozesse bewirkte.
Ihm verdanken wir in seinem vortrefflichen Buche „De Ferro“ die erste
Eisenhüttenkunde. Dieselbe ist wesentlich historisch und beschreibend,
indem darin die schwedischen Hüttenprozesse möglichst objektiv, so
wie sie damals ausgeführt wurden, geschildert werden und hieran
kürzere Darstellungen der gleichartigen Prozesse, wie sie der Ver-
fasser auf seinen Reisen im Auslande kennen gelernt hat, zur Ver-
gleichung angereiht werden. Auch diese Methode ist in hohem Grade
fruchtbringend geworden und hat bereits im vorigen Jahrhundert
eine reichhaltige Litteratur erzeugt.
Die Verbindung dieser praktischen Kenntnis der Hüttenprozesse
mit der Theorie, wie sie das Experiment und die chemische und
physikalische Wissenschaft geschaffen hatte, führte dann in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zur systematischen Eisen-
hüttenkunde, welche ihre vortrefflichste Behandlung in Swen Rin-
mans „Geschichte des Eisens“ gefunden hat.
Unabhängig von diesen theoretischen und litterarischen Arbeiten
entwickelte sich die Eisenindustrie in England auf empirischem Boden
Schritt für Schritt und zeitigte die wichtigsten Erfindungen. Die Not
war hier Lehrmeisterin; denn während der Bedarf an Eisen in Eng-
land namentlich durch den Aufschwung der Schiffahrt von Jahr zu
Jahr wuchs, nahm der Holzreichtum, welcher bis dahin das Brenn-
material für die Eisenindustrie geliefert hatte von Jahr zu Jahr
ab. Steinkohle als Ersatz für Holz und Holzkohle mit Erfolg
zu verwenden, war aber trotz vieler Versuche bis zum Anfang
des 18. Jahrhunderts nicht gelungen. Erst diesem war es vor-
behalten, die Lösung dieser wichtigen Frage zu finden. Nach
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/21>, abgerufen am 21.11.2024.
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